STUSS
     MUND

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30.06.18 27.06.18 24.06.18 21.06.18 18.06.18 15.06.18 12.06.18 09.06.18 06.06.18 03.06.18
ZWIEBEL DUSCHEN.

Dunerweise wirrt die Meinungsspielpfalz schittlerweile schwer fromm der Meinungsführerschaft bähreimflusst. Aus Liebe zum Omsinn wurden Hiebe und wer fromm rechten Wege abweicht, hat noch Glück, wenn er nur einem wilden Wolf bärgegnet. Wolfsmenschen warten auf den lallmonatlichen Schmollmond, der sich reimtückisch hinter dichten Wolken verssteckt und trüberrausch ist über den Wolken schon lange nicht mehr alles in Ordnung. Auf der Querseite muss man aber auch nicht unter einer Wolkendecke stecken bleiben und wer Wolke Sieben erwischt hat, hatte reimfach nur Glück. Wo Redenfronten heran rollen, zücken Redenmacher ihr Schwafelsilber und behalten die aktuelle Meckerlage fest im Blick, bis ein Wort das andere gibt. So kann man Sätze bauen, die mehr versprechen als sie sind.

Gegenüber vom ehemaligen Gefängnis steht das alte Gerichtsschreiberhaus, in dessen Erdgeschoss sich seit über zwanzig Jahren die Galerie III befindet. Dort trafen wir uns einmal im Monat um die angehende Themenausstellung zu besprechen. Michael, der damals noch zusammen mit Karin die Galerie betrieb, lud jedes Jahr zwischen zwölf bis fünfzehn befreundete Künstler und Künstlerinnen ein, zu einem von ihm vorgegebenen Thema Werke zu schaffen. Wir begannen mit dem „Tanz uns goldene Kalb“ , weiter ging es mit „Der schöne, neue Mensch“, dem folgte „Die verlorene Einheit“, danach kam „Der Tod“, gefolgt von „Macht und Ohnmacht“, dann beschäftigten wir uns mit “Wege der Wahrnehmung“, im Jahr darauf laute das Thema „Individuum und Gesellschaft“, dem folgten „Spuren der Sinnerfüllung“, „Evolution oder Schöpfung“ und „Innere Helden“. Im Laufe der Jahre musste ich allerdings feststellen, dass die meisten Teilnehmer, außer und Karin und mir und ein paar andern, meist neu zur Gruppe dazu gestoßenen, keineswegs neue Werke zum Thema schufen, sondern lediglich ein oder mehrere Werke aus ihrem Bestand beisteuerten. Auch wenn ich Michaels Themen manchmal recht sperrig fand, so boten sie mir doch jedes mal die Gelegenheit etwas Neues zu schaffen und kaum etwas ist schöner, als die Überraschung, die am Ende eines kreativen Prozess steht. Im Laufe der Besprechungen sprangen meistens ein paar der Eingeladenen ab, was auch ganz sinnvoll war, denn für die Exponate von fünfzehn Personen war die Galerie dann doch etwas zu klein. Aber auch mit zehn bis zwölf Teilnehmern kam es teilweise zu erbitterten Auseinandersetzungen über die Wandflächen und Stellplätze in der Galerie. Bevor die Werke im Herbst dann allerdings aufgehängt und aufgestellt wurden, boten schon die monatlichen Sitzungen genug Raum für kontroverse Diskussionen. Michael hörte sich gerne selber reden, aber nicht nur er, sondern auch ein paar andere Dauerteilnehmer waren schwer in ihrem, oftmals ziemlich redundanten Redefluss zu stoppen. Das Thomas am Gymnasium unterrichtete, brauchte er nicht zu erwähnen, es war unüberhörbar und als ich ihn eines Tages Oberlehrer nannte, war er nicht sehr erbaut davon. Er unterrichtete Kunst und Mathematik und zur Eröffnungsfeier erschienen regelmäßig etliche seiner Schüler und Schülerinnen aus dem Kunstleistungskurs, denen er dann weitschweifige Vorträge zur Erläuterung der ausgestellten Werke hielt. Mit seiner Frau Heike, einer Grund und Hauptschulleherin verstand ich mich erstaunlich gut. Michaels ewigen Widerpart gab Christo, der grundsätzlich anderer Meinung war und deswegen mindestens genauso viel wie Michael redete. Mit einer Frau verheiratet, die ich anfänglich für seine älteste Tochter hielt und sieben Kindern gesegnet, blieb ihm zu hause wahrscheinlich nicht viel Redezeit. So beharkten Michael und Christo sich dann kräftig und wenn Thomas dann auch noch seinen Standpunkt vertrat, blieb für den größeren Rest der Gruppe kaum noch Redezeit.

Wo Lämmer schweigen heulen Wölfe.

PUPPEN DYNAMIK.

Morgen soll es ja was geben und trübermorgen rausch, ganz schmu schweigen fun trübertrübermosern. Um die Hecke gedacht, findet sich spielleicht noch ein Ball und Lallartisten machen Kariere im Supportstudio. Nun ist ja was dem Deppen erlaubt ist, den Klugen schon lange versboten und darum regiert das Geld noch schlimmer die Welt. Das Geben seeliger ist als Nehmen, feehört schon länger zum Kanon des Lallgemeingut, laber trash ätz ohne Nehmer keine Geber braucht, braucht noch reim bisschen mehr Verskenntnis. Verskämnix ist nur für Haarmonster und Dramen schit goldenen Locken, wobei der Wellen umtoste Felsen nicht fehlen darf. Schiefgründig bleibt die Frage, ob Reimreisen besser ist schalk Rauschreisen und arsch den Mitteln der Qual.

