KRESSE CLUB.
Lange bevor es Flachbildschirme gab, gab es bereits Flachköpfe und flache Bäuche, die laber schalk Waschbrettbäuche bezeichnet werden. Das Fischköpfe nicht immer auch Fischkörper haben, ist ein anderes Thema, denn der Fisch stinkt ja bähkanntlich vom Kopf und was man nicht im Kopf hat, sollte man in den Storchenbeinen haben. Wo der Storch nicht klappert, bringt er auch keine Babys und das Hasen keine Storcheneier ins Kuckucksnest legen, weiß sogar der Geier, denn unter den Tauben ist die Krähe König. Das in der Krabbelstube Krabben gepult werden, bleibt unter Krabbelkindern und Krabbeltieren und verlässt die Krabbelgruppe nicht. Wer nun noch reinen Tisch machen will, hat selber Schuld und wird im Schongang weichgespült, bis das schlechte Gewissen krabbeln lernt, denn krabbelnd kann man seinem Schicksal nicht entkommen.
Auf dem Weg runter zur Promenade merkte ich immer deutlicher, dass ich eigentlich gar keine Lust hatte, den Abend wieder mit Henry zu verbringen, der dunkellockige Franzose interessierte mich viel mehr. Wie schon am Abend vorher, lud Henry mich wieder in einen Pub ein und wieder war dort schon seine Clique versammelt. Sie diskutierten angeregt und quatschten mich enthusiastisch voll, irgendwann verstand ich dann immerhin, dass sie alle etwas naturwissenschaftliches studierten und in einer studentischen Organisation waren, die sich dem Fortkommen schottischer Studenten in England widmete. Außerdem wohnten sie alle in einer Art Studentenwohnheim für schottísche Studenten, in dem auch Henry untergebracht war. So richtig spannend war das alles nicht und wirklich faszinierend, war nur das Ritual zur letzten Bestellung. Als wir wieder auf der Straße standen verabschiedeten Henrys Freunde sich, nicht ohne ihn Augen zwinkernd zu ermahnen, sich nicht die ganze Nacht um die Ohren zu schlagen, da am nächsten Tag eine Prüfung anstand. Henry schlug einen Strandspaziergang vor, den ich aber ablehnte, denn es war mir erstens zu kalt und zweitens wollte ich, in der Hoffnung eventuell wieder auf den schwarzlockigen Franzosen zu treffen, so schnell wie möglich Tanzen gehen. Ziemlich umständlich erklärte Henry mir, dass er heute, wegen der schon erwähnten Prüfung nicht so viel Zeit hätte und mich daher nur bis zur nächsten Diskothek begleiten würde. Ich bemitleidete Henry angemessen und wünschte ihm viel Erfolg für seine Prüfung, aber eigentlich war mir dies Entwicklung nur recht. Der unvermeidlichen Verabredung für den nächsten Abend entkam ich allerdings nicht. In der Disko war nicht besonders viel los und um nicht gleich wieder einen Verehrer an der Seite zu haben, lehnte ich jede Einladung zu einem Getränk ab und tanzte erst mal ausgiebig. Langsam füllte der Laden sich, aber der dunkellockige Franzose erschien weder auf der Tanzfläche, noch an der Bar. Ich schaute mich nochmal gründlich im ganzen Laden um und dann beschloss ich die Diskothek zu wechseln. In der nächsten Disko traf ich auf eine Gruppe deutscher Sprachstudenten, von denen ich erfuhr, dass zu jedem Sprachurlaub auch eine Tagestour nach London gehören würde. Sie wussten allerdings nicht, wann die Fahrt für meinen Kurs statt finden sollte und ich beschloss am nächsten Nachmittag mal bei der Sprachschule vorbei zu schauen. Der schwarzlockige Franzose hatte sich leider immer noch nicht materialisiert, weswegen ich einen letzten Versuch wagen wollte und mich den deutschen Sprachstudenten anschloss, die noch eine neue, angeblich schwer angesagte Diskothek testen wollten. Tatsächlich sprach die Schlange vorm Laden dafür und wir stellten uns erst mal an. Offensichtlich war es drinnen ziemlich voll, denn es ging nur sehr langsam voran, aber als wir der Eingangstür näher kamen, fiel ich wohl einem der Türsteher ins Auge, zum Erstaunen der anderen Sprachschüler holte er mich aus der Schlange und lotste mich breit grinsend blitzschnell in den Laden, wobei er mir auch noch einen Getränkegutschein in die Hand drückte. Drinnen war dann auch nicht viel mehr los, als in den beiden Diskotheken die ich zuvor besucht hatte und ich begriff, dass das mit der Schlange ein Trick zur Kundenwerbung war. Außer der Tanzfläche, über der eine riesige Diskokugel schwebte, war der gesamte Laden nur sehr schummerig beleuchtet und ich brauchte einige Zeit, um sämtliche dunklen Ecken erfolglos nach dem schwarzlockigen Franzosen zu durchsuchen. Langsam befürchtete ich, dass er wohl möglich schon abgereist sein könnte.
Wenn viel Fliegen viel fliegen, heißt das noch lange nicht Vielfliegen.
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DOCH KARTE.
