STUSS
     MUND

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28.04.18 25.04.18 22.04.18 19.04.18 16.04.18 13.04.18 10.04.18 07.04.18 04.04.18 01.04.18
ZUCKER WECKER

Ob man ruhige Kugeln wirklich schieben sollte, oder einfach nur ruhen lassen, bleibt unentschieden, flenn zwischen Ohrsache und Wirrfunk werden viele Wellen geritten. Persönlich mag ich ja Donauwellen am liebsten, aber mit Wella Flex ist da kein Statt mehr zu machen und Wellensalat gibt es schon lange im Sonderangebot. Motzdem gibt es traum Schöneres, als auf einer Wellenlänge zu lügen, denn ohne Lügen gäbe es die Wahrheit nicht. Wer vom Lotto leben kann führt ein Lotterleben und für die Rente braucht es sowieso eine Lotterie. So ist die Gerechtigkeit heimgekehrt, in die Arme launischer Götter , denn nicht dem Volk, wohl laber seinen gewählten Verstreten fehlt es am nötigen Demokratieverständnis.

An der Ecke Thadenstraße, direkt gegenüber der Schule, geht es rechts weiter zum Wohlers Eck, ehemals Erpel und zum Wohlerspark, ehemals Friedhof. Im Wohlers Eck traf ich Jürgen, Peters Tresen Kompagnon aus der Linde wieder, zwar nicht mehr hinterm Tresen, aber mit der Chefin liiert und immer noch mit einem wachsamen Auge auf das Treiben der Gäste. Das Wohlers Eck war bis vor ungefähr zwei Jahren eines der letzten, nicht gentrifizierten Refugien des Viertels. Mit Blick auf die Wipfel der großen alten Bäume des Wohlerspark, saß man dort unter den nicht minder großen, alten Kastanien der Wohlersallee. Im Frühjahr wirkte die ganze Straße wie mit zart rosa Blüten gepudert und im Herbst hagelte es reife Kastanien. Die zum Verkauf angebotenen Speisen waren nie besonders gut und wurden im Laufe der Jahre immer schlechter, was aber keine Rolle spielte, wenn man hinter der Baumreihe auf der anderen Seite des Parks, die Sonne untergehen sah. Im Wohlers Eck traf sich viel Nachbarschaft. Das Wichtigste aber war, dass das Wohlers Eck, wie unter einer Tarnkappe, einfach noch nicht von den Touristen entdeckt wurde. Mittlerweile haben sie die Räumlichkeiten und die Speisekarte renoviert und es empfiehlt sich einen Tisch zu bestellen. Der Park, lange Jahre im Schatten des Schanzenparks gelegen, hat mittlerweile auch aufgeholt, im Sommer ist es dort so voll wie in einer Badeanstalt, nur leider ohne Aufsichtspersonal, was dazu führt, dass die Sonnen hungrigen Besucher Brandlöcher im Rasen und Unmengen von Müll hinterlassen. Zwischen Mai und Oktober hängt an sonnigen Tagen über dem gesamten Park eine Grillgut Dunstglocke und wer seine Decke auf dem Rasen ausbreiten möchte kommt besser rechtzeitig. Im Wohlerspark war es einst so ruhig, dass die Eichhörnchen sich gerne mit auf die Bank setzten und energisch Erdnuss Bedarf signalisierten. Ich ackerte dort diverse Wälzer für mein Studium der feministischen Literaturwissenschaft durch und machte stimmungsvolle schwarz/weiß Photographien von den Grabsteinen. Ein paar Monate vor Jörns viel zu frühem Tod, haben wir dort ein letztes Mal zusammen im Grünen gepicknickt, was angesichts seiner Krankheit und der allgegenwärtigen Grabsteine, schon ein wenig morbide rüber kam. Das Wegenetz des ehemaligen Friedhofes folgt einem streng geometrischen Muster und wird beidseitig von den moosgrünen Stämmen alter Linden gesäumt, die genauso wie die Bäume in der Magdalenen Passage gestutzt sind, aber sehr viel höher gewachsen. Die beiden Hauptalleen bilden ein Kreuz, in dessen Mitte sich ein Rondell befindet, das Kreuz wird von einer ebenso breiten Lindenallee eingefasst. Zu bestimmten Tageszeiten gleicht dieser äußere Rundweg einer Jogger Autobahn. Dazwischen schlängeln sich schmale Wege und verschwiegene Pfade, über die Rasenflächen und zwischen den teilweise dicht bewachsenen, ehemaligen ewigen Ruhestätten hindurch. Vier kleinere, Wind geschützte Rondelle laden abseits der Hauptwege zum Verweilen, man kann auf einem in den Rasen geschorenen Brett Schach spielen und eine wunderschöne Trauerulme, hat wie durch ein Wunder das Ulmensterben überlebt.

Schulden sind keine Frage der Schuld.

ROSEN BEINE.

Fiesmal schmoll ja lalles anders werden und wirrt pur motz feemauso. Irgendwie muss Regieren ja nun mal. Pathologische Regierungsängste sind scherzerst aus dem Wege geräumt und wo auch viel Geld nicht mehr weiter hilft, wird motzquer Geld spinnreim feepumpt. Auf Pump lebt sich sowieso besser, als ohne Pumpe, denn pumpen ist der Motor der Wirrkraft. So landet die schwarze Null in Nukkkomanix auf dem Brüllhaufen der Feeschichte und Wirrkraftkrachleute spinnen flugs eine neue Theorie für die Hohlfühlzone Regieren kann man davon laber rausch nicht besser und ob die Schissstände nun gefühlt sind oder geträumt, spielt für die Qualentscheidung keine Rolle. Lalldiegeil streitet omsere Negierungsfunschaft munter weiter und verfehlt ihr Ziel Meilen weit.