Hinter den Rhododendren wird der Weg breiter, auf dem Rasenstreifen links am Seeufer lagern im Sommer Badegäste mit ihren Kindern und Hunden, rechts am Waldrand stehen ein paar Bänke, auf denen es an heißen Sommertagen wunderbar schattig ist. Der See ist recht belebt, nicht nur von Wasservögeln, sondern auch von etlichen Tret und Ruderbooten, die am Bootshaus, wo es auch Pommes, Eis und Würstchen gibt, ausgeliehen werden können. Vor ein paar Jahren bevölkerte eine stattliche Kolonie von Kanadagänsen den See, deren Ausscheidungen den PH-Wert des Wasser ziemlich ungünstig beeinflussten. Das darauf folgende Badeverbot führte dazu, dass die Gänse mit einer Knallkörperoffensive in die Flucht geschlagen wurden. Die Maßnahme, war sehr umstritten, obwohl sie sogar von einigen Mitgliedern des NABU befürwortet wurde, Am Ende des Gewässers, kurz vor der Schlossinsel liegen das Bootshaus und ein kleiner Spielplatz, aber am markantesten sind die beiden uralten, riesigen Eichen, die mitten auf dem Weg stehen, der König und die Königin. Immer wenn ich dort vorbei kam, legte ich meine Hände auf die Rinde ihrer dicken Stämme. Leider musste die Königin vor ein paar Jahren gefällt werden, weil zu morsch geworden war und im Sturm umzukippen drohte. Seitdem steht der König allein und etwas verloren da. An den Spielplatz schließt eine kleine Grünfläche, auf der Freiluftschach gespielt werden kann und seit ein paar Jahren auch Boule, die Figuren für beide Spiele befinden sich in verschließbaren Kisten. Die Grünfläche endet an einem Kopfsteinpflasterweg und an einer Brücke, die direkt auf die Schlossinsel führt. Das Schloss, mehr ein Herrenhaus, als ein Schloss, befindet sich noch heute in Privatbesitz. Dort wo sich einst das Amtsgericht befand, ist das Museum der Grafschaft Rantzau zu finden und im ehemaligen Gefängnis befindet sich ein Galeriecafe. Unter einem großen, weißen Sonnensegel kann man im Sommer, mit Blick auf einen zauberhaften Seerosenteich, der durch ein Wehr vom großen Badesee getrennt ist, draußen sitzen und leckeren, selbst gebackenen Kuchen essen. Die Betreiber des Cafes halten die Geschichte des Gebäudes lebendig, indem sie sogenannte Knastessen anbieten. Das Knastessen erfreut sich größter Beliebtheit, wird regelmäßig angeboten und kann auch von größeren Gruppen gebucht werden. Die Gäste müssen eine schwarzweiß gestreifte Gefängnismütze aufsetzten, lauschen erbaulichen Vorträgen über die Geschichte und die ehemaligen Insassen des Gefängnisses und danach werden sie aus dem Lokal getrieben, um unter den Augen eines gestrengen Aufsehers, der mit einer Trillerpfeife bewaffnet ist, stramm zu stehen. Auf Zuschauer wirkt das Ritual ein bisschen bizarr. Danach gibt es ein dreigängiges Menü, das mit der klassischen klaren Suppe mit Klößchen beginnt, gefolgt vom Hauptgericht, das aus marinierten Rippchen oder Hühnerschenkel besteht und zum Nachtisch gibt es dann noch rote Grütze. Hungrig muss niemand das ehemalige Gefängnis verlassen, denn der Hauptgang ist nicht limitiert.

Lieber Salz in der Suppe, als Sand im Schuhen.

SCHNARCH VERDICHTUNG.

Märchenhaft ist an diesem Sommer schissquer nur die Rettung des freudschen Teams in letzter Minute. Quergestellt hat sich auch die Wetterlage, trüber öffentlichen Leinwänden ergießen sich himmlische Fluten und regennasse Bürgersteige bleiben Menschen leer. Wer cornern will braucht einen Neopremanzug, oder bleibt besser gleich zu hause. Wir machen mehr als drei Kreuze, solange die Sonne in Sotschi bleibt ist alles gut und hoffen, dass es bis zum Ende der Geldmeisterschaft weiter regnen wird, denn Regen bringt Segen. Hartgesottene Lallartisten turnen über den Rinnstein, aber der Dauerregen dämpft die Reiherlaune fun motz rausch. Für unser Sofa bestellen wir Flügel beim Singdienst und wer nicht singen kann gröllt trotzdem mit.

