STUSS
     MUND

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29.03.18 26.03.18 23.03.18 20.03.18 17.03.18 14.03.18 11.03.18 08.03.18 05.03.18 02.03.18
NEST KNOTEN.

Das Nestbauer Netze flechten könnten, mögen orthdoxe Nestbähschmutzer gar nicht gerne hören. Schlimmer noch wird es, wenn Bären keine Dienst mehr leisten wollen und das ganze Dienstleistungsgewerbe zum Teufel geht. Dienstbezüglich haben die Bullen sich reimgegraben und führen einen Stellungskrieg, der keinen Schritt weiter führt. Wer im Chillstand versharren chill, nimmt den passenden Nestadapter, blickt auf die Obrigkeit und macht reimfach weiter. Entscheidend ist die lallgemeine Trüberreimkunft trüber die Würglichkeit und der richtige Stallgeruch. Lallburschen wissen das zu schätzen unjd wählen ein neues Sprachrohr.

Zwar war das Viertel schon seit Mitte der achtziger Jahre Sanierungsgebiet, aber mittlerweile nahmen die Sanierungsaktivitäten immer mehr zu. Gegenüber der Roten Flora wurde, nachdem die dort ansässige Gastronomie den Bürgersteig Jahre lang mit Stühlen und Tischen voll gestellt hatte, damit die Touristen sich in aller Ruhe und mit einem Latte Machacio in der Hand, das Treiben der Autonomen rein ziehen konnten, die sogenannte Piazza gebaut, eine Ballermann ähnliche Sauf und Feiermeile, von den Einheimischen auch Klein Pinneberg genannt. Tagein und tagaus hallte der Baulärm etlicher Sanierungsprojekte durch die Hinterhöfe und zerrte an den Nerven der Anwohner, die sich trotzdem nicht vertreiben lassen wollten. Parallel dazu tolerierte die Stadt einen Drogen Schwarzmarkt, der vom Bahnhof durch die Susannenstraße bis zur Ecke Schulterblatt und in den Florapark hinein reichte. In der Susannenstraße standen an manchen Tagen um die dreißig Heroindealer in Kleingruppen herum und angeblich war es der Stadt nicht möglich, etwas dagegen zu unternehmen. Völlig entnervt griffen einige türkische Geschäftsleute und Anwohner des Floraparks zu drastischen Selbsthilfe Maßnahmen und verprügelten die Dealer unter Beifall des Straßenpublikums, aber es half alles nichts. Schlimmer noch als die Dealer waren die Junkies, die sich mitten auf dem Bürgersteig oder in Hauseingängen einen Schuss setzten, zusammen brachen, bettelten und prostituierten, denn diese Mitleid erregenden Elendsgestalten mochte niemand, weder verjagen noch verprügeln. Eine junge Frau die relativ gepflegt im Viertel strandete, fiel innerhalb eines halben Jahres auf der Bürgersteigbühne komplett auseinander, wurde mehrfach Opfer von Gangbangs und bettelte die Latte Machacio Touristen unter wirrem Gebrabbel an. Andere Junkies hielten sich besser und einer von ihnen, dürr und alterslos wie William S. Burroughs, zieht immer noch seine Runden durchs Viertel. Der Anblick des Junkieelends brachten etliche Familien mit kleinen Kindern dazu, ihre Wohnungen aufzugeben und entnervt das Weite zu suchen. Die Wohnungen konnten nun endlich teuer weiter vermietet, oder gleich Luxus saniert werden. Als dann der Fixstern um die Jahreswende 2003 / 2004 aufgelöst wurde, war es mit einmal kein Problem für die Stadt, die Ordnungskräfte in ausreichender Stärke antreten zu lassen und den tolerierten Drogen Schwarzmarkt nach Diebsteich zu verlegen. Trotzdem die Firma Kabel beim Börsenkrach um die Jahrtausendwende pleite gegangen war, befand sich der Pianoforte Hinterhof mittlerweile fest in der Hand der sogenannten Neuen Medien und die Kreativen verstopften nicht nur Laptop bewehrt die Bürgersteige, sondern trieben auch die Mieten kräftig in die Höhe. Den Gastronomen gefiel es immer noch, Mittags verköstigten sie die Mitarbeiter der Werbebranche zusätzlich zu den Touristen, die vom späten Vormittag bis in die späte Nacht durch das Schulterblatt und die Susannenstraße zogen. Wo keine Bar eröffnet werden konnte, wurde ein Kiosk eingerichtet, dessen hauptsächlicher Zweck darin bestand, Alkohol unters Partyvolk zu bringen. An schönen Sommerwochenenden waren die Bürgersteige in den frühem Morgenstunden und auch noch Stunden später mit Essensresten, Erbrochenem und Alkohollachen übersät. Mittlerweile kommt die Straßenreinigung schon im Morgengrauen.

Lieber Bärenmarke, als Bärendienst.

PLAUDER WELT.

Seit es nur noch Siege nach Punkten gibt, werden fleißig Punkte gesammelt und jeder Punkt ist ein weiterer im großen Gemälde, Wo um Punkte gestritten wird, braucht es Punktrichter, die auf den Punkt genau grillen können. Der Punkt ist ein Fetisch der Orientierung gibt und zur Not bekommt das Pünktchen einen Anton dazu. Hinter dem Schlusspunkt wird der Punktestand ermittelt und wer noch ein paar Punkte über hat, lässt sie nun aus dem Sack. In wie fern Lochkarten einen Anspruch auf das Punktesystem haben, wissen nur die abgetrieben Punkte aus ihrer Mitte, weil sie schon die durch die Mitte gegangen sind. So ist und bleibt der Punkt ein harter Knochen, der Ordnung im Gefüge schaft.

