STUSS
     MUND

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28.09.18 25.09.18 22.09.18 19.09.18 16.09.18 13.09.18 10.09.18 07.09.18 04.09.18 01.09.18
SCHMOLL ZINSEN.

Nun gibt es den demokrakelischen Wechsel zwar für omsere negierenden Streitgruppen, laber für den Wechsel irrer Omführer gibt es nur den feewalttätigen Omsturz. Macht wird geklammert, mehr den jede Wahnspange, laber pestendlich ist irgendwann immer Schluss. Spielleicht ist für die Spitze rausch nur geeignet, wer den Willen zum Königsmord hat, denn Skrupel können ja leicht sehr hinderlich sein. Hinderungsgründe gibt es sowieso spinner und Zinkertüren mehr als genug. Nun führt Scherzsucht leicht zu Lachkrämpfen und wer nicht schitlacht wird fragenlos rauschgelacht. Sonderbährauschtragte kümmern sich om die Schmolllateralschäden und wer den Schaden hat, muss für den Spott ja sowieso nicht sorgen. Trashechte Trüberlesungskünstler ziehen einen geheimen Spottplan aus der Schublade und sorgen für neue Quatschsalven, bis das hohle Haus aus lallen Nähten platzt.

Parallel dazu liefen immer noch die Vorbereitungen für die Ausstellung in der Sauerkrautfabrik. Inspiriert durch die Kamera von Andreas M., Pauls Schrottplatz, den Erfahrungen im nächtlichen Übungsraum und meinen Ausflügen durch die herbstliche Feldmark, machte ich der Band den Vorschlag, einen Film mit dem Titel, „Die Anrufung der heiligen Pilze“ zu drehen. Beim nächsten Vollmond würden wir auf Pauls Schrottplatz Musik machen und Pilze dazu essen. Marie, Fibi und Deborah waren durchaus angetan von der Idee, die Frage ob wir wirklich Pilze essen würden blieb offen, aber als Arbeitstitel stand „Die Anrufung der heiligen Pilze“ erst mal fest. Ich schlug vor zwei Tage für unsere Aktion zu veranschlagen. Am ersten Tag wollten wir aus dem wilden Sammelsurium ausrangierter Gegenstände auf Pauls Schrottplatz eine Kulisse arrangieren, innerhalb derer wir dann am zweiten Tag, auf Pilz oder auch nicht musizieren würden. Paul war grundsätzlich offen für Ideen aller Art und sagte sofort zu, er bot uns an auf seinem Hof zu übernachten und uns bei der Zusammenstellung des Sets zur Hand zu gehen. Andreas M. war auch sofort bereit den Kameramann zu machen und unsere Aktion zu filmen. Deborahs Liebhaber bot uns ebenfalls seine Hilfe an, wir mussten schließlich eine Menge Equipment transportieren und er übernahm einen Teil davon. In einem türkischen Ramschladen, der auch Second Hand Klamotten im Sortiment hatte, kaufte ich mir einen bodenlangen Morgenmantel aus schwerem, glänzend schwarzem Stoff, der mit roten Blumen bedruckt war. Das aufwendige Teil war tailliert, von oben bis unten durchgeknöpft und erinnerte mich ein bisschen an einen Zaubermantel. Um damit auf der Straße herum zu laufen war er mir etwas zu auffällig, aber für die Filmaktion auf dem Schrottplatz genau richtig. Am Tag des Aufbruchs stritten Deborah und ihr Liebhaber sich so heftig, dass wir erst am nächsten Tag starten konnten. Mächtig unter Zeitdruck kamen wir am folgenden Tag um die Mittagszeit auf Pauls Schrottplatz an und begannen sofort mit dem Aufbau des Filmsets. Paul und ein befreundeter Schrottsammler Namens Harald halfen uns dabei. Den ganzen Nachmittag über schleppten wir etliche ausrangierte Kühlschränke, Fernseher, Waschmaschinen, eine Stehlampe mit barockem Schirm, Spiegel jeder Größe, einem mit Plüsch bezogenen und Troddeln verzierten Hocker, ein röhrender Hirsch Kitschgemälde, möglichst bizarre Motorenteile und diverse andere Teile, stapelten sie teilweise übereinander und arrangierten sie im Halbkreis. Zwischen ein paar Stangen spannte ich mehrere Leinen und dann beschäftigte ich mich damit einen Tasche voller ausrangierter Unterhosen, von denen ich mich nicht hatte trennen können, in Streifen zu zerreißen, die ich an die Leinen knotete, wo sie wie Gebetsfähnchen im Wind flatterten. Mittlerweile war auch Andreas M eingetroffen und machte erste Aufnahmen von den Vorbereitungen. Deborahs Liebhaber baute das Schlagzeug auf und die Verstärkeranlagen für mein Mikrophon, den Bass und die Gitarre. Außerdem hatten wir noch ein paar Rasseln und andere kleinere Perkussionteile dabei. Paul, der Ian Anderson von Jethro Tull sehr verehrte spielte zur Einstimmung schon mal ein bisschen auf seiner Querflöte. Ich bat Paul um ein Lagerfeuer vorm Halbkreis unserer Schrottinstallation und dann gingen wir duschen. Während Paul und Harald sich um das Feuer kümmerten machten wir uns frisch und aßen ein paar Pilze.

Punkte kann man nicht planen.

TRASH TAG.

Das Wissen mutierte zu einem Golem, der sich schon lange verselbstständigt hat und was aus dem Wissen geschaffen wurde, überfordert uns alle schon lange und ist in Teilen auch entsetzlich zerstörerisch. Parallel dazu ging, seit der Entstehung der ersten Massengesellschaften, die Wertschätzung des Individuums immer mehr verloren und je mehr das einzelne Individuum an Bedeutung verlor, umso mehr drängte sich paradoxerweise der Individualismus in den Vordergrund. Die Kinder der Ackerbauern zogen hinaus in die Welt, nicht um sie zu entdecken, denn was seit Anbeginn ist, muss nicht entdeckt werden, sondern um sie zu erobern und was sie entdeckten rechneten sie sofort um, in ökonomischen Erfolg. Schon die Römer wollten ganz Gallien nicht nur zivilisieren, sondern in erster Linie ausbeuten. Wald, nicht als Kosmos unendlich vieler Lebewesen und Lebensformen, sondern als verkaufbare Kubikmeter Holz. Ozeane voller Fische, mittlerweile leergefischt, Raubbau, Sklaverei, unendliches Elend von Menschen und Tieren, Folter, Mord und am Ende Gewinnausschüttung.