Zehn Jahre lang, von 1998 bis 2008, fuhr ich vom Frühjahr bis zum Herbst einmal im Monat nach Barmstedt, um an den Besprechungen für die alljährliche Themenausstellung auf der Schlossinsel teil zunehmen. Es braucht seine Zeit, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Hamburg bis nach Barmstedt fahren will. Bis Elmshorn geht die Reise noch relativ flott, aber dann ändert sich das Tempo. Die AKN zwischen Elmshorn und Barmstedt fährt einspurig, mitten durch ländliche Vororte, Wiesen und Gartenbaubetriebe. Hier beginnt das Reich des Efeu und der Winden, die überall an den Bahndämmen wachsen. Die wunderschönen, Trichter förmigen Blüten der Winden sind weiß, zartlila oder blau und bis heute muss ich jedes mal wieder an meine Mutter denken, wenn ich diese lebensvollen, wild wuchernden Zauberpflanzen sehe. Wir gingen zusammen im Garten spazieren und am großen Rhododendrongebüsch fing meine Mutter mit einmal völlig wütig an, Winden aus dem Rhododendron zu ziehen. Auf meine konsternierten Fragen folgte ein leidenschaftlicher Vortrag, in dem sie sich über diese zähen Schmarotzer aufregte und nur die Angst vor Zecken hielt meine Mutter davon ab, tiefer in das Rhododendrongebüsch einzudringen, weswegen die Winde, geschützt von ihren Vasallen den Zecken, letztendlich immer wieder den Sieg davon trug. Über Langenmoor mit der großen Holzhandlung geht es nach Sparieshoop, wo in der warmen Jahreszeit auf den Hof eines landwirtschaftlichen Betriebs direkt hinter der Haltestelle, eine riesige Engelstrompe steht, die jedes Jahr größer wird. Mittlerweile sind schon zwei Ableger dazu gekommen. Die Engelstrompe, in einem meiner Pflanzenbestimmungsbücher Baum des bösen Adlers genannt, ist mit einer Fülle von prächtigen, gelben Blüten übersät, die wahrscheinlich dafür ausreichen würden, nicht nur Sparrieshoop, sondern auch gleich ganz Elmshorn einen veritablen Drogenrausch zu verpassen. Hinter Sparrieshoop überquert die AKN die Autobahn, die bewohnten Gebiete rücken in den Hintergrund und der Blick geht über Wiesen, Gartenbaubetriebe und Baumschulen. Wer hier, am der Bedarfshaltestelle Bokholdt aussteigen will, muss beim Zugführer Bescheid sagen und landet mitten in einem Gärtnereibetrieb. Wer in Bokholdt einsteigen will, muss nachdrücklich auf sich aufmerksam machen. Bei Voßloch, der nächsten Haltestelle befindet sich tatsächlich ein kleiner Tümpel, wahrscheinlich das Namensgebende Gewässer. Hinter Voßloch rücken die Häuser mit ihren Gärten wieder näher, die AKN fährt durch ein kleines Waldstück und an der Haltestelle Barmstedt Brunnenstraße steigt dann aus, wer zur Schlossinsel will. Am Rand der Kleinstadt wandert man durch ein ruhiges Wohngebiet, vorbei an der Niederlassung eines Autohauses mit üppig dimensionierten Parkplatz, bis zum See. Hinter dem Rondell, am Eingang zur Grünanlage am Seeufer wachsen etliche Rhododendernbüsche, die im Frühling nicht nur rosa und weiß, sondern auch gelb und orange blühen. Als Teil einer öffentlichen Parkanlage sind sie völlig frei von der wilden Winde.

In der Hose hat das Herz nichts zu suchen.

SABBEL PUDDING.

Fieser Tage geht ja so reimiges flunker und trüber, laber wer schmu spät kommt, zahlt spinner motz schmu Scherz und auch wenn der Scherz zur Seite tritt, ändert sich nichts. Andersrum wirrt noch mehr Scherz draus und selbst Hilfestellungen können den Blick versstellen. Wer jetzt noch durch blickt, hat selber schuld, oder eine Breitsichtbrille. Brillenschlagen waren der Querheit schon spinner reim wenig vorraus und seit es farbige Brillengläser gibt, erübrigt sich der Gang zum Buntglasfenster. Licht will halt Farbe haben und Paradiesvögel brauchen das Licht, denn nicht nur Katzen sind in der Nacht so grau, wie die Theorie. Stubenkrieger greifen zur Sternbähdienung, denn wenn der Kanal voll ist, kann man ihn wechseln, aber Bäumchen wechseln nicht wirklich.

Der Auftritt wurde ein voller Erfolg und wie ich später erfuhr, wirkte es nicht unsicher, sondern sehr souverän, dass ich mich immer wieder ein wenig zur Seite drehte, um den Bildschirm im Auge zu behalten. Auf das Publikum wirkten meine seitlich zurück gewandten Blicke anscheinend so, als hätte ich das Treiben der Jungs an den Rechnern hinter mir kontrolliert und nicht etwa meine Tonspur. Es war nicht das erste Mal in meinem Leben, dass eine aus meiner Schwerhörigkeit resultierende Verhaltensweise mir als Stärke und nicht als Schwäche angerechnet wurde. Schon Fibi , mit der ich oft unterwegs war, meinte ja, „ Sei froh, dass du nicht alles hörst, was dir die Leute hinterher rufen, du würdest dich nur aufregen.“. Im Getümmel einer vollen Bar von hinten angesprochen zu werden und selbst auf unverschämte und wenig geistreiche Anbaggersprüche nicht zu reagieren, geht eigentlich sowieso nur, wenn man das alles gar nicht hört. Ganz und gar den Wind aus den Segeln nimmt es dann allerdings, wenn man nach solch einer erfolglosen Attacke an der Schulter angetippt wird, es gibt Leute die können einfach nicht aufgeben, sich freundlich lächelnd umdreht und „Ist was“ fragt. Auf der anderen Seite der Medaille erzeugt der direkte Blick ins Gesicht meines Gegenübers dann aber oft Unsicherheit, oder die irrige Annahme, dass ich mehr will, als einfach nur den Text verstehen. Kurz nach unserem HörBar Auftritt zerstritten wir uns mit Ralf, was zur Folge hatte, das Jörn seinen Job verlor und Ralf weder die akustischen noch die einzige visuelle Aufnahme unseres Auftritts, die einer seiner Freunde gemacht hatte raus rückte. Jörn ging nach Nicaragua und ich trat ein halbes Jahr lang jeden Monat einmal mit unterschiedlichen Lesung in der Galerie III auf der Schlossinsel in Barmstedt auf. Die Lesung meines Werkes Zasi, bescherte mir ein wunderbares Bild der großen, grünen Göttin auf ihrem großen, grünen Krokodil und außerdem hatte ich am Ende der Lesereihe den perfekten Texthintergrund für meine Lesungen entwickelt. In den darauf folgenden Jahren, hing hinter mir ein Triptychon aus drei, drei Meter langen und achtzig Zentimeter breiten Papierbahnen, auf denen in großen Lettern der Text stand, den ich vortrug. Zasi, ein sehr poetisches Werk, besteht aus sieben Bahnen. Die Lesung fand im Mai statt und fiel mitten in die Zeit der Rhododendronblüte. Die einzelnen Bahnen sind oben und unten mit großen Kreisen verziert, die aus getrockneten Rhododendren Blüten aus dem Wohlerspark bestehen. Ich sortierte die Blüten, alle vom Boden gesammelt und nicht vom Busch und sortierte sie nach Farben. Dann wurden die Blüten im Backofen, Blech für Blech, bei achtzig Grad getrocknet und danach zu Pulver zermahlen. So stellte ich die Farben für die dekorativen Elemente der Zasi Textbahnen her. Das Werk hing bis zur nächsten Lesung in der Galerie und in dieser Zeit malte Karin die große, grüne Göttin auf ihrem großen, grünen Krokodil. Als ich zur nächsten Lesung kam, schenkte sie mir das Bild.