Nach der Mittagspause sollten dann die Pläne der Messe und des Schlachthofes von den eingeladenen Anwohnern und Gewerbetreibenden diskutiert werden. Zuerst meldete sich ein Mitarbeiter der Werbeagentur Jung von Matt mit der Feststellung zu Wort, dass es völlig unverständlich sei, dass kein Vertreter ihrer im Karolinenviertel ansässigen, hochwichtigen Werbeagentur, schon im Vorfeld zu den Planungen eingeladen worden sei. Warum die Agentur so wichtig sei, war den übrigen Anwesenden nicht klar und er konnte es auch keinster Weise überzeugend erklären. So richtig konstruktiv fand keiner der Anwesenden den Beitrag, was der Universitätsreferent zum Anlass nahm, den Gewerbetreibenden nochmal wunderschöne, neue Erwerbsmöglichkeiten aufzuzeigen. Das diese rosige Zukunft nun allerdings nur den Amüsierbetrieb betraf, fiel nicht nur den Anwohnern auf, sondern sogar den Gewerbetreibenden. Das Schulterblatt und die Susannenstraße sollten zu einer Reeperbahn ähnlichen Fressmeile, nur ohne Straßenstrich entwickelt werden. Die Frage einer jungen Mutter, die sich darüber aufregte, dass die neu geplanten Hallen und Wegeführungen der Messe, den Weg zu den Parkanlagen von Planten & Blomen erheblich verlängern würden, wurde mit weitschweifigen Erklärungen abgebügelt, genauso wie die Fragen nach der Lärmbelästigung durch den den stark zunehmenden Amüsierbetrieb und die parallel dazu steigenden Mieten. Die Schlachter wiesen immer wieder darauf hin, dass auch sie Arbeitsplätze schaffen und erhalten würden, aber es zeichnete sich deutlich ab, dass die Sympathie des angeblich neutralen Universitätsreferenten, wohl mehr auf Seiten der Messe lag. Trotzdem es keinen wirklich überzeugenden Grund dafür gab, dass sie ihre neuen Hallen für die Hanseboot nicht bei Kehrwiederspitze bauen konnten, redeten der Stadtplaner und der Universitätsrefernt, die von der Messe angepeilte Zukunft jedes mal aufs Neue schön. Irgendwann platzte einem der Anwohner der Kragen und er benannte das Problem. Der Schlachthof, mit seinem Gestank und seinem blutigen Gewerbe, hatte die Schanze und das Karo bisher erfolgreich vor den Begehrlichkeiten preistreibenden Wohnungsbaugesellschaften und anderer Miethaie geschützt. Beide Viertel mit herunter gekommenem Altbaubestand gesegnet, boten immer noch halbwegs erschwinglichen Wohnraum mitten im Herzen der Stadt. Der Beitrag erhielt kräftige Zustimmung und die Diskussion nahm mächtig Fahrt auf. Mittlerweile war es bereits später Nachmittag geworden, wir wurden noch zu Kaffee, Tee und Kuchen eingeladen und alles weitere auf den nächsten Tag verschoben. Am Sonntag Vormittag fanden wir nach dem Frühstücksbüfett auf unseren Stühlen, einen ganzen Stapel Informationspapiere und Hochglanzbroschüren, über die angepeilte Entwicklung des Viertels, die wir mit nach hause nehmen konnten. Natürlich war das alles nicht so gemeint, das Viertel sollte einfach nur schöner werden und den Gastronomen und allen anderen gewerbetreibenden bessere Erwerbsmöglichkeiten bieten. Aber alles ganz ruhig für die Anwohner. Die Gruppe vom Vortag war nur noch halb so groß und die Diskussion brachte auch nichts Neues. Ich ging mit einem sehr unguten Gefühl nach hause und niemand wollte mir so recht glauben, wenn ich erzählte, dass das Schulterblatt und die Susannenstraße zu Amüsiermeilen ausgebaut werden sollten.

Was man nicht auf den Punkt bringen kann, bleibt auf der Pappe stehen.

TRATSCH AUFTRAG.

Fieser Tage setzt sick aal lieder die Bangzeitentwicklung furz und was die Furznegierung rausch verszapft hat, es ist bindend. Reimichnicht wollte Pfau Murksel sowieso nur ins Amt zurück und weiter murksen, wie omgekündigt. So geht Rechtssicherheit, aber Rechenschieber sind nicht mehr so ganz auf der Höhe und wer das Neuland bähherrschen will, muss es schmuscherz mal verstehen und fun flunkerwerfen. Der wilde Westen ist wirrtuell geworden, die Bank und auch das Casino. Lange schon liegen die Daten nicht mehr gemütlich auf der Halde, sondern werden permanent furzanalysiert. Datenfehler heilt der Datendoktor, Datenlecks lassen sich nur ganz schwer stopfen und Datenschützer ersticken an einer Flut von Datenmüll.

