STUSS
     MUND

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29.10.19 26.10.19 23.10.19 20.10.19 17.10.19 14.10.19 11.10.19 08.10.19 05.10.19 02.10.19
ZANK LEHRE.

Omsere amtierende Negierungspartei, fieser Tage auch auf dem absteigenden Ast angekommen, wie irre Schittnegierungspartei schon seit längerem, leugnet spinner motz hartnäckig den Zusammenhang, zwischen allgemeinem und gut verteiltem Wohlstand und Toleranz. Den Anfängen hätte schon lange gewehrt werden müssen und zwar da, wo die große Umverteilung von unten nach oben begann. Abgewählte Poly Trickster stecken ihre Köpfe noch tiefer in den Sand und malen rote Teufel an die braune Wand. Ausbeutung gebiert nun mal Ungeheuer, die irgendwann keiner mehr bändigen kann. Wer konsequent dafür sorgt, dass die Einkommensschere immer weiter auseinander geht und eine immer kleiner werdende Gruppe, immer reicher macht, muss nicht wirklich damit rechnen wieder gewählt zu werden. Was wieder kommt sind die Gespenster der Armmut, Unwissenheit, Unruhe und Unfrieden.

Das es auch ganz ohne Toilette gehen kann, hatte ich im Sommer 1978 in einem Haus am Fuß der französischen Pyrenäen erlebt. Mit Johanna, ihrem Freund Rolf und Friedemann, seit ihren gemeinsamen Grundschultagen, einer von Johannas treusten Verehrern, war ich in den Semesterferien nach Frankreich aufgebrochen. Wir fuhren einfach los, ohne festes Ziel, nur die Richtung musste stimmen, gen Süden. Die Fahrt entpuppte sich als wahrer Horrortrip, Johanna und Rolf stritten sich jeden Tag auf das heftigste, Friedemann zog den Kopf ein, natürlich stand er auf Johannas Seite und mir kam die undankbare Rolle der Vermittlerin zu. Die Atmosphäre im Auto war furchtbar, die angespannte Stimmung zwischen Johanna und Rolf geradezu körperlich spürbar und unser aller Nerven lagen blank. Streit bedingt wurde unsere Reise jeden Tag für mehrere Stunden unterbrochen, im Laufe der Auseinandersetzungen wurde Johanna regelmäßig hysterisch, wir mussten anhalten und sie rannte Stunden lang heulend durch die Gegend. Wir brauchten etwa anderthalb Wochen, bis wir im Süden Frankreichs ankamen. Dort hatte Friedemann ein paar Bekannte, die in einem mehrere hundert Jahre alten Bauernhaus mitten im Wald lebten. Friedemann und Ralf besaßen solide Französisch Kenntnisse, Johanna sprach ein bisschen Französisch, aber ich hatte auf dem Gymnasium nicht Französisch, sondern Lateinunterricht gehabt. So verständigte ich mich dann entweder durch die Vermittlung von Ralf und Friedemann, oder mit ein paar Brocken Englisch und lebhaften Gebärden. Das Haus bot kaum Komfort, wer sich waschen wollte, musste das mit dem eiskalten Wasser eines Ziehbrunnens im Hof bewältigen und für die Erledigung anderer Bedürfnisse, blieb nur der dichte Wald rund ums Haus. Ich war ein wenig konsterniert, zumal ich mich gewöhnlicherweise mit einem guten Buch oder der aktuellen Zeitung aufs stille Örtchen zu begeben pflegte und das bedruckte Papier keineswegs dazu benutzte mir den Arsch abzuputzen. Außerdem war es ein wenig unheimlich im Wald, es raschelte und knackte und man wusste nie genau, was sich im Unterholz bewegte. Tagsüber, im hellen Sonnenlicht, ging das ja noch, aber nach Einbruch der Dunkelheit, mochte ich mich nicht mehr allzu weit vom Haus entfernen und da es nicht nur mir so ging, empfahl es sich im Tageslicht am Rand des Waldes gründlich aufzupassen, wohin man trat. Friedemanns französische Hippie Freunde waren tolerant und großzügig, Johanna und Rolf schliefen in einer Dachkammer und auch Friedemann hatte ein Zimmer auf dem Dachboden, aber mehr Gästezimmer gab es nicht. Ich hätte mit bei Friedemann im Zimmer schlafen können, aber das wollte ich nicht und so schlief ich dann unten im Wohnzimmer vorm mannshohen Kamin, wo ich nicht lange alleine blieb. Die Katze des Hauses hatte vor ein paar Wochen Kinder bekommen und sie liebte des Wärme des Kaminfeuers. Samt ihren Kindern kroch sie zu mir in den Schlafsack, wir arrangierten uns so gut es ging auf dem Sofa und selbst wenn das Kaminfeuer irgendwann nieder gebrannt war, wurde mir nicht kalt. Manchmal brannte das Feuer auch schon tagsüber, aber meisten wurde der Kamin am frühen Abend in Betrieb genommen. Die Hippies erzählten uns, dass sie den Kamin von Oktober bis März im Dauerbetrieb hätten, denn im Herbst und im Winter würden die Temperaturen zwar selten unter zehn Grad sinken, aber das atlantische Klima sei seht feucht und ungemütlich. Der Kamin war so groß, dass man darin stehen konnte und gewaltige Holzscheite glimmten Stunden lang auf der Feuerstelle und hielten den Raum bis in die Morgenstunden warm. Bevor die Hippies das Anwesen erworben hatten, war über dem Feuer wohl auch gekocht worden, aber mittlerweile stand in der Küche ein moderner Herd, der mit Gas aus der Flasche betrieben wurde.

Daten kann man nicht riechen.

ARSCH ROUTE.

Das Lügen kurze Beine haben ist bisher nicht bewiesen, aber dafür haben sie dicke Bankkonten und das großartigste Defizit der öffentlichen Haushalte aller Zeiten, hat sich auf den privaten Konten der großartigsten Freunde, des großartigsten Tratschmannes aller Zeiten, in ein großartiges Plus verwandelt. Man nennt es Großmannssucht und wer das nicht großartig finden will, hat selber schuld und muss groß kotzen. Nun zeigt uns die Geschichte lallerdings, dass sehr kleine Tiere erheblich bessere Überlebenschancen haben, als sehr große Tiere, denn Ameisen gab es schon, als große Männer noch nicht mal große Affen waren und wahrscheinlich wird es Ameisen auch noch geben, wenn große Männer schon lange ausgestorben sind. So ist die Ameise denn nicht nur das A, sondern auch das O und das Omega einer großartigen Geschichte.