Pferdenarren machen Pferde nicht zum Narren.

BRATEN BANK.

Lalldiegeil die einen auf riesigen Leinwänden rumballern, ballern die anderen sich beim rumsitzen und rumstehen zu. Freudsland ist zwar spinner motz Exportmeister, laber motz trash rausch schit der fiesjährigen Geldmeisterschaft wieder klappen wirrt, ist schmu bähzweifeln. Der Sommer ist auch kein Märchen geworden und omsere Regierung kann eh nur Krise. Für dauerhafte und wirkungsvolle Trashlenkungsmanöver taugen sowieso nur Königshäuser und Katzenbilder und wo die Kraft noch ein Zentrum hat, da braucht sie auch kein Studio. Lallkünstler gönnen sich reime Spielpause, laber motzlalledem gilt, dass wer den Ball nicht trifft, auch bald nach hause fahren kann. Das Jubeln überlassen wir den Persern, die werden schließlich dafür bezahlt.

Nach der geplatzten Probe behauptete Ralf, der ungern zugab einen Fehler gemacht zu haben, dass wir am fraglichen Tag gar nicht verabredet gewesen wären, aber wir probten fleißig weiter, denn auch Ralf wollte sich auf keinen Fall eine Blöße geben und den Auftritt verpatzen. Ich besorgte mir ein Buch mit den Titel „Die Macht der Stimme“, dessen Autorin sich munter über schön und schlecht sprechen ausließ und was man damit beruflich alles erreichen könnte, fast schon wie Zauberei, aber die Übungen waren sehr hilfreich und selbst Ralf musste zugeben, dass meine Articulation immer besser wurde. Jeden Tag übte ich A und I und E und O und U, die Tonleiter rauf und runter und während ich die Vokale formte musste ich an die alten Zauberlieder der Edda denken, an den keltischen Barden Taliesin, an die Lorelei, an die geradezu kultische Verehrung die manchen Opern Diven entgegen gebracht wird, an die einschläfernde Wirkung von Wiegenliedern für kleine Kinder und das in manchen Märchen ein ganzer Hofstaat in den Schlaf gesungen wird. In einigen alten Sprachen werden nur die Konsonanten aufgeschrieben, die Vokale sind so mächtig und magisch, dass sie besser nicht in Steine oder Tontafeln geritzt werden, geschweige denn auf Payrus oder Papier geschrieben. Wobei ich natürlich nicht singen, sondern sprechen wollte, schließlich hatte man mich ja schon an der Grundschule, wegen permanenten falsch Singens, vom Musikunterricht ausgeschlossen. Das ein sehr schwerhöriges kleines Mädchen vielleicht nicht ohne Grund die Töne etwas anders trifft, war niemanden in den Sinn gekommen. Als der Auftritt näher rückte kaufte ich mir ein wirklich schönes Kleid bei „Paul & Piske“. Die Inhaberin des Ladens, eine hoch gewachsene Frau, hatte mich immer gut beraten und mir schon vor vielen Jahren beigebracht, dass Wallegewänder zwar bequem sind, aber nicht unbedingt dafür geeignet, die Silhouette kleiner Frauen in ein vorteilhaftes Licht zu rücken. Noch in der Nacht vor unserem Auftritt schlief ich gut, aber dann packte mich das Lampenfieber doch. Beim Soundcheck gerieten Ralf und ich nochmal heftig aneinander, aber Jörn schaffte es wie immer die Wogen zu glätten und überredet mich zu einem Glas Wein, was mich dann auch etwas beruhigte. Damit ich meine Einsätze richtig traf, hatte Ralf unsere Tonspuren am Rechner farblich abgesetzt, so das ich mich voll und ganz auf den Text konzentrieren konnte und nicht darauf achten musste, was Jörn und Ralf trieben. Mit Ihren Laptops hatten sie sich an einem Tisch schräg hinter mir verschanzt und konzentrierten sich auf ihre Bildschirme. Nur mit einem Mikrophon bewaffnet stand ich direkt in Front zum Publikum, sprach ein paar Worte zur Begrüßung und nach einer kurzen Vorstellung meiner Mitstreiter ging es los. Zwar lag der Text auf einem Notenständer vor mir und alle am Stück zu sprechenden Passagen waren deutlich markiert, aber um die Tonspur, die mir anzeigte wann ich wieder einsetzen sollte im Auge zu behalten, musste ich mich regelmäßig ein bisschen zur Seite wenden und einen Blick auf den mir am nächsten stehenden Bildschirm werfen.