Um die Jahrtausendwende landete dann in den Briefkästen der Anwohner ein Flugzettel, der sie dazu auffordert an einer zweitägigen Informations und Diskussions Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Volkshochschule an der Schanzenstraße teilzunehmen. Thema des sogenannten Workshops war die Entwicklung des Messegeländes und des Schlachthofes, denn das Areal zwischen Lagerstraße, Planten & Blomen und dem Karoviertel wurde langsam zu eng für beide Interessengruppen. Die Diskussion wurde von der Stadtentwicklung und der Universität moderiert und sollte an einem Wochenende stattfinden, eingeladen waren Vertreter des Schlachthofes, der Messe und interessierte Anwohner. Ich beschloss hinzugehen. Gemeinsam mit ungefähr dreißig anderen Anwohnern und Gewerbetreibenden, fand ich mich an einem Sonnabend Vormittag in den frisch renovierten Räumen der Volkshochschule ein. Zuerst einmal wurden wir großzügig mit einem Frühstücks Büfett verköstigt und dann stellte uns ein Referent der Universität das Tages und Pausenprogramm und die beiden konkurrierenden Parteien vor. Die Schlachter wollten in die Modernisierung ihres Betriebs investieren und brauchten dafür die Zusage, dass sie bleiben konnten. Die Messe und ganz besonders die Hanse Boot wollte expandieren und brauchte dafür Gelände, das von den Schlachtern besetzt war. Für ihre großen Luxusjachten benötigten sie erheblich viel höhere Hallen, die neu gebaut werden sollten. Angeblich litt die Messe Hamburg unter der Konkurrenz großer Messegelände auf der grünen Wiese, wie z:B. die Hannover Messe und deswegen sahen sie es als zwingend notwendig an, mitten in der Stadt zu expandieren. Auf explizite Nachfragen hin, mussten sie allerdings zugeben, dass ihre Auftragsbücher brechend voll waren, denn die Hamburg Messe besitzt bis heute den unschlagbaren Vorteil eines direkt benachbarten Vergnügungsviertels, das weltweit bekannt ist. Wer will denn schon nach Hannover auf die grüne Wiese, wenn er auch nach Hamburg kann und im Anschluss auf St. Pauli feiern. In Anbetracht der Tatsache, dass immer noch der überwiegende Teil der Messebauer, Aussteller und des Publikums, männlichen Geschlechts ist, konnten die Vertreter der Messe diesem Argument nichts entgegensetzen. Außerdem hatte die Stadt ihnen als alternativen Standort für die neuen Hallen der großen Segeljachten, Gelände unten am Hafen bei Kehrwiederspitze angeboten, eigentlich sehr passend für eine Bootsmesse. Die Vertreter der Messe sträubten sich jedoch, vehement und ohne Angabe von nachvollziehbaren Gründen, gegen dieses Angebot der Stadt. Richtig peinlich wurde ihre Argumentation, als sie sich damit brüsteten, auf dem neuen Messeareal auch einen Pavillon einzurichten, der niedrigschwellige Jobangebote vermitteln würde, denn davon besaß das Viertel mit den Schlachthofbetrieb nun wahrlich genug. Die Messe wollte aber noch viel mehr, und als der moderierende Universitätsdozent das Bauvorhaben der Messebetreiber vorstellte, dämmerte auch den gutwilligsten Zuhörern, das die Schanze und das Karo einschneidend verändert werden sollten. Wie eine Krake krochen sie mit langen Tentakeln ins Karoviertel und mit dem dazugehörigen Aus und Umbau des Schanzen Bahnhofs als Messebahnhof, sollte auch das Schanzenviertel als Vergnügungsviertel für die Messebesucher erschlossen werden. Dann war erst mal Mittagspause und wir wurden großzügig bewirtet.

Unter einer Decke kann es ganz schön eng werden.

SCHNARCH MASSNAHMEN.

Lallfroh gilt es nun trashschmuwarten, was omsere neue Negierung sich rauschgedacht hat und frommschmusetzen spinn der Lage ist. Laberarbeiter wirken im Zinkergrund der Medienlandschaft und wer die Meridiane der Gerüchteküche kennt, hilft neuen Feedanken ins Licht der Wellt. So wirrt es Licht und Lichterketten und Lichtermeere und nur der Letzte macht das Licht aus. Mackengewächse legen sich einen Lichtschutz zu oder zücken die Lichtkanone, wenn das Schiff in Schmähnot gerät. Hundert Tage soll man aber abwarten und hundert Watt Birnen gibt es sowieso nicht mehr. Nachtwächter scheiden die Nacht vom Tag und der Schlaf nimmt seinen Hut mit auf die Reise.ins Phantasialand.

Bis zum Fall der Mauer sträubte das Viertel sich beharrlich gegen jede Veränderung. Zuerst wurde die riesige Brache an der Lerchenstraße, zwischen der Ecke Stresemannstraße und Thadenstraße bebaut. Dort hatten zu Beginn der achtziger Jahre noch Zigeuner campiert, aber irgendwann war der Straßenzug wieder geschlossen und die Polizeiwache von der Budapesterstraße zog in ihr neues Quartier an der Ecke Stresemannstraße / Lerchenstraße. Wie ein Turm thronte sie fortan über dem aufsässigen Viertel und war doch nicht in der Lage, die Besetzung der Häuser in einen schwer zugänglichen Hinterhof der Schanzenstraße zu verhindern. Langsam aber kontinuierlich wurden immer mehr Baulücken aufgefüllt und dann verließ die Firma Montblanc das Viertel und der große Häuserkomplex, mit seinem Hinterhoflabyrinth zwischen Schulterblatt, Bartelstraße und Schanzenstraße, stand mit einmal leer, was den finanziellen Ruin der kleinen Schlachtereien, die nicht unwesentlich vom Mittagstisch für die verschwundenen Büroangestellten und Lagerarbeiter gelebt hatten, sehr beschleunigte. Die ehemaligen Bürogebäude und Fertigungsstätten der Federhalterfirma dienten fortan erst mal übergangsweise als Notunterkünfte für etliche Ossis, die in den Westen rüber gemacht hatten. Auf beiden Seiten war der Kulturschock heftig, wobei die neuen Bewohner des Montblanc Komplexes immer noch besser dran waren, als diejenigen, die in die leerstehenden Laufhäuser unten an der Reeperbahn gesteckt worden waren. Die Ossis fanden Wohnungen und langsam füllten sich die Räumlichkeiten mit neuen Mietern, Vorm Siegeszug der Digitalisierung saßen im Klavierhof etliche Siebdrucker, kleine Fotostudios, Filmproduktionsfirmen, Nähereien und diverse Reparaturwerkstätten, die ein paar Jahre später von Firma Kabel und ihren Satelliten verdrängt wurden. An der Schanzenstraße zog die Volkshochschule ein und zwischen Bartelstraße und Schanzenstraße etablierte sich ein kleines, unkomerzielles Programmkino. Gegenüber vom Romana stellte ein nicht mehr ganz zeitgemäßes fünfziger Jahre Tanzcafe den Betrieb ein und stattdessen wurde dort das La Sepia eröffnet, ein portugiesisches Lokal, dessen Küche bis weit nach Mitternacht geöffnet hatte, ein Angebot, das wir begeistert wahrnahmen. Das La Sepia ist mittlerweile an den Pferdemarkt gezogen und das alte Tanzcafe ist jung und hip geworden und trägt das auch in seinem Namen, Jung und Frech. Zum feiern musste ich das Viertel nun nicht mehr verlassen, aus dem Angels Club war der Dschungel geworden, aus dem Bierhaus Schulterblatt des Picken Pack. An der Ecke Juliusstraße / Stresemannstraße lag das Subito, dessen zweite Barbesetzung erst nach Mitternacht zur Schicht erschien und im Zweifelfall bis zum nächsten Mittag arbeitete. In die hohen Räume einer ehemaligen Bank am Pferdemarkt, war das Stairway gezogen, es gab das Golem und das Transmontana am Schulterblatt für die Normalen, in der Juliusstraße das Biber für die Politischen und das Le Fonque für die Musikalischen. An der Ecke Juliusstraße / Lippmannstraße war aus einer Kellerbar, in der Damen des horizontalen Gewerbes auf Kundschaft gewartet hatten, das Cafe unter den Linden geworden und die sonntäglichen Ausflüge zur Kaffestube an der Hoheluft Chaussee erübrigten sich, denn sie servierten ein Crumble mit Vanillesoße das einfach unschlagbar war.

