STUSS
     MUND

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30.10.21 27.10.21 24.10.21 21.10.21 18.10.21 15.10.21 12.10.21 09.10.21 06.10.21 03.10.21
ZORN KAMMER.

Da wo es am schönsten ist, auf Bali, lassen sie seit Corona wieder ganz besonders schöne Drachen fliegen, denn Schönheit ist ein Kind des Müßiggang. Corona legte alles still und in der Stille wuchsen Drachen, nicht für Touristen, sondern für ganz besonders geliebte Menschen. Tourismus ist legalisierte Korruption, denn die Einheimischen verkaufen ihre Seele, an solche, die noch nicht mal wissen, was eine Seele ist. Ich bin hier, weil mein Platz hier ist und nicht wegen meiner Rufnummer, Nummernrevue. Verurteilt werden nicht die großen Schadensverursacher, sondern die kleinen Mehrwertschaffer und so produziert ein krankes System immer mehr Krankheiten. Über den Mehrwert gepeilt, fliegen Balken weit hinter die Schusslinie und bleiben als Splitter im System stecken. So gehört die Zukunft denn den Splitterparteien und ohne weitreichende Kompromisse wird es keine Demokratie mehr geben. Augen auf und durch.

Eine andere Dunkelheit, nicht die der Nacht und des tiefen Traumes, die in tiefe Abgründe führen kann und nie Gedachtes zum Vorschein bringt. An der Raumkapsel des Autos zog die warme, südliche Nacht vorbei und die Gedanken mäanderten frei, trieben voraus und dann wieder zurück. Überall Geschichten, an jeder Tankstelle, in jedem Gesicht, schattenhafte Gestalten am Wegesrand, Schatten auf den Feldern und dann wieder die Lichter einer Ortschaft. Schlangen gleich umspannen unzählige Straßen, vom Feldweg bis zur vielspurigen Autobahn unseren Planeten und halten ihn im Würgegriff der Mobilität. Die Mobilität ist eine mächtige Gottheit, der jedes Jahr weit über eine Millionen Menschen geopfert werden, ganz zu Schweigen von allen anderen Lebewesen, die dem Verkehr zu Opfer fallen und deren Lebensraum zerschnitten und vernichtet wurde. Schlimmer noch als unser einen treiben es die Konsumgüter und ihre Bestandteile, die wie von Sinnen um den Globus reisen und bei der kleinsten Störung nicht mehr zueinander finden, denn auch Lieferketten sind nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Dabei beruht der ganze Wahnsinn auf der Ausbeutung der Schwächsten durch die Mächtigsten, denn nur so entsteht eine prächtige Rendite. Wer nicht in Ketten liegen will, verlässt das Spiel und wählt eine Blumenkette, die ganz schnell vergeht. Ein paar inspirierte Vertreter und Vertreterinnen unserer Spezies, nannten es in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Flowerpower, aber sie wurden als Spinner abgetan. Dabei gehört Garn spinnen zu den kreativsten Tätigkeiten überhaupt, die einen weben daraus Kleider für den Leib und die anderen Stoff für den Geist. Die Gedanken ziehen weiter durch die Nacht, befreit aus den Fesseln des Traumes, suchen sie nach Sinn und Erklärung und die Reise geht weiter. Im Hafen von Piräus war dann erst mal Schluss. Dreckiges, staubiges, bettelarmes Chaos auf der einen Seite, Krüppel und Frauen mit kleinen Kindern, die am Straßenrand lagen und die Verheißung eines tiefblauen Meer unter strahlend blauem Himmel auf der anderen Seite. Karen und Spönemann bestiegen die erste Fähre nach Kreta, hoch aufragende, blendend weiße Seeungeheuer, die alle anderen Fähren an Größe übertrafen und waren ganz schnell weg. Die Fähre nach Naxos fuhr nur einmal in der Woche und nach einer Grauen erregend stickigen Nacht in Athen, verbrachten wir drei Nächte im Auto, auf einem bewachten Parkplatz in Piräus. Der Hafen war größer als die ganze Stadt, größtenteils völlig improvisiert und bar jeder aktuellen oder historischen Schönheit, aber die Luft war um einiges besser als in Athen, nur an Schlaf war nicht wirklich zu denken. Die durchgängig brummende Hafenmaschine illuminierte die Nacht, Schiffe tuteten, Hunde bellten, Autos hupten und immer wieder gellten Schreie über den Parkplatz.

Mehrwert ist kein Wert.

HOSEN KRIEGER.

Was das Klima angeht wird es immer bizarrer, denn das grenzenlose Wachstum in den Köpfen, ist noch lange nicht besiegt. Neue Technologien, ganz und gar wunderbar, aber wir müssen trotzdem Verzichten. Das Geschwür des Klimas ist der Tourismus, denn wie schon Greta sagte, „Fliegen ist das Schlimmste“. Ich bin kein Fan von Greta, aber wo sie Recht hat, hat sie Recht und ich stimme ihr zu. Fliegen sollten die Gedanken, zum Himmel hoch und frei von Bedenken, wie Schwalben an einem Schönwettertag, aber nicht komplett Umwelt schädlich durch den blauen Traum. Blauer wird es sowieso nicht mehr werden und wer immer noch rote Linien braucht, ist gar nicht gut beraten. Besser ist es in Deckung zu gehen und keine Fragen zu stellen, denn die Antwort weiß wohl noch nicht mal der Wind. Windige Ideen treten aus dem Schatten blauer Tage und verneigen sich vor der Schönheit der Welt, denn wo die Macht des Geldes endet, beginnt die Freiheit der Welt.