Aus der Rolle kann man fallen, auch ohne von der Rolle zu sein.

GECK KAMPF.

Schit dem falschern Verssprechen des lallgemeinen Hohlstand, ist die Golbalisierung reimst moosspurig rauschgetreten, laber freudschmu Tage ist Indien trüberlall. Der Trend Witzfiguren om die Spitze des Tratschwesens schmu wählen, hält omgebrochen om und so regiert die Flunkerhaltung auf allen Kanälen. Highwillige Seichtschaltung und Salbungsvolle Worte, die schmukleistern, trash sick schmukleistern läss, wabern furz den öffentlichen Schisskurs. Lalldieweil wächst der Grabent flunker den Schrägstoffmassen und die Flügelkämpfe nehmen spinner breiter schmu. So mutieren Meinungen zu Monstern und Monsterjäger haben Hochkonjunktur. Trotzdem hat, wer Gespenster nicht im Aktenschrank sucht, selber schuld.

Ein paar Jahre später saß ich wieder dort und stieß mit Rotwein aus Südamerika auf Jörn an, der viel zu früh gestorben war. In stilvoller Erinnerung an das lang geschlossene Amphore, rauschte ein richtiger Ludenschlitten vorbei und parkte direkt vorm nächsten Hauseingang. Der Fahrer klingelte einige Male, es dauerte etwas bis die Tür aufging und den bulligen, im Gesicht ziemlich zerknitterten Sonnenbrillenträger verschluckte. Zehn Minuten vergingen, die Tür ging wieder auf, heraus traten der Sonnenbrillenträger und ebenfalls mit einer Sonnenbrille bewaffnet Herr Mayer, der zu Zeiten unseres HörBar Auftrittes in der Wohnung über uns gewohnt hatte. Der Fahrer und Herr Mayer stiegen in den Schlitten und brausten ab. Zehn Minuten später stand der Schlitten wieder an der Bordsteinkante, Herr Mayer stieg aus und verschwand im Haus. Im Schulterblatt eingezogen war er Anfang der neunziger Jahre, zusammen mit der Tochter unseres damaligen Vermieters, einer kleinen, etwas biedern Blondine. Die Wohngemeinschaft über uns hatten sie wegen Eigenbedarf raus geklagt. Ungefähr doppelt so groß und doppelt so schwer, wie seine Freundin, sah man Herrn Mayer in den ersten zwei Jahren frühmorgens die Wohnung im Blaumann verlassen. Die beiden hatten große Pläne, unser Vermieter übertrug das Haus auf seine Tochter, wir bekamen einen langen Brief, in dem wir dazu aufgefordert wurden, unseren großzügigen Bodenraum gegen ein Kabäuschen mit ungefähr einem Viertel der ursprünglichen Fläche zu tauschen, denn unsere Vermieterin und ihr Verlobter wollten den Dachboden ausbauen lassen. Der Boden wurde zwar nicht ausgebaut, aber dafür verschwand der Blaumann, Herr Mayer fuhr mit wechselnden Sportwagen vor und in der Wohnung über uns flogen immer öfter die Tassen. Herr Mayer legt Fett ab und Muskelmassen zu, die Tochter unseres Vermieters zog aus. Sie fand schnell einen neuen Freund, den sie dann ganz schnell heiratete. Die Ehe hielt nicht lange und sie heiratete noch zweimal mehr, bis sie um die Jahrtausendwende das Haus verkaufte. Der Dachboden wurde nie ausgebaut. Herr Mayer gründete eine Junggesellen Wohngemeinschaft. Fortan rumpelte es jedes Wochenende weit nach Mitternacht, erst im Treppenhaus und dann über unseren Köpfen mächtig und die Frau des Professors aus der Wohnung unter uns meinte irgendwann, dass man schon fast die Uhr danach stellen könnte. Als Jörn und ich für den Auftritt in der HörBar probten, wohnte Herr Mayer schon nicht mehr mit seinen Kumpels zusammen, sondern mit einer Russin, die manchmal sehr laut und melancholisch sang. Als die Russin schwanger wurde, zogen die beiden aus und ein Pärchen aus unserem Freundeskreis ein. Herr Mayer überließ ihnen das wirklich teure Hochsicherheitsschloss, den fast neuen Teppichboden, mit dem die gesamte Wohnung ausgelegt war, eine komplette Einbauküche mit Spülmaschine und drei völlig identische, furchtbar scheußliche Deckenlampen, ohne auch nur einen Cent dafür zu nehmen.

Um die Wurst muss man nicht tanzen.

DATEN BAUAMT.

Scheuerdings bähvorzugen omsere Bratenlenker trash Gespräch fun fun schmu fun, pestwegen der blondierte Spielmacher fun rausch lalles ganz funtastisch findet. Das die Frage geht, heißt leider nicht das die Antwort kommt und auch Bademeister gießen das Kind gern mal mit dem Bade aus. Bauchschmerzen hat auch die Badeanstalt, bis sie dann endlich einen Wirrpool bekommt und zum Spaßbad wirrt. Wer noch keine Spaßgesellschaft gefunden hat, sucht tapfer weiter und Spaßbremsen kaufen sich einen falschen Katalysator. Das man sich selber loben kann, aber nicht sollte, spielt schon lange keine Rolle mehr, denn nur wer gelobt wird, steht im Licht der Reimwerfer. Trotzdem sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben.