Schmu schäm omrauschsprechlichen Tabus fiesere Feesellschaft feehört die Tratschtasche, trash selbst die Schämokrakie reim Opfer der puren Versmassung werden fun. So frißt die Tratschgesellschaft flenn irre Kinder und zum Schluss sick selbst. Selbstkritik wirrt ätz motzdem nicht geben und wer wirklich was ändern will, wird genauso wirklich scheitern. Folgerichtig versabschiedeten sich die Wirkstoffe aus dem Angebot und trüberließen Placebos den Platz. Reime Garantie vers die Feespinnzone ist das motz bange nicht und Rauschargumente fallen zwar nicht fromm Himmel, laber sie verssprechen das Blaue vom Himmel. Wer seinen Schlüssel zum Himmelreich verloren hat, pflückt eine Schlüsselblume und nimmt die Zinkertür zur nächsten Versstellung. Fersengeld wird motzdem nicht rauschgezahlt werden und selbst verifizierte Fakten nutzen sich auf die Dauer ziemlich ab.
Auf der Tanzfläche bemerkte ich einen dunkelockigen Franzosen, der mir außerordentlich gut gefiel. Zwar befand er sich in Begleitung mehrerer Frauen, aber wir wechselten trotzdem ein paar Blicke und tanzten immer wieder aufeinander zu, was Henry anscheinend nicht verborgen blieb. Völlig unvermittelt erschien er auf der Tanzfläche und loste mich zu unsern Platz zurück, wo mir von einer weiteren Diskothek vorschwärmte, die wir unbedingt noch aufsuchen sollten. Ich ließ mich überreden, aber zu meiner großen Freude tauchte der Franzose nach kurzer Zeit ebenfalls mit seiner Clique auf. Wieder wechselten wir ein paar Blicke, doch mittlerweile war es ziemlich spät geworden und Henry begleitete mich noch zum Taxistand und ohne unhöflich zu werden, blieb mir nichts anderes über, als mich für den nächsten Abend mit ihm zu verabreden. Am nächsten Vormittag wiederholte sich das Drama vom Vortag, ich hatte noch länger geschlafen und meine Gastmutter schoss wie gebissen in die obere Etage, kaum das sie meiner ansichtig geworden war und besetzte das Gastzimmer mit ihren Aktivitäten. Wieder war es mir nicht möglich, mich nach dem Frühstück noch ein wenig auszuruhen, geschweige denn auf dem Bett zu lesen. Schon direkt nach dem Aufwachen war mir aufgefallen, dass sie im Flur vorm Gastzimmer mächtig mit dem Staubsauger rum gelärmt hatte, aber ihre Annahme, sie könne mich damit aufwecken, war leider falsch. Notgedrungen machte ich mich auf die Suche nach einem ruhigen Plätzchen außerhalb des Heims meiner Gastmutter und langsam dämmerte mir, dass ich mit meinen Sprachunterricht freien Sprachferien, wahrscheinlich ihren gewohnten Ablauf völlig durcheinander gebracht hatte. Normalerweise verschwanden die Sprachschüler, so wie Katrin, spätestens zwischen acht und neun Uhr morgens und sie hatte freie Bahn aufzuräumen und zu putzen. Obwohl ich es ziemlich unverschämt von ihr fand, dass sie mich so rigoros vergraulte, schließlich hatte sie das Zimmer ja vermietet, hatte ich keine Lust mich mit ihr anzulegen. Ich beschloss das Problem anzusprechen und ihr anzubieten, dass ich jeden Vormittag spätesten um zehn Uhr das Haus verlassen würde und wie die Sprachschüler mit Sprachkurs, erst zu Lunch wieder da sein würde. Zum Lunch gab es zähe Konversation, verkochtes Gemüse und fettiges, faseriges Fleisch, dazu wurden dreieckige Sandwiches gereicht, von denen ich aber Abstand nahm, denn weiches, ungetoastetes Toastbrot war mir schon immer ein Greul, dafür tröstete ich mich dann mit Apel Pie und Vanillesoße. Nach dem Lunch sprach ich meine Gastmutter auf das Problem der vormittäglichen Zimmernutzung an. Es war gar nicht so einfach, sie fühlte sich ziemlich angegriffen und warf mir erst mal den nassen Teppichboden im Badezimmer vor. Mühsam erklärte ich ihr, dass Teppichböden im Badezimmer in Deutschland eher unüblich seien und ich mich erst mal an die vorsichtige Benutzung der undichten Duschkabine gewöhnen müsste. Dann bestand sie auf ihrem Recht vormittags im Gastzimmer zu putzen und ich bestand darauf das Gastzimmer auch vormittags zu nutzen. Schließlich einigten wir uns auf meinen Vorschlag und der Frieden war halbwegs wieder hergestellt. Nach dieser klärenden Aussprache, beschloss ich den Nachmittag meiner Schönheitspflege zu widmen und die undichte Duschkabine noch mal zu nutzen, um mir die Haare zu waschen. Ich legte den Boden rund um die Duschkabine mit sämtlichen Handtüchern aus, die ich nicht zur Trocknung meiner Haare benötigte und machte mich ans Werk, wobei ich anstatt eines nassen Teppichbodens, einen gewaltigen Stapel nasser Handtücher produzierte.
Den Ball kann man flach halten den Witz besser nicht.
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PUDEL TAG.
Das die Ostertage es spinn sich haben, wissen wirr seit Goethes Osterspaziergang. Vom Eise schon lange bähfreit, hielt die Hitze Reimkehr und sorgte für Omordnung. Das es fromm Demonstrieren nicht zwangsläufig besser wird, sollten die Spatzen eigentlich nicht mehr von den Dächern pfeifen müssen, selbst wenn der Wind fun vorne weht. Windige Gesellen winden sich om den Stern der Lache und wer Sterntaler sät, erntet Sternfrüchte. Ich mag Wind und Sturm in Maßen und stolz geschwellte Segel sowieso, auch wenn ich nicht vorhabe zu segeln. Das es auf Los los geht, wissen nur die, die schon über Los gegangen sind und dann loslassen konnten und was schit reimen losen Mundwerk feemeint ist, bleibt das bleiche Feereimnix leichter Mädchen, denn die haben schon lange losgelassen. Rocker kann man dabei nicht bleiben und Blut muss man auch nicht riechen können.
