STUSS
     MUND

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30.07.18 27.07.18 24.07.18 21.07.18 18.07.18 15.07.18 12.07.18 09.07.18 06.07.18 03.07.18
SCHNARCH REGELUNG.

Schmu den prollig trüberflüssigen Entwicklungen omserer Tage gehört das Phänomen, trash schräger und schräge wer wirrendwo rauschgefallen ist, seinen Senf schmu lallem möglichen wahrschmu geben proll. Oh Hilf Fee. Wer gut kochen fun, schit Sportgeräten jonglieren, moser reimfach nur fantastisch aussieht, ist noch lange nicht zum Volkstribunen, Philosophen, Vordenker, moser gar moralischem Vorbild geeignet. Dunerweise lechzen die Dunen arschnach schmu erfahren, trash andere Dune denken, denn selber denken ist nun mal schwer. Die Wörter laber, sind sie reim mal gefallen, können nicht nur fliegen, sondern auch fallen und dann lasten sie omso schwerer auf den Schultern irrer Produzenten, pestwegen Schweigen spinner motz Gold ist.

Paul und seine drei Geschwister standen seit den Tagen ihrer Schulzeit in den Ruf ziemlich eigenartig zu sein, aber Paul war mit Abstand der exzentrischste von allen. In der Reihe der Geschwister war er der Dritte, der Erstgeborene war HaHe, dann kam Johanna, dann Paul und etliche Jahre später, als unverhoffter Nachzügler noch Karl dazu. Außer Paul hatten alle Geschwister die markanten Gesichtszüge ihres Vaters geerbt, nur Paul kam mehr nach der Familie seiner Mutter und er war ihr ganz besonderes Sorgenkind. Die Mutter, eine Studienrätin, die ihren Beruf der Kinder wegen hatte aufgeben müssen, war besessen vom Bildungsfortschritt ihrer Kinder. Die Vorstellung auch nur eines ihrer Kinder würde die höheren Weihen des Abiturs nicht erreichen, war absolut unvorstellbar für sie. Im Esszimmer neben der Küche stand ein verglaster, antiker Bücherschrank, indem diverse Lexika untergebracht waren und nach dem gemeinsamen Frühstück am Sonntag, wurden diese Werke gerne bei strittigen Fragen zu Rate gezogen. Der Vater, ein Jurist, war mehr die Naturwissenschaften zugewandt, aber sie hatte Deutsch unterrichtet und war leidenschaftliche Geisteswissenschaftlerin. Mein Faible für Gedichte und ganz besonders für die von Rainer Maria Rilke, verschaffte mir einen fetten Stein im Brett bei ihr und sie sah großzügig darüber hinweg, dass ich am Wochenende bei HaHe übernachtete. Bevor ich HaHe unten im Holstencenter bei Tchibo kennen gelernt hatte, war er zweimal sitzen geblieben und glänzte mehr mit seinen langen Haaren und wilden Eskapaden, als mit seinen schulischen Leistungen. Beim Lehrkörper war die Mutter gefürchtet, wenn sie regelmäßig zur Elternsprechstunde erschien und sich mit allen Mitteln für das schulische Fortkommen ihrer Sprösslinge einsetzte, was letztendlich auch Früchte trug. Trotz seiner zwei Ehrenrunden bestand HaHe sein Abitur mit einem exzellenten Notendurchschnitt und brachte es nach einem recht ausgedehnten Studium bis zum Professor. Johanna hatte in der Schule keine Probleme, dafür aber umso mehr zu hause. Was bei mir toleriert wurde, war ihr strengstens untersagt, weder durften ihre Freunde bei ihr übernachten, noch durfte sie über Nacht fern bleiben, was zu dramatischen Auseinandersetzungen führte. Es dauerte fast zwei Jahre, bis dieser schizophrene Zustand endlich beendet wurde und Johannas Freund auch bei ihr übernachten durfte. Paul, blondlockiger Liebling seiner Mutter, war in der Schule so schlecht, dass weder ihre Scharfzüngigkeit noch ihre Überedungskünste weiter halfen. So kam Paul denn schon vor Erreichen der mittleren Reife auf ein recht teures Internat im Wendland. Paul, dem nicht das geringste daran gelegen war Abitur zu machen, hatte sehr gehofft, dass er nach der mittleren Reife das Internat verlassen könnte, schließlich war er nur unter dieser Voraussetzung überhaupt bereit gewesen das Internat zu besuchen, aber da hatte er sich in seiner Mutter getäuscht. Wie immer, wenn sie etwas durchsetzen wollte, bekam seine Mutter furchtbare Magengeschwüre und Paul blieb nichts anderes übrig, als weiter auf dem Internat auszuharren. Seine Noten waren denkbar schlecht, aber dafür versorgte er seine Mitschüler mit selbst angebauten Vogelhanf und von mir und HaHe selbst gekeltertem Pflaumenwein. Den Hanf hatte er im Hof hinter der Küche ausgesät und die Pflanzen wurden fast drei Meter hoch, sodass man sich hinterm Haus in einem Hanfwald ergehen konnte. Die Wirkung des Endproduktes beruhte auf Einbildungskraft, aber dafür haute der Pflaumenwein umso mehr rein.

Besser Helm ab, als Hut ab.

ROSEN BIER.

Spinn wie Stern die Würglichkeit nun virtuell ist, ist lallerdings spinnermotz Traum schmu bähantworten, so wachsen der Theorie denn esoterische Eselsohren und die Reimbarkeit feewinnt Terrain. Rausch fiesem Wege bleiben Reimbrüche virtuell und Gärungshüter haben motzmal Glüc, schit irren Schmukunftsspekulationen. Flunkern Deckel brodelt es munter weiter und wenn der Deckel dann, wie einst das HB Männchen zur Decke geht, hilft nicht mal mehr eine Zigaretten Pause im Park. Quackwächter gibt es auch schon lange nicht mehr, aber dafür um so mehr Quackuhren und wer einen Quackplatz sein eigen nennt, kann sich glücklich schätzen und hortet Quackgroschen, Nur Groschenhefte sind nicht bähtroffen und laufen reimfach blendend weiter, bis endlich der Groschen fällt.