Meisten brachen Jörn und ich am späten Nachmittag auf und machten uns auf den Weg zu Ralf. Das Viertel, damals noch nicht von Touristen überflutet, präsentierte sich dem Nahen der blauen Stunde entsprechend, sehr entspannt und am schönsten war es in der Annenstraße. Von der Ecke Paulinenplatz / Annenstraße bis zur Ecke Annenstraße / Detlev-Bremer-Straße brauchten Jörn und ich meisten genauso lange, wie für die gesamte übrige Strecke. Immer wieder blieben wir stehen und bewunderten die kleinen mit viel Liebe und Phantasie gestalteten Vorgärten und die auffallend unterschiedlichen Baustile. In der Annenstraße gab es im Gegensatz zur Wohlwillstraße und zur Hein-Hoyer.Straße weder Imbisse noch anders Geschäfte, nur ein Hotel, dessen Eingangsbereich mit einer ehemaligen Galionsfigur dekoriert war, die wir jedes Mal wieder bestaunten und schräge gegenüber vom Hotel ein Geschäft für Bilderrahmen, in dessen Schaufenster eine Gold gerahmte, feurige Zigeunerin residierte. Irgendwie war die Annenstraße ein wenig aus der Großstadt Hektik gefallen, vielleicht ein Hexenzauber der Zigeunerin und unsere Phantasie ging regelmäßig auf Reisen. Jörn erzählte von Nicaragua, vom Dschungel und von seinen Reisen mit der Feuerwehr, durch das ganze Land. Jörns Heimatstadt Husum stand in einem Kooperationsprojekt mit der Feuerwehr in Nicaragua und Jörn fuhr als Dolmetscher mit. Im Gegenzug erzählte ich Jörn von Sergius Golowin, dessen Bücher über Zigeuner mich schwer beeindruckt hatten, von ihren Heilpraktiken, die auf solider Kenntnis medizinischer Pflanzen, im Verein mit magischen Ritualen beruhten und zu hause zeigte ich ihm das Zigeuner Tarot, eins der schönsten Tarot Decks, das Sergius Golowin und der Illustrator Walter Wegmüller zusammen entwickelt hatten. Am Ende der Annenstraße holte die Großstadt uns dann wieder ein. An einem spätsommerlichen Nachmittag klingelten wir vergeblich unten an Ralfs Tür. Niemand war zu hause, entweder war Ralf geschäftlich verhindert und hatte uns telefonisch nicht mehr erreicht, oder er hatte unsere Verabredung einfach vergessen. Das Wetter war selten schön und wir beschlossen runter zur Elbe zu gehen. St. Pauli bevor es anfing zu arbeiten, noch etwas verschlafen, aus gerade geöffneten Türen quoll der Mief vergangener Nächte und die Schminke war auch noch ab. Hunde wurden Gassi geführt und in den kleinen Supermärkten kauften alte Ureinwohner ein. Immer der Straße nach, über die Kreuzungen Seilerstraße, Reeperbahn, Spielbudenplatz, Kastanienallee, bis zur Hopfenstraße und dann durch die Hopfenstraße weiter Richtung Hafenstraße. Hinter der Kehre, dort wo viele Jahre lange das Amphore gewesen war, ein berühmter Puff, hatte vor kurzem eine Bistro/Bar aufgemacht. Drinnen kam es immer noch etwas rotlichtig rüber, aber draußen, an der alten Kopfsteinpflasterstraße, standen Tische und Stühle mit Blick auf die Elbe.Zwischen den wilden Pflanzen auf der anderen Seite der Straße, glitzerten Spinnennetze im Licht des Altweibersommers und wir tranken sehr leckeren Rotwein aus Chile.

Lieber in Gedanken, als an der Börse spekulieren.

SCHMOLL SCHRANKEN.

Selbst in der besten aller digitalen Welten, ist der anlag Zauber spinner motz präsent. Wie sonst ließe sick die frappierende spinnerliche und äußerliche Ähnlichkeit von Mister Boris J.und Mister Donald T. versklären. Auch wenn die Haare schön haben etwas anderes ist, so sind es doch die Haare und das was flunker den Haaren ist, moser rausch nicht. Haarig ist die Angelegenheit sowieso und wer sich nicht die Haare vom Kopf fressen lassen will, bleibt in der Schmollunion und schmollt munter weiter. Spinn Schatten der Schmutzzölle träumen die Waren von irrer triumphalen Rückkehr ins Rauschhaus des Westens, aber die Warenpaläste haben schon lange ihre Tore geschlossen und der Westen glänzt auch nicht mehr.