Haken kann man nicht nur in die Wand schlagen.

PROLL SCHRANKEN.

Seit die lallgegenwärtigen Arschrichten und Flunkerschaltungssendungen die mediale Moserhoheit trübernommen haben, verszettelt der Painstream sich in Zinkerlieschen und Lappalien. Den Lappen kann man ja gerade noch abgeben, aber die Löffel sollten bleiben und Lochmuster bleiben Lochmuster. Wo die Locke begraben liegt, schlägt der Hund an, bis die Loickstoffe schmuschlagen und Schwung ins Programm kommt. Ohne Programm geht es sowieso nicht, laber Programmmaker sollten aus dem Programm genommen werden. Im Falle von Giften geht Probieren reimeslalls über Studieren und das die Schrift das Gift ist, wird grundsätzlich zu spät bemerkt.

Zwei Eingänge neben dem Romana lag ein ziemlich geräumiger Laden, indem es Tabakwaren, Zeitungen, Süßigkeiten, Schreibwaren, Ständerweise Postkarten und allerhand anderen Schnick Schnack gab. Der Laden wurde von einer undefinierbar mittelalten Frau betrieben, die recht groß und von Birnenförmiger Figur war. Im Hintergrund des Ladens beschäftigte sich meistens ihr noch größerer, ebenfalls Birnenförmiger Sohn mit einfachen Sortierungstätigkeiten. Er war geistig behindert und da sie ihn nicht allein zu hause lassen konnte, nahm sie ihn mit zur Arbeit, wo sie ihn beschäftigen und beaufsichtigen konnte. Manchmal nutzte der junge Mann die Gunst der Stunde und machte sich in einem unbeaufsichtigtem Moment selbstständig. Sobald sein Fehlen bemerkt wurde, schickte sie ihren Angetrauten los, den Jungen zu suchen und wieder zum Laden zurück zu bringen. Besonders weit kam er nie, denn der riesige, etwas tölpelhafte Junge war im ganzen Viertel bekannt und außerdem fiel er wirklich auf. Ihr Angetrauter, ein gut gelaunter Hans Dampf in allen Gassen mit mediterranen Migrationshintergrund, war mindestens anderthalb Köpfe kleiner als sie und flirtete mit so ziemlich jedem weiblichen Wesen, das in seine Nähe kam. Während sie hinter der Ladentheke stand, Lottoscheine annahm, Zeitungen und Rauchwaren verkaufte, trieb er sich meistens im Viertel herum und hatte immer Zeit für ein ausgedehntes Schwätzchen. Wenn er dann mal im Laden aushalf, war das auch nicht besonders hilfreich, denn an den langen Zeitungsregalen im Hintergrund des Ladens stöberten immer ein paar Kunden ausgiebig im Angebot und machten ausgedehnte Leseproben, bevor sie sich zum Kauf entschlossen. Hier fand er diskutierfreudige Gesellschaft und konnte das sogar als Kundenpflege verkaufen. Mit Bemerkungen über taugenichtsige Männer konnte man bei ihr immer punkten, aber trotz alledem tolerierte sie seine Faulheit und auch sein offensichtliches Interesse an anderen Frauen. Wie viele kleine Männer war er sehr charmant. Im Laufe der Jahre wurde das Sortiment des Ladens um etliche Verkaufsgegenstände erweitert, die man nicht unbedingt in einer Tabakwarenhandlung erwartet hätte. Ein wahres Sammelsurium aus Bettwäsche, Haushaltswaren und Geschenkartikeln, aus nicht zurück verfolgbaren Quellen, konnte zusätzlich zu den Rauchwaren erworben werden. Für einen unschlagbar günstigen Preis erstanden wir dort unseren ersten Pürierstab, der erstaunlich lange hielt. In den Sommerferien pflegte sie die Wellensittiche und Kanarienvögel ihrer Kundschaft, die dann im Hintergrund des Ladens fröhlich in ihrem Käfigen herum piepten und natürlich konnte die Stammkundschaft auch anschreiben lassen. Die Chefin des Tabakwarenhandlung war nicht die einzige Ladeninhaberin des Viertels, die sich einen Taugenichts leistete. In der Schanzenstraße befand sich ein Radio und Fernsehgeschäft, das von einer ziemlich korpulenten, mit Schminke zu gespachtelten, schwer blondierten und toupierten Dame undefinierbar fortgeschrittenem Alter betrieben wurde. Zu ihren dunklen Kostümen trug sie viel Goldschmuck, eine extravagante Goldrandbrille mit Goldkette oder aber eine tiefschwarze, riesige Sonnenbrille. Irgendwann ergänzte sie ihre Uniform um einen Gehstock mit goldverziertem Knauf. Zu ihrer ständigen Begleitung gehörte ein gut angezogener, schlanker, Jahrzehnte jüngerer Farbiger, der alle paar Jahre mal ausgewechselt wurde. Wahrscheinlich waren sie zu alt geworden. Sie war schon alt als ich ins Viertel zog und sah noch zwanzig Jahre später genauso aus.

Vom Fließband kommen nur Albträume.

PFUHL PROBE.

Nun ist sie lallfroh spinngemodelt, die tugendfrische Ministerriege und trüber lallen thront wie schlimmer Pfau Murksel. So sehen Sieger aus. Glucksritter punkten mit Kreuzworträtseln und wer mit Kabinett Stücken spielen will, braucht einen langen Atem. Atemtherapeuten melden bährechtigte Zweifel an und die Atemluft ist sowieso schon recht zweifelhaft geworden. Konkurrenz und Kontrolle sind omtrennbar schitreimander versbunden und wo sie sich trennen bricht das Chaos aus. Pestwegen ist rausch der Kapitalismus chinesischer Prägung, am Ende wahrscheinlich die einzige schalkwegs erfolgreiche Version des Kapitalistmurks.