Zurück in Hamburg traf ich mich mit meiner Band. Marie, meine Mitbewohnerin, Deborah, Fibi und ich machten seit einer Zeit zusammen Musik. Ein paar befreundete Jungs, die schon seit längerer Zeit dabei waren, hatten uns ihren Übungsraum an der Großen Freiheit zur Verfügung gestellt. Wir konnten den Raum nach Mitternacht, wenn sie ihn nicht mehr benötigten, unentgeltlich nutzen. Durch das nächtliche St. Pauli zogen wir runter zur Reeperbahn. Zwischen Pferdemarkt und Simon von Utrecht Straße war es ziemlich ruhig, ein paar türkische Imbisse ragten wie Landmarken aus der Dunkelheit, aber ansonsten war kaum etwas los. Hinter der Simon von Utrecht Straße machte sich dann langsam der Amüsierbetrieb bemerkbar. Kurz vorm Grünspan bogen wir links ab in einen größeren Gewerbehof, unter dessen Gebäuden sich ein weitläufige Labyrinth mit etlichen Übungsräumen befand. Direkt nebenan war eine etwas dubiose Autowerkstatt untergebracht, in der an äußerst auffälligen Sportwagen und Oberklasse Modellen herum geschraubt wurde. Die Spezialität des Betriebs waren Lackierarbeiten. Unser Raum war richtig groß und recht komfortabel ausgestattet, gegenüber der Probebühne, einem aus alten Paletten improvisierten Podest, befand sich eine gemütliche Sitzecke, in der auf einem alten Perserteppich zwei betagte Sofas und mehrere Sessel um einen Nierentisch gruppiert waren. Das Gelbe vom Ei aber waren das Schlagzeug und etliche Instrumente, die wir auch benutzen durften. Deborah war die einzige von uns, die sich halbwegs professionell mit Musik beschäftigte, sie spielte Schlagzeug in einer Band und ihr großes Vorbild war Moe Tucker. Allerdings stand sie noch ganz am Anfang ihrer Kariere, als ich mir für der Kohl Text einen Reggae Rhythmus wünschte, musste sie passen. Marie brachte meistens ihren eigenen Bass mit, den sie aber mehr aus dekorativen Gründen besaß. Fibi testete sämtliche vorhandenen Instrumente durch und ich konnte endlich laut mit meinen eigenen Texten sein. Meistens probten wir bis in die frühen Morgenstunden und wenn wir dann zwischen fünf und sechs Uhr wieder Richtung Pferdemarkt zogen, waren die Straßen fast Menschen leer. Wir gingen wie auf Wolken, ein paar Autos rasten vorbei und an der Bushaltestelle stiegen die ersten Leute auf dem Weg zur Arbeit aus. Ganz professionell machten wir Aufnahmen von unseren Experimenten, die ich mir zu hause gründlich anhörte und gerne unseren Freunden vorführte. Mein alter Kater Robert reagierte manchmal etwas irritiert, wenn er den infernalischen Krach aus dem Übungsraum hörte, aber im Großen und Ganzen ließ er sich davon nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Eines Nachts rauchten wir ein paar Pilze, Fibi unterstützte Deborah an einem zweiten Schlagzeug und ich schrie den Höllentext aus Leibeskräften ins Mikrophon. Irgendwann erschien ein leicht verstörter junger Mann an der Tür zum Übungsraum, wahrscheinlich hatte er nicht mit vier Frauen gerechnet und bat uns darum etwas leiser zu sein, er probte mit seiner Gruppe ein paar Räume weiter und offensichtlich waren wir bis dort hin zu hören. Wir brachten es bis zu einem Auftritt, als Vorgruppe, beim Sommerfest im Garten der Magarete und auf Tommys Geburtstagsparty traten wir mit einem selbstverfassten, A Cappella mäßig vorgetragenem Tommy Text auf, dessen Refrain lautete „Oh Tommy, Tommy, Tommy“. Tommy war sehr geschmeichelt und revanchierte sich mit zwei selbst zusammen gestellten Kassetten, die Robert erheblich lieber hörte als die Stücke aus dem Übungsraum.

Nach dem Sturm ist auch keine Ruhe.

BUH TANTEN.

Schitlerweile gleicht trash agieren omserer schalkernarrtieflosen Negierung quer reimen Fang den Hut Spiel, flenn reimen feeordnetem Strategie. Nun ist Reagieren laber nicht Regieren und eine Regierung die nur reagiert, hat keine Strategie. Wer nicht mehr weiter weiß, bringt eine Quote ins Spiel und om Ouoten kann fun sick dann trefflich streiten. Lalldieweil geht der feesellschaftliche Schumsammenhalt vor die Hunde, die immer lauter bellen und am Ende verschwindet der Fuchs im dunklen Wald. So betrügt der Igel den Hasen fun munter weiter und das mit der Henne und dem Ei bleibt eselsfalls omgeklärt. Klare Kante gibt es sowieso nur in der Werbung und die lügt omgebremst das Blaue vom Himmel, bis die Schalkwetterfront vorüber zieht. Dunnerweise kommt das Schiefdruckgebiet durch die Zinkertür schmurück, denn fromm schön reden wird die Wirklichkeit würglich nicht schöner.