Bevor das neue Haus fertig war, aßen wir mit mehr als drei Erwachsenen, meistens an einem langen Tisch in der Hausdiele. Die ehemals große Bauernküche war geteilt worden, um Raum für ein modernes Badezimmer zu schaffen. Das ursprüngliche Badezimmer befand sich außerhalb der Wohnräume, in der Scheune am Rande der großen Tenne und war nicht besonders komfortabel. Dieses Badezimmer, intern auch Knechteklo genannt, wurde hauptsächlich von den Helfern meines Stiefvaters genutzt, damit sie nicht mit ihren dreckigen Klamotten und Arbeitsschuhen durch die Wohnräume ins Bad trampeln mussten. Selbstverständlich wurde dort auch im Stehen gepisst und meine Mutter regte sich immer wieder darüber auf, das irgend jemand nach Erledigung seines körperlichen Bedürfnisses nicht abzog. Fast jeden Tag stand noch Urin in der Toilettenschüssel. Ihr Verdacht fiel auf Opa Brandt, der nicht nur leidenschaftlich gerne über sein angeblich nicht vorhandenes Geld jammerte, er war auch notorisch geizig und meine Mutter ging davon aus, dass er Wasser sparen wollte. Dieser Verdacht hielt sich bis zu dem Tag, an dem meine Mutter eine unserer Siamkatzen auf dem Knechteklo erwischte. Die Kloschüssel stand wie immer offen und Greet stand auf der Klobrille und strullte ins Klobecken, sprang beim Erscheinen meiner Mutter blitzschnell runter und verschwand in den Weiten der Tenne, ohne mit Wasser gespült zu haben. Das Gästeklo im neuen Haus, mit der von Colani designten Klobrille, wurde von Greet später verschmäht, wahrscheinlich war es zu sauber, oder ihr gefiel die stromlinienförmige Klobrille nicht, auf der eine Katze nur schlecht stehen konnte. Das Urinal im neuen Gästeklo wurde merkwürdigerweise von seinen männlichen Besuchern auch verschmäht, zum Ärger meiner Mutter zogen die Herren es vor, weiterhin das Sitzklo im Stehen zu benutzen. Meine Mutter legte allergrößten Wert auf den sauberen und gepflegten Zustand ihrer Badezimmer und Toiletten. Im Umfeld der riesigen, bäuerlich geprägten Familie ihres Vaters, mein Opa hatte neun Geschwister und nur ein Bruder blieb im Krieg, wurden ständig kleine und große Familienfeste gefeiert. Zu einem Vettern und Cousinen Treffen meiner Mutter, kamen noch in den achtziger Jahren locker über hundert Leute zusammen. Die guten Stuben auf den Höfen, manche Höfe hatten sogar eine gute Stube und eine ganz besonders gute Stube, wurden nur an Feiertagen und zu Familienfesten genutzt. Alltags traf die Familie sich in der Küche und saß dort ganz leger in Arbeitsklamotten oder Alltagskleidung um den Tisch, in der guten Stube aber saßen sie völlig steif, in ihren feinsten Klamotten auf polierten Stühlen um den mit dem besten Geschirr gedeckten Tisch. Diese Vorzeigewohnzimmer waren pikobello gepflegt und mit prächtigen Möbelstücken eingerichtet, aber auf den Toiletten sah es, sehr zum Leidwesen meiner Mutter, oft gar nicht so gut aus. Selbst wenn die Feste, wegen der großen Anzahl ihrer Teilnehmer, in Landgasthöfe ausgelagert wurden, war es oft nicht anders, vorne in der Gaststube und im Festsaal alles am glänzen und hinten auf den Toiletten der sanitäre Notstand. Am schlimmsten war es, wenn der Geruch der Klosteine nur notdürftig den Geruch der Ungepflegtheit übertünchte. In den Augen meiner Mutter ein klassisches außen hui, innen pfui und auch meine Großmutter, die aus einem wohlhabenden, bürgerlichen Umfeld stammte, fand das ganz fürchterlich. Der Zustand des Badezimmers und der Toilette eines Hauses, war für meine Mutter wie eine Visitenkarte für seine Bewohner.

Wer zum Punkt kommt, bleibt auf der Stelle stehen.

ZUCKER PATRONE.

Das Flugtaxis, selbst wenn sie elektrisch betrieben werden, uns nicht vor der drohenden Klimaveränderung retten werden, sollte selbst solchen Tieffliegern, wie omserem Verquerminister reimleuchten. Der erste Rollerfahrer der Nation wäre gut bähraten, wenn er endlich zurück treten würde und sich nicht weiterhin als Lobbyist für sinnlose Technologie betätigen würde. Warum omsere Poly Trickster sich nun lallerdings immer noch weigern, endlich ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen und Landstraßen einzuführen und damit eine billige und wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahme, ist nicht mehr arschschmollziehbar. Wer rasen spinner motz sexy findet, dem ist wahrscheinlich nicht mal mehr mit einem elektrischen Rasenmäher zu helfen. Mit einem Kunstrasen wäre das alles nicht nötig und wer wirklich rasen will, fährt auf der Rennnstrecke im Kreis, bis die Reifen qualmen.