Ebenfalls großer Beliebtheit erfreut sich bis heute das Olympische Feuer, kurz O-Feuer genannt, Über dreißig Jahre verköstigten sie das Publikum in einem relativ kleinen Laden, der aus zwei Räumen bestand. Im vorderen Raum befanden sich ein paar Tische und ein Tresen mit gläserner Verkaufsvitrine, hinter deren Scheiben griechische Vorspeisen zum Verzehr lockten. Im hinteren Raum, einem schmalen, engen Schlauch stand an der einen Wand ein langer Tisch, der sich über die gesamte Länge des Schlauches hinzog und an der anderen Wand standen drei kleine Zweiertische. Die Wände das O-Feuer waren von oben bis unten mit Veranstaltungsplakaten aus mehreren Jahrzehnten dekoriert, die entweder auf Konzerte hinwiesen, oder zu politischen Aktionen des linken Spektrums aufriefen. In der Küche führte eine ältere Griechin das Regiment und der Service bestand aus zwei Männern, die den Laden sagenhaft gut in Griff hatten. Längere Wartezeiten gab es nicht und meistens erkannten sie die Wünsche ihrer Gäste bereits, bevor diese sie überhaupt geäußert hatten. Wie schon die Plakate an den Wänden vermuten ließen, traf sich die ortsansässige Antifa gerne im O-Feuer, die Preise des typisch griechischen Essens waren moderat, die Portionen groß genug und es gab eigentlich immer einen oder mehrere Ouzos auf Kosten des Hauses. Trotzdem der Laden dauerhaft brummte, kamen sie nie auf die Idee irgendetwas zu verändern, bis ihnen im Zuge der Gentrifizierung der Mietvertrag gekündigt wurde. Die entsetzte Kundschaft startete eine Unterschriftenaktion um den Tod des O-Feuers zu verhindern, die damit endete, dass der Laden nach seiner Schließung auf der anderen Straßenseite, in erheblich größeren Räumlichkeiten wieder eröffnete. Die beiden netten Typen vom Service hatten allerdings die Nase voll vom professionellen Nett sein und eröffneten stattdessen einen Laden für Computerzubehör. Das O-Feuer aber wurde von Jahr zu Jahr erfolgreicher und vergrößerte sich sogar noch um eine Sportbar, in der auch geraucht werden darf. Ein paar Häuser neben dem alten O-Feuer befindet sich bis heute die Taverna Romana. Ursprünglich auch nicht viel größer als das O-Feuer, expandierte der Laden kontinuierlich und wuchs alle paar Jahre um einen weiteren Raum, bis sie mit ihrem Veranstaltungssaal den Hinterhof erreichten. Aus dem Hinterhof machten sie einen Garten mit Sommerterrasse und lange bevor das O-Feuer auf die andere Straßenseite zog, richten sie im Veranstaltungsaal eine Sportbar ein. Die Belegschaft wuchs mit der Größe des Ladens, die Küche nennt sich bis heute mediterran und das Personal war schon immer multikulturell. Die Tische sind durch nummeriert und vorne an der Kasse saß bis vor ein paar Jahren die Chefin persönlich. Der Chef kümmert sich um das Sportprogramm. Die Servicekräfte sind ernsthaft, schnell und effizient, erster und einziger Animateur ist der Bruder des Chefs, großzügig mit dem Ouzo, den Gästen und sich selbst gegenüber, verbreitet er stets gut Laune. In den ersten Jahren nach ihrer Einrichtung liefen der Garten und die Sportbar blendend, die Bewohner das Viertels freuten sich, an lagen Sommerabenden draußen essen zu können und auch die Sportbar fand reichlich Publikum, obwohl der Chef sich manchmal recht despotisch aufführte und mitten im laufenden Spiel, unter lautstarkem Protest des Publikums einfach zu einem andern Spiel wechselte. Mit den Touristen änderten sich dann allerdings die Sitten, niemand wollte mehr eine Sommernacht im Hinterhof genießen, stattdessen stand nun Sehen und Gesehen werden auf dem Programm. Die Gäste von außerhalb verlangten nach Sitzgelegenheiten auf dem Bürgersteig und das neue O.Feuer mit seiner langen Fensterfront und der Sportbar für Raucher, war eindeutig im Vorteil.

Die Form kann man wahren, das Formular nicht.

MINISTER LIEGE.

Seit es Hausfrauen gibt und Hausmänner, Hausmeister und Hausgeister, Hausfreunde und Hausfrieden, gehen die Haushaltskosten aufs Haus. Wer aus dem Haus ist bleibt vor der Haustür, denn die Hausregeln sind streng und nur wenn Hauswein ins Haus kommt, rockt der Hauswirt die Hausordnung. Alte Häuser kömmen hören, bis Hausfassaden aufgerüscht werden und Hausverwalter Sorgenluft wittern. Wer um die Häuser ziehen will, fragt die Hausbank, oder kauft sich gleich ein Hausboot und verfolgt ganz entspannt, das Steigen des Wasserstand. Wo der Haussegen schief hängt, haben Hauswirte die Rechnung ohne Häuslebauer gemacht, da hilft auch kein Hausrat mehr.