Zurück im Haus meiner Gasteltern, stieß ich auf meinen Gastvater, den ich seit in den letzten Tagen nicht gesehen hatte, da er im Schichtdienst arbeitete. Wie schon am Tag meiner Ankunft, hatte er es sich in der Küche, mit einem Feinrippunterhemd bekleidet, gemütlich gemacht, rauchte und trank Tee. Sichtlich amüsiert von meiner auffälligen Erscheinung, lud er mich zu einer Tasse Tee ein und bot mir sehr leckere Kekse an, die in einer schönen Dose im obersten Küchenregale verwahrt wurden und anscheinend ihm vorbehalten waren. Mit einer Kippe im Mundwinkel, die beim Sprechen abenteuerlich auf und ab wippte, stellte er mir eine Menge Fragen über meine nächtlichen Abenteuer, die ich so gut es ging beantwortete, bis seine Frau dazu kam und die Kekse, an denen ich mich reichlich bedient hatte, wieder im Regal verstaute und mich darauf aufmerksam machte, dass es bald Dinner gegen würde. Beim Dinner war ihr Gatte dann schon nicht mehr anwesend, anscheinend hatte er Nachtschicht und sie unterhielt sich demonstrativ mit Katrin über die Sprachschule. Als wir fertig waren, räumte sie auf und dann richtete sie sich vorm Fernsehapparat ein. Katrin und ich verschwanden nach oben in unser Zimmer und das Katrin wieder zu hause bleiben würde, war mir schon klar. Katrin machte es sich auf ihrem Bett gemütlich, aber ich schminkte mir die Augen aufwendig mit blauem Lidschatten und einem schwarzen Kajalstift, suchte einen passenden Hut aus und als ich die Treppe wieder runter kam, um zu meinem Treffen mit Henry aufzubrechen, erntete ich ein paar wenig freundliche Blicke von meiner Gastmutter. Diesmal gingen Henry und ich nicht am Strand spazieren, Henry lud mich in einen Pub ein, wo er mich ein paar Freunden vorstellen wollte. Im Pub wurden wir ziemlich enthusiastisch von einer Gruppe Studenten begrüßt, die allesamt aus Schottland kamen und in England studierten. Henry stellte mich sehr offiziell vor, ich fühlte mich fast schon wie seine Verlobte, aber seine Freunde waren charmant und zuvorkommen, nur ihr Akzent war genauso grauenerregend, wie der von Henry und ich verstand nur ziemlich wenig, von dem was sie mir erzählten. Als im Pub zur letzten Bestellung geläutet wurde, sah ich zum ersten Mal Leute, die sich mehrere Biere auf einmal bestellten und in Windeseile herunter kippten. Überhaupt fand ich die frühzeitige Sperrstunde sehr merkwürdig, in der „Wolke“ und allen anderen Kneipen die ich kannte, gab es alkoholische Getränke, bis die Läden weit nach Mitternacht schlossen. Henry allerdings hielt die englische Sperrstunde schon für recht großzügig, in Schottland lag sie noch ein bis zwei Stunden früher und außerdem gab es in Brighton ja die Diskotheken, in denen die ganze Nacht Alkohol ausgeschenkt wurde. Auf der Promenade tummelten frühzeitig erheiterte Touristen und Einheimische, aber als Henry wieder einen Strandspaziergang vorschlug, regte ich an lieber in die Disko zu gehen, denn ich wollte nicht die ganze Zeit Henrys schwer verständlichen Ergüssen lauschen, sondern tanzen. Henry war einverstanden, aber Tanzen musste ich allein. Wenn ich nicht tanzte, quatschte er mich weiter gnadenlos voll und blieb ansonsten erstaunlich zurück haltend, zu mehr als einem züchtigen Händchen halten ließ er sich nicht hinreißen. Die Nacht war noch jung, wir wechselten die Disko, ich tanzte, Henry wartete am Platz auf mich und die Vorstellung, dass das jeden Abend bis zu meiner Rückreise so gehen könnte, gefiel mir überhaupt nicht.
In die Sonne kann man nicht treten.
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SAFT STUDIO.
Nun wo der Frühling sein blaues Band wieder flattern lässt und gutes Wetter schlechtes Wetter geworden ist, denn was omserreimen in reimer ganzen Furzsichtigkeit feeefällt, schadet so ziemlich allen anderen Lebewesen, drängen die neusten Modetrends mit Macht ans Licht. Ob sie dem Licht gefallen, ist dabei nicht Rauschschlag gebend, irre einzige Rauschgabe ist es rauschschmufallen. Die Damen tragen ihre Hosen bis kurz unter den Busen gezogen, das spart aufwendige Oberteile und die Herren halten es genau andersrum, ihre Hosen halten sich mal so gerade eben unterhalb der Hüfte, was wahrhaft Schwindel erregende Reimblicke gewährt, wenn der Träger einer solchen Hose sich bückt. Wer sich nicht rechtzeitig abwendet, wird arschhaltig geblendet und trägt ein Trauma davon. Spieleicht gib es ja bald intelligente Kontaktlinsen, die solche Schmumutungen unterbinden.