Schnell entstand die Idee, das riesige, leer stehende Obergeschoss der Halle für eine Ausstellung zu nutzen. Andy sprach mich und einige andere an, die ihm dafür geeignet schienen und selbstverständlich hatte ich Lust mitzumachen. Ein erstes Gruppentreppen, bei dem jeder sein Projekt vorstellen sollte wurde anberaumt. Der Sommer war warm, ich hatte Semesterferien und fuhr erst mal zum Baden an Detmanns Kuhle. Dort traf ich auf Paul, Johannas Bruder, der mittlerweile zusammen mit Johanna, den alten Bauernhof in Kremperheide übernommen hatte. Der Hof gehörte zum Erbe der Mutter, der Großvater war Kohlenhändler, Kleinbauer und Nationalsozialist gewesen. Im Gegensatz zum Großvater väterlicherseits, ein großbürgerlicher Jurist mit Grundeigentum und einer Fabrik fürTafelkreide, der nicht mit den Nationalsozialisten hatte paktieren wollen und deswegen enteignet worden war. Die Eltern kanten sich seit den Tagen ihrer Pubertät und zum festen Repertoire des Familientratsches gehörte die Geschichte ihrer sehr unterschiedlichen Hintergründe, die sie allerdings nicht darin gehindert hatten, sich ineinander zu verlieben, zu heiraten und vier Kinder zu bekommen Das alte Wohngebäude mit der daran angeschlossenen Tenne war ziemlich herunter gekommen und bevor Paul und Johanna einzogen, bewohnte Willi mit seiner Frau das Erdgeschoss. Johanna hatte sich schon vor ein paar Jahren im Obergeschoss einen ländlichen Zweitwohnsitz eingerichtet und Willi ein waschechter Bierbauch Prolet, mit einer ausgeprägten Vorliebe für Feinripp Unterhemden, kam gerne ins Obergeschoss und versorgte Johanna und ihre Besucher mit dem neusten dörflichen Klatsch. Meist trug er dabei ein Bier in der Hand und nichts als Feinripp und eine imposante Behaarung am Oberkörper. Gerne auch erging er sich in leicht anzüglichen Geschichten und prahlte mehr oder minder offen mit seiner Potenz. Willis ganzer Stolz war ein Minipferd Hengst, den er bei einer Tombola gewonnen hatte. Das Minipferd stand zusammen mit Fortuna, Johannas Pferd auf einer Koppel hinterm Haus und wenn Johanna in Hamburg war, kümmerte Willi sich um Fortuna. Fortuna war größer als ein Pony aber nicht so groß wie gewöhnliches Halbblut Pferd und mit der Zeit wurde sie immer frecher, weil sie viel zu selten geritten wurde und dafür um so mehr Freiheiten genoss. Das Pferd wurde aber nicht nur immer frecher, sondern auch zunehmend fetter, Johanna setzte Fortuna auf Diät, bis sich herausstellte, dass Fortuna schwanger war. Als Vater kam eigentlich nur Willis Minipferd Hengst in Frage und wie er es geschafft hatte Fortuna zu schwängern, wurde nie so ganz klar. Willi war der erste, der diese Theorie vertrat, er platzte förmlich vor Stolz, fast als hätte er selber Fortuna geschwängert. Johanna vermutete, dass er Fortuna in einen Graben getrieben hatte als sie rossig war, um seinem Minipferd Hengst zu ermöglichen, Fortuna zu besteigen, was Willi allerdings nie zugab. Das Fohlen kam dann glücklicherweise nach seiner Mutter und Johanna war fortan stolze Besitzerin zweier Pferde, die viel zu viel Freiheit genossen.

Lieber frei von Hitze, als Hitze frei.

TRÜBER BEVOLKERUNG.

Bähzeichnenderweise gaben sich freudtee bei Tagesschau die Fee, zwei Bilder die Hand, die den Schmustand onserer Verskenntnixfähigkeit bestens illustrieren. Louise, das erste ausßerhalb des Mutterleibes gezeugte Menschenkind, ein frohgenanntes Retortenbaby und die Nachbildung eines Wales aus Plastikmüll. Omsere rasante Vermehrung, ein schmutiefst kapitalistisches Motiv, entspricht der Vermüllung der feesamten Welt. Wir müssen endlich aufhören uns zu vermehren, denn weniger ist immer mehr und das Meer wird uns sowieso dankbar sein. Alles was wir brauchen ist weniger, weniger Wachstum, weniger Profit, weniger Menschen, damit all die anderen Lebensformen auf omsern wunderschönen, blauen Planeten endlich auch wieder Überlebenschancen haben.