Am ausgeprägtesten stellte sich dieses Gefühl ein, wenn wir nach Griechenland fuhren. Selbst ohne längere Pausen, mit fliegendem Fahrerwechsel, waren wir mindestens zweieinhalb bis drei Tage unterwegs. In der Ferienzeit staute sich der Verkehr vor manchen Grenzübergängen Kilometer weit, solche Informationen brachten die Verkehrsnachrichten im Autoradio, aber nicht immer rechtzeitig genug und manchmal gab es auch keine Ausweichroute. Wenn die Kontrollposten an den Grenzübergängen in Sichtweise kamen, steigerte sich die Spannung unweigerlich, Personalausweise, Führerscheine und Fahrzeugpapiere wurden hervor gekramt und bereit gehalten. Es war völlig unabsehbar was an der Grenze passieren würde. Manchmal wollten sie in den Kofferraum sehen, bestanden darauf Gepäckstücke zu öffnen und es empfahl sich ganz ruhig und freundlich zu bleiben, um nicht total schikaniert zu werden. Manchmal wurden wir auch raus gewunken, unsere Papiere wurden konfisziert und wir mussten vor der Tür eines etwas abgelegenen Gebäudes warten, in dessen Inneren sich undurchschaubare Vorgänge abspielten, um endlich unsere Papiere zurück zu bekommen und weiter fahren zu können. Manchmal wurden wir auch einfach durchgewunken, vorzugsweise mitten in der Nacht und an eher kleinen, abgelegenen Grenzposten. Danach kam die Transitzone, das gesetzlose Reich zwischen den Grenzen und dann der Grenzposten des Nachbarlandes, dort fiel die Kontrolle im allgemeinen aus. Wohlbehalten auf der anderen Seite der Grenze angekommen, empfahl es sich eine der dort angesiedelten Wechselstuben aufzusuchen und sich ausreichend mit der Landeswährung einzudecken. Die meisten Kreditkarten wurden nur in den größeren Städten akzeptiert und auch da lange nicht überall und an den Tankstellen in der ländlichen Provinz galt nur Bares als Wahres. Hinter Österreich und den Alpen, ging es rein nach Jugoslawien, in den Sommer des Südens und auf den völlig unberechenbaren Autoput. Diese unendlich lange Straße, die das ehemalige Jugoslawien, über mehr als tausend Kilometer, der Länge nach durchquerte, war ein Abenteuer für sich. Meistens nicht mehr als eine etwas breitere, schlecht gewartete Landstraße und nur auf wenigen Teilstücken zur Autobahn europäischen Anspruchs ausgebaut. Überholt wurde durchgehend, wie auf einer vierspurigen Autobahn und die Opfer dieser Fahrweise säumten die Ränder das Autoputs. Wir sahen heillos überladene Familienfahrzeuge, unbeleuchtete Pferdefuhrwerke und Eselskarren, immer wieder ganze Rudel verwilderter Hunde und Baustellen, die den Autoput ausbauen sollten. Eingelullt vom rhythmischen Rütteln der Schlaglöcher, bezaubert von Duft der südlichen Nacht, von vertrockneten Sonnenblumen und zum Trocknen ausgebreiteten Paprikaschoten, flog ich hinaus in die Dunkelheit.

Ich rase, also bin ich.

GESCHLECHTER SIEG.

Seit der Weg zum Ziel wurde, verlor sich das Ziel immer mehr aus den Augen und die Gesellschaft zerfiel in immer kleinere Teile. Auch wenn die Gesellschaft aus unzähligen Kleingruppen besteht, so brauchen diese partikularen Zellenverbände doch ein verbindendes Anliegen, um eine erfolgreiche Gesellschaft zu bilden und ganz viel Toleranz. Ob sie sich dabei grün sind oder wie auch immer gepolt, ist völlig egal, sie müssen zusammen arbeiten, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen. Wenn eine Hand nicht die andere Hand wäscht, wird keine Hand mehr richtig sauber werden und wo alle nach einer Pfeife tanzen sollen, herrscht eine Diktatur. Diktate sind auch nicht das Gelbe vom Ei aber Ordnung muss sein und kostet viel Energie. So dreht der Teufel sich denn im Kreis, um Energie zu sparen, muss erst mal ganz viel Energie verbraucht werden. Wir gründen einen Energiesparverein, reiten frohgemut auf unserem Energiesparschwein und sparen dabei auch noch verbrauchend Energie ein.