Am schlimmsten war Herr von Thun, der Tischler. Bevor er das erste Mal in meiner Gesellschaft am Mittagstisch Platz nahm, bat meine Mutter mich darum, ihn nicht all zu seht zu provozieren, denn mein Stiefvater legte großen Wert auf die Mitarbeit von Herrn von Thun, der genauso penibel war, wie er selbst. Im Gegensatz zu Onkel Günther, dem Elektriker und Schwager meines Stiefvaters und Willi einem Freund aus den Kindertagen meines Stiefvaters und gelernten Maurer, wurde der Tischler regulär bezahlt. Ich nahm mich zusammen so gut es ging, aber immer klappte das nicht, denn auch Herr von Thun nahm die Dienstleistungen meiner Mutter völlig selbstverständlich in Anspruch und sein Ansichten waren ziemlich reaktionär. Das sein jüngster Sohn Andreas, ein langhaariger, in der ganzen Stadt bekannter Schulversager und Gammler war, den ich natürlich auch kannte, bremste ihn allerdings etwas aus. Will, stark wie ein Bär und genauso behaart, hatte bei der Arbeit grundsätzlich eine billige Zigarre im Mund, die fürchterlich stank. Im Sommer trug er über seiner Arbeitshose nichts als ein Feinripphemd, das seine üppige Körperbehaarung bestens zur Geltung brachte. Will versorgte seinen Freundeskreis großzügig, mit von ihm selbst geräucherten Fischen, bis er aus seinem Angelclub flog, weil er auch in der Schonzeit ohne Rücksicht auf Verluste, Fische aus den Teichen des Clubs gewildert hatte und dabei erwischt worden war. Er ließ gerne fünf gerade sein, was dazu führte, dass mein Stiefvater des öfteren gar nicht mit seiner Arbeit zufrieden war. Für eine auch nur halbwegs dezidierte Diskussion fehlte Will jedes Rüstzeug. Onkel Günther hatte Humor und nahm mich nicht allzu ernst, manchmal stellte er sich sogar auf meine Seite. Da sie allesamt von Elektrik keine Ahnung hatten, war Onkel Günthers Arbeit sowieso über jede Kritik erhaben. Willi und Onkel Günther halfen am Wochenende mit, wurden fürstlich bekocht und bekamen eine eher symbolische Entlohnung für ihre Arbeit. Fast jeden Tag anwesend, wie Herr von Thun, war auch Opa B., der Vater meines Stiefvaters, der vorm Putzwahn seiner Frau und seiner ledigen Tochter flüchtete. Oma B. und Tante Lore, deren Mann sich kurz nach der Geburt ihrer Tochter abgesetzt hatte, legten allergrößten Wert auf Sauberkeit. Einmal in der Woche wurde nicht nur die Bettwäsche gewechselt, sondern auch die Matratzen aus den Betten entfernt und an der frischen Luft ausgeklopft, außerdem wurden die Bettgestelle gründlich abgeseift. Bis die Betten wieder trocken und benutzbar waren, war es meistens schon dunkel. Opa B., setzte sich in sein geliebtes Auto, er ging nur im Notfall zu Fuß und dann an den Tisch meiner Mutter, die er leidenschaftlich gerne voll quatschte. Er jammerte für sein Leben gern und sein Lieblingsthema war Geld, von dem er angeblich kaum etwas besaß, was aber keineswegs stimmte. Opa B. blieb auch gerne noch zum Abendbrot, Willi und Günther wurden von ihren Frauen erwartet und für Herrn von Thun war um siebzehn Uhr Arbeitsschluss, so wie in den Zeiten, als er noch in einer Tischlerei gearbeitet hatte. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass Herr von Thun schon seit längerem keinen Arbeitsplatz mehr in einem Betrieb mit mehreren Leuten gefunden hatte, weil niemand mit ihm zusammen arbeiten wollte. Er war einfach zu perfektionistisch und seine notorische Rechthaberei machte es auch nicht besser. Am Freitag oder Sonnabend blieb Opa Brandt nach dem Abendbrot noch so lange am Tisch meiner Mutter sitzen, bis er mich in die Stadt mit nehmen konnte und vorm Cheyenne Club raus ließ. Bei ihm zu hause war dann mit Sicherheit Ruhe eingekehrt.

Der Boden der Tatsachen ist kein Tortenboden.

GECK STOP.

Politische Gegner ins Gefängnis zu stecken, war noch nie eine gute Idee, sondern fördert nur den Widerstand, so führen denn unangemessene Urteile zu unverhältnismäßigen Reaktionen und wer Wind sät, erntet Sturm. Irgendetwas stimmt nicht, mit dem Breitalter des Prassermanns, denn anstatt zu versöhnen, spalten omsere Polytrickster die Gesellschaft nur noch mehr. Parallel wahrschmu steigern sich Teile der Gesellschaft in eine moralische Rigorosität, die genauso rigoros abgelehnt wird. Nun kann man in Reinräumen zwar Chips herstellen, aber wirklich leben kann man dort nicht und hetzwegen ist jede Art von Reinheit eine tödliche Illusion. An dieser Stelle möchten wir auf die Gesundheitsfördernden Aspekte eines Schlammbades verweisen und warnen vor Schlammschlachten, die niemanden gut tun, aber wer gar nicht anders kann, geht zum Schlammcatchen.

HaHe und S. trafen sich im Sommer regelmäßig für eine Partie Schach im Garten des Mader. HaHe hatte in seiner Schulzeit in einem Schachclub gespielt und auch immer wieder um Geld, aber auch S, spielte nicht schlecht und entsprechend verbissen trugen sie ihre Partien aus. Über Tisch gaben sie sich demonstrativ lässig und bedachten sich gegenseitig mit lässigen Sprüchen, aber unterm Tisch trommelten sie immer heftiger mit den Beinen, um so mehr die Partie sich in die Länge zog und so wie sie um den Sieg im Schach kämpften, konkurrierten sie um den Erfolg beim anderen Geschlecht. S.. der als Kunstlehrer am Gymnasium, sowieso schon mal einen Lässigkeitsbonus hatte und mit zwei Frauen in einer Wohngemeinschaft zusammen lebte, mit denen er ein erotisches und ökonomisches Verhältnis pflegte, war etwas im Vorteil, obwohl HaHe mit drei Frauen zusammen wohnte, mit denen er jedoch kein Verhältnis hatte. Meistens saßen sogar vier Frauen mit HaHe am Tisch, denn seine Freundin Gaby hielt sich hauptsächlich in unserer Wohnung auf. Das gemeinsame, warme Abendessen, war ein gerne gepflegtes Ritual und meistens kochten Gaby und HaHe zusammen, denn weder Cauca, noch Heidi oder ich waren besonders begabt , oder gewillt für das Kochen, aber wir räumten auf und erledigten den Abwasch. Heidi hatte es fertig gebracht, die Kartoffeln beim Garen im heißem Wasser anbrennen zu lassen, bei dem Versuch einen Gugelhupf zu fabrizieren, hatte sie den Kochtopf komplett ruiniert und was Cauca sich zusammen kochte, war auch nicht besonders genießbar. Ich hatte überhaupt keine Lust zu kochen, in den letzten drei Jahren am Gymnasium, stand meine Mutter fast jeden Sonnabend Mittag heulend in der Küche, wenn ich von der Schule nach hause kam. Sonnabend war der einzige Tag, an dem ich schon so früh zurück war und mit der Familie und den Freunden, die meinem Stiefvater im Garten und beim Bau des neuen Hauses halfen, zum Mittagessen am Tisch saß. Meine Mutter kochte gut, aber nie hatte auch nur ein einziger der anwesenden Männer, ein anerkennendes Wort für das Essen, oder für meine Mutter über. Sie beweihräucherten ihr eigenes Schaffen und nahmen es als völlig selbstverständlich hin, dass meiner Mutter ihnen ein zweites Frühstück, ein opulentes Mittagessen und Nachmittags Kaffee und Kuchen, am besten selbst gebacken, servierte. Meine Mutter fühlte sich nicht repektiert, denn ihre Arbeit wurde nicht anerkannt und das deprimierte sie. Mich machte das furchtbar wütend, es kam immer wieder vor, dass meine Mutter nicht mit uns am Tisch saß, weil ihr der Appetit komplett vergangen war. Mit gutem Appetit rächte ich sie, indem ich erst mal ein paar revolutionäre Statements über Frauenrechte, Umweltschutz, oder sexuelle Freiheit in die Runde warf, von denen ich ganz genau wusste, dass sie auf Widerspruch stoßen würden und dann diskutierte die ganze Tischgesellschaft mit den wildesten Argumenten in Grund und Boden. Schon in der ersten Wohngemeinschaftsbesetzung mit den drei Jungs, hatte ich klar gesagt, dass ich nicht kochen wollte und dafür gewillt sei mehr zu putzen. Die Jungs waren einverstanden, HaHe kochte, bodenständig und viel, Heinrich nicht ganz so häufig, aber dafür etwas raffinierter, Kalle kochte einmal und dann nie wieder, womit wir alle einverstanden waren, Nur wenn es Pizza geben sollte musste ich ran, denn mit Hefeteig umzugehen, hatte ich schon bei meiner Oma und dann bei meiner Mutter gelernt.