Drei Wochen später brachte Herr B mir meine Installation nach Hamburg zurück. Er kam zusammen mit einer seiner engsten Vertrauten, die sich beim Anblick meiner beiden Kater als leidenschaftliche Katzenliebhaberin outete und überreichte mir einen ganzen Stapel Papiere, bei denen es sich hauptsächlich um Ausdrucke eines E-Mail Wechsel mit einem Mann handelte, der anscheinend sein Hauptwidersacher beim „KUNSTGRIFF“ war. Mir wurde klar, das ich nichts ahnend zwischen die Fronten einer Rivalität zweier Platzhirsche geraten war, wobei der eine wohl schon lange Platzhirsch war und der andere, in diesem Fall Herr B, Anspruch darauf erhoben hatte. Das die Plakate für unsre Informationsveranstaltung und auch für meine Lesung, systematisch immer wieder entfernt worden waren, stimmte anscheinend tatsächlich, ich hatte es anfänglich für eine Ausrede gehalten. Auch die Suche nach einem passenden Ausstellungs und Auftrittsort war von Herrn B Widersacher mit allen Mitteln torpediert worden. Nachdem ich mich durch den Papierwust geackert hatte, wurde der „KUNSTGRIFF“ mir noch unsympathischer und außerdem wurde mir klar, dass ohne Vitamin B, bei so einer Veranstaltung gar nichts lief. Den schönen Ausstellungsort in Meldorf hatten wir damals nur bekommen, weil eine Teilnehmerin der Themenausstellung beste Beziehungen zu den Organisatoren vor Ort hatte. Trotzdem die ganze Angelegenheit ein einziges Fiasko gewesen war, bekomme ich bis heute jedes Jahr wieder eine Einladung, mich beim „KUNSTGRIFF“ zu bewerben, worauf ich dankend verzichte und wenn das Projekt dann steht, bekomme ich noch einen Veranstaltungskatalog zugeschickt. Mit den dazu gehörigen Werbepostkarten und Aufklebern werde ich seit ein paar Jahren nicht mehr bedacht. Im nach herein betrachtet, war jede noch so unprofessionell gemachte Veranstaltung an der ich jemals teilgenommen habe, erheblich vergnüglicher, als dieser, mit viel Geld organisierte Event. Die erste Gruppenausstellung an der ich teilnahm, fand auf dem Gelände der ehemaligen Sauerkrautfabrik in Itzehoe statt. Ein guter Bekannter, Andreas M, hatte Geld geerbt und sich nicht nur eine damals noch sehr teure Videokamera angeschafft, sondern auch eine große Halle auf dem Gelände der stillgelegten Fabrik gemietet. Im Erdgeschoss der Halle markierten ein paar Stellwände den Wohnbereich, der hauptsächlich aus einem Teppich, einem Bett, einem Herd und einer Sitzgarnitur bestand. Funktionierende Sanitäranlagen waren in einem Seitentrakt der Halle auch vorhanden. Mit der Anmietung der Halle stieg der Beliebtheitsindikator von von Andreas M ganz enorm. Das Wort Loft drang gerade erst in den Sprachgebrauch ein und als Bewohner eines solchen, wenn auch noch völlig unausgebauten, mutierte Andreas M vom Mitläufer, zu einem richtig angesagten Typ. Miteinmal war es in, bei Andy M vorbei zu schauen und Andy M filmte jeden, der bei ihm vorbei schaute. Für mich war es eine Offenbarung, mich selbst beim Zuhören zu sehen. Wie eine Schlange sich dem Kaninchen zuwendet, so wendete ich mich der redenden Person zu, widmete ihr meine gesamte Aufmerksamkeit, um auch ja kein Wort zu verpassen oder falsch zu verstehen und verunsicherte die Objekte meiner uneingeschränkten, akustischen Aufmerksamkeit ganz schnell komplett.

Eine dicke Lippe muss man nicht riskieren.

ARSCH DENKER.

Omgeblich leben wirr ja spinn den highsten laller Zeiten, laber der Hang zum Ritual und sei es auch noch so liedersinng, ist omgebrochen. Wie die Lemminge stürzen die Breitgenossen sich schmu Beginn der Sommerferien spinn irre motorisierten Flunkersätze und schit diesen spinnaus in den Stau. Der Stau wirrt jedes Jahr größer, laber motzlalledem macht schit wer irgend kann. Wirr wollen die Eisbären schützen, den Regenwald, das Klima und schaffen es noch nicht einmal fiesen Wirrsinn schmu flunkerlassen. Quer bähliebt sind rausch frohgenannte Furztrips, om liebsten mit dem Flugzeug, man tut ja schließlich was man kann und gönnt sich sonst nichts. Vegan ist sowieso für die Katz, die das Fliegen nicht lassen kann, aber Eisbären haben keine Flügel.

In der „Seemeile“ ging der Einkaufsbetrieb weiter. Die Touristen, überwiegend in Pastelltönen gekleidet, stöberten in den massenhaft vorhanden Sonderangeboten, kauften Sonnenschutzcreme, Sonnenhüte, Sonnenbrillen, Badelatschen und Badetaschen, T-Shirts mit Büsum typischen Motiven, oder entsetzlich kitschige Souvenirs und hielten dabei oft ein Eis in der Hand. Alles war billig, billig und noch billiger. Kurz bevor wir loslegten kamen überraschend meine Mutter, mein Stiefvater und meine jüngste Schwester dazu. Ich war sehr froh, wenigsten einige bekannte Gesichter zu sehen. Herr B sprach ein paar Worte, ich hielt eine kurze Einleitungsrede, in der ich den Text meines TRIP TYCHONS, das elegant über dem Einkaufsrummel schwebte, ein wenig erläuterte und dann begannen wir mit unsrem Vortrag. Um den Hintergrundlärm, der akustisch nicht unbedingt besonders geeigneten Einkaufspassage zu übertönen, hatten wir unsere Verstärker recht laut eingestellt. Außer meiner Familie, Herrn B und den beiden Kirstens sah sich kaum jemand dazu aufgefordert stehen zu bleiben oder zuzuhören. Wir ernteten überwiegend irritierte Blicke und ich hatte fast das Gefühl, dass die meisten Badegäste eher einen Schritt zulegten, um bloß nicht mit unsrem Auftritt konfrontiert zu werden. Vor einem Imbiss saßen ein paar Biertrinker, denen ihr Unverständnis deutlich anzusehen war und ich rechnete schon damit, dass wir wohl möglich noch ausgebuht werden würden. Nach dem „FLUT ZEN“ trugen wir noch den Text eines weiteren TRIP TYCHONS, mit dem Titel „WELT WETER WERBE WAHN“ vor, Matze und ich waren mit diesem Werk schon einmal, anlässlich der Themenausstellung „Spuren der Sinnerfüllung“, in der Galerie III auf der Schlossinsel aufgetreten. Der Text schien mir für eine Einkaufspassage durchaus passend, nur war die gesamte Situation total unpassend. Trotzdem unser Miniatur Publikum sich alle Mühe gab ums zu applaudieren, ging der Applaus im Lärm der „Seemeile“ hoffnungslos unter. Matze und ich wussten nicht ob wir lachen oder weinen sollten, wir waren nur noch erleichtert, den Auftritt ohne irgendwelche Zwischenfälle hinter uns gebracht zu haben. Meine Familie verabschiedete sich, wir bauten unser Equipment wieder ab und Herr B, dem die ganze Angelegenheit furchtbar peinlich war, lud uns zum Essen im Lokal gegenüber ein, wo wir ziemlich ungestört waren, denn die meisten Badegäste hatten schon lange zu Mittag gegessen. Nach ein paar Gläsern Wein entfaltete sich die bizarre Komik dieses komplett missglückten Auftritts und ich konnte darüber lachen, aber ich schwor mir auch, nie wieder am „KUNSTGRIFF“ teilzunehmen. Nach dem Essen verließ Herr B uns und versprach mir, meine Installation nach Ende des „KUNSTGRIFF“ abzunehmen und nach Hamburg zu bringen. Danach machten wir noch einen langen Spaziergang am Meer, schauten auf den Deich und die Schafe und die endlose Weite und ließen uns das Malheur in der „Seemeile“ aus den Köpfen blasen.