Viele Jahre lang befand sich an der Ecke Schulterblatt / Lerchenstraße ein Schusterladen mit Schuhverkauf. In den Auslagen des Geschäfts standen auch gebrauchte Schuhe von Kunden, die sie zur Reparatur vorbei gebracht hatten und dann nie abgeholt und nie bezahlt. Das Angebot war überwiegend etwas bieder und altbacken. Meine Schuhe kaufte ich mir dort nicht, aber Tino reparierte gut und günstig. In den ersten Jahren am Schulterblatt lief das Geschäft noch halbwegs gut, Tino verkaufte Schuhe, besohlte durchgelaufene Schuhe und schief getretene Absätze und kümmerte sich um das kleine, geistig behinderte Mädchen, das ihm in seiner Werkstatt Gesellschaft leistete. Mit dem Aufkommen immer billigerer, modischer Schuhe, deren Reparatur sich nicht mehr lohnte, schwand auch Tinos Geschäftsgrundlage und er gab den Laden auf. Nach kurzem Leerstand eröffnete dort ein türkischer Gemüseladen, der jedoch die Kapazität, des an türkischen Gemüseläden schon überreichen Viertels sprengte und nie so richtig in Fahrt kam. Der Laden stand dann wieder leer und nur die Tatsache, das kaum noch Schanklizenzen genehmigt wurden, verhinderte die Eröffnung einer Bar oder eines Restaurants. Stattdessen zog dort ein türkischer Handyladen mit integriertem Wettbüro ein. Das Wettbüro entpuppte sich als reiner Selbstläufer, die Leuchtreklamen draußen am Laden wurden, wie die Autos der Betreiber, von Jahr zu Jahr größer und auffälliger und da die Wetten weltweit laufen, hat auch der Laden, bis auf ein paar Stunden im Morgengrauen, fast rund um die Uhr geöffnet. Anscheinend ist zocken eine Leidenschaft, die sich quer durch alle Schichten der Gesellschaft zieht. Handys, Smartphones, Guthaben und Verträge für alle Anbieter werden natürlich auch verkauft. Ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende waren die Tage der Nachbarschaftskneipe, unten bei uns im Haus, dann auch endgültig ausgezählt. Das Betreiber Ehepaar und ihr Schäferhund waren mittlerweile alt geworden und die Kundschaft immer spärlicher. Der Schäferhund hatte seinen Zwinger im Hinterhof und zur Freude der Anlieger, schiss der Hund auch in den Hinterhof. Jedes Jahr zu Pfingsten schmückten sie den Eingang der Kneipe mit frischen Birkenzweigen und in den ersten Jahren an Schulterblatt kehrten dann am Vatertag noch richtig traditionell fröhlich feiernde Vätergruppen mit Bollerwagen ein. Anders als gegenüber bei Tino, war der Standort allerdings sehr begehrt, denn zum Geschäft gehört auch eine Schanklizenz. Nach längerem Hin und Her und einer langwierigen Renovierungsphase, eröffnete dann der Ableger einer aufstrebenden Imbiss Gruppe mit süddeutschem Flair. Sie pflegten einen geradezu plunderphonicsartigen Einrichtungsstil und dekorierten die Wände mit kitschigen, grellbunten Heiligenfiguren sämtlicher Glaubensrichtungen, diversen Geweihen und ausgestopften Tieren. Sie boten hauptsächlich Flammkuchen an, in allen möglichen Varianten. Das Angebot war aber schon ziemlich ausgereizt und nach ein paar Jahren übernahm einer ihrer Angestellten das Geschäft, baute nochmal alles um, behielt die toten Tiere an den Wänden bei und bot fortan üppig bemessene Portionen Tex Mex Food an. Die Burritos erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Zeit haben heißt sich Zeit lassen.

ZUNDER HEILER.

Da der Bähgriff Anglikaner ja schon versgeben ist, müssen wirr wohl fun Merkelikanern sprechen und vom merkelikanischen Breitalter. Pfau Murksel schwimmt spinner oben und wo alle verlieren, siegt sie am Ende und sie denkt ja sowieso fromm Ende quer. Gloria, Victoria, Angela. Laber Ruhe und Ordnung und Sicherheit sind nicht schmu versachten und Kontinuität, die dies lalles versspricht. Dunerweise ist würglich kontinuirlich nur die prollig quergeleitete Wirrkraft, die jedem Versschritt im Wege steht. So taumelt die Geldordnung flenn fun Krise schmu Krise und alternativlos ist schätzendlich nur der Sozialismus und die frühkindliche Prägung.

Anfang der achtziger Jahre eröffnete dann an der Ecke Schulterblatt / Rosenhofstraße, kurz vor der Sternbrücke, der erste Bioladen im Viertel. Sein Betreiber entsprach in jeder Hinsicht dem klassischen Bild eines bärtigen, ungepflegten Ökozausels. Der Oberöko hatte immer Zeit für ein Fachgespräch über ökologische Angeleigenheiten und jede Menge, teilweise etwas zweifelhafte Tipps. Ich leistete mir dort ziemlich teuren Bio Darjeeling und völlig ungefragt empfahl er mir, den Tee doch zweimal aufzugießen, um Geld zu sparen. So richtig prickelnd fand ich den Tipp nicht und zweifelte im Stillen stark an seiner Teekompetenz. Wie sich heraus stellte, ging er aber nicht nur mir mit seinen Ökotipps auf die Nerven und die Lebensmittelmotten, die er aus seinem Beständen in die Welt entließ, entwickelten sich langsam zum dominierenden Gesprächsthema seiner Kundschaft. Als die drei Grazien vom Tee und Süßigkeitenladen Stüdemanns dann ebenfalls Bio Darejeeling verkauften, nahm ich das Angebot dankend an, zumal sie auch nicht teurer waren. So richtig kam der Bioladen nie in Schwung und nach ein paar Jahren verkaufte er das Geschäft an eine sehr nette Frau Namens Petra, die den Laden erst mal gründlich ausmistete, Vasco Nuevo nannte und innerhalb kürzester Zeit auf Vordermann brachte. Die Lebensmittelmotten verzogen sich und dafür standen hinterm Verkaufstresen nun mehr oder minder kompetente, junge bis mittelalte Frauen. Am liebsten mochte ich Maid Marion, eine sehr attraktive Blondine, die von etlichen Vertretern des männlichen Geschlecht, von der Schanze bis runter zum Hafen, schwer angehimmelt wurde, immer freundlich war und so charmant wie schlagfertig. Mit dem Tee blieb ich Stüdemanns treu, aber alles andere und ganz besonders das Wulfsdorfer Toastbrot, ein Mischbrot, dass sich Toastbrot nannte, kaufte ich dort. Zwanzig Jahre lang gehörte der Laden zu den Landmarken des Viertels und erst als das vermehrte Aufkommen von Ökosupermärkten den Betrieb unrentabel machte, schloss er seine Eingangstür. Die Räumlichkeiten standen dann ziemlich lange leer und heute können sich dort betuchte Ökomuttis samt ihrem Nachwuchs glücklich kaufen. Das Wulfsdorfer Toastbrot vermisse ich immer noch. Auf der anderen Seite, von dem was sich heute Piazza nennt, an der Ecke Schulterblatt / Susannenstraße, lag der Gemüseladen des sogenannten Ökotürken, mit Betonung auf sogenannt und er wurde auch nie nur Ökotürke genannt. Einstmals ein Fachgeschäft für Damenbekleidung, ein bisschen plüschig, schwer verspiegelt im Stil eines französischen Boudoirs eingerichtet, zog dort nach der Aufgabe ein türkischer Gemüseladen ein. Hinter den Regalen voller Gemüsekisten blitzten manchmal rosa gemusterte Tapeten und verspiegelte Flächen hervor. Der Chef, ein richtiges Schlitzohr von St. Pauli, erkannte das Potenzial ökologischer Lebensmittel früh und fing an diverse Biokörner, Brot und Brötchen in sein Sortiment aufzunehmen. Obwohl die Bioqualität seines Angebotes immer wieder in Frage gestellt wurde und es sich dringend empfahl vorm Kauf das Haltbarkeitsdatum auf den Verpackungen zu überprüfen, kauften doch alle gerne dort ein. Er war ausgesprochen freundlich zu den letzten verblieben Ömchen des Viertels, nahm sich Zeit für sie und packte ihnen die Einkaufstasche. Eine Zeitlang gehörte eine ziemlich coole Katze zum Laden, die entspannt in und vorm Laden herum lümmelte und eines Tages spurlos verschwand und auch der Chef verschwand irgendwann. Seine mürrischen, der deutschen Sprache wenig mächtigen Nachfolger, konnten ihm in keinster Weise das Wasser reichen und der Laden hielt sich nicht mehr besonders lange. Die Fensterscheiben wurden von Innen mit Zeitungspapier zugeklebt und von Außen mit einer Zentimeter dicken Schicht von Plakaten zu gekleistert. Nach mehrjährigen Leerstand eröffnete dort ein auf Currywurst spezialisierter Imbiss, der bis heute floriert.