Rollo und Axel, die zu hause geblieben waren, hatten in der Scheue aufgeräumt, jedenfalls behaupteten sie das, auch wenn die Scheune nicht unbedingt ordentlicher rüber kam. Wir verteilten uns im ganzen Haus, Olaf brachte den großen Holzofen in der Küche in Gang, der das Anwesen samt Obergeschoss beheizte und außerdem Warmwasser produzierte, ein paar Gäste hatten den Wunsch geäußert, die Badewanne zu benutzen. In der Küche warf der Toaster eine Scheibe nach der anderen aus und die Scheiben verschwanden fast genauso schnell in etlichen gierigen Mündern, wie sie getoastet worden waren. Irgendjemand hatte die Idee einen Kuchen zu backen, denn ich der Küche stand ein bis oben mit Äpfeln gefüllter Korb. Im Esszimmer gab es eine Auseinandersetzung über die musikalische Begleitung der etwas unstrukturierten Aktivitäten. Auf der Innendiele übten sich ein paar Gäste im Ausdruckstanz. Als Janni mit einem ganzen Karton voller Mars, Milky Way, Snickers unf Hanuta in der Küche auf tauchte, gab es Riesen Hallo und die Stimmung stieg noch einmal. Völlig ungerührt kam der schwarze Hauskater in die Küche, stolzierte mit steil erhobenem Schwanz an mehreren ziemlich großen Hunden vorbei und ließ sich sein Futter servieren. Danach rollte er sich auf einem Stuhl zusammen. Kein Hund kam auch nur im Entferntesten auf die Idee sich dem Kater zu nähern. Schnell gingen die Getränke zur Neige und ein Abordnung halbwegs ansprechbarer Gäste wurde zum Nachbarshop, der sich praktischerweise im Haus nebenan befand, rüber geschickt. Dieser Vorgang wiederholte sich im Laufe der Nacht mehrfach, bis auch dem Nachbarshop die Getränke ausgegangen waren. Rollo und Axel, die es immer noch in der Scheune schöner fanden als im Haus, hatten in einer großen Kiste ein transportables Erdrohr gebaut, mit dem sie etliche Gäste Schach matt setzten. Im Zimmer meines Bruders war es etwas ruhiger, bei Kerzenschein lagerten wir auf dem Podest im Erker und hörten Pink Floyd. Mein Bruder prunkte mit seinem Expertenwissen und erging sich in weitschweifigen und sehr detaillierten Erklärungen über die Geschichte der Band und die Bedeutung der Texte. Durch die hohen Erkerfenster winkte der nächtliche Kosmos von draußen rein und hinter der Tür zur Innendiele tobte das Chaos. Mit einem Daumennagel großen Kartendeck spielten wir mit wachsender Begeisterung Skat. Immer wieder ging eine Karte verloren und wir krochen auf dem Podest herum, um die fehlende Karte zu finden. Ab und an schneite jemand durch die Tür zur Innendiele herein, aber den meisten Eindringlingen war die Stimmung dann doch entschieden zu ruhig und sie zogen sich ganz schnell wieder zurück. Irgendwann stützten Hinne und Olaf in den psychedelichen Traum, oben vorm Badezimmer gab es Ärger, die Tür war von innen geschlossen und die Partner zweier vermisster Partygäste fühlten sich von der Badeorgie ausgeschlossen. Mit strategischem Geschick bugsierten mein Bruder und Olaf die beiden Ausgeschlossenen Partner von Tür weg und in die Küche, wo sie sofort umfassend betüdelt wurden. Dann stand mein Bruder vor der Badezimmertür und redete mit Engelszungen auf die Badefreunde hinter der Tür ein. Es dauerte ziemlich lange bis die Tür wieder aufging und fortan steckte kein Schlüssel mehr in der Badezimmertür. Ich stärkte mich noch mit etwas Apfelkuchen ähnlichem und dann ging nach draußen hinter die Scheune und sah der Sonne beim Aufgehen über den Nebel verhangenen Marschwiesen zu.

Aus Mücken kann man Elefanten machen, aber aus Elefanten keine Mücken.

PHRASEN TEE.

Trash hoch gelobt nicht von hoch loben kommt, geigt sick fieser Tage mal wieder deutlich und wer om die Spitze will, muss pestendlich nur genug nerven, sofern der Weg arsch unten scherzsperrt ist. Motzdem Oben wie Unten ist, ist es unten noch lange nicht so wie oben und wer unten ist, möchte lieber oben sein. Spinn lallgemeinen ist Oberwasser ja auch bähkömmlicher, als unter Wasser, da hilft auch keine Prasserschutzpolizei mehr. Wer jedoch die bang versmisste Ordnung sucht, braucht nicht unterm Sofa nachzuschauen, denn da ist sie bähstimmt nicht. Nun ist Ordnung laber rausch nicht immer in Ordnung und trübergeordnete Ordnungsfaktoren trüben den Blick. Ob Ordnung würglich schmu halten ist, wurde bisher nicht bähwiesen und das, dass halbe Leben ist Ordnung auch nicht, was durchaus in Ordnung geht. So ist denn des einen Ordnung, des anderen Omordnung, ein Fall für die Ordnungspolizei.

In der Zwischenzeit war der Gang noch länger und noch verwinkelter geworden und außerdem unterlag seine Breite merkwürdigen Schwankungen. Schnurrbärtig und schurkisch grinste Clark Gable mich an und seine Ohren wurden immer größer, bis er fast wie Ganesha mit Schnurrbart aussah. Dem zum indischen Elefantengott mutierten, öligen Südstaaten Hasardeur kaum entkommen, landete ich vor einer verschmachtenden Greta Garbo, gefolgt von Marlenes Langbeinigem Auftritt als blauer Engel. Marlene und der ihr verfallene Professor wurden von den jungen Wilden abgelöst. James Dean, mit malerisch im Mundwinkel hängender Zigarette und Marlon Brando mit Schiebermütze und Motorrad. Hinter der nächsten Ecke lauerten schon die Taylor als Kleopatra und ihr zweimal geheirateter Richard. So hangelte ich mich durch die Filmgeschichte, bis ich endlich wieder vor der Tür zum Kinosaal stand. Ich erklomm die Treppe und sofort zog mich das magische Geschehen auf der Leinwand wieder in seinen Bann. Rechts und links schwammen immer noch kleine Monde mit Augen, die aber glücklicherweise fast alle zur Leinwand gerichtet waren und mich nicht von meinem Weg den Hügel hinab, bis zur ersten Reihe ablenken konnten. Meine Sitznachbarn freuten sich mich wieder zu sehen, anscheinend hatte man mich schon vermisst. Das Publikum ließ sich nicht lumpen und zog die ganze Show ab, ein paar entsprechend kostümierte Gäste warfen an den passenden Stellen mit Konfetti, es wurde lauthals mit gesungen und irgendwie gelang es auch, ein Motorrad in den Kinosaal zu bugsieren. Die Rückfahrt zum Hof verlief komplett chaotisch. Ich landete auf dem Beifahrersitz eines Strich Achters, der von einer jungen Frau gesteuert wurde die ich kaum kannte, was aber völlig egal war. Wir verstanden uns auf Anhieb und mussten erst mal mächtig lachen, immer noch war alles irrsinnig komisch. Dann beschlossen wir, es den Typen die schon vorgefahren waren, gründlich zu zeigen. Meine Chauffeurin startete flott und die nächtliche Stadtkulisse flog an uns vorbei. Hinter der ehrwürdigen Auguste Victoria Schule, wurde es dunkler und auf der Kurven reichen Strecke unten am Geesthang, vom Stadtausgang bis zur Breitenburger Fähre, kam ich mir vor wie auf einer Carrera Rennbahn. Rasant folgten wir dem weiß leuchtenden Mittelstreifen, links rauschte der Wald vorbei, rechst geisterten Bodennebel über die tiefer liegenden Marschwiesen und ich hatte das Gefühl nur ein paar Zentimeter über der Straße zu sitzen. Kurz hinter der Breitenburger Fähre bogen wir links ab, hier war die Straße kaum noch kurvig und die Bodennebel krochen mittlerweile über die Fahrbahn. Meine Chauffeurin ging vom Gaspedal und wir gondelten weiter durch die Nebelschwaden. Direkt vor uns materialisierte sich ein Igel auf der Fahrbahn. Wir hielten sofort an und ich stieg aus, um den Igel in Sicherheit zu bringen. Im Scheinwerferlicht schwirrten Myriaden von Insekten, ich wickelte die stachelige, kleine Kugel in ein Badelacken und trug den Igel ein Stück vom Straßenrand weg. Dann machten wir erst mal Pause, Im Inneren eines Strich Achters ist es recht komfortabel, dass Handschuhfach ist von innen beleuchtet und die Klappe eine wunderbare Arbeitsfläche. Wir hörten Musik, rauchten, Nachtfalter taumelten vorbei, Mäuse liefen über die Straße und der Igel ließ sich glücklicherweise nicht mehr blicken. Als wir auf dem Hof ankamen war die Party schon voll in Gang.