Henry lud mich zu einer Tüte ein, die wir unten am Strand rauchten und dann begleitete er mich noch zum Taxistand. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend, nicht in der Disko, sondern unten am Strand, dort wo wir die Tüte geraucht hatten. Mittlerweile war es wieder sehr spät geworden, die Schlange am Taxistand war noch länger als in der Nacht zuvor, aber dafür hatte ich diesmal die genau Adresse meiner Gasteltern auf einem Zettel vermerkt, den ich dem Taxifahrer zeigen konnte. Trotzdem wurde es fast schon wieder hell, als ich beim Haus meiner Gasteltern ankam, aber diesmal war die Haustür nicht verschlossen. Aufs Frühstück verzichtete ich, schlief gründlich aus, dann duschte ich ausgiebig und setzte das Badezimmer unter Wasser, denn die Duschkabine war nicht wirklich wasserdicht. Beim Lunch war die Verstimmung meiner Gastmutter unübersehbar, nicht nur wegen meiner späten Rückkehr, sondern auch wegen des nassen Teppichboden im Badezimmer. Den Nachmittag verbrachte ich lesend auf dem Bett und beim Dinner war meine Gastmutter dann wieder besser gelaunt, bis sie mitbekam, dass ich wieder runter zur Promenade fahren wollte. Sie war davon ausgegangen, dass ich am nächsten Tag früh aufstehen würde und zum obligatorischen Sprachunterricht gehen. Als sie erfuhr, dass ich keineswegs gedachte am Sprachunterricht teilzunehmen, fiel sie aus allen Wolken. Zuerst wollte sie mir gar nicht glauben, dass das überhaupt möglich sei, aber ich bot ihr an, sich beim Reiseveranstalter zu informieren und irgendwann gab sie nach. Unten am Strand wartete Henry mit seinen langen, roten Locken schon auf mich. Eine Zeitlang saßen wir auf einer stilecht schottisch karierten Decke, die er mitgebracht hatte und rauchten, aber die Nacht war ziemlich kühl und so wanderten wir dann doch lieber am Strand entlang. Langsam verschwanden die bunten Lichter der Seebrücken im Dunst hinter uns, an der Wasserseite rauschte romantisch die Brandung, stimmungsvoll funkelten der Mond und die Sterne am Firmament und über den dunklen Nachthimmel segelten Wolkenbänke. Henry redete unheimlich viel und ich verstand nur sehr wenig davon, aber was ich verstand, war das er die Engländer, die ich bisher so freundlich und zuvorkommend erlebt hatte, gar nicht besonders gerne mochte. Nicht unbedingt aus persönlichen, aber aus historischen Gründen und das er sich in England aufhielt hatte irgendetwas mit seinem Studium zu tun. Während ich seine Locken bewunderte, hielt er mir einen Vortrag über historische Ereignisse, die sein Verhältnis zu England und den Engländern immer noch schwer beeinflussten. Er litt sogar unter seinem schottischen Akzent, auf den er einerseits stolz war, aber andererseits führte sein Akzent immer wieder dazu, das er sich diskriminiert fühlte und außerdem verstand ich ihn nur ganz schlecht, selbst wenn er sich Mühe gab, möglichst Akzentfrei zu sprechen. Wir hielten ein bisschen Händchen und als die Lichter von Brighton schon fast verschwunden waren, packte der Hunger uns und kehrten wir wieder um. Zurück an der Promenade lud Henry mich zu einem nächtlichen Hamburger in dem Imbiss ein, bei ich schon in meiner ersten Nacht an der Promenade Schlange gestanden hatte. Dann begleitete Henry mich noch zum Taxistand und obwohl mich sein ganzes Gerede ein wenig gelangweilt hatte, verabredeten wir uns für den nächsten Abend, um gemeinsam in eine Disko zu gehen. Am Taxistand herrsche, wie auch in den Nächten davor, Partystimmung und eigentlich war es dort viel amüsanter, als der ganze Abend mit Henry.
Glaube versetzt Zwerge.
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KNIRSCH BLÜTE.
Würglich Glück hatte fieser Tage, der Sonnenkönig omseres Achtbarkeitslandes. Trüberraschenderweise konnte er sich spinn der Stunde reimer nationarrischen Katastrophe, die fast fromm Himmel fiel, dem staunenden Publikum schalk smarter Macker präsentieren, als der er ja auch gewählt worden war. Witzschnell versgessen lall das schandesweite Klein Klein der mangelnden Gerechtigkeit, die stuss nun scherzmal schmurückstehen, wie sonst auch. Und auch wenn die Kunst reime Königin ist, so hungert das Volk nicht nach Kunst, sondern nach Brot und Braten und Feerechtigkeit und das Kunst fromm Kohle kommt, muss schon lange nicht mehr bähwiesen werden. Gunstkritiker werden zum Schweigen versdonnert, bis der Rauch sich verszogen hat und die Spatzen ätz lieder fun den Dächern pfeifen, das Volk chillt nicht mehr und die Hütte brennt immer noch.