Zurück im alten Haus packten wir unsere Sachen, HaHe ließ sich nicht mehr bremsen, er wollte so zügig wie möglich nach Hamburg auf brechen. Auf meinem Bett schnurrte der rote Kater, Beschützer meiner Träume und ich streichelte ihn nochmal. Tore und seine Band versprachen im nächsten Sommer wieder in der Wohngemeinschaft vorbei zu schauen und Jonas versprach mitzukommen, dann winkten wir auch schon und das alte, verwunschene, Haus duckte sich tief in die Nebelschwaden und verschwand ganz schnell. Bis heute zieht es mich in meinen Träumen manchmal in das Haus zurück. Wie ein Schiff im Nebelmeer, taucht es plötzlich auf, ich sitze in einer etwas muffigen Hollywoodschaukel, neben mir ein roter Kater der schnurrt und wir warten auf die Geister aus den nebligen Schatten der Dämmerung, bis das Schiff wieder im Nebel verschwindet. HaHe ließ es sich nicht nehmen und lästerte ordentlich ab. Er hatte schon in seinen letzten Schuljahren mehrfach, zusammen seinem besten Freund Ulf, Ferien in Amsterdam gemacht. Gemeinsam hatten sie sich jede psychedelische Substanz rein gepfiffen, derer sie habhaft werden konnten und nach dem Motto dosiert, dass viel viel hilft. Obwohl sie dabei eine Menge reale und eingebildete Abenteuer erlebt hatten, war es ihnen auf die Dauer nicht so gut bekommen und HaHe war mit dem Thema durch. Für ihn gab es nur noch Alkohol, alles andere hielt er für Karriere schädlich. Sein Gemotze verpuffte, im Auto herrschte Schweigen, wir waren zwar nicht mehr in Tores Haus, aber auch noch nicht in Hamburg, sondern verweilten in der Zwischenwelt einer langen Autofahrt. Wie in einem Film zog die Landschaft vorbei, als es dunkel wurde bleiben nur noch die Lichter der anderen Fahrzeuge und Ortschaften und auf den Inseln der Tankstellen war das Licht viel zu grell. Auf dem Beifahrersitz gab so noch ein paar Pflichten, wie Zigaretten für den Fahrer oder die Fahrerin drehen und anzünden oder die Straßenkarte lesen, aber auf der Rückbank konnten die Gedanken einfach so vor sich hin dümpeln.

Wer immer noch nicht beleidigt ist, hat was versäumt.

HIPPEN HAFT.

Es mangelt an Konsequenz, an Mut zur Benennung dessen was ist und so wie es ist, wird es nicht mehr besonders lange weiter gehen. Um den Dämon des grenzenlosen Wachstum auszutreiben, brauchen wir mächtige Fetische, denn das grenzenlose Wachstum ist ein allmächtiger Golem. Wer wirklich und auf Dauer erfolgreich sein will, muss sein Wachstum sehr intelligent regeln und begreifen, dass die Welt kein Kammerspiel ist. So fließt das Gas denn nicht nur zwischen Europa und Russland, sondern um die ganze Welt, wird verstromt und liefert Elektroautos den notwendigen Strom. Darum ist Gas denn als Gas Scheiße und als verstromtes Gas gut. Wer nun Probleme hat mitzukommen, hat mit gedacht, aber das ist nicht immer erwünscht. Wünschelrutengänger suchen sich eine Kopfweide, werfen den Raben ein paar Erdnüsse zu und warten auf das blaue Leuchten. Mit einer Leuchtrakete ist es aber nicht getan und Glühwürmchen ziehen sich zurück.