Die Hausbesetzer aus der Marktstraße waren nicht nur bei den Kassiererinnen im Plazza beliebt, auch die Marktfrauen an den Schmalzgebäckbuden auf dem Dom, hatten ein Herz für die Jungs mit den bunten Haaren und schenkten ihnen oft große Tüten voller Berliner und anderer süßer Kalorienbomben. Den Jungs war das nur recht, denn Geld hatten sie eigentlich nie. Bevor wir unsere Exkursion durch den Supermarkt gestartet hatten, schenkten Alex und Basti mir eine Kassette mit selbst entworfenem Cover. Die A-Seite hatte passenderweise Alex zu verantworten und die B-Seite Basti. Die meisten Stücke fielen unter die Rubrik Punk/Rock, aber die Brüder waren auch mit der Plattensammlung ihrer Eltern aufgewachsen und so befanden sich zwischen den Punktstücken dann auch überraschenderweise ältere Werke, wie „Lady in black“. Während ich den Text schrieb hörte ich die Kassette Nächte lang in einer Endlosschleife, was dem Text einen recht flotten Rhythmus verpasste, mit dem sogar Ralf einverstanden war. Wir arbeiteten die sechs, von einem wiederkehrenden Refrain unterbrochenen, Textblöcke systematisch durch und Ralf brachte mir bei, bestimmte Passagen mit Tempo und Nachdruck zu sprechen, was mir und der Verständlichkeit des Textes letztendlich nur zu Gute kam. Unsere gemeinsame Interpretation des intergalaktischen Wörterbuchs gestaltete sich allerdings erheblich viel schwieriger, Ralf war überhaupt nicht mit dem Tempo der Aufnahme einverstanden und drängte mich jedes Mal schneller zu sprechen. Widerwillig trennte ich mich von endlosen Dehnungen und genussvollen Auskostungen diverser Wortungetüme und nach etlichen, recht streitbaren Sitzungen, hatten wir die Länge des Auftritts auf ein Drittel der ersten Aufnahmen gekürzt. Glücklicherweise war ihm die interstellare Thematik des Textes ja nicht ganz fremd und er kreierte einen recht spacigen Soundteppich für den Text. Mit „Nichts ist Wahr, Alles ist Erlaubt“, stieß ich denn erst mal auf echte Verständnis Barrieren. Zum besseren Verständnis des Ganzen, hielt ich einen Vortrag über William S. Burroughs und die Freiheit der Kunst, glänzte mit allerhand Hintergrundwissen und unter zu Hilfenahme von etlichen fetten Tüten, erschloss sich Jörn und Ralf dann langsam der wilde Wirrsing und die Komik des Textes. Sie kommentierten die mäandernden Wortfolgen und Textfetzen, die wie Breaks zwischen die Wörter fallen, mit nicht minder verrückten Tönen und Geräuschen und wo die Wörter in einen Rhythmus fallen, machten sie rhythmisch mit. Obwohl er sich alle Mühe gab, gelang es Ralf nicht wirklich den Text zu bändigen, magisch wie er war, führte er sein eigenes, exzentrisches Leben. Wir entwickelten einen fein gestrickten musikalischen Rahmen für den Text, aber füllten ihn jedes Mal etwas anders aus und die Geschichte erzählte sich neu.

Wo die Luft steht, sollte man nicht stehen bleiben.

SING DIENST.

Trash der Schmutz großer Luder, rausch reime Verwandte trashfärbt, wahrfun wissen reime Schwestern reim Lied schmu singen und wer nicht schmuhören chill, muss schmufühlen. Om die Hecke braucht man dafür nicht schmu denken, aber geradeaus geht es sowieso nie und wer Strohhalme übers Knie brechen will, raschelt am besten schon mal ordentlich mit Stroh. Das man aus Stroh auch Sterne machen kann, macht die Sache nicht leichter und so lauert der Teufel denn auch im Stroh. Schlaumeier nennen es Strohfeuer der Liebe und Strohmänner hoffen auf eine Strohfrau. Wie das Stroh in den Kopf kommt, bleibt Geheimnis der Strohpuppen und wer durch die Strohblume sprechen will sollte wissen, dass Stroh nicht einfach dumm ist.

Nachdem klar war, dass wir in der Hörbar auftreten würden, trafen wir uns regelmäßig, meist am späten Nachmittag bei Ralf. Als Chef der Agentur konnte Ralf nach eigenem Gutdünken über seine Zeit verfügen und Jörn, der sich dort ein Zubrot verdiente, musste natürlich auch nicht arbeiten, wenn der Chef mit ihm proben wollte. Ich schlug drei Texte vor, ein relativ gut verständliches Werk mit dem Titel „Bazar by Plazza“, das „Intergalaktische Wörterbuch“ und „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.“ ein Zitat aus „Die Städte der roten Nacht“ von William S. Burroughs. Der lange Essay zur Einführung des Werkes endet mit diesen Worten und meint die Kunst, die so märchenhaft, so gewagt, so abseitig sein darf, wie es ihr beliebt. Der Text zu dem mich das Schlusswort inspiriert hatte, war eine wüst assoziierende Wortorgie, die mindestens so experimentell war, wie das musikalische Programm der HörBar. Ich sprach den Text mit Leidenschaft und mit Leidenschaft jedes Mal anders, was unsere Zusammenarbeit nicht einfacher machte. Jörn war bereit mir immer wieder auf aufs Neue, bei meinen Erkundungen der Zusammenhänge und Reaktionsmöglichkeiten zwischen den korrespondierenden, kopulierenden, kaltschnäuzigen, kunstsinnigen und unendlich komischen Wörtern zu folgen, aber Ralf drängte auf eine verbindliche Struktur. Er war der Herr am Rechner und an den Reglern, aber der Text gehörte mir. Wie ein Dolmetscher vermittelte Jörn zwischen uns. Der mit Abstand älteste Text war „Bazar by Plazza“, ein Werk das ich auf Ansage geschrieben hatte. Zusammen mit drei Punker Freunden, die in einem besetzten Haus in der Markstraße wohnten, verbrachte ich einen Nachmittag bei Plazza, einem gigantischen Supermarkt, der dort residierte, wo heute die Rindermarkthalle ist. Bei Plazza gab es so ziemlich alles unter einem Dach und schon die endlos langen Reihen mit den verschiedensten Waschmitteln, hätten mir unter anderen Umständen Magenschmerzen oder Albträume verursacht. Die Vorstellung in diesem Konsumlabyrinth irgendetwas Spezielles zu suchen, empfand ich einfach nur als grauenerregend. Begleitet von Alex, seinem Bruder Basti und Clemens und bewaffnet mit der Kunstbrille, war die Konsumhölle dann halbwegs erträglich. Wie Feldforscher in einem fremden Land, erforschten wir den Konsumtempel Gang für Gang. Die Jungs luden ein paar Packungen mit Sweetys in den Einkaufwagen und passende Getränke dazu, aber nicht um sie an der Kasse abzuliefern, sondern zur Stärkung auf den langen Weg dort hin. Bei Plazza klaute mindestens jeder Zweite und wer es nicht tat, war eigentlich ziemlich blöd. Ich machte mir fleißig Notizen und zur Krönung unseres Abenteuers tranken wir einen Kaffee in der hauseigenen Cafeteria, auf ihre Art genauso albtraumhaft, wie die endlos langen Gänge durch die Warenschluchten. Alex schlug vor, dass jeder von uns sich in der Abteilung mit den Schallplatten eine Scheibe aussuchen sollte, denn die Kassiererinnen hatten ein Herz für Punker und tippen gerne günstige Zahlencodes ein, wenn die Hausbesetzer aus der Marktstraße einkaufen gingen. So erwarb ich denn eine Scheibe von Yello für eine D-Mark.