Rosinen gehören in den Kuchen und nicht in den Kopf.

LABER SUCHT.

Es ist schmollbracht, flenn nicht gleich schollbracht und wem nun gleich der liebe Scholli im Hals stecken bleibt, hat selbst schuld. Spinnerschlimm wird die beute nicht mehr großartig bähjubelt, denn die Zeiten sind smart und nichts ist smarter schalk grenzenlose Trüberwachung. Spinnplantate trübernehmen die Moserhoheit und wer fromm echten Wege abweicht, wirrt omprogrammiert. Kluge Programmdirektoren lassen dem Frühstückshigh Flügel wachsen und fliegen mit einer Bohnermaschine zum Mond, wer sagt denn, dass der Zauber in der Bude bleibt.

Im Schulterblatt gab es nicht nur zwei Tabakwarenhandlungen samt integrierter Lottoannahmestelle, sondern auch gleich zwei Fischläden. Der Laden kurz vor der Ecke Schulterblatt / Pferdemarkt wurde von zwei etwas zickigen Schwestern betrieben, die zwar recht bieder wirkten, aber großen Wert auf ihre äußere Erscheinung legten. Die Geschäfts bedingten, niedrigen Temperaturen im Laden, zwangen ihnen allerdings fast das ganze Jahr über warme Wolljacken auf, die immer ein bisschen unelegant rüber kamen. Sie flirteten beide gerne und so fielen die Krabbenportionen Sympathie bedingt manchmal ziemlich unterschiedlich aus. Das Geschäft gaben sie erst auf, als eine von ihnen an Krebs erkrankte. Der neue Betreiber, Günni, ein ungemein umtriebiger Mensch, blieb den Fischen erst mal treu, aber so richtig lief der Laden nicht mehr. Als kurz vor der Kreuzung Schulterblatt / Susannenstraße ein Fischimbiss eröffnete, der schnell erfolgreich lief, sattelte Günni auch auf Fischimbiss um und nannte den Laden folgerichtig Günnis Fischimbiss. So richtig boomte es aber immer noch nicht, was Günni dazu veranlasste mindestens einmal im Jahr irgendetwas an seinen Räumlichkeiten umzubauen. Er ließ die gesamte Fensterfront mit gläsernen Schiebetüren versehen, damit seine Gäste sich wenigstens einbilden konnten, sie säßen auf dem Bürgersteig. Irgendwann boomte der Laden zwar nicht, aber er lief ganz ordentlich. Vor einem guten Jahr hörte Günni auf und nun ist da ein sehr steriler, griechischer Imbiss drin, der beim Partypublikum gut ankommt. Alles sieht so schön sauber aus. Die zweite Fischhandlung, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in einem der ältesten Häuser des Schulterblatts, nannte sich Fisch Hus und wurde von drei Schwestern geführt. Das Dreiergestirn war so dick, wie die beiden anderen Schwestern zickig waren, sie trugen fragile Goldkettchen um ihre nicht vorhandenen Hälse und waren grundsätzlich und völlig Temperatur unabhängig, nur in ärmellosen, geblümten Kittelschürzen anzutreffen. Auf den Mund gefallen waren sie alle samt nicht. Außer Fisch verkauften sie die unterschiedlichsten Fischsalate, mit Krabben, Lachs oder Matjes, aber auch Farmersalat, sehr beliebt im schmalen Haushaltsbudget der Wohngemeinschaft, Eiersalat, Geflügelsalat und etliche andere Kreationen. In finanziell schwierigen Zeiten fragte ich nach Fischköpfen, die es umsonst gab und von meinem Kater Robert über alles geliebt wurden. Ohne viel Umstände bekam ich in beiden Läden eine größere Tüte mit Fischresten über den Tresen gereicht. Zu hause fand ich dann manchmal zwischen den Fischköpfen auch ein Fischfilet, denn die Schwestern gingen davon aus, dass nicht nur mein Kater, sondern auch ich dringend etwas Nahrhaftes benötigte. Das Dreiergestirn war besonders sozial und versorgte die Punker, die schräg gegenüber vor Penny rum lungerten und Passanten anbettelten, öfter mal mit ein paar Fischbrötchen. Meine Mitbewohner waren nicht so begeistert von den Fischköpfen, die gekocht werden mussten, bevor sie auf dem Balkon verfüttert wurden, denn erstens stank es ziemlich nach Fisch und zweitens schaffte Robert es eigentlich immer, mindestens einen Fischkopf in die Wohnung zu schleppen, mit Staub zu panieren und unter irgendeinem Bett, Sofa oder Schrank zu deponieren, wo die Reste des Fischkopfes sich dann nach ein paar Tagen durch einen etwas impertinenten Geruch bemerkbar machten. Nachdem die Schwestern das eingeschossige Haus vom Ende des 18. Jahrhundert verkauft hatten, eröffnete dort die Filiale einer Drogeriekette und vertriebt den Jahrhunderte alten Fischgeruch mit einer ganzen Armee künstlicher Aromen.