In unserem Separee war es mittlerweile recht voll geworden, der Chef und eine seiner Kellnerinnen hatten sich zu uns gesellt und als große Fans von Bentes Produkten geoutet. Im Separee konnte man die Luft schneiden. Der fensterlose Raum verfügte nur über einen, nicht sehr beeindruckenden Ventilator, der sich schwer arbeitend die Rauchschwaden reinzog und ins Freie beförderte. Wahrscheinlich konnte man auf der anderen Seite des Ventilator locker mit rauchen. Der Chef spendierte eine Runde Aquavit, dann wurde der Vorhang wieder zurück gezogen, der Laden war offiziell geschlossen, die Leute vom Service und aus Küche geblieben und die Party kam richtig in Gang. In Ermangelung anderer Instrumente, setzte Tore sich an ein, dem Inventar zugehöriges Klavier und fing an zu spielen. Die Welt wurde wieder glänzend und voller Sonnenschein. Der Chef spendierte noch eine Runde Aquavit und wir tanzten. Ganz leise, wie auf Elfenfüßen, schlichen sich immer mehr melancholische Töne in den Elfentraum und Lars, Bentes junger Verehrer, stellte sich neben das Klavier und sang ein herzzerreißendes Lied. Obwohl ich kein Wort verstand, war mir doch klar, dass das Lied nur von unerwiderter Liebe und Verlust handeln konnte. Als Bente aufstand, fing Smilla an zu weinen, aber der Hund wedelte fröhlich mit dem Schwanz und folgte Bente und Lars. Nach tanzen war uns nun nicht mehr, die Elfen zogen sich zurück und nahmen den Glanz der Nacht mit. HaHe fing wieder an zu mosern, aber der Chef blieb völlig unbeeindruckt und bot uns an, im Lokal zu übernachten, bis wir wieder nüchtern genug sein würden, um uns hinters Steuer eines Automobils zu setzten. Trotz HaHes wütendem Protest nahmen wir das Angebot dankend an. Gut versorgt mit Decken und Kissen, machten wir es uns auf den Sitzbänken der Pizzeria irgendwie bequem. Smillas heftige Reaktion auf Bentes Abgang hatte mich sehr überrascht und mir wurde klar, dass ich wohl etwas wesentliches übersehen hatte. Die beiden Frauen waren ein Liebespaar, aber anscheinend war Bente in ihren Präferenzen nicht fest gelegt und neigte nicht unbedingt zur Monogamie. Smilla tat mir sehr leid, aber ich ich konnte Bente auch verstehen. Ihr ungemein selbstbewusstes Auftreten, die Flut von Tüten, die sie in die Welt entließ, der Hund, der ihr treu ergeben folgte, zogen wahrscheinlich alle möglichen Leute an und selbst wenn Lars noch ziemlich jung war, so war er doch wirklich schön, konnte obendrein singen und himmelte sie, nicht erst seit gestern grenzenlos an. Wahrscheinlich wäre es nicht minder grausam von ihr gewesen, Lars nicht zu trösten. Wir erwachten im fahlen Licht eines trüben Wintermorgen und eine freundliche Putzkraft wies uns den Weg in die Küche, wo der Chef schon mit heißem Kaffee und fast genauso heißen, kleinen Hefebrötchen auf uns wartete.

Veränderung ist immer anstrengend.

NOT GRÜN.

Die Geschichte wiederholt sich, denn der Fehler liegt im System. Gute Laune kommt nicht von guten Menschen, aber gute Ideen sterben nicht aus. Sowieso ist es wahrscheinlich besser zu sterben, bevor alles den Bach abgeht, als die ganze Scheiße mitzuerleben. Trotzdem bleiben Mitschnitte nicht unbedingt das Mittel der Wahl und wer wirklich nicht mit machen will, sucht das Weite oder ein neues Interessengebiet, denn im Weinberg des Herrn tummeln sich viele Ideen. Das Grün wählen die Welt wirklich grüner macht, muss noch bewiesen werden, grüne Zonen sprechen dagegen und kleine, grüne Männchen garantieren für nichts. Wer nun immer noch grün hinter den Ohren ist, wird in eine grüne Minna verfrachtet und auf dem grünen Rasen ausgesetzt. So bleibt das grüne Leuchten bodenständig und erlischt nicht. Wenig zu befürworten sind grüngelbe Phantasien, denn auf die Dauer wird das Gelbe sich durchsetzten und das Grüne wird untergehen.

Zwanzig Jahre später probte ich mit zwei meiner besten Freunde, die mich auf dem Klavier begleiteten, ein paar meiner extravagantesten Texte. „Ge Linde“, „Zasi“ und „Die Fee Mahrn“. Stefan hatte mir einen großen Gefallen getan, als er mich nach einem Auftritt in „Galerie III“, auf der Schlossinsel Barmstedt ansprach und meinte, dass ich meine Texte ja durchaus nach musikalischen Kriterien komponiert hätte. Es war das erste Mal seit meiner Kindheit, als ich wegen permanenten falsch Singen, vom Musikunterricht ausgeschlossen worden war, dass mir zugestanden wurde, Verständnis für Musik zu haben. Wörter von ihrem Klang zu trennen, ist wie Essen von seinem Geschmack zu trennen und Hören ist sowieso total individuell. Ich fiel auf die Töne des Klaviers, ritt mit ihnen hinaus in den unendlichen Traum und die Töne des allmächtigen Klaviers trugen meine Wörter weit in Raum hinaus, sie bändigten meine ausufernden Interpretationen und verstärkten sie zugleich, so verliebte ich mich in das Klavier. Im besten aller Fälle ist Musik magisch und wo sie sich mit den Wörtern vereint, feiert die Magie Hochzeit. Kleine Kinder werden mit Wiegenliedern in den Schlaf gesungen, am Felsen der Lorelei werden gestandene Mannsbilder, mit dem Gesang einer schönen, jungen Frau, die ihre blonden Locken kämmt, in den Abgrund gerissen und Odysseus ließ erst die Ohren seiner Mannschaft versiegeln und dann sich selbst am Mast seines Schiffes anketten, damit weder er selbst, noch seine Mannschaft, dem betörenden Gesang der Sirenen erliegen würden. So ist es denn die Aufgabe des Schamanen oder der Schamanin, Töne in Wörter, Bilder und Lösungen zu transformieren, die, die Welt erklären, aber die Welt fragt nicht nach Erklärungen, weil die Welt einfach so ist.

Insekten wollen fliegen und nicht gestreichelt werden.

SPLEEN WASHING.