Henry lud mich zu einer Tüte ein, die wir unten am Strand rauchten und dann begleitete er mich noch zum Taxistand. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend, nicht in der Disko, sondern unten am Strand, dort wo wir die Tüte geraucht hatten. Mittlerweile war es wieder sehr spät geworden, die Schlange am Taxistand war noch länger als in der Nacht zuvor, aber dafür hatte ich diesmal die genau Adresse meiner Gasteltern auf einem Zettel vermerkt, den ich dem Taxifahrer zeigen konnte. Trotzdem wurde es fast schon wieder hell, als ich beim Haus meiner Gasteltern ankam, aber diesmal war die Haustür nicht verschlossen. Aufs Frühstück verzichtete ich, schlief gründlich aus, dann duschte ich ausgiebig und setzte das Badezimmer unter Wasser, denn die Duschkabine war nicht wirklich wasserdicht. Beim Lunch war die Verstimmung meiner Gastmutter unübersehbar, nicht nur wegen meiner späten Rückkehr, sondern auch wegen des nassen Teppichboden im Badezimmer. Den Nachmittag verbrachte ich lesend auf dem Bett und beim Dinner war meine Gastmutter dann wieder besser gelaunt, bis sie mitbekam, dass ich wieder runter zur Promenade fahren wollte. Sie war davon ausgegangen, dass ich am nächsten Tag früh aufstehen würde und zum obligatorischen Sprachunterricht gehen. Als sie erfuhr, dass ich keineswegs gedachte am Sprachunterricht teilzunehmen, fiel sie aus allen Wolken. Zuerst wollte sie mir gar nicht glauben, dass das überhaupt möglich sei, aber ich bot ihr an, sich beim Reiseveranstalter zu informieren und irgendwann gab sie nach. Unten am Strand wartete Henry mit seinen langen, roten Locken schon auf mich. Eine Zeitlang saßen wir auf einer stilecht schottisch karierten Decke, die er mitgebracht hatte und rauchten, aber die Nacht war ziemlich kühl und so wanderten wir dann doch lieber am Strand entlang. Langsam verschwanden die bunten Lichter der Seebrücken im Dunst hinter uns, an der Wasserseite rauschte romantisch die Brandung, stimmungsvoll funkelten der Mond und die Sterne am Firmament und über den dunklen Nachthimmel segelten Wolkenbänke. Henry redete unheimlich viel und ich verstand nur sehr wenig davon, aber was ich verstand, war das er die Engländer, die ich bisher so freundlich und zuvorkommend erlebt hatte, gar nicht besonders gerne mochte. Nicht unbedingt aus persönlichen, aber aus historischen Gründen und das er sich in England aufhielt hatte irgendetwas mit seinem Studium zu tun. Während ich seine Locken bewunderte, hielt er mir einen Vortrag über historische Ereignisse, die sein Verhältnis zu England und den Engländern immer noch schwer beeinflussten. Er litt sogar unter seinem schottischen Akzent, auf den er einerseits stolz war, aber andererseits führte sein Akzent immer wieder dazu, das er sich diskriminiert fühlte und außerdem verstand ich ihn nur ganz schlecht, selbst wenn er sich Mühe gab, möglichst Akzentfrei zu sprechen. Wir hielten ein bisschen Händchen und als die Lichter von Brighton schon fast verschwunden waren, packte der Hunger uns und kehrten wir wieder um. Zurück an der Promenade lud Henry mich zu einem nächtlichen Hamburger in dem Imbiss ein, bei ich schon in meiner ersten Nacht an der Promenade Schlange gestanden hatte. Dann begleitete Henry mich noch zum Taxistand und obwohl mich sein ganzes Gerede ein wenig gelangweilt hatte, verabredeten wir uns für den nächsten Abend, um gemeinsam in eine Disko zu gehen. Am Taxistand herrsche, wie auch in den Nächten davor, Partystimmung und eigentlich war es dort viel amüsanter, als der ganze Abend mit Henry.
Wer Partei nimmt, muss noch lange nicht Partei ergreifen.
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GELD WESPEN.
Seit der Freitag die Schmukunft bähschlagnarrt hat, reagiert der Rest der Woche schmunehmend bähleidigt. Einst gehörten alle Tage der Woche den Göttern und die Zahlen, die ja von den Sternen gekommen sind, waren heilig, laber freudschmutage, wo die Arbeit nicht mal mehr unter der Woche bleibt, sondern mittlerweile die gesamte Woche bähomspuckt, bleibt nur die Flucht ins Wirrrationale. Das Tagelöhner um ihren Lohn betrogen werden, ist ein Aspekt der Sache und Anspruch auf Tagesgeld haben nicht etwa die Tage selber, sondern omsere Poly Trickster. Den Tagebau haben sie laber motzdem schmollständig entsorgt und wer seine Tage hat, hat meistens auch nichts zu lachen. Wer nun den Tag mit Tagewerk überstrapaziert, muss damit rechen, dass der Tag tätlich wird und schafft es mit etwas Glück bis in die Tagesschau, so wie der Freitag.