Stürme bleiben besser im Wasserglas.

WAHN STREIK.

Von der Schöpfung zur Wertschöpfung war es ein langer Weg. Schon unsere Vorfahren aus der Steinzeit, der grauen Vorzeit, schufen grandiose Höhlenmalereien, weswegen ich lieber von den Versfahrenden der Reimzeit, der grünen Verszeit spreche. Das ging über Jahrzehntausende gut. Sie waren Jäger und Sammler und einige von ihnen lehnten es ab, dass Antlitz von Gaia, unser aller Mutter, der Erde, auf zu ritzen, denn sie wollten ihre Mutter nicht verwunden, nicht schänden. Ackerbau war für sie ein Frevel und sie verachteten die Frevler und nahmen nur was ihre Mutter ihnen schenkte. Sie lebten in kleinen Gruppen und der Wert eines jeden Individuums war groß. Ihr Wissen speicherten sie in Mythen und Legenden, in opulenten Höhlenmalereien und in Liedern, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurden. Mit dem Individuum das starb, starb alles Wissen, dass nicht vorm Tod des Individuums weiter gegeben worden war. Auf dem Gebiet des heutigen Mazedoniens wurden vergrabene Gold und Silberschätze gefunden, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Zuge religiöser Rituale, der Erde, aus der sie genommen, geraubt wurden, zurück gegeben wurden. Der Abbau von Erzen, Edelsteinen, Salz und seltenen Erden, Kohle und Öl hinterlässt besonders hässliche Spuren auf dem Gesicht von Mutter Erde. Mit der Erfindung der Schrift mehrte sich das Wissen unaufhörlich und mit der Erfindung des Ackerbaus vermehrten sich die Menschen unaufhörlich. Die Erde war kein Garten Eden mehr.

Trotzdem das Geschehen auf der Leinwand schon fast hypnotisch wirkte, konnte ich mich der Unruhe, die in meinem Umfeld herrschte, nicht vollständig entziehen. Es raschelte und knisterte weiter, auffällig laute und heftige Atemgeräusche durchschnitten die Luft, unterdrücktes Stöhnen und ungeniertes Lachen konkurrierten miteinander und ständig stand jemand auf und musste zur Toilette. Das Bedürfnis wirkte ansteckend, ich erhob mich ebenfalls aus den Tiefen meines Kinosessels und als ich mich umdrehte, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Hinter meinen Rücken war der Saal riesig groß geworden, zwischen den Sitzreihen zog sich ein immer höher ansteigender Weg entlang, an dessen Ende sich eine Tür befinden musste, die zu den Sanitärräumen führte. Parallel dazu waren meine Beine unglaublich lang geworden und mit diesen federnden Gliedmaßen machte ich mich auf den Weg. Immer wieder blieb mein Blick an den staunend zur Leinwand gerichteten Gesichtern hängen, wie kleine, weiße Monde mit Augen bevölkerten sie den Kinosaal. Irgendwann erreichte ich das Ende des Hügels und fand mich oberhalb einer Treppe wieder. Kleine Pfeile wiesen den Weg zu den Toiletten, der um mehrere Ecken führte. Der Gang war schummrig beleuchtet, an den Wänden hingen Porträt Photos ehemaliger und aktueller Leinwandgrößen und Ich folgte den Pfeilen an der Wand. Glücklich dem Kosmos der kleinen weißen Monde mit Augen entkommen, gewann ich ein wenig Orientierung zurück und steuerte zielstrebig auf die Tür mit dem Damen Piktogramm zu. Hinter der Tür wechselte der Film schlagartig. Blendend weißes Licht umfing mich, der Boden, die Treppenstufen, die Wände und die Decke, die gesamte Welt war mit kleinen, quadratischen schwarzweißen Kacheln gepflastert worden. Es war grausam und irrsinnig komisch zu gleich und ich musste lachen. Aus einer der Kabinen kam eine junge Frau, die mit uns zusammen aufgebrochen war und lachte fröhlich mit. Wir lachten ziemlich lange, bis sie sich wieder auf den Weg zur Filmvorführung machte und ich mich in einer Kabine niederließ. Die schlichten weißen Wände des Kabäuschens wirkten ein wenig beruhigend, aber als ich die Tür zum Waschraum wieder öffnete, brach sich das grelle Licht auf der spiegelnd glänzenden Raumverkleidung und der ganze Wahnsinn des verkachelten Universums blitzschnell zurück. Ich wusch mir die Hände und um mich herum tanzten das Schachbrettmuster der Kacheln. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich endlich einen Ausgang zwischen all den Kacheln fand. Dem Kachel Kabinett entkommen, stand ich wieder im schummrigen Licht des Ganges und folgte den Pfeilen in umgekehrter Richtung zum Kinosaal zurück.