Die Kasse springt nicht.

NEGIERUNGS SITZ.

Motz oms schmu Ostern reime neue Negierung geboren wirrt, steht spinner motz spinn den Sternen, laber das Posten Karussell dreht sich schon richtig schnell. Es gilt Pfründe schmu versteilen und Erbhöfe und fette Domänen und nicht schmu vergessen, lall die Rechnungen, die noch offen sind. Dringend notwendig ist auch die Renovierung trüberalteter Parteiprogramme und so wirrt es vor lauter renovieren fun nix mehr mit dem regieren, weil regieren halt auch Arbeit ist. Am Ende verstreten Regierungsverstreter die Regierung nur noch und simulieren das Gewünschte Endergebnis, moser rausch nicht.

Ab 11:00 Uhr Vormittags gab es dann an der Ecke Susannenstraße / Bartelstraße, dort wo heute Emek ist und im Schulterblatt, die Lokalität nennt sich mittlerweile Jung und Frech, üppig bemessene, deftige Mittagstische. Beide Läden schlachteten noch selber und hatten Stehtische in ihren Verkaufsräumen aufgestellt. Schräg gegenüber vom heutigen Jung und Frech lag Zoo Dabelstein, wo es alles für das Haustier gab. Der Verkaufsraum war nicht besonders groß und maximal voll gestellt, so das man sich zwischen den Regalen teilweise nur seitwärts bewegen konnte, aber das Lager war riesig und zog sich über den Hinterhof bis zur Lerchenstraße. Mindesten einmal in der Woche parkte ein ziemlich großer Lastwagen vorm Laden und lieferte Katzenfutter, Katzenstreu, Katzenklos, Hundefutter, Vogelfutter, Hamsterheu, Hamsterräder, Aquarien und Aquarienzubehör, Käfige für Hamster, Kanninchen und Vögel, Hundeleinen, Flohhalsbänder, Puder und Sprays, sowie diverse Leckerlie und Spielzeug für die kleinen und großen Lieblinge. Wie das Pärchen vom Tante Emma Laden, kannte auch das Betreiber Ehepaar der Zoohandlung sich bestens aus in den Befindlichkeiten des Viertels und hatte immer Zeit für einen entspannten Klönschnack. Eine uralte, ehemalige Tänzerin des Flora Varietes, einstmals eine bildschöne Frau, wie er mir erzählte, ließ sich samt ihren zwei fürchterlich verzogen Schoßhunden, wöchentlich mit einem Taxi bis vor die Ladentür kutschieren, kaufte ein, blieb ein Stündchen und ließ sich dann wieder von einem Taxi abholen und nach Hause bringen. Der Laden wirkte geradezu magisch auf sämtliche, vorbeikommenden Hunde und es gab sogar ein paar Anwohnerhunde die dort selbstständig einkaufen gingen, ihr Verbrauch wurde dann später mit Herrchen oder Frauchen abgerechnet. Siebenundvierzig Jahre lang hielten sie dem Viertel die Treue, erst mit einem Geschäft in der Wohlwillstraße und ab dem 01.10. 1976 im Schulterblatt. Trotzdem die Konkurrenz aus dem Internet sich auch hier bemerkbar machte, lief der Laden aber immer so gut, dass sie erst in Rente gingen, als das tägliche Geschäft zu anstrengend wurde. Wie eine offen stehende Wunde, schwärten die zugeklebten Fensterscheiben der verlassenen Zoohandlung, über ein Jahr im Straßenbild, dann übernahm eine skandinavische Kette, die Lifstyle Schnickschnak unter die Leute bringt. Ebenfalls vor ein paar Jahren schloss Radio Kölsch, eine Landmarke des Viertels an der Ecke Schulterblatt / Schanzenstraße, seine Eingangstüren. Ein langer, hoher Verkaufsschlauch, bis unter die Decke mit Schubladen voller Ersatzteilen für elektrische und elektronische Geräte. Dort gab es alles was das Bastlerherz begehrte und die Kunden kamen aus dem gesamte Umland zu Kölsch. Sie waren leidenschaftliche Tüftler, die für jedes Problem eine Lösung fanden und stundenlang mit den verschrobensten Elektroniknerds diskutieren konnten. Von etlichen Teilen die sie bei Kölsch verkauften hatte ich noch nie gehört, geschweige denn, dass ich mir vorstellen konnte wo zu sie gut sein sollten. Der Laden besaß eine Tür zum Schulterblatt und eine zur Schanzenstraße und konnte in den Sommermonaten, wenn beide Türen offen standen auch als Abkürzung genutzt werden. Über die ganze Länge des Ladens zog sich ein Verkaufstresen, hinter dem mehrere Mitarbeiter standen, die jedes einzelne Ersatzteil akribisch auf einem Quittungsformular mit Durchschlag vermerkten. Die Ware bekam man erst mal nicht ausgehändigt, sie wurde in einer Plastikschale deponiert. Mit dem Quittungsformular musste man sich dann zur Kasse am Eingang Schanzenstraße begeben, wo es in eine altmodische Kasse gesteckt wurde, die mächtig los ratterte und das Ganze amtlich machte. Die Ware war unterdessen auf der andern Seite des Tresens auch zur Kasse gereist und wurde nach Abschluss des Bezahlvorgangs überreicht.

Auch was nicht zählt, zählt am Ende mit.