So wird Olaf Scholz denn Gerhard Schröder beerben und wieder die sowieso schon Einkommensschwachen bluten lassen, weil es im Interesse der wohlhabenden Stände, auch Gesellschaft genannt, sein muss. Diesmal heißt es nicht Harz4, sondern Klima und Energiepreise und ist genauso kontrapunktiv. Macht flankierend wird der Herrenreiter von der angeblich liberalen Partei seiner Klientel neue, lukrative Verdienstmöglichkeiten zuschanzen, denn das Gesundheitssystem und den öffentlichen Nahverkehr, haben sie ja schon ruiniert. Privatisieren ist ein Synonym für ruinieren. Nun also der Verkauf von Drogen, an dem ihre viel zu wohlhabende Klientel sich sowieso schon eine goldene Nase verdient hat und nun ganz legal weiter verdienen will. Selbstverständlich sollte diese fiese Klientelpartei, im Interesse einer funktionierenden Gesellschaft, ersatzlos gestrichen werden, aber Strichmännchen und Strichweibchen, kommen nur schwer über den Berg.

Zurück am Tisch, stellte ich fest, dass unsere Gesellschaft gewachsen war. Er sah aus wie Jesus, direkt dem Gemälde an der Wand entstiegen und der Filmversion eines blonden Wikingerfürsten und ganz offensichtlich kannten Bente und der Wikingerjesus sich ziemlich gut. Die Pizzen ließen ein wenig auf sich warten, animiert vom Wikingerjesus stießen wir eins ums andere Mal an und der teure Wein ging ganz schnell zur Neige, aber der Wikingerjesus bestellte sofort Nachschub und himmelte Bente unübersehbar an. Bente kam nicht total überzeugt rüber, aber der Hund lag zu Füßen ihres blonden Verehrers. Die Ankunft der Pizzen enthob uns erst mal jeglicher weiterer Spekulationen, über die Bande zwischen Bente und dem jungen Mann. Wider Erwarten war die Pizza wirklich gut, in den Dänemarkurlauben meiner Kindheit, war ich mit völlig unakzeptablen Speisen konfrontiert worden, die ohne weiteres komplett zahnlos verzehrt werden konnten, aber der Pizzaboden war kross und hatte Biss. Ein kurzer Moment der Stille, dann waren unsere Teller auch schon fast leer und der Wikingerjesus orderte noch mehr Wein. Angesichts der exorbitanten Alkoholpreise fragte ich mich, wer das alles bezahlen sollte, nur die unübersehbare Entspanntheit unserer dänischen Freunde beruhigte mich und dann wurde es Zeit zu Rauchen. Der Wikingerfürst stand auf, machte sich an den Kordeln zu schaffen, die, die prächtigen Dekorationsvorhänge zwischen unserem Esszimmer und dem angrenzenden zusammen rafften, dann fiel der Vorhang, wir saßen in einem Separee und Bente fing an Tüten zu bauen. Bente ließ sich Zeit und als zwei perfekte Tüten fertig waren, reichte sie die erste Tüte nach links und die zweite nach rechts. Goldener Sternenstaub flirrte im Raum, Elfen küssten grüne Zwerge, der Vorhang zum Universum außerhalb unseres Kokons öffnete sich und der Nachtisch schwebte ein. Zitronencreme mit kleinen, leckeren Beeren und wieder herrschte konzentriertes Schweigen am Tisch. Cauca und Stefan verabschiedeten sich von der allgemeinen Konversation und sahen einander tief in die Augen, Gaby nahm HaHe, der schon wieder furchtbar schwitze an die Hand und die beiden klinkten sich ebenfalls aus. Ich sah meine Chance gekommen und fragte Jens nach seinen Reisen in benachbarte Welten, nach dem unsichtbaren Volk. Wie begegnet man den Manifestationen anderer Welten in dieser Welt, wie kann man auf Tönen reiten und warum sind Elfen und Dämonen für die meisten Menschen unsichtbar.

Am Arsch muss nicht für den Arsch sein.

POLEN SÄURE.

Am Ende hängt es ja doch nur immer am Geld, egal ob es um die exzentrischen Meinungen religiöser Fanatiker aus Polen geht, oder um radikale Umweltschützer, denn Geld regiert die Welt. Weltenbummler suchen nach innovativen Lösungen und begreifen dabei nicht, dass sie ein signifikanter Bestandteil des Problems sind und das Small wirklich beautifull ist, will eigentlich niemand wissen, egal welchem Geschlechts. Trotzdem sind stille Teilhaber besser als lautstarke Anteilseigner, die grundsätzlich das größte Stück vom Kuchen fordern. Das schönste an der schönen Gerechtigkeit ist ja sowieso, dass man sie in ferne Gefilde verlagern kann und sich dabei richtig gut fühlt. Solche richtig unangenehmen Dinge, müssen einfach draußen bleiben, wo sie niemanden weh tun und auch das Gleichgewicht der schönen, neuen Welt nicht stören. Wirklich stören tun nur die Anderen, aber ohne die Anderen geht es nicht und wer anders leben will, braucht die Anderen.