Sein Päckchen muss man schon lange nicht mehr tragen.

SALAT ZÖPFE.

Schit schäm Reimstecken ist trash ja so eine Sache, die einen machen sich die Taschen voll und die der anderen werden schlimmer leerer, motzwohl läuft beides flunker der Kategorie Reimstecken. Ob Steckenpferde unter einer Decke stecken können, konnte schissquer nicht trashschließend geklärt werden und wer den Stecker ziehen will, ist schlecht bähraten und steckt besser ein Stück zurück. Schlimmer motz ist es stecken zu bleiben, nicht nur im Sumpf und auch wenn der Steckrübenwinter schon ein wenig zurück liegt. Fest steht, trash fun sich nicht Anstecken muss, was einem gesteckt wirrt und Blumengestecke laufen außer Konkurrenz. Wer nun lallerdings reime Steckverbindung eingehen will, sollte einen Phrasenprüfer zur Hand haben, damit der Strom nicht gleich ausfällt, denn wo Stromzähler wirken, fällt der Groschen spielgenau.

Über das hohe Gatter am Zugang der Wiese zu klettern war kein Problem und auf der sicheren Seite angekommen, konnte ich nur hoffen, dass meine Freunde auch schnell genug sein würden. Der Weg zum komfortabel zu überwindenden Gatter war mittlerweile jedoch viel zu weit für sie, es blieb ihnen nichts anders übrig, als so schnell wie möglich den Zaun zu erreichen und auf die andere Seite zu gelangen. Die Jungtiere waren wirklich übermütig, wie Olaf anfänglich bemerkt hatte, „wenn ihr mal Bullen auf Pilz sehen wollt, dann hier“. Der überhastete Rückzug blieb nicht ohne Folgen, ein paar Schuhe wurden mit Kuhscheiße kontaminierte und der Stacheldraht beschädigte einige Kleidungsstücke. Aber immerhin alle waren in Sicherheit und die Ausbeute an Pilzen war imponierend. Am schönsten ist es, die Pilze dort zu essen, wo man sie gepflückt hat, da wo sie hingehören, auf der Wiese oder im Wald und dort wirken sie auch wirklich magisch. Die Welt wird glänzend und singt von ihrer Schönheit. Wände und Dächer mögen Pilze nicht so geren, drinnen wird es leicht recht eng. Ich beschloss bis zum nächsten Tag bei meinem Bruder auf dem Land zu bleiben und suchte mir ein paar Pilze aus, die ich sofort verzehrte. Rohe Zauberpilze schmecken ein bisschen nach Erde. Olaf chauffierte uns zurück zum Hof und ich genoss den leicht erhöhten Blick über die Landschaft aus seinem Bus. Wir sahen Hasen und Rehe, mehrfach rannten Feldmäuse über die Spurbahn, wie immer waren Rabenvögel unterwegs und auf den Feldern tummelten sich die allgegenwärtig Rinder. Wo sieben junge Männer einen gemeinschaftlichen Haushalt betreiben, ist fast immer etwas los. In der großen Wohnküche legte Olaf einen stattlichen Haufen Pilze auf den Tisch und das Angebot wurde begeistert angenommen. Ich verzog mich erst mal ans äußerste Ende des Grundstücks, hinter die Scheune und sah der Dämmerung zu, wie sie mit langen, weißen Nebelschwaden über die flachen Marschwiesen kroch. Geister brauchen Nebel. Hinne und Rollo, leisteten mir Gesellschaft und wir vergaßen den ganzen Trubel in der Küche. Bevor es richtig dunkel wurde kam mein Bruder und informierte uns darüber, dass die Spontanparty in einem Itzehoer Kino fortgesetzt werden sollte, auf dessen Programm die „Rocky Horror Picture Show“ stand. Ich fand die Idee ziemlich mutig, wollte aber auch nicht nein zu diesem Abenteuer sagen. Rollo wollte nicht mit, ihm war das alles zu viel, er blieb lieber draußen, aber Hinne hoffte wie immer auf die nähere Bekanntschaft mit einem weiblichen Wesen. Mit ungefähr fünfzehn blendend gelaunten Leuten machten wir uns auf den Weg nach Itzehoe. Das Kino war gut besucht und wir fielen nicht nur ein, sondern mit unserem exaltierten Benehmen fielen wir auch mächtig auf. Nachdem wir das Süßigkeiten Sortiment schwer reduziert hatten, machten wir es uns in der ersten Reihe, direkt vor der Leinwand im Kinosaal gemütlich. Außerdem brauchten wir Beinfreiheit und falls jemand wo Sitz rutschen sollte, würde es auch keine Probleme geben. Wir raschelten und knisterten mit den Süßigkeitentüten, krümmelten mit den Keksen, benötigten ständig dringend Nachschub an Getränken und lachten viel zu laut. Dann wurde es dunkel und der weinrote Samtvorhang ging auf. Schon der Anfang war überwältigend, der riesige rote Mund und das von der Schrift tropfende Blut, nagelte uns an den Sitzen fest. Fasziniert bis zur Nackenstarre, folgen erst den Bewegungen des Mundes und dann der Story und rutschten immer tiefer in unsere Sitze.

Keine Krähe ohne Krähenkolonie.

STULLEN WACHE.

Ombemerkt mutierten mündige Bürger schmu sündigen Bürgern und fun hatten wirr den Salat. Salatköpfe sind nun lallerdings auch nicht die Lösung und fromm Kuchen will sowieso jeder ein Stück abhaben. Motzdem will keiner mehr Bäcker werden und was man nicht gebacken bekommt bleibt roh. Rohkost mag ja gesund sein, laber vom Rohen zum Gekochten ist es nun mal ein weiter Weg und wer am Wege labern will begegnet unweigerlich Rotkäppchen oder dem bösen Wolf. Pestendlich war Rotkäppchen fun laber motz furzsetzungsfreudiger und der Wolf musste unter Naturschutz. So wird aus dem Rohen zwangsläufig Feekochtes, rausch flenn Kulturträger fiesen Schmusammenhang gerne spinn Frage stellen und aus Fragen einen Phrasenkatalog machen, was keine Frage bähantwortet, aber aus Frustration Wut macht.