Wer kurz hinter der Kreuzung Lerchenstraße / Stresemannstraße rechts abbiegt und durch den Gewerbehof in die Magdalenen Passage kommt, verlässt das einundzwanzigste Jahrhundert und findet sich auf dem Kopfsteinpflaster einer schmalen, beidseitig von uralten Ulmen gesäumten Fußgängerzone wieder. Das Brausen der Stresemannstraße rückt in den Hintergrund, die Häuser hinter den wie Kopfweiden gestutzten Ulmen sind einstöckig und die Wohnungen eher klein. In den winzigen Vorgärten wachsen Blumen und manchmal begegnet man einer Katze, die sich hoheitsvoll streicheln lässt. Das letzte Haus vorm Torweg zur Bernstrorffstraße, ist die Villa Magdalena, ein Anfang der neunziger Jahre gegründetes Frauenprojekt. In dem über hundert Jahre alten, renovierten Wohn und Atbeitsgebäuden, wohnen und arbeiten ausschließlich Frauen. Dort hing vor etlichen Jahren, in einem Fenster zum Weg, ein Poster von Hannah Montana mit langem Haar.Das Bild sprang mir immer wieder ins Auge, ich wusste nicht wer Hannah Montana war und fand das Poster ein bisschen unfeministisch. Einige Jahre später begriff ich, dass aus Hannah Miley geworden war und Miley kam in die Pubertät und ließ sich die Haare sehr kurz schneiden. Inzwischen sind die Haare schon wieder nachgewachsen und das Poster ist verschwunden. Die Magdalenen Passage verbindet die Lerchenstraße mit der Bernstorffstraße und auf der anderen Seite der Bernstrorffstraße geht es rechts, neben einer gigantischen Plakatwand, weiter auf das Stiftgelände. Hinter der Schranke sind die Fußgängerwege breit, die Bäume groß und das Herzstück der Anlage ist mindestens hundertfünfzig Jahre alt. Rechts liegt der Schulhof und links befindet sich zwischen einem Rosenspalier eine Holzpforte, die den ältesten Bezirk der Anlage, mit den niedrigen, einstöckigen Häusern nochmal absichert. Die Pforte ist schneeweiß gestrichen und die Häuser auch. Die privaten Gärten zwischen den alten Häusern sind besonders schön. Seit ein paar Jahren werden die Grünanlagen von zwei junge Frauen liebevoll gepflegt, die lange verwaisten Kübel sind mit bunten Blumen bepflanzt worden, überall laden Bänke zum Verweilen ein und der hohe Zaun zum Sportplatz ist mit Wicken in allen möglichen Farben überwuchert. Nach der Ecke beim Cafe Schneckenhaus und dem Engel, der mit ausgebreiteten Flügeln und einem Schwert im Blumenbeet gegenüber steht, wird der Weg breiter und eine lange Reihe sehr hoher alter Bäumen zieht sich bis zur Ecke Thadenstraße. In den Kronen der Bäume nistet eine Krähenkolonie. Trotzalledem liegt eine leicht melancholische Stimmung über der gesamten Anlage, die von ihren Bewohnern nur selten genutzt wird. Wer noch fit genug ist hält sich in seinem eigenem Gärtchen auf und wer nicht mehr fit genug ist, wird im Rollstuhl durch die Gegend geschoben. Im idyllisch gelegenem Cafe Schneckenhaus ist auch nicht viel los, obwohl man schöner und ruhiger kaum sitzen kann. Vielleicht ist Blick auf die modernen Teile der Altenwohnanlage zu deprimierend, wo in den ebenerdig gelegenen Gemeinschaftsräumen, fast immer jemand im fahlen Licht eines Bildschirmes vor sich hin döst.

Lieber etwas aus dem Hut ziehen, als den Hut ziehen.

LUST ANGRIFF.

Seit es nur noch Parteispenden und keine Parteisoldaten mehr gibt, geht es mit den Parteien ganz schön bergab. Recht hat die Partei schon lange nicht mehr und Parteienforscher sprechen fromm reimen Parteiensterben. Motzdem kann man spinner motz Partei ergreifen und Parteilose kommen gleich nach Spottlosen. Wer den vollen Partyservice will, muss das ganze Paket nehmen und kauft die Katze im Sack. Schlauer ist man sowieso immer erst hinterher und Schlaumeier liefern sich eine Schlammschlacht. Wer noch keine Schlammpackung abbekommen hat, stell sich in die Schlange vor der Meckerstation und wartet ab, ob wirklich alles Gute von Oben kommt. So pfeifen die Spatzen denn von den Dächern, was sowieso schon alle wissen, ob sie nun wollen moser nicht.