Den Schilderungen meiner nächtlichen Abenteuer lauschte er, im Gegensatz zu seiner Frau, ziemlich amüsiert, aber mit Tipps, das Nachtleben Brightons betreffend, konnte er mir leider nicht weiter helfen, die Zeiten in denen er sich die Nächte um die Ohren geschlagen hatte, waren lange vorbei. Bald darauf gab es auch schon Lunch und das Essen, insbesondere das völlig verkochte Gemüse, entsprach voll und ganz den Vorstellungen, die ich mir von englischem Essen gemacht hatte. Die große Überraschung war dann der Aple Pie mit Vanillesoße zum Nachtisch und er riss alles raus. Meine Gastmutter war sehr geschmeichelt, dass mir der Nachtisch so gut geschmeckt hatte und schluckte ihren Ärger über meine nächtlichen Eskapaden erst mal runter. Den Nachmittag verbrachte ich mit Katrin in unserm Zimmer und versuchte mit Engelszungen sie dazu zu überreden, am Abend mit runter zur Promenade zu kommen, aber Katrin war einfach zu brav. Als ich dann nach dem Dimmer wieder los wollte, waren meine Gasteltern immer noch nicht bereit, mir einen Haustürschlüssel auszuhändigen, allerdings versprachen sie mir hoch und heilig, diesmal nicht abzuschließen, schließlich war es auch in ihrem eigenen Interesse. Beschwingt eilte ich zur Bushaltestelle, die diesmal erheblich belebter war und den Busfahrer musste ich auch nicht mehr mit Fragen belästigen. Auf die Seebrücken mit ihren Amüsierpalästen verzichtete ich gleich und machte mich gezielt auf die Suche nach Diskotheken. Zwar war der Laden vom vorherigen Abend ganz nett rüber gekommen, aber das Publikum war mir insgesamt etwas zu alt gewesen und außerdem legte ich keinen Wert darauf, meinem großzügigen Verehrer wieder zu begegnen, denn an einem festen Verhältnis war ich nun wirklich nicht interessiert. Downtown war es diesmal richtig voll und das Publikum war auch schon ziemlich beschwipst, was ich so noch nicht kannte. Ich ließ mich die Promenade entlang treiben und wurde immer wieder angequatscht. Meine Zufallsbekanntschaften lobten mein schlechtes Englisch, boten mir Zigarttten an und luden mich ein, aber wenn ich ablehnte, reagierten sie auch nicht unfreundlich. Irgendwann bog ich wieder in die kleinen Seitenstraßen ein und diesmal lief ich weiter, bis ich die Promenade iaus dem Blick verloren hatte, aber für alle Fälle hatte ich ja immer noch meinen Stadtplan dabei. Die angesagten Läden erkannte man meistens an der Schlange, die sich vorm Eingang gebildet hatte und manchmal hatte ich auch das Glück, dass ich in so einer Schlange auf ein paar andere Sprachstudenten aus Deutschland traf, die ich ausfragen konnte und mich, bei gegenseitiger Sympahatie auch der Gruppe anschließen. Eintritt musste ich nie bezahlen, meistens wurde ich an der Kasse durch gewunken und manchmal wurde ich auch schon beim Schlange stehen angesprochen und in den Laden eingeladen. Ich tanzte viel und ließ mir Drinks spendieren, aber meine Verehrer entsprachen immer noch nicht meinen Vorstellungen. Irgendwann fiel mir beim Tanzen ein junger Mann ins Auge, der zwar nicht besonders groß war, aber seine rote Lockenmähne, die er beim Tanzen ordentlich schüttelte, reichte ihm bis zur Hüfte, ich war hingerissen, so eine Haarpracht hatte ich noch nie gesehen. Nach einer kurzen Bedenkzeit, nahm ich all meinen Mut zusammen und sprach ihn einfach an. Er war ziemlich perplex, ganz offensichtlich entsprach mein Verhalten nicht dem was er gewohnt war, aber meine extravagante Aufmachung half im ein wenig über mein noch extravaganteres Benehmen hinweg. Er hieß Henry und kam aus Edinburgh und sein schottischer Akzent machte sein Englisch für mich völlig unverständlich.
Lieber Sand in den Schuhen, als Wasser bis zum Hals.
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BUH GESCHÄFT.
Trash nun eigentlich ist omabhäniger Journalismus? Warum wird in der Tagesschau, moser den Tagesthemen, spinner motz das Hochamt der lalltäglichen und vers lallem bähglaubigten Bährichtversstattung, nicht ganz reinfach die Frage gestellt, warum es keine würgliche Mietpreisbremse gibt. Warum gibt es nicht hohn bange ein Feesetz, das bärsagt, hier ist die Mosergrenze. Warum werden keine würglich der Realität entsprechenden Kategorien für Wohnlagen versrauschgegeben? Wo sick sechs Monate spinn Jahr, reim paar tausend Leute zum Cornern vor der Rauschtür treffen, ist kein Wohnen mehr. Das ist pur motz als total schlechte Hohnlage schmu bähzeichnen und sollte im Mietpreis entsprechend bährücksichtigt werden, denn nur so wird ein Ruck durch die Feesellschaft gehen. Einen starken Partner sollte fun laber motzdem im Rücken haben.