In Tversted war es ziemlich dunkel und so sehr wir uns auch bemühten, eine Ortschaft zu erkennen, fuhren wir nur an ein paar einsam über die Landschaft verstreuten Anwesen vorbei. Die Pizzeria befand sich in einem langgestreckten Flachbau mit Wellblechdach, machte einen wenig Vertrauen erweckenden Eindruck und war glücklicherweise geschlossen. In dem Schuppen wurden nur zur Sommerzeit Pizzen und andere italienische Spezialitäten hergestellt, um an anspruchslose Touristen weiter gegeben zu werden. HaHe plädierte dafür, sofort in das alte Haus zurück zu kehren und dort zu kochen, denn wie schon sein Vater und der hatte seine Mutter immer wieder damit genervt, gab er äußerst ungern Geld für die angenehmen Dinge des Lebens aus, aber mit seiner puritanischen Einstellung stand er auf verlorenem Posten. Zwischen unseren dänischen Freunden entbrannte eine Diskussion darüber, welche Ortschaft sinnvollerweise als nächstes anzusteuern sei, um halbwegs anständig italienisch Essen zu gehen. Hirtshals oder Frederikshaven, beides Fährhafen, in denen die Pizzerien ein bisschen länger geöffnet hatten. Von Hirtshals starteten die Fähren nach Kristiansand in Norwegen und es war nicht besonders weit nach Hirtshals, aber zwischen Frederikshaven und Göteborg lief der Fährverkehr zwischen Dänemark und Schweden. Obwohl es doppelt soweit war, fiel die Wahl unserer dänischen Freunde auf Frederikshaven. Die Pizzeria lag direkt an Hafen, war ganz und gar wundervoll rotlichtig und plüschig ausgestattet und wärmte uns sofort auf. Bevor wir uns überhaupt orientieren konnten, begrüßte der Chef des Establishments Jens und Tore wie sehr alte Freunde. Er lotste uns durch die verschachtelten Räumlichkeiten seines Lokals, bis zu einem Tisch, der lang genug für uns alle war und hinter dem ein recht ambivalentes Gemälde des letzten Abendmahls hing. Jesus sah traumhaft schön aus und seine langhaarige, mit weichen Zügen ausgestattete Gefolgschaft, war geschlechtlich nur sehr schwer einzuordnen. Die Speisekarte war biblisch dick und von den bunt gestrichenen Wänden lächelten uns die Porträtbilder etlicher Hollywoodgrößen zu. Wir bestellten unsere Pizzen und dann machte ich mich unter goldenem Stuck, durch dunkelblaue, dunkelgrüne und weinrote Räumlichkeiten auf zur Toilette. Greta Garbo, Marlene Dietrich, Sophia Loren, Burt Lancaster, Marlon Brando, Marylin Monroe, Audrey Hepburn, John Wayne, Gary Cooper, Gary Grant, Mario Adorf und etliche längst vergessene Filmschönheiten und Filmschurken lächelten mir zu.

Der Berg rennt nicht weg.

CIS NELKE.

An Ende wird der neue Alberich sich der Notwendigkeit beugen und alles was wirklich sozial ist in die Tonne treten, wie immer, wenn seine Partei das Sagen hat. Prinzipientreue wird nicht belohnt, aber wer sein Mäntelchen in den Wind hält, kommt schnell voran. Macht ist der stärkste Antrieb und wer die Macht hat, kann sie auch ganz schnell wieder verlieren. So tanzen die Roten und die Grünen denn um das goldene Kalb und vergessen, dass sie nicht die einzige Alternative sind. Wenn das Kind nicht lernt im Brunnen zu schwimmen, wird es immer wieder fallen und Fallstudien fallen auch nicht vom Himmel. So kann man schön tun, schöne Augen haben und schöne Geschichten erzählen, aber wer wirklich schön sein will, geht in einen Schönheitssalon und lässt sich schön machen. Schöner wird es davon aber nicht, nur teurer und das nennt sich dann schöner Wohnen, denn Schönheit liegt keinesfalls im Auge des Betrachters oder der Betrachterin, sondern allein im Geldbeutel.