Lieber Hahn im Korb, als Huhn in der Suppe.

GIER AUGEN GESPRÄCHE.

Wie wirr ja lalle wissen, soll wer im Trashhaus sitzt, nicht auch noch mit Müll um sich werfen. Moral ist halt nicht wirklich für Reiche, wie schon die schöne Geschichte vom Kamel und vom Faselohr erzählt. Erbsen sollte man allerdings auch nicht zählen und das Äpfel keine Birnen sind, weiß nicht nur der Wind. Ob man Wind und Wolken kaufen kann, sei lallerdings dahin gestellt, aber Windenergie kann man schon verkaufen. Wem gehört die Sonne eigentlich und die Planeten, die einst unsere Götter waren und wer seine Götter verkauft, dem ist selbst mit einem Teufelsbraten nicht mehr zu helfen. Das sogar Teufelsbraten göttlich singen können, wundert da auch nicht mehr, nur Engelmacherinnen singen wirklich nicht mit den Engeln und Engelstrompeten sollte man tunlichst meiden, wenn man die Engel nicht singen hören will.

Bei herrlichem Sommerwetter machte ich mich ein weiteres Mal auf nach Büsum. Mittlerweile fand ich den Weg vom Bahnhof zur „Seemeile“ ohne Schwierigkeiten, zum Gemeinde Haus der St. Clemens Kirche musste ich mich dann allerdings durch fragen. Im Gegensatz zur „Seemeile“, lag das Gemeinde Haus in einem älteren Teil von Büsum, die Straßen um die rote Backstein Kirche waren eng und mit Kopfsteinen gepflastert und der Touristenrummel der Sommersaison ein wenig in den Hintergrund gerückt. Die Veranstaltung war für 18:00 Uhr angesetzt, weswegen Herr B sich für 17:00 Uhr mit mir und den anderen Büsumer „KUNSTGRIFF“ Teilnehmern verabredet hatte. Um Punkt 17:00 Uhr stand ich vor der verschlossenen Tür des Gemeinde Hauses und weit und breit war kein Herr B zu sehen. Ich schickte ihm eine SMS, drehte eine weitere Runde um die St, Clemens Kirche und besichtigte einen Souvenir Shop. Zwanzig Minuten später tauchte Herr B auf und auch zwei weitere Teilnehmer des „KUNSTGRIFF“. Die Tür des Gemeinde Haus war immer noch verschlossen. Herr B bat uns zu warten und machte sich auf die Suche nach dem Türschlüssel, mir schwante nichts Gutes. Wir warteten nochmal zehn Minuten, bis Herr B mit dem Verwalter des Gemeinde Hauses wieder kam und endlich die Tür aufschloss. Mittlerweile war noch ein weiterer Teilnehmer des „KUNSTGRIFF“ angekommen und die fünfte Teilnehmerin ließ sich aus Krankheitsgründen telefonisch entschuldigen. Der Verwalter wies uns einen Raum zu, an den Wänden hingen etliche Kinderzeichnungen und außer dem üblichen Stapel Werbematerial für den „KUNSTGRIFF“, war nicht das geringste für unsere Veranstaltung vorbereitet worden. Wir schoben die Tische und Stühle ein wenig zurecht und warteten eine Stunde lang vergeblich auf Besucher. Niemand kam, Herrn B war die Angelegenheit sichtlich peinlich, er entschuldigte sich vielmals, schwor Stein und Bein, dass er etliche Plakate für unsere Informationsveranstaltung aufgehängt hätte, die aber wieder abgerissen worden seien. Am liebsten hätte ich die Lesung am Sonntag in der „Seemeile“ abgesagt, aber meine Installation hing schon seit fast zwei Wochen und ich wollte keinen Rückzieher mehr machen. Unverrichteter Dinge verließen wir das Gemeinde Haus und Herr B fuhr mich zum Bahnhof zurück. Am Sonntag Mittag trafen wir uns dann mit Matze, der meinen Vortrag am Klavier begleiten sollte, auf dem Parkplatz hinter der „Seemeile“. Matze kam mit Kirsten, einer Jugendfreundin aus seiner Schulzeit und wir waren mit einer Freundin aus Hamburg angereist, die auch Kirsten heißt. Ich machte Matze schon mal auf das Schlimmste gefasst. Im der Einkaufspassage stieß Herr B zu uns und wir besprachen unseren bevor stehenden Auftritt. Über unseren Köpfen schwebte elegant meine Textinstallation von der Decke, aber in der Seemeile herrschte ziemlich viel Betrieb, es war laut und unruhig. Die Badegäste hatten zu Mittag gegessen, das Wetter war nicht mehr so schön wie am Mittwoch und die Einkaufspassage bot sich für einen kleinen Verdauungsspaziergang im Trockenen an. Wir wählten unseren Auftrittsort direkt gegenüber der Tische und Stühle eines Lokals, dessen Inhaber Herrn B offensichtlich wohl gesonnen war, ein wenig versetzt zur zentralen Kreuzung der „Seemeile“. Matze baute sein elektrisches Klavier auf, wir stellten den Verstärker für mein Mikrophon dazu und Herr B organisierte Strom vom Lokal gegenüber.