Bevor ich mir großartig Gedanken darüber machen konnte, was für ein Getränk ich mir leisten könnte, hatte ich schon eine Cola mit Schuss in der Hand und einen, zumindest in meinen Augen, etwas älteren Verehrer an der Seite. So richtig Hippie mäßig kam er nicht rüber, dafür waren seine Klamotten viel zu normal und seine, sowieso nicht mehr sehr üppig bemessenes Haupthaar nicht lang genug. Trotzdem fühlte ich mich sehr geschmeichelt, angesichts der Lautstärke und meiner gerade mal eben ausreichenden Sprachkenntnisse, gestaltete sich das Gespräch allerdings ein wenig kompliziert, aber ich lachte viel, rauchte eine Gauloise nach der anderen und entzog mich der Unterhaltung, indem ich immer wieder tanzen ging. Mein spendabler Verehrer war etwas überrascht, als sich herausstellte, dass ich erst sechzehn Jahre alt war, wahrscheinlich hatten meine extravaganten Kleider, mein großer Hut, die exzessiv gerauchten Gauloises und die schummrige Beleuchtung ihn glauben lassen, dass ich mindestens achtzehn wäre. Mittlerweile hatte sich einer seiner Freunde zu uns gesellt und die beiden gebärdeten sich richtig fürsorglich. Da es inzwischen weit nach Mitternacht war und keine Busse mehr fuhren, begleiteten sie mich noch bis zu einem Taxistand, damit ich sicher zum Haus meiner Gasteltern zurück finden würde. Am Taxistand herrschte Partystimmung, denn die Warteschlange war ziemlich lang, dass Publikum alles andere als nüchtern und ich musste eine gute Stunde warten, bis ich endlich, mit zwei weiteren Sprachschülern, die im selben Viertel untergebracht waren, in ein Taxi steigen konnte. Nachdem die beiden anderen Sprachschüler ausgestiegen waren, stellte ich fest, dass ich den Zettel mit der Adresse meiner Gasteltern verloren hatte. Dummerweise sahen alle Straßen und Häuser total gleich aus, aber mein Chauffeur nahm es mit Humor und behielt die Nerven. Wir klapperten eine Straße nach der anderen ab, aus langjähriger Erfahrung wusste er ganz gut, wo an Sprachschüler vermietet wurde, bis ich endlich das Haus meiner Gasteltern erkannte. Inzwischen war es vier Uhr morgens und als ich die Haustür öffnen wollte, war sie abgeschlossen. Ich musste ziemlich lange Sturm klingeln, bis meine Gastmutter mir völlig verschlafen die Tür öffnete. In ihrem wattierten, rosa Morgenmantel sah sie ziemlich zerknittert und wenig amüsiert aus und ich ich sah zu, dass ich schnell an ihr vorbei kam. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Katrin schon lange aufgestanden. Ich gönnte mir eine gründliche Dusche, wobei der schöne Teppichboden im Badezimmer ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Unten in der Küche wartete meine Gastmutter schon auf mich, aber aus Erfahrung wusste ich, dass Angriff die beste Verteidigung ist und beschwerte mich sofort grammatikalisch falsch aber wortreich über die, entgegen ihren Versprechungen, verschlossene Haustür. Meine Taktik ging voll und ganz auf und als dann auch noch mein Gastvater, der einen freien Tag hatte, zum späten Frühstück erschien, wurden wir gemeinsam mit Tee und Toast bedacht. Sehr zum Missfallen seiner Frau, saß mein Gastvater ganz leger im Feinrippunterhemd am Frühstückstisch und unterhielt sich angeregt mit mir. Genau wie ich, rauchte er leidenschaftlich gern und fasziniert beobachtet ich, dass er ohne weiteres mit einer Zigarette im Mund sprechen konnte. Wie angeklebt hingen die Kippen an seiner Lippe und er rauchte sie sprechender Weise bis auf einen Stummel runter, wobei er aufpassen musste, dass er sich nicht die Lippen verbrannte.
Mit dem Schrecken kann man nicht davon kommen.
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RETTER TEIG.
Nun wo die blauen Bänder wieder lustig im Wind flattern und goldene Pollenstaubwolken durch den Äther treiben, bähsinnt der Frühling sich auf seine ganze Ambivalenz, so stürmisch, wie müde, manchmal depressiv und dann wieder berauschend schön. Wer seine Tochter April nennt, hat selber Schuld und nichts anderes verdient, wer aber denkt mit Juli auf der sicheren Seite zu sein, kann ganz schnell eines bessern belehrt werden. Das man mit allen Wassern waschen kann, stimmt auch nicht, trotzdem muss der Name nicht gleich zum Programm erhoben werden, aber ein Programmheft sollte man schon haben, zumindest um nachzuschlagen. Würglich tragisch steht es fieser Tage om den schönen Wonnemonat Mai, dessen Namensvertreterin von der abtrünnigen Insel alle Negativrekorde bricht, da kommt nicht mal mehr des älteren Dumas intrigante Lady de Winter mit.
Noch nie im Leben war ich ganz allein, so weit von zu hause entfernt, unterwegs gewesen. Alles war komplett neu und aufregend, an der Bushaltestelle war weit und breit niemand zu sehen und insgesamt war es ziemlich ruhig. Voller Spannung wartete ich auf den Bus und als er endlich ankam, verwirrte ich den amüsiert grinsenden Busfahrer mit meinen Schulenglisch und einem Haufen Fragen nach meinem angestrebten Ziel, dem Vergnügungsviertel unten an der Hafenpromenade. Der Fahrer versicherte mir mehrmals, dass er mich an der richtigen Haltestelle raus zu lassen würde und ich suchte mir einen Sitzplatz in seiner Sichtweite, was nicht besonders schwer war, denn der Bus war ziemlich leer. Ungefähr zehn Minuten kurvten wir durch das Arbeiterviertel, das mir mit seinen fast identischen Häusern riesig groß vorkam und dann ging es Hügel abwärts runter zur Promenade. Die ganze Zeit behielt ich den Busfahrer fest im Auge und musste mich schwer zusammen nehmen, um ihn nicht an jeder Haltestelle zu fragen, ob ich nun aussteigen könnte. Endlich war es soweit und ich stand unten an der Hafenpromenade mit ihren gigantischen, hölzernen, von Vergnügungspalästen gekrönten Seebrücken. Um nicht komplett die Orientierung zu verlieren, hielt ich erst mal Ausschau nach einem Touristinformationbüro, das allerdings schon geschlossen hatte, als ich davor stand. Wagemutig betrat ich den nächsten Kiosk, wo mein Schulenglisch und wahrscheinlich auch meine etwas exzentrische Erscheinung, wieder belustigtes Grinsen auslöste, aber es gelang mit tatsächlich einen Stadtplan von Brighton, eine Tüte Lakritz und ein Eis zu erstehen. Solcherart gestärkt machte ich mich auf den