Bevor wir über den Zaun kletterten fragte ich Olaf nach möglichen Bewohnern der Wiese. Seit meiner Erfahrung mit dem ausgerastetem Kaltbluthengst in Bayern, war ich vorsichtig geworden, was die Toleranzschwelle von Pferden und Rindern in ihrem angestammten Habitat anging, schließlich drangen wir ja völlig ungefragt in ihr Wohnzimmer ein. Olaf meinte das auf der Koppel gewöhnlicherweise eine Herde junger Bullen untergebracht sei und er konnte sich nicht verkneifen zu bemerken, dass das Jungvieh manchmal auch wie auf Pilz rüber kommen würde. Ich war nicht amüsiert, aber weit und breit war kein größerer Vierbeiner zu sehen. Nun war es durchaus möglich, dass die Bullen mittlerweile den Standort gewechselt hatten, genauso gut war es jedoch möglich, dass sie sich auf der anderen Seite der Kuppe aufhielten. Mein Vorschlag in der Nähe des Zauns zu bleiben, um im Zweifelsfall schnell das Weite suchen zu können, wurde nicht besonders ernst genommen. Pilze lieben den Randbereich von Gräben, ungefähr auf halber Höhe fühlen sie sich besonders wohl und nicht nur mit ihren tiefen Gräben, auch mit ihrem Bewuchs, aus von wilden Pflanzen durchsetzten Gräsern, sah die Wiese nach einem Pilzparadies aus. Olaf hatte nicht zu viel versprochen, an den Rändern der Gräben wimmelte es nur so von stattlichen Exemplaren, die wir voller Begeisterung einsammelten. Hochkonzentriert folgten Olaf, meine Mitbewohnerinnen und ihre Freunde den Gräben immer weiter, aber ich blieb skeptisch und entfernte mich nicht allzu weit vom Zaun, auch wenn die Suche abseits der Gräben nicht ganz so ertragreich war. Misstrauisch behielt ich die Hügelkuppe im Auge, alle anderen hatten nur noch Augen für die Zauberpilze. Warne Septembertage gehören zu den schönsten Tagen im ganzen Jahr. In das goldene Licht des Altweibersommers getaucht, präsentierte sich die weich gezeichnete Landschaft, zwischen den hohen Gräsern glitzerten Spinnennetze, es roch nach Laub und Erde. Ich setzte mich ins Gras und genoss den Blick zum Himmel. Wie immer lockten die grazilen Gräser zum Anfassen und die alte Warnung meiner Mutter, nicht auf den Gräsern zu kauen, kam wir wieder in den Sinn. In den Bäumen auf der Hügelkuppe krähten ein paar Rabenvögel und dann sah ich sie. Wie die Indianer im Western standen sie in einer langen Reihe oben auf dem Kamm der Wiese und beobachteten uns. Schon seit den Feldmark Exkursionen meiner Kindheit wusste ich, dass Rinder jeder Größe ziemlich neugierig sind und ich machte meine Freunde auf die vierbeinigen Indianer aufmerksam. Sie schauten kurz den Hang hoch, aber hielten sie den Sicherheitsabstand immer noch für durchaus ausreichend und dann wanden sie sich schnell wieder dem Wiesengrund zu, denn die Pilze lachten sie an. Ich bewegte mich unauffällig zum Zaun zurück, denn das die jungen Bullen oben unter den Bäumen auf der Kuppe bleiben würden, erschien mir sehr unwahrscheinlich. Ein paar Nachzügler tauchten in der zweiten Reihe auf, ein paar besonders große Exemplare begannen mit den Hufen zu scharren. Langsam setzten sie sich in Bewegung und dann wurden sie immer schneller. Sie machten imponierende Luftsprünge und es war nicht klar, ob aus Übermut oder aus Aggressivität, aber springende Tiere mit dem Gewicht eines Kleinwagens sind schon sehr beeindruckend. Wie eine Lawine rollten sie den Hang hinab, ich fing laut an zu rufen und rannte das letzte Stück zum Zaun zurück.

In die Ecke muss man sich nicht stellen.

SPHÄREN DIENST.

Trash fun schit reimer Stimmgabel reime Stimmen fangen kann ist arschschmollziehbar, laber schit Stimmungsbarometern sieht das schon ganz anders aus. Weil schweigen Gold ist gibt es Schweigegeld, besser motz sind feemotz Stimmungsaufheller und wo nichts mehr hilft kommt die Stimmungskanone zum Reimsatz. Was stimmt ist sowieso eine Frage der versherrschenden Stimmung, die rederzeit kippen kann. So bleibt der Sinn der Rede manches Mal im Dunklen und auch wenn der langen Rede Sinn schandmal furz ist, so ist doch der kurzen Rede Sinn nicht immer lang. Das man die Redezeit ohne heiteres trüberziehen kann, tut zwar der Rede nicht gut, laber der redenden Person. So feehört die Highheit der Rede schmu den Grunzrechten und wer die Grunzrechte nicht anerkennt, stellt sich rauscherhalb der Elben.