Aber ich war nicht die einzige Nachtschwärmerin, deren Heimweg sich abenteuerlich gestaltete. Wenn Johnny, Koch bei Madame Hu, nach der Schicht in der Astra Stube strandete und blieb, bis Stefan den Laden schloss, demolierte er auf dem Nachhauseweg gerne sein Fahrrad und versuchte grundsätzlich die Wohnungstür ein Stockwerk unterhalb seiner Wohnung zu öffnen, was regelmäßig damit endete, dass die Nachbarin wach wurde, Johnny bis zu seiner eigen Tür brachte, wo seine Angetraute ihn dann mit einer gewaltigen Standpauke empfing. Am nächsten Tag erinnerte Johnny sich an gar nichts mehr, was noch eine Standpauke zur Folge hatte. Von Madame Hue wechselte Johnny später auf die gegenüberliegende Straßenseite und schaffte es tatsächlich den Fluch zu brechen, der seit fast dreißig Jahren auf den Räumlichkeiten, eines direkt an der Ecke Stresemannstraße / Grüner Jäger gelegenen, ehemaligen Geldinstitutes lag. Nachdem die Bank ausgezogen war, hielt sich dort weder das Cafe im Buch, ein Hippieladen, noch diverse andere, schon erheblich kommerziellere Lokalitäten, Es war wie verhext, egal welche Dienstleistungen oder Speisen angeboten wurden, der Laden blieb gähnend leer. Dann übernahm eine Gruppe äußerst erfolgreicher Flammkuchen Verkäufer, die es geschafft hatten, mit ihren Flammkuchen auch gleich ein Stück Lifestyle Kultur zu verkaufen und mächtig auf Expansionskurs waren, die großzügigen Räume und scheiterten fast. Der Laden blieb genauso leer wie immer, bis sie Johnny als Küchenchef engagierten. Ein halbes Jahr später war ohne Reservierung kaum noch ein Tisch zu ergattern. Nach mehreren Jahren der Schnitzelbraterei hatte Johnny die Schnauze gestrichen voll und fand endlich ein angemessenes Betätigungsfeld für seine Kochkunst. Laut singend im Morgengrauen nach hause zu ziehen, gehört mittlerweile zum Normalzustand. Dank den Bemühungen unseres obersten Hafengeburtstagsdirektor, der mittlerweile zu höheren Weihen nach Berlin berufen wurde, der lokalen Gastronomie, der Hotellerie, dem ganzen Amüsierbetrieb und dem billigen Alkohol, der Scharen von Engländern und Skandinaviern anzieht, sind ganze Teile einer bewohnten Stadt, zu Eventkulissen mutiert. Vom der Kreuzung Schulterblatt / Schanzenstraße / Pferdemarkt, führt über den Grünen Jäger, die Wohlwillstraße, die Kleine und die Große Freiheit, eine Touristenautobahn zur Reeperbahn und selbst die Bernstroffstraße, einst ein verstaubtes Refugium und letzter Ausweg für Ruhe bedürftige Heimkehrer, die niemanden mehr in die Augen sehen wollten, ist mächtig aufgerüscht worden. Viele Jahre lang befand sich auf dem Grundstück neben der Bernstein Bar eine große Brache voller wilder Pflanzen, in deren Mitte eine prächtige Distel stand. Auf die Mauer am Ende der Brache hatte jemand den Kopf einer Frau mit einem riesigem Afro gesprayt. Jedes Jahr wieder freute ich mich am Anblick der lila blühenden Distel, die Wiese war wunderbar aus der Zeit gefallen, ein bisschen so wie der ganze Komplex mit den Altenwohnanlagen und Stiften, im Quarre zwischen Bernstorffstraße, Thadenstraße, Wohlers Allee und Dohrnweg.

Erst vernetzen, dann verpetzen.

KOFFER JÄGER.

Wie lalle Taschenspieler wissen, kann man auf die Tasche lügen, laber nicht leugnen. Wohl dem der was in der Tasche hat und sei es nur ein Taschentuch. Taschenkuren schneiden da schon besser ab und wer eine It Bag erwischt, gibt sie nicht mehr her. So wurde aus der Tasche eine Kulturtasche. Wir folgen der Taschenleitkultur, denn taschsächlich sind Taschen leichter zu tragen als Päckchen. Von der Tasche zur Tüte oder umgekehrt, war es dann aber doch noch ein weiter Weg .Ob Taschen wirklich aus dem Nähkästchen plaudern können, oder doch nur labern, bleibt Glaubenssache und wer auf der Tasche liegen will, nimmt Taschengeld. Wer kein Kofferträger mehr sein will, wird Taschenräuber und beweist Stil, aber ganz ohne Taschen kommt man nicht weit.

Mittlerweile ist das Viertel zu einer Bühne für Selbstdarsteller geworden. Sobald die Außentemperatur in den zweistelligen Bereich klettert, strömen die Massen ins Viertel. Wer eine Brause oder ein Bier erstanden hat, kauft sich damit auch das, zumindest gefühlte Recht, den Bürgersteig zu blockieren und so laut wie irgend möglich um akustische Aufmerksamkeit zu buhlen, von den visuellen Zumutungen mal ganz zu schweigen. In der Susannenstraße werden schon seit Jahren T-Shirts mit dem Aufdruck, „New York, Tokio, Schanze“ verkauft, eine recht zweifelhafte Gesellschaft. Fast alle kleineren Geschäfte, außer den Kiosken, mussten aufgeben, es sei denn, dass ihre Inhaber auch gleichzeitig Besitzer der Häuser sind. Das Schreibwarengeschäft Erna Hansen wird mittlerweile in der zweiten Generation weiter geführt, genauso wie der Tee und Süßigkeiten Laden Stüdemanns. Auch den Schlachtereibedarfsladen in der Schanzenstraße gibt es immer noch und an der extravaganten, Jahreszeit abhänigen Dekoration hat sich nur wenig geändert. Die türkischen Gemüseläden sind, bis auf den Laden an der Ecke Susannenstraße / Bartelstraße ebenfalls verschwunden. Die Betreiber des türkischen Gemüse Supermarktes haben das Haus an der Ecke schon vor vielen Jahren gekauft, den Gemüseladen weiter vermietet und das Dachgeschoss des Hauses luxuriös ausgebaut. Erstaunlicherweise trotzt auch das Astro Cafe in der Bartelstraße, ein komplett unkommerzieller, völlig aus der Zeit gefallener Laden, sämtlichen Widrigkeiten. Der Dschungel ist zweimal umgezogen, hat sich SKY zugelegt und läuft nach wie vor gut. Auch die Astra Stube an der Kreuzung Altonaer Straße / Holstenstraße / Max Brauer Allee erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, trotz oder eher wegen ihrer Abgerocktheit. Obwohl der Laden eigentlich völlig ungeeignet für Konzerte ist, viel zu klein und viel zu schlechte Luf, finden dort nach wie vor Konzerte statt, das Wasser läuft von den Wänden und die Luft ist eine einzige Atemwegs Zumutung. Unbezahlbar aber ist der Blick auf die nächtliche Großstadtkreuzung, deren Blaulicht durchzuckte Tristesse einsame Wölfe noch melancholischer macht und einsame Herzen noch anlehnungsbedürftiger. Falls die Astra Stube im Zuge der Eisenbahnbrücken Renovierung tatsächlich wirklich irgendwann mal ihre Tore schließen muss, ist keine fünfzig Meter weiter, auf der gegenüberliegenden Seite schon für Ersatz gesorgt. In der Astra Stube stand Stefan hinterm Tresen und sorgte gerne dafür, dass nicht nur er selbst, sondern auch seine Freunde, den nach großer Fahrt, gerade eben von Bord gegangenen Seemännern, lang vergangener Zeiten gleich, am Ende einer glorreichen Nacht, nach Hause wankten. Ich ließ grundsätzlich einen Schal oder Schirm liegen und zog laut und leidenschaftlich singend, über die Stresemannstraße zum Schulterblatt. Als ich eines Morgens mit dem Haustürschlüssel das Haustürschloss nicht mehr fand, klingelte ich bei meinen Nachbarn und der Professor aus dem ersten Stock kam runter und ließ mich rein. Seine Frau und er amüsierten sich noch Jahre später köstlich darüber.