Lieber Hahn im Korb, als Huhn in der Suppe.

LABER MOVE.

Fieser Tage wirrt Neudopa reimgesucht, nicht nur von wirren Ideen, sondern rausch von motz schiel wirreren Puppenführern, die sich schit Wahlfälschung om die Spitze wahrspinn siechender Feereimwesen putschten. Weichgekocht fromm Jahrzehnten irreführender Werbung und Moserflächen Wahn, werden größenwahnsinnige Lügenbarone schitreimmal würglich ernst genommen und Hochglanz Lügen erobern den Painstream. So werden die Fakten denn gefickt, bis sie windelweich sind und alle Wege in die Irre führen. Das Volk schreit nach Highheit und Führung schmugleich, laber fun kann den Kuchen halt nur essen oder bähhalten, selbst wenn es Brot im Trüberfluss gibt. Das man in einem Heulhaufen keine goldenen Faselspitzen finden wirrt, braucht daher gar nicht scherz verswähnt werden.

Das zweite Treffen mit Herrn B lief ähnlich ab wie beim ersten Mal. Er gönnte uns eine gründlich Führung mit ausführlichen historischen Erläuterungen durch den Büsumer Hafen, wir machten einen Spaziergang am Strand und zum Tee saßen wir im Wintergarten eines landwirtschaftlichen Betriebs, der sich ein zweites Standbein mit ökologischem Kuchen für Touristen und den obligatorischen Gipstieren und Windmühlen aufgebaut hatte. Die Aussicht auf die umliegenden Marschwiesen war ganz zauberhaft und der Kuchen schmeckte lecker, aber einen Ausstellungsort für meine Exponate und meinen Auftritt hatte Herr B immer noch nicht organisiert, was ihm auch spürbar peinlich war. Nach der Teestunde lud er uns noch in sein trautes Heim ein und zeigte und mehrere Aktenordner voller Zeitungsausschnitte und Schriftsätze, die allesamt von seinem heldenhaften Kampf um das Bürgermeisteramt handelten. So langsam dämmerte mir, dass Herr B ein ziemlicher Querulant war, der sich im Ort nicht gerade besonders beliebt gemacht hatte. Das ich es ganz schön verwegen fand, sich als Süddeutscher in Friesland um ein Bürgermeisteramt zu bewerben, behielt ich lieber für mich und hoffte weiter, dass Herr B mir eine angemessene Lokation organisieren würde. Mittlerweile wurde die Zeit knapp, denn der Katalog für den „KUNSTGRIFF“ sollte fertig gestellt werden und ich rechnete schon gar nicht mehr damit, dass es noch klappen würde. Da meldete Herr B sich wieder bei mir und bot mir das Einkaufszentrum „Seemeile“, laut Eigenwerbung im Herzen Büsums gelegen, als Auftritts und Ausstellungsort an. Begeistert war ich nicht, aber nachdem Herr B sich so ins Zeug gelegt hatte, mochte ich auch keinen Rückzieher mehr machen. Immerhin standen mir einige Wände für meine Textinstallationen zur Verfügung. Ich fuhr ein drittes Mal nach Büsum und nahm das Einkaufszentrum in Augenschein, danach war ich noch weniger begeistert. Zwar hätte ich tatsächlich etliche Wände bespielen können, in der „Seemeile“ herrschte teilweise Leerstand, aber die Gefahr des Vandalismus war viel zu groß. Ich entschied mich dafür das Titel gebende TRIP TYCHON von der Decke herab hängen zu lassen, so das es gut zu sehen, aber einigermaßen sicher vor jeder Art von Schmierereien war. Wir verabredeten einen Termin für meine Lesung in der „Seemeile“ und für eine Informationsveranstaltung mit den vier bildenden Künstlern zusammen, die ebenfalls im Rahmen des „KUNSTGRIFF“ in Büsum ausstellen würden. Die Lesung sollte an einem Sonntag um 14:00 Uhr Ende August statt finden, das TRIP TYCHON würde zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Wochen in der „Seemeile“ hängen, die Informationsveranstaltung sollte sinnvollerweise am Mittwoch davor im Gemeinde Haus der St. Clemens Kirche statt finden. Zum Abschied bedachte Herr B mich noch mit einem ganzen Stapel Werbematerial für den anstehenden „KUNSTGRIFF“. Zumindest in dieser Hinsicht war er blendend ausgestattet worden.

Zeit kann man nicht sparen und Zinsen trägt sie auch nicht.

LALL RÜCKZIEHER.

Gnädig legt der lang ersehnte Regen sich trüber die Reihermeile, laber Autukorso geht immer und rauscherdem sind wir sowieso nur schmugelassene Traumgäste. Freudschmutage flunkerliegen auch Sommermärchen dem Zwang zur Globalisierung und ziehen einfach weiter, spinner den Sponsoren flunkerquer. Wem wirrt das Glück schmuteil werden, spinnmitten der Sieger zu stehen, dem neuen Napoleon, moser dem blonden Gift aus Kroatien? Danach ist dann wieder Krise, wie vorher auch und wer noch keine Krise hat, kann sie endlich kriegen. Trash wirr dringend versmissen, ist fundierte Krisen Kritik, fun Management ganz zu schweigen. Krisengewinner säen noch ein wenig Chaos und dann kaufen sie sich einen neuen Krisenherd, denn eigener Herd ist Goldes wert.