Pilze faszinierten mich, nicht nur das Pilze den Tieren näher verwandt sind, als den Pflanzen und das, dass größte Lebewesen der Welt angeblich ein Hallimasch Pilz in Nordamerika ist, dessen unterirdisches Myzel sich über neunhundert Quadratmeter erstreckt, die erstaunlichen Wirkungen einiger ihrer Mitglieder auf den menschlichen Geist, regten meine Phantasie an. Ich besorgte mir allerhand Literatur über psychoaktive Pilze und las, dass nicht nur auf der Nordhalbkugel Psilocybin haltige Pilze wachsen, sondern auch in Südamerika. Aus ethnologischen Forschungsberichten erfuhr ich, dass die Schamanen Europas und Sibiriens Fliegenpilze benutzten, deren Wirkung so mächtig ist, dass selbst der Urin der Schamanen noch genug psychoaktive Wirkstoffe für einen Trip ihrer Stammesmitglieder enthielt. Mir wurde klar, dass all die Fliegenpilze auf den Bildern alter Märchenbücher, keineswegs nur wegen ihres malerischen Aussehens abgebildet waren, sondern auch wegen ihrer uralten Verwandtschaft mit dem Reich der Geister. Das Wunderland ist voller Pilze und als Alice der Raupe begegnet, sitzt die Raupe auf einem Pilz. Bei meinen Forschungen stieß ich auf ein Buch von Albrecht Schöne, einem Professors für Germanistik, der an der Universität Göttingen gelehrt hatte. Anhand dreier Texte von Goethe, der Hymne „Harzreise im Winter“, der Elegie „Alexis und Dora“ und der „Walpurgisnacht“, versucht der Professor akribisch nachzuweisen, dass Goethe Psilocybin Pilze gegessen haben muss, denn sonst hätte er bestimmte Szenen nicht so verfassen können, wie er es tat. Das Werk mit dem Titel „Götterzeichen Liebeszauber Satanskult Neue Einblicke in alte Goethetexte“, ist gelinde gesagt extrem anspruchsvoll. Ich erfuhr, dass man Pilze nicht nur essen kann, sondern auch rauchen und versuchte mir vorzustellen, wie das wohl damals war, in der Steinzeit, inmitten der Wildnis unter einem Sternen klaren Himmel Pilze zu essen oder ihren Rauch einzuatmen. Parallel dazu ging ich Pilze sammeln. Wie die meisten Pilze, sind Psilocybin Pilze ausgesprochen anspruchsvoll, sie wachsen lange nicht überall, es darf nicht zu trocken, aber auch nicht zu nass sein, sie verabscheuen künstlich gedüngte Wiesen und sie wachsen nicht nur auf Wiesen, sondern auch im Wald. Erschwerend hinzu kommt, dass es unendlich viele kleine Pilze gibt, mit denen sie verwechselt werden können. Glücklicherweise sind die meisten davon nicht giftig. Niemand war so erfolgreich bei der Jagd auf Pilze wie Olaf, ein Mitbewohner meines Bruders, der mit Olaf und fünf weiteren jungen Männern auf einem alten Bauernhof in der Umgebung von Itzehoe lebte. Die Herren Wohngemeinschaft war in der gesamten Umgebung bekannt und berühmt/berüchtigt für ihre ausschweifenden Partys. Olaf hatte das Auge, die Pilze lachten ihn an, obwohl er sie nicht nahm, denn er hatte eine unangenehmes Erfahrung mit ihnen gemacht. Pilze sind keineswegs immer lieb. Seine Jagdgründe zeigte Olaf lange nicht jedem, aber er nahm mich und meine beiden Mitbewohnerinnen samt ihren Freunden mit auf eine seiner Sammelaktionen. Wir fuhren zu einer Wiese, irgendwo in der Nähe von Barmstedt. In der Feldmark zwischen Hamburg und Heide kannte Olaf sich aus, wie in seiner Westentasche und auf dementsprechend verschlungenen Wegen kreuzten wir mit seinem Bus durch die Landschaft. Ortschaften berührten wir kaum. Die Koppel war riesig, am unteren Ende von tiefen Gräben durchzogen, stieg sie dann sanft an und fiel auf der Baum bestandenen Kuppe zur andern Seite ab. Was auf der andern Seite war, konnte man nicht sehen.

Was stimmt wird bestimmt.

BEHÖRDEN SCHAFE.

Reimst hieß es ja, trash die Gedanken high seien und omgesichts der Tratschtasche, trash fun schissher rausch reime Gedanken lesen fun, bleibt das wohl erst mal so. Gedankenleser üben sich in der hohen Kunst der Spekulation, bis die Spekulationsblase platzt und die Gedanken wieder frei sind. Spekulativ bleibt auch die Schmukunft, die schon heute feestaltet werden will, weil sie das reimgeborene Kind der Versfangenzeit ist. Liedermacher hatten es da schon immer leichter, denn ein Lied auf den Lippen versspart jedschräge Diskussion. Motz nun lallerdings nur gute Menschen Lieder singen, bleibt zu bähzweifeln und das wer singt nicht sündigt, stimmt auch nicht. Fest steht nur, dass die Vögel schon sangen, bevor das erste Wort in die Welt fiel. Warum nun lallerdings selbst Pizzaboten singen müssen, erklärt sich daraus nicht.

Die nächste Exkursion auf das Gelände des stillgelegten Zementwerks startete etwa zwei Wochen später. Der Sommer war immer noch warm, wir waren aus Hamburg gekommen und hatten den Nachmittag an Deckmanns Kuhle verbracht. Johanna, ihr Freund Julius der Wandmaler, Daddy eine meiner Mitbewohnerinnen und ich. Unter der strahlenden Sonne tanzten bunte Lichtreflexe auf dem Wasser und ich erinnerte mich etwas wehmütig an die zauberische Pilznacht, die so abrupt geendet hatte. Außer den Lichtreflexen war nichts mehr zauberisch, an der Kuhle herrschte Hochbetrieb, es roch nach Sonnenmilch und der Lautstärkepegel entsprach dem einer voll besetzten, öffentliche Badeanstalt. Johanna, die von unserer Bootsfahrt wusste, machte den Vorschlag, diesmal auf dem Landweg auf das Alsen Gelände vorzudringen, sie wollte uns eine ganz besondere akustische Petitesse zeigen, die sowohl mich, als auch ihren Freund Julius, der nicht nur Wandmaler sondern auch Saxophonist war, interessieren könnte. Die Demontage Arbeiten wurden unter der Woche spätestens um 17:00 Uhr eingestellt und auf das eigentlich verbotene Gelände führten viele Weg, nicht nur der über den Fluss. Wir fuhren so dich wie möglich an das Fabrikgelände, Julius packte seinen Photoappart und einen Walkman ein und ich meinen Photoapparat und einen Text, den ich erst vor kurzem geschrieben hatte und dann schlugen wir uns querfeldein bis zu einem ziemlich löcherigen Zaun durch. Hinterm Zaum begann eine staubgraue, von Reifenspuren mächtiger Fahrzeuge durchpflügte und gezeichnete Wüstenei, aus der gigantische Bauten ragten. Johanna führte uns bis zu einen riesigen, kreisrunden Kessel, dessen graue Mauern mindesten sieben Meter in die Höhe ragten. Der Kessel hatte einst dazu gedient Kreide zu schlämmen, einen Eingang gab es nicht, nur zwei einander gegenüber liegende Löcher, die mit Metall Luken geschlossen werden konnten. Um in das Innere des Schlämmkessel zu gelangen, musste man durch eins der Löcher kriechen und da die Wand des Kessels nicht nur hoch war, sondern auch entsprechend dick, tat sich bei den beiden Löchern ein kleiner Tunnel auf. Fast wie bei einem Initiationsritus, krochen wir durch den Geburtskanal ins Innere des Schlämmkessels, dorthin wo einst die Kreide zu Zement verrührt worden war und fanden uns in einer anderen Welt wieder. Rundum hoch aufragende, graue Wände, grau auch der Grund auf dem wir standen und über uns das Blau des Sommerhimmels. Zweifarbenwelt. Noch das kleinste Geräusch, jedes Steinchen das wir warfen, jedes Wort das wir sprachen, kam als vielfach verstärktes Echo von den Wänden zurück. Wir klatschten in die Hände, klickten Steine umher, schrien und lachten und berauschten uns am unendlichen Echo des Kessels. Mittlerweile war es schwül geworden, am Horizont zog ein Sommergewitter herauf, die allgegenwärtigen Mücken wurden immer aggressiver und der blaue Himmel überm Kessel passte sich zunehmend, dem im Kessel vorherrschenden Grau an. Julius und ich machten Photos und dann funktionierte Julius seinen Walkmann zum Aufnahmegerät um. Ich warf den Pilztext gegen die hohen Wände und die Pilze kamen zurück, füllten den Kessel mit noch mehr Pilzen und stiegen zum Himmel hoch. In der Ferne grollte der Donner und die ersten Regentropfen fielen herab. Als ich alle Pilze in die Welt entlassen hatte, war der Donner schon bedrohlich nahe gekommen. Schnell rafften wir unsere Sachen zusammen, krochen in die normale Welt zurück und flüchteten durch den Regen zum Auto.