Am nächtlichen Himmel herrschte Auffuhr. Eine Armada von Wolkenschiffen segelte, mal pfeilschnell und dann wieder langsamer, über den Himmelsozean und in den Lücken zwischen den Schiffen blitzen Sterne auf, Grüße aus der Unendlichkeit. Wild schwankend warf das Licht eines etwas angenagten Mondes, immer wieder Spottlichter auf undurchdringliche Nebelschwaden, die aus dem Schatten der Bäume kriechenden Nebelzungen, hatten sich tanzend ineinander verschlugen und zu einem mächtigen Gebilde vereint, in dessen Inneren es tobte, wie in einem alchemistischen Labor, denn der Nebel ist eine Gebärmutter, aus der Dämonen und Elfen geboren werden. Der Nebel lebte und in den Spottlichtkegeln des Mondlicht, stiegen zarte Nebelfahnen auf und küssten die feuchte Nacht. Körperlos trieben die Köpfe einer Rotwildgruppe über den Nebelsee, mir fröstelte, aber der gute Geist eines roten Katers sprang in die Hollywoodschaukel und trampelte laut schnurrend auf meiner nach Fett und Zimt duftenden Lammfelljacke herum. Das Katzen Geister sehen können, darüber besteht in den meisten Mythologien unseres Heimatplaneten Konsens und wer mit Geistern zu tun hat, sollte eine Katze an seiner Seite haben, um besser zu sehen. Nebel, zu einer luftigeren Gestalt transformiertes Wasser, in dem Reisende nicht ertrinken müssen. Spiralig stieg mir der Nebel zu Kopf und ich landete im Andromedanebel, wie im All so auch auf Erden. Als der Nebel immer durchsichtiger wurde und das Zwielicht die Oberhand gewann, flog ich mit einem roten Kater zurück in mein Bett unterm sicheren Dach des alten Haus. Strahlend blau präsentierte sich der letzte Tag unseres völlig unverhofften, psychedelischen Abenteuers in Dänemark. Siegestrunken hatte die Wintersonne, selbst die letzten Nebelreste verschluckt und nach einem halbwegs harmonischen Frühstück beschlossen wir, nochmal alle zusammen einen Ausflug zum nördlichsten Strand Dänemarks zu machen. Bente und Smilla und ihr Hund, Tore und seine Band, Jens, Jonas, der vom Nachbarhof rüber gekommen war, Gaby und HaHe, Cauca und Stefan und ich. Genauso mittelmeerisch, wie schon am Tag unserer Anreise, lag der breite Sandstrand vor uns und die kleinen, bunt gestrichen Fischerboote verstärkten den Eindruck. Glücklich tobte der Hund über den Strand und verschwand außer Sichtweite. Die Dünen waren imposant, Strandhafer bestanden und immer wieder von Weltkriegsbunkern durchsetzt. Wir ließen uns auf einem dieser apokalyptischen, mittlerweile von Moos überwucherten Bauwerke nieder und schickten mehr oder minder spiralige Rauchfahnen zum Himmel hoch. Die Sonne ging unter, es wurde ganz schnell feucht und kalt und Tore schlug eine Pizzeria in Tversted vor.

Zum Baden braucht man keine Mütze.

SCHÄNDER GERECHTIGKEIT.

Willkommen im Reich des virtuellen Wahnsinn, wer mit wenn und was wird geschehen. Wir wandeln auf einem schmalen Grad zwischen Himmel und Erde und der Hund bellt. Wo Wahrnehmungen ganz Vorurteilslos fusionieren, schlagen Farben einander nicht, aber ob man mit Farben wirklich spielen kann, bleibt abzuwarten und wer Farbe bekennt hat selber Schuld, denn graue Eminenzen beherrschen das Spiel. Brot für die Welt heißt noch lange nicht Brillen für die Welt, aber wo es Brot gibt, gibt es meistens auch Brillen. So kommt die Schlange zur Brille und soziale Netzwerke zum Fehler im System. Was wurde da eigentlich umkonfiguriert? Das was die Insiderin beanstandet hatte und warum stellt niemand den Zusammenhang her. Mit Wind in den Haaren geht sowieso alles leichter und wer keine Sonne im Herzen hat, hat auch keinen Wind in den Haaren. Ob der Weg das Ziel ist, oder zum Ziel führt, bleibt offen, denn Ziele kann man haben, aber ob man sie erreicht bleibt abzuwarten.

Oben in meinem Bett unterm Dachstuhl, schwebte ich wieder durch die neblige Nacht. Wie die Hagazussa auf ihrem Zaun zwei benachbarte Welten sehen konnte, so konnte auch Jens in andere Welten sehen. Was einst ein angesehener Berufsstand war, Schamane, Hexe, Wahrsager oder Wahrsagerin, mutierte irgendwann zu einer Manifestation des Wahnsinns. So wurden die Hellsichtigen denn weggesperrt und die Verwerter der Welt übernahmen das Ruder. Es war noch nicht lange her, dass ich Hans Peter Duerrs Buch „Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation“ gelesen hatte. Der wahre Charme des Buches entfaltet sich in den Anmerkungen und Fußnoten, die ungefähr zweidrittel des Werkes ausmachen. Meine Seminarleiterin, die mir das Buch empfohlen hatte, gab mir auch gleich den Tipp, erst das Buch zu lesen und dann die Anmerkungen. Bevor die christliche Inquisition, eine verheerende Schneise der Vernichtung des Menschheitswissens, von der Steinzeit bis zum europäischen Frühmittelalter schlug, lebten die Europäer zwar nicht im Paradies und aber immer noch halbwegs Umweltverträglich. Dann wurde durchgestartet, Empathie für alle anderen Lebensformen und selbst für die, der eigenen Spezies, wurde gnadenlos dem Prinzip der Gewinnoptimierung untergeordnet. So kommt man zu was. Schlafen konnte ich nicht mehr. Aus den Fußnoten stiegen wilde Geister zum Himmel und verlangten nach Freiheit. Mit meiner dicksten Jacke, die immer noch ein bisschen fettig war, nach Schaf und Zimt roch und angeblich aus Afghanistan kam, ein Einzelstück, dass ich bei Oktopus erstanden hatte, eingehüllt in meinen Schlafsack, machte ich mich auf zur Hollywoodschaukel. Die Jacke war so warm und dick, dass ich sogar darauf schlafen konnte und sie roch zehn Jahre später nach Schaf und Zimt. Ein Tag blieb mir noch, dann würden wir wieder zurück kehren, ins Reich der ganz und gar langweiligen Rationalität.