Zwei Jahre zuvor war ich im Rahmen der Themenausstellung „Individuum und Gesellschaft“, zum ersten Mal mit dem „KUNSTGRIFF“ in Berührung gekommen. Eine in Dithmarschen ansässige Teilnehmerin hatte den Kontakt und die Bewerbung organisiert und unsere Ausstellung vom Vorjahr wurde noch ein mal in den Räumen des Ausbildungszentrum Meldorf gezeigt. Die Ausstellung sollte am frühen Abend um 20:00 Uhr eröffnet werden. Wir nahmen den Regionalzug bis nach Itzehoe und dann stiegen wir in eine noch regionaler Bahn ein. Die Abstände zwischen den Bahnhöfen sind erheblich viel länger, als auf der Strecke zwischen Hamburg und Itzehoe und während wir durch die spätsommerliche Landschaft über Wilster, Burg und St. Michaelsdonn, bis nach Meldorf gondelten, stiegen immer mehr Kindheitserinnerungen in mir auf. All die Sommer in Wrohm, im Schulhaus meines Großvaters auf der Dithmarscher Geest. Die roten Backsteinhäuser, die Knicks, die Baum bestandenen Chausseen, der weite Himmel mit seinen Wolkenschiffen, Schafe und Schwarzbunte auf den Wiesen. In Meldorf war es dann noch fast genauso wie in meiner Kindheit. Sonnabend nach Ladenschluss, wir hatten über eine Stunde Zeit bis zur Eröffnung der Ausstellung und wanderten etwas ziellos durch die, stillen, fast Menschen leeren Kopfsteinpflaster Straßen des Ortes. In die gepflegten, leicht stereotypen Vorgärten, hatten sich ein paar kleinere Windmühlen und Gipstiere verirrt und über allem lag der Geruch von abgemähtem Heu. Mit vierzehn Teilnehmern war es in der Galerie III sehr eng gewesen, aber das Ausbildungszentrum in Meldorf bot ausreichend Platz für alle. Die Räume waren Licht durchflutet und die Veranstalter hatten alles großzügig organisiert. Zur Vernissage gab es Fingerfood und Wein bis zu abwinken, der Landrat hielt eine Rede und dann hatte ich meinen Auftritt. Von Matze am elektrischen Klavier unterstützt, trug ich meinen Text einem recht großen Publikum vor und erhielt mächtig Applaus. Auf der anschließenden Feier verwickelte mich der Landrat, der, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte Germanistik studiert hatte, in ein angeregtes Gespräch über meine Wortakrobatik und ich fühlte mich endlich mal richtig verstanden. Die langen, weißen Wände des Ausstellungszentrum würden genug Raum für etliche meiner TRIP TYCHEN bieten und selbst die sieben Textbahnen von „ZASI“ hätten dort genug Platz gefunden. So keimte denn der kühne Gedanke in mir auf, mich ganz alleine beim „KUNSTGRIFF“ zu bewerben. Außerdem gefiel mir die kompetente und großzügige Betreuung durch das Sekretariat Ausbildungszentrum sehr. In meine Bewerbung schrieb ich denn auch ganz expliziet, dass ich gerne im Ausbildungszentrum Meldorf ausstellen würde. Wie sich dann herausstellte, war das Ausbildungszentrum leider schon vergeben und man stellte mir Herrn B an die Seite, der im Raum Büsum eine passende Örtlichkeit für meine Exponate finden sollte. Kurz nach unserem ersten Treffen bot Herr B mir an, in den Räumen eines Frauenzentrums, zu dem Männer keinen Zugang hatten. auszustellen und aufzutreten. Etwas genervt lehnte ich das Angebot ab, denn meine Kunstwerke hatte ich noch nie als irgendwie Frauen spezifisch und erst recht nicht als exklusiv für Frauen begriffen.

Recht haben ist schön, recht behalten besser.

LÜSTLINGS HILFE.

Rausch trash der Ball rund ist, rettet ihn nicht vers den Schmumutungen der medialen Furzlebigkeit, wenn schon nicht Hauen und Stechen, Hauen und Treten geht auch. Haubiestern eilt irr schlechter Ruf versram und Lallstrategen leisten Wildschirn süchtige Reimeide, bis die Werbepause kommt. Trüberrauscht ist die Werbung schitlerweile trash reint sich wahre Medium, denn sie lügt bis sich die Balken biegen und der Kunde trüber Wasser gehen kann. Wo kein Lacher mehr ist, helfen auch keine Funschlachten und Trauminstallationen wecken die Sehnsucht nach einem klitzekleinen Stück Feerealität. Trotzdem geht es immer weiter so und wer nicht weiter machen will, kommt ohne Weiterbildung keinen Schritt weiter, denn ohne Scheiße, ist ohne ohne mit.