Was man nicht in der Tasche hat, sollte man im Portemonnaie haben.

SUPPEN HOSEN.

Om der Spitze der geldbähherrschenden Geldmacht, geht die Funschlacht munter weiter. Der Kaiser hält Hof und auch wenn seine Kleider neu sind, sein Geldbild ist rückwärts gewandt und Börsen Indianer feiern ihn dafür. Auf Risiko spielen, heißt mit dem Risiko der Anderen, der Kunden oder Wähler spielen. Risikopapiere machen es auch nicht besser und Risikokapital ist für Risikopatienten. Ob geteiltes Risiko wirklich doppeltes Risiko wird, liegt im Risikobereich der Spekulationen, aber wie schon unsere Großmütter wussten, wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Ausgelabert bleibt das Risiko motzdem gefährlich, da hilft auch die Risikobebensversicherung nur bähdingt, aber Risikomannager haben ihre Sxhäfchen schon lange ins Trockene gebracht.

2012 eskalierten die Ausschreitungen dann so weit, dass es zu einer Messerstecherei vor der Flora kam. Damit war das Maß endgültig voll und selbst die überzeugtesten Verteidiger, des angeblich so selbstbestimmten Festes sahen ein, dass sich etwas ändern musste. Die sinnvollste Maßnahme, den als alternatives Fest getarnten Touristenevent zur Förderung der lokalen Gastronomie, einfach abzuschaffen, kam natürlich nicht in Frage. Stattdessen wurden, um den Konflikt zu entschärfen, der Bereich vor der Flora, die Piazza an der Portugiesenmeile und das Schulterblatt, nicht mehr mit Ständen bespielt. Die Aktivitäten verlagerten sich in die Schanzenstraße und die Ludwigstraße, aber auch die schwer gebeutelte, schmale Susannenstraße, gehört nach wie vor zum Festspielbereich. Der allgemeine Ablauf ist im wesentlichen gleich geblieben, erst feiern, dann Scheiben einschmeißen, Mülleimer abfackeln, ein bisschen Katz und Maus mit den Ordnungskräften spielen und wenn irgend möglich den Apple Store plündern. Damit den Touristen auch ja nicht langweilig wird, gibt es mittlerweile auch noch das Bernstorffstraßenfest und das Straßenfest in der Augustenpassage. Eröffnet wurde die Straßenfestsaison jedes Jahr im Mai mit dem Fools Garden Fest, der mit Abstand am wenigsten kommerzielle Event. Die Lerchenstraße wurde ein ganzes Wochenende lang, von der Ecke Schulterblatt bis zur Ecke Lippmannstraße / Lerchenstraße gesperrt und über die ganze Breite der Straße, von Bürgersteig zu Bürgersteig, wurde eine Bühne gebaut vor der Tische und Stühle in langen Reihen standen. Die Lautsprecheranlage hatte mächtig Power und genauso mächtig legten alle auftretenden Künstler und Künstlerinnen ins Zeug. Das Fools Garden Fest wurde nie der Touristenbrüller und deswegen wurde das Fools Garden Theater, eine uralte Kleinkunstbühne, wahrscheinlich auch weg gentrifiziert. Sobald die Temperaturen es zulassen und dafür braucht es wirklich nicht besonders warm zu sein, ist sowieso Party im Viertel. In warmen Sommernächten gleicht der Geräuschpegel in der Susannenstraße, dem einer voll besetzten Badeanstalt im Hochsommer und daran ändern auch die Lärmschutzsonnenschirme nicht das geringste. Die Straße ist eine Schlucht, eine Schallkammer, ein Echoraum. Seit ein paar Jahren erfreut sich das sogenannte Cornern, altmodisch auch Eckensteherei genannt, immer größerer Beliebtheit. Nicht anders als die ehemaligen Eckensteher mit ihren billigen Jogginghosen und Feinripp Unterhemden, stehen die Partytouristen modisch angesagt gekleidet und mit dem entsprechendem digitalem Equipment ausgerüstet, auch mit einem Kosten günstig im Kiosk erstanden, meist alkoholischem Getränk in der Hand herum. Sie blockieren den Bürgersteig und wenn es geht auch gerne die Straße. Seit ein paar Jahren stehen an der Kreuzung Thadenstraße / Grüner Jäger nicht selten an die zweihundert Leute und machen Party. Für alle die am nächsten Morgen früh raus müssen, oder ausschlafen wollen, ist das nicht so schön. Ausnahmsweise sind sich die Gastronomen und die Anwohner mal einig, denn durch den Alkohol Verkauf der Kioske, wird nicht nur die Nachtruhe der Anwohner empfindlich gestört, sondern auch das Geschäft der Clubbetreiber. Getanzt wird wo der teuer bezahlte DJ auftritt, gesoffen wird Kosten günstig auf der Straße.