Wer ein Separee hat, braucht keine mehr Separatisten.

SCHWUND SICHERUNG.

Zum Wesen von Krebszellen gehört es, dass sie ungebremst wachsen und genau dieses ungebremste Wachstum ist der Krebs. Nun bähtrifft fieses Prinzip aber nicht nur Zellen, sondern auch alle anderen Lebensformen, seien sie nun bakterieller, pflanzlicher, tierischer oder menschlicher Art. Motzlalledem wirrt jeden Abend wieder ein Börsenspezialist oder eine Börsenspezialistin, in den beiden führenden Arschrichtungssendungen der öffentlich rechtlichen Sender, am besten direkt von der Börse, zu den drängenden Wachstumsfragen der Wirrkraft interviewt und flenn die Wirrkraft nicht stetig wächst, drohen Flunkergang und Kapitalflucht. Motzwohl jeder Jäger weis, dass kapitale Böcke erlegt werden müssen, geht es schundsätzlich nicht um Gleichgewicht, Gerechtigkeit und Frieden, sondern nur Om Omsätze, Gewinnmargen und Wachstum und motzmal Wachstum. Was tun?

Das Mader, mit seinem Biergarten, damals noch eine echte Attraktion, war fast immer gut besucht. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite der Rentzelstraße liegt noch heute eine große Berufsschule und keine hundert Meter weiter, in der Bundesstraße, befindet sich das Geomatikum. In der warmen Jahreszeit öffnete das Mader deshalb, dem Schulschluss der Berufsschüler freundlich entgegen kommend, schon gegen fünfzehn Uhr seine Tür zum Gastraum im Souterrain und die Studenten des Geomatikums nahmen das Angebot ebenfalls gerne wahr. Im Sommer wollte natürlich kaum jemand im etwas dunklen Gastraum des Souterrains sitzen und an richtig warmen Tagen war es gar nicht so einfach, einen Platz im Garten zu ergattern. Das Mäuerchen zur Straße diente ebenfalls als Sitzgelegenheit und auf den Bürgersteig stauten sich an warmen Sommerabenden all die Gäste, die keinen Sitzplatz mehr ergattert hatten. Alle Stühle um die runden Tische waren voll besetzt und außerdem schleppten die Gäste sämtliche Sitzgelegenheiten aus dem Souterrain, die nicht zu schwer oder fest eingebaut waren, das Treppchen hoch in den Garten, der völlig zugestellt war. Es war so eng, dass die Bestellungen vom Weg in der Mitte des Gartens, durch die Gäste weitergereicht wurden, denn es gab kein Durchkommen mehr für den Service. Auf der Karte standen Bier, Berliner Weiße mit Eiswürfeln und Strohhalm, gemischtes Eis mit Schlagsahne, auf Wunsch auch nur mit Erdbeereis, kalte Buletten aus einer Glasvitrine am Tresen und ein paar einfache Gerichte mit Bratkartoffeln. In der Küche herrschte Alex und wer sich gut mit Alex, oder Erwin dem heimlichen Chef des Mader Kollektivs, oder Paul, dem mit Abstand beliebtesten Mann hinterm Tresen verstand, durfte hinten in der Küche mit Alex oder Erwin kiffen. Paul leistete sich einen schwarzen Oldtimer Mercedes und einen passenden schwarzen Bowler Hut dazu und er war sein bester Kunde. Obwohl er in seinen Schichten fantastische Umsätze machte, musste er den Tresendienst auf Beschluss des Kollektivs schon recht frühzeitig quittieren, weil sie befürchteten, dass er sich über kurz oder lang zu Tode saufen würde. Das Mader war eine Goldgrube, nach ein paar Jahren legte Erwin sich seine eigene Videothek zu und das Kollektiv kaufte sich eine prächtige, schneeweiße Herrschaftsvilla in der Schlüterstraße, gegenüber von der alten Post. Alex und Erwin teilten nicht nur ihr Faible für Rauchwaren, sondern auch für Filme, beide waren stolze Besitzer eines Videorecorders, damals noch ein echter Luxus. Alex Wohnung befand sich direkt hinterm Mader, im selben Haus, auch im Souterrain und die Wohnung war genauso dunkel, wie der Gastraum des Mader. Alex, der die Vorhänge seiner Wohnung sowieso ständig geschlossen hielt, störte das nicht, er interessierte sich fast ausschließlich für Filme und ein bisschen für Inken, seine Freundin. Inken, die Germanistik studierte und sich mit Tresendiensten im Mader Geld dazu verdiente, war mit ihrer Wespentaille, ein Überbleibsel ihrer Zeit als Bodenturnerin, ihren blauen Augen und ihrem glänzend, schwarzen Pagenschnitt, schön wie Kleopatra, was den Umsatz des Mader nur noch mehr steigerte. Ihre Verehrer kamen regelmäßig zu ihren Schichten, himmelten sie den ganzen Abend lang an, betranken sich dabei und versuchten Inken betrunken zu machen. Alex ließ das völlig kalt und Inken ihrerseits himmelte nur Alex an und war sehr unglücklich darüber, dass sie in ständiger Konkurrenz mit seinen Filmen stand, denn Alex verbrachte erheblich viel mehr Zeit mit Erwin vorm Bildschirm, als mit Inken. Inkens unglückliche Beziehung zu Alex, war ein ständiges Gesprächsthema unter den Stammgästen des Mader und sie schlossen Wetten darauf ab, wem es gelingen könnte, Inken zu erobern.