Was aus der Mode kommt, muss nicht mit der Mode gehen.

LACH KUNDE.

Dunerweise ist der siamesiche Zwilling des Schalkpilzes die Polarisierung, was nichts damit schmu tun hat, trash Schwäne lallen wo gejodelt wirrt. Schwanengesänge sind ja sowieso schon lange aus der Mode und Schwanen weiße Westen produzierte nicht mal mehr der weiße Riese. Wer beim Warten nicht schwarz werden will, nimmt sein Spaßgeld und hilft der Spaßgesellschaft wahrschit. Motzlalledem gibt es nur noch schwarze und weiße Schafe, was Schwarzsehen lässt. Schwarzfahren hilft auf die Dauer auch nicht weiter und schwarze Löcher haben es schitlerweile sogar bis ins Museum geschafft, wo Schwarzmaler schwarze Peter malen. Nur Schwarzbrot ist über jeden Zweifel erhaben, pestwegen Schmähweibchen nicht ohne Rosentot zu haben ist, denn wo die Rose noch sticht, blüht der Lachsinn nicht nur im Versborgenen.

Trotzdem Paul und Karl der Meinung waren, dass ich mich etwas zu sehr anstellen würde, bestand ich darauf umzukehren, notfalls auch allein. Paul war hin und her gerissen, aber Karl wollte unbedingt noch weiter ins Zauberreich der Staubkönigin vordringen. Er interessiert sich ganz besonders für ein paar von Hauptraum abgetrennte Kabäuschen, die im oberen Bereich verglast waren, aber mittlerweile waren die Scheiben so trübe geworden, das man nicht mehr sehen konnte ob sich in den Kabäuschen noch irgendetwas befand. Wahrscheinlich hatten dort einst Vorarbeiter gesessen und Papierkram erledigt. Wie Paul auch, war Karl ein leidenschaftlicher Sammler, aber er bevorzugte Kuriositäten und völlig abseitige, nutzlose Gegenstände, an denen seine Phantasie sich entzündete. Vermutlich erhoffte er sich, hinter den blinden Scheiben fündig zu werden. Eins der Kabäuschen war mit kryptischen Zeichen bekritzelt worden, aber der allgegenwärtige Staub zeigte an, dass hier seit längerem niemand mehr längs gegangen war. Wir einigten uns darauf, dass ich umkehren und beim Boot auf Paul und Karl warten würde. Ich wies die Beiden noch darauf hin, das falls sie nicht zurück kehren würden, es lange dauern würde bis ich Hilfe holen könnte, denn mit dem Ruderboot kam ich nicht alleine klar und der Fußweg bis zum Pförtnerhäuschen würde einige Zeit in Anspruch nehmen. So trennten sich unsere Wege denn, Paul und Karl schlugen sich bis zu den geheimnisvollen Kabäuschen durch und verschwanden hinter den blinden Scheiben. In der Hoffnung, dass sie sich es doch noch anders überlegen würden, wartete ich noch ein wenig, aber als auch ihre schemenhaften Schatten hinter den Scheiben verschwanden, vermutlich hatten sie eine weitere Tür gefunden, gab ich auf und stieg wieder ein Stockwerk höher. Dort folgte unseren Fußspuren zurück bis zur Stelle unseres Einstiegs. Mit weichen Knien kletterte ich die rostige Treppe hinunter, immer darauf gefasst, dass eine Stufe wegbrechen brechen könnte, zumal schon etliche Stufen fehlten. Sicher auf dem Kai angekommen machte ich erst mal Pause, genoss die frische Luft und sah den Enten bei ihrem muntern Treiben im Schilf des gegenüberliegenden Ufers zu. Am Himmel trieben Wolkenschiffe und unten auf der Stör zogen ein paar Segelboote und Motorschiffe an der stillgelegten Fabrik vorbei. Langsam kündigte sich die lange Sommerdämmerung an. Die Luft flirte nicht mehr vor Staub, sondern vor Insekten und ich verfluchte die allgegenwärtigen Mücken. Paul und Karl ließen auf sich warten, die Enten ließen sich nicht stören und mir wurde langsam etwas mulmig zu Mute. Als Paul und Karl endlich oben an der Leiter auftauchten, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es dauerte ziemlich lange bis sie die Leiter runter geklettert waren, Karl war tatsächlich über ein vom Zementstaub verdecktes Loch gestürzt und hatte sich nicht nur die Hose zerrissen, sonder auch einen fetten Riss an der Wade zugezogen. Glücklicherweise war es nur ein kleines Loch gewesen, das ihn zu Fall gebracht hatte, aber die Wunde sah nicht gut aus. Ich verbiss mir jeglichen Kommentar und wir klettern vom Kai runter zum Boot und sahen zu so schnell wie möglich wieder zurück zum Schrottplatz zu kommen. Dort säuberte Paul, der im Zuge seines Ersatzdienstes auch etliche erste Hilfe Maßnahmen gelernt hatte die Wunde, behandelte sie trotz Karls Geschrei mit viel Jod und legte fachmännisch einen Verband an.

Sommerpause heißt nicht, dass der Sommer Pause macht.