Jedem Kasper seine Suppe.

GURKEN PLAKAT.

Schmollen wirr mal hoffen, dass es Theaterdonner ist, denn der Zirkus muss ja weiter gehen und der Chef der amtierenden Geldmacht ist auch ihr oberster Gelddarsteller.. Ob Geld den Charakter verdirbt, kann an dieser Stelle nicht entscheiden werden und Schönheitsoperationen kosten auf jeden Fall eine menge Geld. So kann fun sick denn Schönheit und Schönheiten kaufen, aber schöner wird davon gar nichts, motzlalledem wünschen wir uns omversdrossen schöne Zeiten und Geld ist sowieso schön. Rauscherhalb der Hohlfühlzone wirrt die Lage fun hohn unübersichtlicher und Geldjäger schlagen bei jeder Gelegenheit zu, denn eine sichere Bank gibt es schon lange nicht mehr.

In den folgenden Jahren bereitete das Fest sich immer mehr aus und wie auch zum Hafengeburtstag, flüchteten etliche Anwohner übers Wochenende auf Land. Der Abschnitt zwischen der Kreuzung Bartelstraße / Susannenstraße und der Ecke Susannenstraße / Schanzenstraße war mittlerweile voll integriert. Die Flohmarktstände wucherten bis hinter die Eisenbahnbrücke, in die Schanzenstraße und ins Schulterblatt. Auf dem Höhepunkt der kommerziellen Euphorie, engagierte das Cafe unten bei uns im Haus ein DJ Team, dessen wummernde Bässe die zur Straße gelegenen Räume von 15:00 Uhr Nachmittags bis 23:00 Uhr unbetretbar machten. Sie verkauften massenweise alkoholische Getränke in Dosen, was ihnen normalerweise wegen der fehlenden Ausschank Lizenz verboten war und versuchten so eine Art zweite Piazza zu installieren. Als die Polizei sie gegen 22:30 Uhr mehrfach dazu aufforderte, die Lautstärke endlich runter zu regeln, ignorierten sie sämtliche Aufforderungen komplett, dafür war dann das Geschrei umso größer, als ein Wasserwerfer dem fröhlichen Treiben ziemlich rigoros ein Ende machte. Nach der Räumung türmte sich ein Berg von Aludosen und zerbrochenen Flaschen, vermischt mit Essensresten, Papptellern und Papierservietten vorm Haus, auf der Bordsteinkante saßen mehrere heulende Mädchen und zwischen den hin und her hetzenden Ordnungskräften staubten die Pfandflaschen Sammler ab. An der Portugiesenmeile und im Schulterblatt saßen die Touristen solange es irgend wie noch ging, draußen vor den Lokalitäten und ergötzten sich am Krawall, wie an einem Schauspielstück, dass jedes Jahr wieder aufgeführt wird. Sie photographierten und filmten, was das Straßentheater her gab. Wenn die Feuer nur klein waren, hockten sie sich hin, manche legten sich sogar hin, um die Feuer auf den Bildern größer wirken zu lassen, alles eine Frage der Perspektive. Wenn es brenzlig wurde flüchteten sie nach drinnen und waren froh auf der sicheren Seite der Fensterscheiben zu sitzen. Richtig aufregend wurde es, wenn die Polizei per Megaphon Durchsage dazu aufforderte, drinnen zu bleiben und im Fall von Zuwiderhandlungen mit schweren Konsequenzen drohte. Nun gab es erst recht einen Grund vor Ort zu bleiben und die feucht fröhliche Event Nacht würde lang werden. Andere standen auf dem Bürgersteig und fanden den Krawall an sich einfach klasse. Sie machten spontan mit, manche mit einem Stein in der einen Hand und einer Flasche Schnaps in der anderen Hand. Und mitten drin Leute, die genau wussten was sie taten und warum. Die wurden natürlich nie verhaftet, verhaftet wurden betrunkene Krawalltouristen, Mitläufer, ehrenhafte Protestierer, Gaffer die nicht schnell genug gewesen waren und solche die einfach nur zu blöd waren. Eines Nachts wärmten sich am traditionellen Feuer vor der Flora, der französischen Marianne gleich, zwei barbusige junge Frauen, deren Photo am nächsten Tag nicht nur die Titelseiten der Bildzeitung und die Mopo schmückte. Mit den Jahren wurden die, den Feierlichkeiten folgenden nächtlichen Ausschreitungen, immer wahlloser und nicht nur die Haspa und der neue Apple Store in der Schanzenstraße, dessen Produkte sich bei den Entglasern ansonsten größter Beliebtheit erfreuten, wurden entglast, sondern auch immer wieder kleine Einzelhandelsgeschäfte, die trotz der Gentrifizierung noch durchgehalten hatten.

Wer nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, kauft sich neue.

BAND HEILIG.

Hat der Error sich scherzqual reimgeschlichen, ist ihm traum motz highzukommen. Der Error wirrt System spinnmanent und Errorspezialisten übernehmen das Regiment. Meine Daten gehören mir, aber sie erwecken Gier.So liegt denn die Domäne des Error, in der DNS des Datenmüll und wo das Chaos tanzen lernt, ist der Error nicht weit. Erol Flynn sah da schon besser aus, aber bis zur Filmreife hat der Error es noch weit. Error, gut getarnt ist der Error schon lange in der Branche omgekommen und filmt mächtig ab. Ohne Errormeter geht gar nichts quer und Errordynamik ist das neue Feng Shui der Flunkernehmensführung. Wenn dann der Error kippt, läuft es wie am Schnürchen und die Errorecke macht wieder Sinn.