Kalte Schultern kann man bedecken.

ZUCKER OHREN.

Das es Knüppel dick kommen kann ist bekannt, doch vom Kreuzkümmel sollte man seine Finger lassen. Kümmelgerichte in Ehren, aber der Kohl ist nun mal vorbelastet. Wer mit dem ganzen Kümmelkram nicht klar kommt, fährt dahin wo der Pfeffer wächst und träumt von Erbsenzählern. Bohne ist halt doch nicht wie Linse und Linsen sollte man sowieso gründlich putzen. Besser als putzen, ist aber immer noch auf den Putz hauen, bis der Putz von der Wand fällt. Mit einem Putztick ist es nicht getan und Putzteufel nutzen die Gunst der Stunde und putzen, bis der Paketbote die Sendung bei der nächsten Paketstation abgibt. Wer nicht putzen will, sammelt Reimstaub und gibt ihn bei der Omwelthilfe ab. Tratschkritiker sprechen von einer Quatschsituation

Stilvoll war dann auch der Auftritt in der HörBar, der nicht mein erster Auftritt dort war. Noch bevor der erste Pentium Rechner auf den Markt kam, ich besaß damals noch nicht mal einen eigenen Rechner, trat ich zu ersten Mal im Verein für experimentelle Musik auf. Auf Marks 365 Rechner, damals der Traum jedes Nerds, bastelten Fibi und ich mit dem Grafikprogramm Paint, Bildhintergründe für meinen Auftritt. So visualisierte mir Fibi denn das Gabelfrühstück in Winseldorf und die große Baballa und ein befreundeter Nerd kreierte mir an seinem Rechner eine Animation nach meinen Wünschen, die mit einem Buchstaben Urknall beginnt und damit endet, dass das ungeordnete Alphabet in langen Reihen über den Monitor läuft Die Schleife ist endlos. Vor diesem Hintergrund, dessen Buchstabenreihen auch über mich liefen, trat ich dann mit meinen Texten auf. Die Texttafeln und die Animation waren musikalisch mit einem Sound unterlegt, der entfernt an das Geräusch einer laufenden Abwaschmaschine erinnerte, eine Referenz an die experimentelle Musik des Vereins und die Nächte in Oldendorf, diskret umspült vom Säuseln einer uralten Spülmaschine. In der HörBar war es der erste Auftritt mit am Computer entworfenem Hintergrund und das größte technische Problem bestand darin, die Texttafeln und die Animation auf die Bühnenleinwand zu werfen. Beim nächsten Auftritt verzichtete ich auf jeglichen technischen Schnickschnack, stattdessen dekorierten Fibi und ich die Bühne und den Bühnenboden mit Papierbahnen, die wir mit Wörtern beschrieben, sodass ich inmitten einer Textschachtel stand und meine Werke vortrug. Nachdem wir die Bühne eingerichtet hatten, gingen wir bei MrKebab essen, damals noch ein ganz normaler türkischer Imbiss. Das Iskender Kebab war unübertroffen, gut gewürzt, die Joguhrtsoße heiß aber nicht geronnen und die Portion wirklich groß. Ich musste mich ganz fürchterlich zusammen nehmen, nicht alles aufzuessen, denn mit voll geschlagenem Magen trägt es sich wirklich nicht besonders gut vor. Ein paar Wochen später holte ich das dann nach und ließ nichts auf dem Teller liegen, was damit endete, dass ich in der Nacht fürchterliche Magenbeschwerden bekam. Für den Auftritt mit Jörn und Ralf und dem interstellaren Wörterbuch, übte ich zum ersten Mal systematisch und folgte nicht nur einfach meiner Intuition. Mittlerweile besaß ich auch einen eigenen Rechner und Ralf, der eine Firma für Internettauftritte gegründet hatte, verfügte auf seinem privaten Rechner sogar über ein recht gutes Tonstudio. Das Firmen interne Equipment war zu seinem großen Leidwesen mehr visuell orientiert, was seine Geschäfts und Lebenspartnerin dann auch knallhart durchzog. Zum üben trafen wir uns bei Ralf, in seiner mit Star Wars Devotionalien voll gestellten Wohnung. Bei Ralf sah ich zum ersten Mal ein Mouse Pad, das mit einem Motiv aus dem Krieg der Sterne bedruckt war und selbst auf der Toilette, der großen Altbauwohnung an der Ecke Detlev-Bremer-Straße / Simon-von-Utrecht-Straße, hing ein Poster mit einschlägigem Motiv.

Zum Kreuz sollte man weder kriechen noch gehen.