Im August desselben Jahres hatte ich einen weiteren Auftritt im Rahmen des „KUNSTGRIFF“. Eine Teilnehmerin der Themenaustellung hatte mich im auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht und ich bewarb mich mit einem neuen Trip Tychon, mit den Titel „FLUT ZEN“. Der „KUNSTGRIFF“ findet seit dem Jahr 2002 im gesamten Kreis Dithmarschen statt und da ein großer Teil meiner Vorfahren aus dieser Gegend stammt, fühlte ich mich durchaus angesprochen. Schon in meiner Kindheit hatten mich die, von meinen Großeltern vorgetragenen Geschichten, vom Blanken Hans und von der Urgewalt des Meeres fasziniert. Ich zitterte gemeinsam mit den Baueresleuten, die zusammen mit ihren Vieh auf dem Dachboden ausharrten, bis sich das Wasser wieder zurück zog, oder auch nicht. Die großen Sturmfluten des Mittelalters, die erste Marcellusflut von 1219, die zweite Marcellusflut von 1362 auch Erste Mandränke genannt und die Burchardiflut von 1634, Zweite Mandränke genannt, waren nicht nur auf das Wüten der Nordsee zurück zu führen. Die Trockenlegung des eingedeichten Landes und der Salztorfabbau hatten dazu geführt, dass das Land hinter den Deichen immer tiefer unter dem Meeresspiegel fiel, was bewirkte, dass nach einem Deichbruch das Wasser nicht mehr zügig ablaufen konnte. 1634 kamen die Verheerungen des dreißig jährigen Krieges und der Pest dazu, die Deiche waren nicht mehr ordentlich gewartet worden. Wer in Schleswig Holstein zur Schule geht, kommt nicht an Theodor Storms Schimmelreiter und der Geschichte vom Untergang Rungholts vorbei. Das die reiche, stolze und heidnische Stadt, in Folge eines göttlichen Strafgerichts in den Fluten der Ersten Mandränke versank, ist allerdings eher unwahrscheinlich, der Salztorfabbau und eine Verkettung unglücklicher Zufälle, die die zweite Marcellusflut so gewaltig anschwellen ließen, sind wohl eher der Grund. Die Verbindung zur heutigen Zeit liegt in der menschlichen Hybris, im ungebremsten Streben nach Wohlstand und in der ewigen Wiederkehr der Verkettung unglücklicher Umstände, wie eine Springflut die durch einen heftigen und langen Orkan von Nord/West beflügelt wird. Nachdem mein Projekt angenommen worden war, bekam ich passenderweise einen Betreuer aus Büsum. Zusammen mit Matze, der meinen Vortag musikalisch begleiten sollte, trafen wir uns im April des Jahres zum ersten Mal mit unserem Betreuer Herrn B in Büsum. Herr B, ein sehr jovialer, rotwangiger Herr mit wilder Lockenmähne, führte uns durch Büsum und zeigte uns sämtliche Sehenswürdigkeiten des Ortes. Wir aßen in der Fußgängerzone, Matze erinnerte sich an Ferienaufenthalte aus seiner Kindheit und dann machte Herr B eine Spritztour durch das Büsumer Umland mit uns. Ich staunte über die Geschäftstüchtigkeit der einheimischen Friesen, Sonnenkollektoren wohin das Auge fiel und vor jedem größeren Anwesen wurden entsetzlich kitschige, lebensgroße Pferde, Schafe und Kühe aus Gips angeboten. Die Gipstiere wurden von scheußlichen Windmühlen jeder Größe flankiert. Wir tranken Tee in einem Cafe, das in einem zauberhaften Friesenhäuschen mit Reetdach untergebracht war. Herr B war kein Friese, aber im gesamten Ort bekannt wie ein bunter Hund. Er war vor ein paar Jahren aus Bayern eingewandert und hatte sich bereits erfolglos um das Amt des Bürgermeisters beworben. Auf unser Projekt kam er erst kurz vor unserer Abfahrt nach Hamburg zu sprechen, ich erläuterte es ihm kurz und er versprach sich um einen angemessenen Veranstaltungsort zu kümmern.

Wo man im Dunklen pfeifen kann, geht das Licht auch wieder an.

LABER MENTALITÄT.

Schalk nun werden omsere feewählten Negierungsverstreter sich spinn die Sommerpause versabschieben und fun hat es sick mal gehabt, mit dem Sommertheater. Trash bleibt ist die Exkursion zum Grund des Sommerloches, wo es noch recht viel Dreck zu entdecken gibt. Statt eines fliegenden Teppichs, finden wirr reime fliegende Pizza, die von einer fetten Grinsekatze gesteuert wird. Nun sind Katzen ja so ziemlich die einzige versbliebene Spezies, die omgestraft fett sein darf. Das man mit einem Diätplan nicht wedeln sollte, wie der Hund mit dem Schwanz, sollte sattsam bähkant sein und besser als Kalorien, lassen sich Talerchen zählen. Was billig ist, muss nicht recht und billig sein und am schlimmsten sind Billigflieger. Am Ende wird billig dann sowieso richtig teuer, wofromm der lalljährliche Sommerstuss Verkauf reim Lied singen fun.

Trotz aller Querelen kam das Thema unserer Jahresausstellung gut an und wir wurden eingeladen, im Sommer des folgenden Jahres, unsere Exponate in der Kreuzkirche in Celle auszustellen. In Begleitung meines Mannes reiste ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Celle. Von Hamburg bis nach Uelzen ging es schnell, aber dann war erst mal Pause. Es dauerte einige Zeit, bis der Nahverkehrszug nach Celle in Uelzen ankam und wir hatten genug Zeit, dass von Friedensreich Hundertwasser entworfene Bahnhofsgebäude zu bewundern. Am Bahnhof Celle wurden wir dann nach einigen Schwierigkeiten, von einem motorisierten Teilnehmer der Ausstellung abgeholt. Die Stimmung war ein wenig gespannt, Karin und Michael hatten sich im vergangenen Sommer getrennt und Michael hatte seine neue Flamme taktvollerweise bereits zur Themenausstellung eingeladen, was nicht dazu beitrug, die Spannungen zwischen den beiden Galeristen abzubauen. Der Pastor der evangelischen Kirche bewirtete uns großzügig und war ausgesprochen aufgeschlossen und tolerant in der Diskussion. Die Kirche und ihre Nebengebäude boten ausreichen Platz für alle Exponate und niemand fühlte sich benachteiligt. Für mich ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung, denn meine Lesung des Trip Tychons „DAS HOHE ZEN“ fand in der Kirche statt und ich hatte mir schon immer gewünscht, mal in einer Kirche aufzutreten. Die schönste Kirche die es für mich gibt, ist allerdings immer noch der letzte verbliebene Schlämmkessel auf den Gelände des ehemaligen Zementwerkes von Alsen Breitenburg. Seit dem Jahr 2000 habe ich dort an jedem Mittsommertag das Volk der Guten und der Schönen begrüßt. All jener, die unsere Art so gnadenlos an den Rand gedrängt hat, weil wir ihre Schönheit und den Nutzen, die sie uns so ganz ohne Gegenleistung einfach schenken, in grenzenloser Ignoranz nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Die Kreide, die auf Alsen einst zu Zement verarbeitet wurde, stammt aus einem Zeitalter, in dem Blumen groß wie Bäume wurden und ohne das Zeitalter der weltumspannenden Wälder, besäße unser Heimatplanet keine für uns atembare Atmosphäre. Nach der Vernissage gab es Kuchen. Sekt und Rotwein auf Kosten des Pastorats, die Stimmung war sehr gelöst und wir nahmen die letzte Verbindung zurück nach Hamburg Bis Uelzen war es ziemlich verschnarcht im Zug und in Uelzen mussten wir fast eine halbe Stunde auf den Anschlusszug nach Hamburg warten. Langsam füllte sich der Bahnsteig immer mehr und mir wurde klar, dass in Uelzen sämtliche Verbindungen aus einem recht großen, ländlichen Gebiet zusammen liefen. Der ganze Bahnhof war voller Jugendlicher, in sämtlichen Stadien der Berauschtheit und als der Zug nach Hamburg endlich ankam, war er blitzschnell voll. Wir ergatterten zwei Plätze in der oberen Etage und auf der gegenüberliegenden Gangseite ließ sich eine sehr minderjährige, sechsköpfige Mädchengruppe nieder. Sie waren ordentlich aufgerüscht und glühten mit Sekt und undefinierbaren Mixgetränken vor. Parallel zum Konsum der alkoholischen Getränke, stieg die Lautstärke ihrer Unterhaltung und auf der Hälfte der Strecke wurde eines der Mädchen sehr weiß um die Nase. Ihre Freundinnen schleppten sie immer wieder zur Toilette und als wir im Hauptbahnhof einliefen, stand sie von zwei Freundinnen gestützt, schon unten bei der Tür. Dort erbrach sie sich dann nochmal, in den an die Wand geschraubten Abfallbehälter. Am Hauptbahnhof stiegen sie alle zusammen aus.