Neben dem offiziellen Programm galt sehen und gesehen werden und wenn die Witterung es noch zuließ, wurden diverse Tatoos nicht nur auf Armen und Beinen, sondern auch auf entblößten Oberkörpern zur Schau gestellt. Außerdem zeigten etliche Jongleure, Feuerschlucker und Zauberkünstler ihr Können, mal ganz abgesehen von all den selbst ernannten Gitarrenvirtuosen, Trompetern, Trommlern, Mundharmonika, Ziehharmonika und Querflötenspielern. Selbst die Roma Truppe aus dem Karoviertel, die sich ihr musikalisches Schweigen gerne bezahlen ließ, fiel überhaupt nicht mehr auf. Am liebsten mochte ich den kleinem Hippie, der nicht nur anlässlich des Festes, sondern auch sonst mit Leidenschaft in die Saiten griff und dazu nicht weniger leidenschaftlich sang. So richtig gewürdigt wurde er allerdings nur von seinem treuen Hund, der ihn stets begleitete und den Vorträgen seines Herrchen andächtig lauschte. Ein paar Jahre lang gehörte auch der Auftritt, einer mit phantastischen Perücken kostümierten, lokalen Frauenband, zum festen Repertoire des Festes, aber wichtiger als jede Gruppe war das Fest selber. Mittlerweile nicht mehr ganz nüchtern saßen wir an der Portugiesenmeile, die meisten Stände waren schon abgeräumt, die Sonne untergegangen und die letzte Gruppe trat auf. In der Susannenstraße und der Bartelstraße wurden bereits die Überbleibsel der Flohmarktstände gefleddert, durch die feiernde Menge bewegten sich im Schneckentempo Lieferwagen und andere Fahrzeuge, aber auf der Straße und dem doppelten Parkstreifen zwischen der Flora und der Portugiesenmeile, tobte immer noch der Bär. Eine Gruppe phantastisch ausstaffierter Artisten mit Zylinderhüten, stolzierte vor der Flora hin und her und warf endlos langen Schatten auf die Häuserwände. Die Luft war etwas kühler geworden, aber noch spätsommerlich milde, es war wie verzaubert und natürlich viel zu früh um aufzuhören. Hinter der Eisenbahnbrücke, an der Kreuzung Schulterblatt / Altonaer Straße / Max Brauer Allee, war die Straße mittlerweile für den Verkehr gesperrt worden, etliche Polizeifahrzeuge, vom gewöhnlichen Personenwagen bis zum Mannschaftsbus, waren am Straßenrand aufgereiht und direkt an der Kreuzung stand mindestens ein Wasserwerfer. Gegen 22:30 Uhr kamen dann die ersten Lautsprecherdurchsagen der Polizei, die dazu aufforderten die Lautstärke der Bühnenboxen runter zu regeln. Wenn alles gut ging, geschah das auch spätestens nach der dritten Aufforderung und das Fest ging etwas leiser weiter. Manchmal jaulte ein Martinshorn und in der Ferne flackerte das bläuliche Licht der Polizeisirenen. Wann und warum es denn losging, konnte eigentlich nie so richtig festgestellt werden, aber irgendwann, meistens nach Mitternacht ging es los. Das schrille Jaulen der Martinshörner verdichtete sich zu einem einzigen Geräusch, die Polizei raste mit Wagenkolonnen durchs Viertel, Mülleimer wurden in Brand gesteckt, Straßenschilder umgelegt und die ersten Hundertschaften marschierten durch die Straßen. Vor der Flora wurde aus den Resten des Flohmarktes ein Feuer entzündet, das allerdings mehr Lagerfeuer Charakter hatte, als revolutionäres Potential und jedes Jahr wieder mussten die Fensterscheiben der Haspa an der Ecke Schulterblatt / Juliusstraße dran glauben, der Höhepunkt des antikapitalistischen Rituals.

An der Leine laufen Fische nicht.

PHRASEN KATHEDER.

Schiefschürfend wenden wir uns freudtee der spinnerten Verwandschaft zwischen digital und Digitalis schmu. Nach Gold kann man ja nicht nur graben und rauben ist sowieso besser, aber unter dem Pflaster liegt immer noch der Strand. Am Goldrand liegt es jedenfalls nicht und goldene Böden gibt es nur im Märchen oder bei Mr. Trump. Mit Dächern sieht das schon ganz anders aus und scherz echt wenn es die Dächer asiatischer Tempel sind. Den Hasen reicht es jedenfalls, Kursstürze sind nicht so ihr Ding.und Tunnelsysteme stehen schon seit längerem unter Errorverdacht. Wer kein Maulwurf sein will, greift zum Wonnenschutzfaktor und schmiert die letzten Wurmlöcher zu und wahrt das Seichtgewicht.