Die Hosen kann man auch unter einem Rock anhaben.

ZUCKER KUTTE.

Nach dem querzeitigen Stand der Dinge, ist es mit der virtuellen Welt ähnlich wie mit dem menschlichen Geist. Ohne Körper kein Geist, ohne Server keine Cloud. Die Daten flattern nicht im luftleeren Raum, sie lagern auf physischen Servern, die mächtig viel Strom verbrauchen und hetzwegen ist die virtuelle Welt weder Kostenlos noch Folgenlos. Was den Raum angeht gilt das gleiche, bähzeichnenderweise heißt es ja auch nicht Serverhaus oder Serverhof, sondern Serverfarm und wahrscheinlich ist es nicht mehr weit bis zur Serverlandschaft im Serverstaat. Auch all die Filme, Musikstücke, Spiele und nützlichen Programme im virtuellen Raum, sind dort nicht reimfach spinngezaubert worden, sondern sie sie wurden von arbeitenden Menschen erzeugt und die wiederum wollen für ihre Arbeit bezahlt werden und nicht nur mit Daten, der Währung des Informationszeitalters.

Am nächsten Tag standen wir spät und etwas verkatert auf, am besten ging es Klaus, der wieder richtig eingestellt war, aber Cauca sah immer noch ziemlich mitgenommen aus. Nach einem rudimentären Katerfrühstück, HaHe schwor auf sauer eingelegte Bücklinge, die außer ihm niemand runter bekam, beschlossen wir zwecks Wiederherstellung unserer Lebensgeister, einen Spaziergang zur Kaffeestube an der Hohelufchaussee zu machen. Im Viertel herrschte Sonntagsruhe, nur aus der Nachbarschaftskneipe unten im Haus, wehten ein paar Musikfetzen, vermischt mit dem Geruch von Alkohol und abgestandenem Rauch. Der alte Schäferhund, der Nachts immer anschlug wenn jemand zu später Stunde nach Hause kam, gab keinen Mucks von sich und blieb friedlich vor der Tür liegen, als wir das Haus verließen. An der Kreuzung Schulterblatt / Susannenstraße / Juliusstraße standen ein paar Eckensteher mit der obligatorischen Bierflasche in der Hand, aber ansonsten war weit und breit niemand zu sehen. Wir nahmen den Weg durch die Susannenstraße, mit ihren dringend Renovierungsbedürftigen Häusern, vorbei am Bahnhof in der Schanzenstraße, wo ein bisschen mehr los war, bis zu Ecke Weidenallee / Kleiner Schäferkamp. Im Kleinen Schäferkamp kam uns eine türkischen Hochzeitsgesellschaft entgegen und ich musste an die Massenschlägerei denken, die sich zwei Hochzeitsgesellschaften, die eine türkisch und die andere kurdisch, kurz nach unserem Einzug im Schulterblatt, vorm Bierhaus Schulterblatt geliefert hatten. Alle im feinsten Sonntagsstaat und alle machten mit, Männer und Frauen, Alte und Junge, bis die Polizei mit einem Großaufgebot kam und die Kontrahenten trennte. Im Kleinen Schäferkamp blieb es friedlich, die Atmosphäre war fast schon provinziell und erst an der Kreuzung Kleiner Schäferkamp / Schäferkampsallee / Schröderstiftstraße, adelte der Verkehrslärm die Stadt wieder zur Großstadt. Beim Schröderstift gegenüber vom Schlump, stießen wir auf Holger, Gabys Exfreund und Knut, einen der ersten Besetzer des Schröderstift. Knut gehörte, wie auch Holger, zu den Stammgästen des Mader, dass ebenfalls auf unserem Weg zur Kaffeestube lag. Holger wie immer etwas ungepflegt, mit fettigen Haaren im Parka, ganz im Gegenteil zu Knut, der ein gut geschnittenes Rüschenhemd mit Ethnostickerei trug, das ihm wirklich stand. Mit seinen langen, blonden Haaren und ebenmäßigen Gesichtszügen, kam Knut immer wieder beim weiblichen Publikum im Mader gut an, aber jede nähere Kontaktaufnahme war zum Scheitern verurteilt, denn Knut war stockschwul. Im nüchternen Zustand hätte er das niemals zugegeben, er zeigte sich gerne mit Frauen und flirtete ausgiebig, betrank sich gründlich und torkelte dann allein nach Hause. Manchmal trieb er es so weit, dass seine Kumpel ihn zurück ins Schröderstift schleppen mussten, was ihm die Gelegenheit gab, ihnen näher zu kommen. Knuts Freunde und Mitbewohner waren allerdings nicht schwul, aber wenn sie versuchten ihn am nächsten Tag auf sein Problem anzusprechen, wies er alles weit von sich. Außer Knut, hatte in seinem Umfeld eigentlich niemand ein Problem damit, aber Knut empfand es als unmännlich schwul zu sein, es entsprach nicht seinem Selbstbild. Mit Knut und Holger und seinem Busenfreund S., dem Kunstpädagogen, hatte HaHe so manche Nacht im Mader gesoffen, bis Erwin sie irgendwann rigoros vor die Tür setzte.

Die Welt kreist um die Sonne, aber sie dreht sich um sich selbst.

PRASSER STOFF ANTRIEB.