Wer das Haar in der Suppe findet, hat es nicht besser verdient.

RAUSCH ROBOTER.

Nachdem die Allparteien Regierung nun noch immer nicht das Ruder ergriffen hat, erlaube ich mir in phantastischere Dimensionen abzuheben. Was soll der ganze Unfug eigentlich, diese gigantische Verschwendung von Steuergeldern? Die Antwort weiß wie immer, noch nicht mal der Wind. Wind in den Haaren sollte trotzdem nicht unterschätzt werden, denn ohne Wind in den Haaren geht es nicht. Unsere Dummheit müssen wir sowieso ausbaden, aber wer dumm geboren wird, muss nicht dumm sterben. Wer allerdings nicht fragt, bleibt dumm oder lässt fünf gerade sein, denn der Fehler liegt nicht nur im System. Sternenjäger halten ganz kurz in und zählen rückwärts, bis die Harmonie wieder hergestellt ist. Der Wind singt, er sät nicht, er erntet nicht, er wartet auf ein System, das ihn an die Hand nimmt und zum Licht führt. So lauern windige Ideen denn im Windschatten der Innovation auf ihren Vorteil, der manchmal nur Bruchteile von Sekunden umfasst.

Die psychedelische Silvesternacht hinterließ einen bleibenden Eindruck. Ich wäre gerne noch eine Woche länger in dem alten, fast schon verwunschenem Haus geblieben, im Nebel spazieren gegangen und hätte zusammen mit einem roten Kater, auf den etwas muffigen Polstern der Hollywoodschaukel am Ende des Grundstücks, auf den Einbruch der Dämmerung gewartet. Tore und seine Band, die sowieso noch länger bleiben würden, hatten nichts dagegen, aber HaHe, dem die ganze Situation überhaupt nicht gefiel, bestand darauf spätestens am dritten Januar nach Hamburg zurück zu kehren, Gaby hatte keine Lust auf Streit, Cauca und Stefan war es egal und auch Bente und Smilla wurden in Christiania erwartet. Draußen in der Hollywoodschaukel hing immer noch der Zauber der vergangenen Nacht und ein roter Kater ruhte sich aus. Ich blieb bis zum Einbruch der Dunkelheit und als ich wieder ins Haus kam, stand in der Küche schon ein Gebirge von Falafel Bällchen, flankiert von hoch vollen Salatschüsseln und Joghurtdips auf dem Tisch und ich fragte mich, ob zum Inventar des Hauses wohl möglich auch fleißige Heinzelmännchen gehörten. Bevor ich diesem Gedankengang länger verfolgen konnte, erschien HaHe in der Küche und moserte mich an, weil ich nicht bei der Küchenarbeit geholfen hatte. Die Falafel Bällchen waren allerdings nicht sein Werk, sondern Smillas Küchenkünsten, die ein Cafe in Christiania betrieb und dort selbst in der Küche stand, zu verdanken. Nach dem Essen verzogen Gaby und HaHe sich glücklicherweise schnell ins Bett und ich räumte mit Cauca und Stefan den Tisch ab und in der Küche auf, um die Heinzelmännchen zu entlasten. Im Wohnzimmer klimperte Tore auf seiner Gitarre, Bente saß mit Jens am Kamin und ich hatte sehr viele Fragen, für die mir Jens als die angemessene Anlaufstelle erschien. Als „Master of the Mushrooms“ und Dompteur eines garstigen, grünen Gnoms aus einer benachbarten Dimension, vermutete ich das meiste Wissen über das magische Pilzuniversum bei ihm. Woher kam der magische Glanz, den die Pilze über die Welt warfen, was ist mit Katzen und Pilzen, können Katzen auf Pilz sein oder sehen sie das Pilzuniversum sowieso? Wir waren uns völlig einig darüber, dass das Pilzuniversum sehr glänzend und wunderschön ist, aber Jens bestand darauf, dass es keine Garantie auf eine Rückfahrkarte gibt. Darüber konnte ich nur lachen, warum braucht das Paradies eine Rückfahrkarte, aber Jens diskutierte unerbittlich weiter und machte mich darauf aufmerksam, das die fehlende Rückfahrkarte das Einfallstor elementarer Ängste ist. Auf Angst hatte ich gar keine Lust, ich wollte den Zauber der Welt einfangen, mit Pilzgeistern durch neblige Ozeane reisen und lachen. So gnadenlos logisch wie Jens in seiner Argumentation war, ließ Bente ihre Tüten kreisen und lenkte Jens und mich vom Weg des Frage Antwort Spiel ab.

Werte kann man nicht kaufen.