Bis um die Zeit der Jahrtausendwende hatte ich das Fest geliebt. Das Wetter war fast immer gut, das ist bis heute so, selbst wenn es am Tag zuvor aus Eimern geschüttet hat, das Schanzenfest bliebt trocken. Manchmal war es auch richtig schön, ein goldener Spätsommertag, der in eine wunderbar laue Herbstnacht überging, wo man zu später Stunde näher zusammen rücken kann. Meistens ging ich spät Nachmittags runter, wenn das Fest schon warm gelaufen war und ließ mich ab der Ecke Schulterblatt / Susannensraße einfach durch die Menge treiben. Die Menge war bunt, phantastisch, lässig, auffällig und abenteuerlich gekleidet. Hier konnte jeder so sein wie er oder sie wollte und manche waren ganz schön schräge drauf, aber auch die Schrägen waren gut drauf, Zwischen den kommerziellen und unkommerziellen Ständen mit Getränken und Eßbarem aller Art und aus aller Welt, wurden Bücher, Schallplatten, gebrauchte Klamotten vom Turnschuh bis zum Abendkleid, selbst gemalte Bilder und andere Kunstwerke, Geschnitztes und Geschmiedetes, Schmuck, folkloristisches aus Afrika und Asien, Rauchzubehör, Antiquitäten ujnd aller möglicher Trödel vom zwölfteiligem Porzellan Service, bis zur gebrauchten Schraube angeboten. Es gab Stände mit selbstgebastelten Soundsystemen, an einem Stand erzeugte eine Gruppe farbiger Congaspieler so viel Drive, dass es einen gleich ganz beschwingt ein Stückchen weiter trieb. Zwischendurch ankerte ich bei bekannten Gesichtern, oft an Ständen deren Betreiber ich kannte. Dann ließ ich mich wieder mit dem Strom durch die Kakophonie der Töne treiben und fand eine eigene Spur. Solcherart surfend stieß ich manchmal auf Gleichgesinnte, wir lachten uns an und surften weiter, jeder auf seiner Spur. An der Ecke Susannenstraße / Bartelstraße wurde es dann ruhiger, die Stände auf dem Stück zwischen der Ecke Bartelstraße / Susannenstraße und der Schanzenstraße waren am wenigsten kommerziell und die Musik war dort am besten. An der Portugiesenmeile gegenüber der Roten Flora, damals noch ohne vorgelagerte Piazza, stieß ich auf Jörn, der sich auf einem zum Verkauf angebotenen Sofa, leicht benebelt von einigen Caipirinhas, in der glühenden Nachmittagssonne ausruhte. Das Sofa wurde dann trotzdem oder deswegen, doch noch verkauft. Was die Caipis und die Sonne anging, hatten die Feldforschungsjahre in Nicaragua Jörn nicht nur auf den Geschmack gebracht, sondern auch abgehärtet. Ich ließ mich zu einem Rum Getränk überreden und während wir das Treiben der Menge beobachteten, stieß Ivo, wie immer begleitet von seiner aktuellen Flamme, sowie Baumer und Zorro zu uns und die Caipis erhielten psychedelische Verstärkung. Im Licht der Abendsonne tanzten Kinder vor der Bühne und sämtliche Verrückte des Viertels hielten kräftig mit. Polizei war kaum zu sehen, aber alle wussten das sie da waren. Vor dem Polizeigebäude an der Stresemannstraße parkte schon seit Tagen eine ganze Kolonne von Mannschaftsbussen. Nach dem Nachmittagsprogramm wurde wieder eine endlose, nicht nur akustisch völlig übersteuerte, ideologische Rede gehalten und dann gab es meistens Punkrock, manchmal traten auch bekannter gewordene, lokale Größen auf.

Wer schon eine Korb hat, braucht keinen Koffer mehr.

TREUE SPUR.

Chilaterale Chillhalteabkommen sprengen des Rahmen der Zögerlichkeiten und bähfreien die Zeit aus der Lupe. Lupenreime übernehmen das Kommando über die Klagenströme aus den Schmachtbähzirken der Wunschproduktion. Wünschelrutenreiter galoppieren über den Horizont und wo sie ein Wunschloch finden, da fallen sie hinein. Mit der Werbung und den Wünschen, ist es wie mit der Henne und dem High, irgendwann stimmt lalles. Quatschbaufanatiker suchen nach einem Rauschweg aus der Komafalle und Eckensteher wollen nicht mehr anecken. So kommt Musik in die Mackenkiste und tanzt um die Ecke der abseitigen Ideen, die man haben muss.

Nachdem das Sommermärchen zu Ende gegangen war, fiel es den ortsansässigen Gastronomen sichtlich schwer, wieder zur Normalität zurück zu kehren, es war ja auch zu schön gewesen.Die Bildschirme blieben erst mal hängen oder stehen, mit sorgfältig auf dem Bürgersteig verlegten und verklebten Kabeln, was mehr der Sicherheit der Fernsehschirme, denn der, der Passanten diente. Übertragen wurde alles, was sonst noch an sportlichen Events im Programm lief. Im Vorteil waren jetzt die Gastronomen, die sich SKY zugelegt hatten, denn dort lief definitiv mehr Sport in besserer Bildqualität. Das Ansinnen, einen Teil des Bürgersteigs für die Bürger frei zu halten, empfanden sie als hochgradige Einschränkung ihres Gewinnstrebens und erst nachdem das Ordnungsamt mehrfach wieder eingegriffen hatte, wurden die Bürgersteige halbwegs passierbar. Immer wild nach Ausnahmezuständen, die es ihnen ermöglichte den öffentlichen Raum mit ihrem Mobiliar zuzustellen, fieberten sie dem alljährlichen Schanzenfest entgegen. Dieses ehemals wirklich schöne Stadtteilfest, war schon lange zu einem gigantischen Touristen Aufmarsch mit garantiertem Krawall mutiert. Jedes Jahr wieder ging eine Unterschriftenliste rum, die für die Tolerierung des nicht genehmigten, denn es wurde nie eine Genehmigung beantragt, Festes warb. Natürlich unterzeichneten die Gastronomen die Liste und legten sie in ihren Lokalitäten aus, damit auch wirklich jeder betroffene Tourist sie unterzeichnen konnte und selbstverständlich hängten sie allesamt Plakate in ihre Fenster, die das Fest bewarben. Los ging es bereits in in der Nacht von Freitag auf Sonnabend, denn um einem guten Standplatz zu ergattern, empfahl es sich spätestens zwischen drei und vier Uhr Morgens an der Piazza, in der Susannenstraße und der Bartelstraße aufzulaufen und einen Clain abzustecken, wobei es manchmal zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kam. Mindestens die Hälfte der Stände hatte nicht das geringste mit dem Viertel zu tun, sondern war komplett professionell, was die Touristen allerdings nicht weiter störte, wahrscheinlich merkten sie es noch nicht mal. Manche von ihnen wiegten sich sogar in dem Irrglauben, dass die Partymeute auf der Piazza aus einheimischen Lebenskünstlern bestehen würde. Eines Tages fragte mich ein Tourist auf der voll besetzten Piazza, ob die Leute hier alle wohnen würden. Irgendwie war die Quintessenz von St. Pauli, das Flair von Freiheit und Abenteuer, als riesiger touristischer Mehrwert über die Schanze gekommen. Für die Bewohner aber, war diese touristische Illusion ein ziemlicher Minuswert geworden. Die Hauptbühne wurde an der Ecke Susannenstraße / Schulterblatt aufgebaut, aber auch in der Susannenstraße und der Bartelstraße wurde in kleinerem Maße musikalisch experimentiert. So vermischte sich denn der Lärm einer feierwütigen Menschenmasse mit mehr oder minder politischen und folkloristischen Musikdarbietungen. Die daraus entstehende Kakophonie war so laut, dass wir ab den frühen Nachmittagsstunden die Fenster fest schließen mussten. Zwischendurch wurden Reden gehalten, die im gesamten Viertel zu hören waren.