Schlimmer motz ist das Zinkernetz ein wilder Westen, wild und high und voller Gesetzloser. Im wirrtuhellen Raum versagt die Gesetzgebung der Staaten, ihre Steuerhoheit und ihre Kontrollmechanismen. Wo man eine Waffe nicht kaufen kann, oder darf, da druckt man sie sich einfach aus und fertig ist die wutausgerüstete Einmannarmee. Spinnschmu kotzt die grenzenlose Informationsflut, die immer größere Wirrsinnswellen verszeugt, denn das weltomspannende Kommunikationschos, gebiert Arschahnungstäter und Wutgläubige laller Orten. Niemand ist mehr allein mit seiner Meinung, aber die Meinungen werden weder besser noch wahrer davon. Dunerrweise ist laber der virtuelle Raum, dessen Energiehunger nicht viel kleiner ist, als der, der realen Welt, so unbewohnbar wie das Wasserlose Innere einer Wüste.

Zum weiter tanzen fehlte uns nach diesem ganzen Drama nun wirklich die Lust, wir holten unsere Taschen am Tresen ab und machten uns halbwegs nüchtern auf den Rückweg. Die Straßen waren ziemlich dunkel, außer ein paar Arbeitern vom Schlachthof, der das Karolinenviertel und die Schanze damals noch dominierte, war kaum jemand unterwegs und den Weg über die Glitzerbrücke, durch die ehemalige Schlachthofhalle, gab es auch noch nicht. In der Sternstraße standen die Türen zum Arbeitsbereich der Schlachter offen und gaben den Blick auf endlose Reihen, von der Decke hängender Schweine und Rinderhälften frei. Durch grausam grelles Licht bewegten sich in diesem Vorhof der Hölle, die frisch geschlachteten halben Tiere ihrer Weiterverarbeitung entgegen. Wir versuchten nicht hin zu sehen und stolperten an ein paar Schlachtern vorbei, die in ihren Blut bespritzten Schürzen eine Rauchpause eingelegt hatten und uns ein paar etwas anzügliche Sprüche hinterher riefen. Im Schulterblatt leuchtete nur noch die Lichtreklame des Amsterdamers, ein Imbiss der sich mittlerweile Big Food nennt, wahrscheinlich weil es dort alles mögliche an Fast Food, von Döner bis Pizza gibt, außer halben Hähnchen und Hamburgern, dem Angebot des Amsterdamers. So wie einst der Amsterdamer, hat allerdings Big Food auch fast rund um die Uhr geöffnet und beruhigt mit seinem Angebot die übersäuerten Mägen des trinkenden Publikums, was lange nicht immer gut geht. Die Hinterlassenschaften dieser Exzesse werden heute im Morgengrauen von der Stadtreinigung beseitigt, damit die Touristen sich wohl fühlen, damals kümmerten sich Schwärme von Möwen und Tauben um das weggeworfene oder hoch gewürgte Fast Food, weswegen ich die Zeit der Dämmerung vor Sonnenaufgang, gerne als Stunde der Geier bezeichnete. Autos waren kaum noch unterwegs und die wenigen Fußgänger die vorbei kamen waren entweder in Eile und auf dem Weg zur Arbeit, oder torkelten nach hause zurück. Die Straße gehörte den Vögeln, die sich an ihrem reich gedecktem Tisch nicht stören ließen und höchsten schrill kreischend von der Straße erhoben, wenn dann tatsächlich mal ein Fahrzeug vorbei kam, um dann ganz schnell wieder zu landen und weiter zu fressen. Das fliegende Geschwader der Straßenreinigung, war nicht ganz so effektiv, wie die modernen Kehrfahrzeuge und die Schanze immer ein bisschen dreckig. An heißen Sommertagen roch es manchmal wie in den großen Städten des Südens, nach Essen, Müll und Abgasen. Als wir die Haustür öffneten, bellte der Schäferhund in der Nachbarschaftskneipe unten im Haus und in der Wohnung unter uns, bei Ewald Neitsch, der eine Schlachterei betrieb, brannte auch schon wieder Licht. Der große Mercedes Kombi, mit der Logo der Schlachterei unseres Wohnungsnachbarn, stand oft direkt vor der Haustür, oder vor einem Torweg in der Lerchenstraße, dem Hinterausgang der Schlachterei. Ewald Neitsch hatte es nicht weit bis zu seinem Arbeitsplatz, er brauchte nur quer über die Straße zu gehen. In einem kleinen Verkausraum am Schulterblatt, wurde ein Teil der Produktion gleich weiter verkauft, aber nach hinten wurde der Laden immer größer und reichte über den Hinterhof bis zur Lerchenstraße. Glücklich darüber, nicht dem frühzeitig aufgestandenem Schlachtermeister auf dem Weg zur Arbeit in die Arme gelaufen zu sein, was manchmal passierte, fielen Heidi und ich ins Bett.

Nicht jede Greta ist eine Garbo.

BRATEN STERBEN.

Omsere weise Tratschlenkerin trat aktuell spinn der Klimaarena, vor üppig grünem Zinkergrund auf. Schmulässiger wären wohl Bilder der brennenden Amazonaswälder oder Dürregebiete Afrikas gewesen. Wer Recht hat und wer Unrecht hat, wer untergeht und wer überlebt, wird sowieso die Geschichte zeigen, aber ein bisschen mehr Wille und Wagnis zur Klima rettenden Aktion, seitens omserer Poly Trickster, wäre schon schön, denn was man schön redet, muss noch lange nicht schön werden und wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Angeblich gibt es ja kein richtiges Leben im falschen Leben, aber vielleicht gibt es ja richtige Verhaltensweisen im falschen Leben. Mit dem Kopf im Sand geht auch nicht mehr lange weiter, weil es bald keinen Sand mehr gibt, in den man seinen Betonkopf stecken könnte und Stecknadeln im Heuhaufen sollte man gar nicht erst suchen.