Lieber Sommerzeit, als Sommertheater.

GECK ENTFREMDUNG.

Wer fieser Tage fromm reimer blühenden Medienlandschaft sprechen will, bähgibt sich auf dünnes Eis. Landschaft mag ja noch stimmen, die Wüste ist ja auch eine Landschaft, laber das spielfältige Blühen ist wohl daspinn. Wo nicht Fußball ist, ist Krise, was der Wahl zwischen Skylla und Charybdis gleichkommt. Welches schwarze Loch hat das Sommerloch bloß verschlungen, wo hat die Langeweile sich versteckt. Spielleicht wäre es wirklich kesser, schmurück schmu kehren zum Wandtelefon und dem Arschrichten die nötige Zeit zur geistigen Reife schmu geben. Wein will ja auch reifen und Verskenntnis braucht eben knallst ein bisschen mehr Zeit. Wir halten es mit Scarlett O'Hara und schlafen erst mal aus, denn Morgen gibt es ganz bestimmt neue Nachrichten und nach dem Spiel ist ja sowiefroh vor dem Spiel.

Bevor die Diskussion dann allerdings losging, trugen wir erst mal genug Stühle in den größten Raum der Galerie und stellten sie im Kreis auf. Heike brachte fast immer Knabberzeug mit und oft gab es Getränke, die von der letzten Vernissage übrig geblieben waren. Ein paar Jahre lang nahm auch der Chef das Galerie Cafe von gegenüber an der Themenausstellung teil und wenn unsere Diskussionsrunde an einem Sonntag nach dem Knastessen statt fand, gab es öfter mal die übrig geblieben Rippchen. Karin und Michael konnten die fettigen Rippchen schon lange nicht mehr sehen, aber die meisten andern Gruppenmitglieder schlugen sich den Bauch voll. Wenn dann endlich alle saßen und ihre Privatgespräche eingestellt hatten, hielt Michael einen einleitenden Vortrag, zu dem wir Stellung nehmen sollten. Jeder der was zu sagen hatte hob seine Hand und Michael versuchte sich die Reihenfolge der potenziellen Redner und Rednerinnen zu merken. Natürlich ging das nicht gut. Krsto und Thomas legten grundsätzlich unaufgefordert los, Michael hatte dringenden Kommentierbedarf und die Reihenfolge der Wortmeldungen wurde grundsätzlich nicht eingehalten. Der größere Rest der Gruppe langweilte sich schnell und begann im Hintergrund zu tuscheln. Manchmal kam ich mir vor, wie bei einem dieser unsäglich langweiligen Seminare am germanistischen Institut, zwei oder drei, meist männliche Lieblinge des Professors, ergossen sich weitschweifig, in der vom Professor bevorzugten Terminologie und der Rest des Seminars dämmerte im Halbschlaf dahin. Um diesem Missstand abzuhelfen, brachte Michael irgendwann eine Art Zepter aus Holz mit, den Rednerstab und nur wer den Stab in der Hand hielt, war berechtigt zu reden. Ich kam mir ein wenig vor, wie in einer Therapiegruppe, aber auch das schön geschnitzte Holzteil brachte nicht wirklich Ordnung in die Diskussion. Letztendlich half eigentlich nur, einfach das Wort an sich zu reißen und unbeirrt loszulegen, aber das ist nicht jedermanns Sache. Am schlimmsten wurde es, als wir am Thema Evolution oder Schöpfung arbeiteten. Einer der Neuzugänge unserer Gruppe, ein gepflegter und sehr gebildeter älterer Herr, der grundsätzlich in Begleitung seiner Frau erschien, die leckeren selbst gebackenen Kuchen mitbrachte, sich außerhalb des Redekreises niederließ und schwieg, entpuppte sich als besonders eifriger und redegewandter Diskussionsteilnehmer. Was die Länge seiner Redebeiträge anging, stand er Michael in nichts nach und die Diskussionen dauerten manchmal bis nach Mitternacht an.Er hielt sich lange bedeckt und machte fleißig Notizen wenn die andern Teilnehmer sprachen. Spätestens beim dritten Treffen wurde immer klarer, in welche Richtung der Zug fuhr, zwar gab er den Befürwortern der Evolutionstheorie erst mal recht, säte jedoch mit einem „aber“ regelmäßig Zweifel an der Evolutionstheorie und lud ihre Vertreter zu weiterführenden Gesprächen in entspannter Atmosphäre, bei sich zu hause ein. Zielstrebig ölte er sich ganz besonders an eine Teilnehmerin ran, die sich gerade in einer persönlichen Krise befand. Als er sich zu der Aussage verstieg, der Mensch befände sich in einer Art Elite Partnerschaft zu Gott, bezeichnete ich ihn als Kreationisten. Danach erschien er nicht mehr auf den Gruppensitzungen und im nach herein stellte sich heraus, das ich wohl nicht daneben gelegen hatte. Einige Gruppenmitglieder waren seinen Einladungen nach hause gefolgt und bestätigten meine Einschätzung voll und ganz.

Ohne Drama kein Karma.