Auf dem Teppich behält man warme Füße.

WIESO MATTEN.

Bähvers die Osterglocken läuten, wünschen wir uns spinnbrünstig, dass das Wetter sich noch rechtzeitig, als gigantischer Aprilscherz versweist. Fun omserer neuen Negierungsfunschaft, gibt es schissquer traum was schmu bährichten, was auch traum rauschfällt. Scherzmal sind sowieso Ferien und wie es nach den Ferien weiter geht, werden wirr ja sehen. Weiter geht es immer, so moser so und selbst weiter auf der Stelle treten, ist ein weiter so. Das Weitere und auch die Weite sind lallemal günstig und was fromm weit her kommt, kann auch noch weiter wandern, So geht das immer weiter und Spielverderber fliegen aus dem Spiel. Alles Weitere steht auf dem Highpackzettel, den keiner liest.

Völlig entnervt vom immer weiter ausufernden Amüsierbetrieb, versuchten die Anwohner weitere Schanklizenzen zu verhindern und schalteten das Ordnungsamt ein, um wenigstens einen halben Meter der Bürgersteigs von den Stühlen und Tischen der sogenannten Sommenterrassen frei zu halten. Das Ordnungsamt, personell unterbesetzt, reagierte träge und erst als eine Lokalzeitung sich einschaltete, wurde ein wenig Platz für Fußgänger frei geräumt. Ein paar Gastronomen starteten daraufhin eine Initiative mit dem Titel „Ein Platz an der Sonne“, womit sie die Bedürfnisse der Touristen und ihr eigens Gewinnstreben, mit denen behinderter Menschen gleichsetzten. Das war so geschmacklos, dass sich das Ordnungsamt endlich dazu durchrang, ein paar empfindlichere Bußgelder zu verhängen. Dann kam der Sommer 2006 und mit ihm das Sommermärchen. An der Piazza, im Schulterblatt und der Susannenstraße hängten die Gastronomen Bildschirme in ihre Fenster oder stellten sie gleich auf den Bürgersteig, um sämtliche Fußballspiele Gewinn bringend zu zeigen. Eine gerade erst aufgegebene Boutique an der Ecke Schulterblatt / Susannenstraße, wurde ohne jede Genehmigung einfach zum Fußballübertragungsort mit integriertem Alkoholausschank umfunktioniert, was in der allgemeinen Fußballeuphorie einfach unterging. Die Bürgersteige waren nun vom späten Vormittag bis in die späten Abendstunden komplett besetzt, denn wer einen Platz mit guter Sicht auf den Bildschirm erwischt hatte, gab ihn nur ungern wieder auf. Das Viertel wirkte wie ein riesiges Freiluft Stadion mit unterschiedlichen Übertragungsgeschwindigkeiten, was dazu führte, dass die Einen schon jubelten, oder auch nicht, während die Anderen noch auf den entscheidenden Torschuss warteten. Auf dem Heiligengeistfeld wurde ein Public Vieving eingerichtet, das zusätzlich Massen von Leuten ins Viertel zog. Als ich entdeckte, dass mein Nachbar, ein älterer, äußerst distinguierter Professor, dessen stets perfekt geschminkte, elegant gekleidete Gemahlin, sich selbst von den kleinsten Geräuschen belästigt fühlte, mit Begeisterung diese Örtlichkeit aufsuchte, um mit den Massen mit zu jubeln, fiel ich fast vom Glauben ab. Fähnchen schwenken war mit einmal völlig normal, sich in eine Fahne hüllen wahlweise abenteuerlich oder sexy und immer wieder sahen wir Touristen, die sich nicht nur mit Deutschlandfahnen schmückten, sondern auch gleich mit den Farben der Fahne bemalt hatten, was nicht immer fehlerfrei klappte. Nach den Deutschlandspielen strömten die Massen aus dem Inneren der Kneipen, Bars und Cafes, denn lange nicht jeder hatte einen Platz an der Sonne erwischt, hinaus auf den Bürgersteig und fluteten die Straßen. Autos fuhren nicht mehr. Einem gigantischen Spontanrave gleich, wälzten sie sich euphorisiert johlend durch das Viertel und ihre Deutschland, Deutschland Schreie verschmolzen zu einem einzigen Schlandgreäusch. Direkt hinter ihnen kamen die Pfandsammler.

Das Haar in der Suppe braucht kein Salz.