Gemeinsam schleppten wir Gaby nach draußen in den Garten der Minidisko und organisierten einen Stuhl mit Lehnen für sie. Sämtliche Farbe war aus Gabys Gesicht gewichen und am liebsten hätte ich sie auf den Boden gelegt und ihre Beine solange hoch gehalten, bis ihr Kreislauf sich wieder stabilisiert hätte, aber HaHe wollte das nicht. Ihm war die ganze Situation eher peinlich und fast hätten wir uns gestritten, weil er immer noch mit Gaby schimpfte und am meisten nervten ihn all die selbsternannten Drogenkollaps und Kreislaufspezialisten, die Gaby neugierig anstarrten und uns ungefragt mit guten Ratschlägen versorgten. Im Wesentlichen wurde uns empfohlen Gaby mit Schokolade oder O-Saft zu versorgen, aber Heidi ging wieder rein und organisierte ein Glas Wasser. Ich musste mich schwer zusammen nehmen, um nicht laut los zu lachen, denn die Situation, Gaby aschfahl in ihrem Sessel hängend, daneben HaHe total genervt von all den hilfsbereiten, ziemlich breiten Gästen, entbehrte einer gewissen Komik nicht. Langsam kehrte etwas Farbe in Gabys Gesicht zurück und die Lage entspannte sich ein wenig, aber bevor wir Gaby nach Hause eskortieren konnten, bahnte sich schon das nächste Unglück an. Während wir uns alle um Gaby gekümmert hatte, war Klaus friedlich und völlig unbeachtet auf seiner Bank eingeschlafen. Cauca, mit ihrem Krankenschwestergen, war von Klaus Seite gewichen, um Gaby zu helfen und Klaus neue Kumpel, die mit ihm geraucht hatten, fanden es nicht sonderlich ungewöhnlich, dass einer der Gäste einfach einschlief, sie rauchten einfach weiter und ließen Klaus schlafen. Als Cauca Klaus entdeckte, war er schon ziemlich komatös und nicht etwa vom Rauchen. Ihm war auch nicht übel geworden, so wie Gaby, die besser auf den ganzen Ouzo nichts mehr geraucht hätte, er war wahrscheinlich schwer unterzuckert und anstatt auf der Toilette seinen Zuckerspiegel zu regulieren, hatte er sich dort nur mit Rauchwaren versorgt. Verzweifelt versuchten wir Klaus aufzuwecken, HaHe wollte einen Krankenwagen rufen, aber Cauca sträubte sich dagegen, weil sie genau wusste, dass Klaus ausflippen würde, wenn wir ihn ins Krankenhaus verfrachten würden. Hektisch suchte sie nach dem Traubenzucker, den Klaus eigentlich immer dabei hatte und als sie das Päckchen endlich in einer Tasche seines Parkas fand, schob sie Klaus eine der großen, weißen Traubenzucker Tabletten unter die Zunge. Erst passierte gar nichts, HaHe warf Cauca, die kurz davor war los zu weinen, Fahrlässigkeit vor, aber dann gab Klaus ein paar rudimentäre Lebenszeichen von sich. Cauca schob ihm noch eine Traubenzucker Tablette in den Mund und als er die Augen auf machte noch eine. Mittlerweile hatte sich fast der gesamte Laden um uns versammelt, einige Gäste waren wie HaHe der Meinung, das es besser sei einen Krankenwagen zu rufen, aber das Tresenpersonal war sowieso schon sehr besorgt um den Ruf der Minidisko und nicht so erbaut von der Vorstellung, nun auch noch einen Krankenwagen mit Blaulicht vorm Laden stehen zu haben. Stattdessen bestellten sie ein Taxi, halfen HaHe und Cauca dabei Klaus ins Taxi zu bugsieren, erklärten dem Taxifahrer die Situation und versicherten im, dass Klaus ganz bestimmt nicht in sein Taxi kotzen würde. Gaby stand mittlerweile wieder auf eigen Füssen und setzte sich zu Klaus und Cauca auf die Rückbank, HaHe stieg vorne ein und übernahm das Kommando. Heidi und ich blieben im Garten der Minidisko zurück.

Vögeln braucht man keinen Vogel zeigen.

MAUSFRIEDENSBRUCH.

Gegen die Einheit zu demonstrieren, grenzt schon ein wenig an Beschränktheit, denn was könnte besser sein als Einheit, denn in der Einheit gibt es keine Uneinigkeit, womit das Übel an der Wurzel gepackt wird. Um gemeinsam stark zu sein, müssen wir und halt auch einig sein oder wenigstens einig in Uneinigkeit. Nun sind alle in einem Boot noch lange nicht alle unter einem Dach und die meisten stehen sowieso im Regen. Regenschirme nützen da letztendlich auch wenig und Rettungsschirme gibt es nur für Banken. Wo kein Notausgang ist, kann man sich auch nicht durch den Notausgang retten und Not am Mann ist nicht Not an der Frau, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen oder die Noten von der Notenbank. Das Notlügen die Kinder von Notlagen sind, macht sie nicht wahrer und selbst wenn die Notenbank immer mehr Noten druckt, wird das Geld nicht mehr davon.

Das Lokal, mit niedrigen Decken im Souterrain eines herunter gekommen Altbaus aus der Gründerzeit untergebracht, war nicht besonders groß und bevor die Situation vollends eskalierte, erschien der Wirt, dem die Differenzen zwischen seinen Gästen nicht entgangen waren, ungefragt am Tisch und präsentierte uns freundlich aber bestimmt die Rechnung, garniert mit einem Abschiedsouzo für jeden. Die K-Gruppe am Nebentisch gehörte ganz offensichtlich zu den Stammgästen des Restaurant und konnte bleiben. Obwohl wir allesamt keineswegs mehr nüchtern waren, waren wir nun aber viel zu aufgebracht, um sofort den Heimweg anzutreten und die Minidisko an der Ecke Karolinenstraße / Marktstraße lag sowieso direkt auf unserem Weg. HaHe war nicht begeistert von der Idee, er bevorzugte das PickenPack oder das Mader beim Geomatikum, aber er wollte auch nicht alleine nach hause gehen. Die Minidisko war brechen voll, die Luft zu Schneiden dick, fast schon neblig, trotzdem es ziemlich eng war wurde sogar ein bisschen getanzt und ein paar Gäste waren bereits deutlich sichtbar über die Grenze zu anderen Sphären gewandelt. Klaus verschwand sofort auf der Toilette, angeblich um seinen Zuckerspiegel zu regulieren und kurz bevor wir anfingen uns Sorgen zu machen, weil er nicht wieder auftauchte, erschien er mit auf der Toilette erworbenen Rauchwaren. HaHe rollte mit den Augen, er war überzeugter Trinker und außerdem waren wir wirklich alle gar nicht mehr nüchtern, aber Cauca, Gaby, Heidi und ich waren in Abenteuerlaune. Wir verdrückten uns in den ebenfalls gut besuchten Garten und Klaus rollte eine Tüte. Nach ein paar tiefen Zügen reichte Klaus die Tüte weiter, HaHe warnte uns noch, bloß nicht zu heftig zu ziehen, was Gaby dazu animierte besonders tief zu inhalieren, aber Cauca, Heidi und ich beherzigten HaHes Rat. Die Tüte kreiste und war schnell runter gebrannt, denn unsere kleine Runde war bereits gewachsen. Als Klaus die nächste Tüte baute, wurde Gaby schon übel und HaHe, der das alles hatte kommen sehen, schleppte sie wütend zur Toilette. Heidi und ich schwebten wie auf Wolken wieder in die Minidisko um zu tanzen und Cauca bliebt draußen im Garten bei Klaus und seinen neuen Bekanntschaften. Die Innenbeleuchtung der Minidisko bestand zum größten Teil aus Teelichtern auf den Tischen und Fensterbänken und den bunten Lampen über der Bar, die sich mit einer tanzenden Krishna Statue schmückte. Entsprechend schummerig war es und eingedenk der Zettel mit den Warnungen vor Taschendieben, gaben wir unsere Handtaschen zur sicheren Verwahrung beim Tresenpersonal ab und dann tanzten wir auf der winzigen Tanzfläche. Von den Wänden der Minidisko sendeten die Spiegelscherben geheimnisvolle Lichtblitze durch den Nebel der Rauchschwaden, es roch nach Sandelholz und Patschouli, irgendjemand hatte Räucherstäbchen mit gebracht und in einer Ecke gleich ein ganzes Bündel davon angezündet, Indien war nicht mehr weit. Als HaHe Gaby wieder von der Toilette nach draußen schleifte, tanzten Heidi und ich immer noch, aber HaHe unterbrach unsere selige Trance rücksichtslos und holte uns Gnadenlos zurück, damit wir ihm halfen Gaby wieder halbwegs auf die Beine zu bringen.

Ein Teller ohne Rand ist kein Teller.

SAFT AKTE.

Karl ist ja nun tot und vielleicht wäre es sinnvoll und sogar in seinem Sinne gewesen, den ganzen Modewahnsinn mit ihm und seiner Sonnenbrille, seinen Fingerlosen Sportwagenfahrer Handschuhen, seiner royalen Halskrause und seinen fett silbernen Bikerringen zu Grabe zu tragen. Umdenken ist angesagt, anders denken, neue Wege beschreiten. Das der Kapitalismus eine Kackgasse ist, sollte eigentlich jedem Fridays for Future Demonstranten klar sein. Wer wirklich was für das Klima oder seine Umwelt tun will, verzichtet aufs Auto, fliegt nicht mehr und isst möglichst regional. Wir sind so unendlich reich in unserm Neurom und so unendlich egoistisch. Slow Food ist ja schon angesagt und der nächste Schritt heißt Slow mowing. Reisen mit Rücksicht auf die Umwelt, innehalten, Pause machen, nachdenken, der Winter naht sowieso.

Es war eine wunderbar laue Septembernacht gegen Ende der Sommersemesterferien. Den Nachmittag hatten wir im Jenischpark unter einer alten Eiche verbracht, HaHe und Klaus hatten ihre sportlichen Fähigkeiten beim Federball und im eleganten Frisbeewurf unter Beweis gestellt und Cauca und Gaby, HaHes Flamme, hatten mitgehalten. Heidi und ich schwitzten nicht so gerne und zogen es daher vor, die milde Herbstsonne zu genießen und zu lesen. Wieder zurück im Viertel beschlossen wir uns ein Essen, bei einem der Griechen in der Karolinenstraße zu gönnen. Wegen seiner günstigen Preise und der politischen Einstellung des Inhabers, wurde das Lokal hauptsächlich von Studenten und Mitgliedern, der damals ziemlich aktiven K-Gruppen besucht. Zum Einstand gab es einen Ouzo auf Kosten des Hauses, dann bestellten wir einen halben Liter Ouzo und Wasser oder Cola dazu für alle und der Ouzo wurde stilecht wie in Griechenland, in einer orange schillernden Blechkanne serviert. Auf dem Weg zur Toilette kam ich an Küche vorbei, deren Tür offen stand und auch die Küche konnte mit ihrem etwas schmuddeligen Ambiente, ohne weiteres mit etlichen Küchen, die ich in Griechenland gesehen hatte standhalten. Das Essen schmeckte uns trotzdem gut, das Taziki enthielt genug Knoblauch und es gab reichlich Brot dazu, nur Heidi war nicht mit ihrem Moussaka einverstanden, was aber aber auch ziemlich normal war, denn Heidi hatte beim Essen immer etwas zu bemängeln. HaHe vertilgte dann anstandslos den größeren Rest von Heidis verschmähtem Moussaka. Noch während wir beim Essen saßen, schaffte HaHe es sich in die Diskussion einer K-Gruppe am Nachbartisch einzumischen, was dazu führte, dass noch eine Viertel Liter Kanne mit Ouzo auf unserem Tisch landete. Die Diskussion wurde immer hitziger, HaHe sympathisierte mit dem MSB, aber bei der Gruppe am Nachbartisch handelte es sich um Anhänger des KBW. Jedes Semester wieder, erschienen die Anhänger dieser und von noch ein paar mehr politischen Gruppen, zu Beginn der Seminare und langweilten uns mit endlos langen, abgehobenen und in völlig unverständlichen Poltisprech gehaltenen Vorträgen. Beim Griechen musste ich das nun wirklich nicht auch noch haben und als ich mich mit der Frage, „Ob sie ihre bourgeoisen Gegner, nach der direkt vor der Tür stehenden Revolution, immer noch in die Fischmehlfabrik stecken wollten?“ in die Diskussion einmischte, eskalierte die Situation. In die Fischmehlfabrik hatten die Aktivisten vom KBW, die sich im Zuge des Widerstand gegen das Atomkraftwerk Brokdorf in Itzehoe niedergelassen hatten, mich immer wieder stecken wollen, wenn ich ihnen männlichen Chauvinismus vorwarf und mich nicht der Theorie von Haupt und Nebenwiderspruch anschließen wollte. HaHe bevorzugte sowieso die DKP und später den MSB, denen immerhin klar war, dass die Revolution wohl nicht direkt vor der Tür stand und außerdem die bessern Partys schmissen. Wie man provoziert hatte ich auf den Partys allerdings auch gelernt und als ich mir einen Ouzo schnappte und auf das schöne, bourgeoise Leben leerte, kam es fast zu Handgreiflichkeiten.

Der Berg ruft schon lange nicht mehr, er kommt.