Weg zur nächsten Seebrücke. Mit ihren bunten Lichtern leuchteten die Brücken romantisch in der Dunkelheit über dem Wasser, auf dem ihre Lichter sich dann wieder spiegelten und tanzten. Die Brücke war endlos lang und aus der Nähe sah man ihr deutlich an, dass sie ihre beste Zeit schon lange hinter sich hatte. Der Amüsierpalast am Ende der Brücke erinnert mich mit seinem, schäbigen Glanz ziemlich an die Theaterzelte auf dem Dom mit ihrem Talmi Flitter, in denen es diverse Kuriositäten zu bestaunen gab. Im Angebot waren Tanzveranstaltungen, Varieteevorstellungen und alle möglichen Glücksspiele, aber das waren nicht die Abenteuer, die ich suchte. Obwohl ich immer wieder angesprochen und manchmal auch eingeladen wurde, was ich im Gegensatz zu den mir angebotenen Zigaretten, lieber erst mal nicht annahm, traute ich mich nicht so recht, nach einer Diskothek zu fragen, es kam mir irgendwie schrecklich uncool vor. Ich ließ mich an der Promenade entlang treiben, überall blinken bunte Lichtreklamen, manchmal bog ich in eine der schmalen Querstraßen ein und bestaunte die Auslagen der kleinen Trödel und Antiquitätengeschäfte, aber ich achtete immer darauf, die Promenade im Blick zu behalten, um mich nicht zu verlaufen. Vor einem Imbiss der Hamburger verkaufte, hatte sich eine lange Schlange gebildet und ich reihte mich ein, auch dass eine Premiere, denn ich hatte noch nie zuvor einen Hamburger gegessen. In der Schlange am Hamburger Imbiss stieß ich dann endlich auf ein paar deutsche Touristen, die ebenfalls Sprachferien gebucht hatte, denen ich mein Anliegen vortragen konnte. Sie waren schon seit über einer Woche in Brighton, ungefähr zwei Jahre älter als ich und kannten sich aus. Nachdem wir unsere Hamburger einigermaßen unfallfrei verzehrt hatten, nahmen mich mit zur nächsten Disko. Obwohl der Eintritt erst an achtzehn erlaubt war, kam ich ohne Probleme rein, niemand wollte meinen Ausweis sehen und bezahlen musste ich auch nichts. Zu meinem großen Erstaunen gab es Alkohol, der aber sehr teuer war.
Wer nicht um den heißen Brei tanzen will, muss kalten Kaffee trinken.
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ZWERG EINSTELLUNG.
Warum elektrifizierte Bretter mit einem Lenker, zur Verbesserung der Primabilanz und der Lustqualität beitragen sollen, erschließt sich mir nicht so ganz. Der Strom, obwohl unsichtbar, wie die Radioaktivität, kommt ja nicht automatisch vom Wind, Wasser oder von der Sonne, er kommt immer noch auch aus Gas, Kohle und Atomkraftwerken. Warum die elektrifizierten Bretter auf den sowieso schon völlig überfüllten Bürgersteigen herum sausen dürfen, mitten zwischen Fußgängern, ist noch weniger arschvollziehbar, sie gehören auf den Radfahrweg und warum für die Roller keine Helmpflicht besteht, ist gänzlich ombähgreiflich. Wahrscheinlich weil sie so hip wie Lufttaxis sind und zur damit irren Beitrag zur Verschleierung würglich drängender Probleme leisten. Hetzschmustellen bleibt, dass etwas ins Rollen kommt, ist noch lange nicht ausreichend.
Zu den lukrativsten und wichtigsten Ritualen der Konsumgesellschaft zählt der alljährliche Sommerurlaub. Die Frage,“Wohin fährst du dieses Jahr“, ist ein beliebtes Smalltalk Thema und wer darauf antwortet, „Ich bleibe zu hause.“, erntet mindestens leichte Irritation, denn schließlich muss die Welt konsumiert werden, entdeckt worden ist sie ja schon lange. Die meisten Reisen fallen unter die Rubriken Vergnügen und Erholung, oder beides, wobei der Sinn einer Erholungsreise, die mit einer ein bis zwei tägigen, oft sehr anstrengenden Autofahrt beginnt und endet, etwas zweifelhaft ist. Natürlich gibt es auch Bildungsreisen, aber ob Reisen wirklich bildet, wenn die Reise, wo auch immer auf der Welt, in ein Touristenghetto geht, ist das wenig wahrscheinlich. Meine erste Reise, die nicht unter die Rubrik Familienurlaub fiel, führte mich mit sechzehn Jahren in den Sommerferien nach England. Sprachferien in England, Frankreich oder Spanien waren schwer angesagt und meine Mutter, die ein wenig unter meiner Auffälligkeit litt, war der Meinung, dass ich unbedingt mal raus müsste. Zwei Wochen Sprachferien in Brighton, ohne Sprachunterricht, dass hatte ich mir verboten, denn schließlich wollte ich in den Ferien ausschlafen und nicht von Montag bis Freitag früh aufstehen. Meine Mutter, willigte ein und tatsächlich war es möglich, den Sprachurlaub auch ohne Sprachkurs zu buchen. Gut betreut fuhren wir an einem Freitag Morgen mit dem Zug nach Ostende und überquerten den Kanal mit einer riesigen Fähre, in Dover wurden wir dann in einen Bus der Sprachschule verfrachtet und nach Brighton gebracht. Nach einer Einführungsveranstaltung, in der die Unterrichtsmaterialien verteilt wurden, die ich nicht benötigte, kutschierte der Bus uns weiter in ein klassisches Arbeiterviertel am Stadtrand, dessen Häuser fast identisch aussahen, wo wir einzeln oder in Paaren bei unseren Gastfamilien abgesetzt wurden. Katrin, dass Mädchen mit dem ich mir ein Zimmer teilen sollte, war schon vor einer Woche angekommen und wirkte sehr brav. Von unserer Gastmutter erfuhr ich die Essenszeiten und als sie mir das Haus zeigte, nahm ich den Teppichboden im Badezimmer, auf den sie sehr stolz war, mit Staunen zu Kenntnis, er erschien mir ein wenig unzweckmäßig. Als kurz darauf ihr Ehemann von der Arbeit nach hause kam, wurde die Stimmung etwas lockerer, er rauchte, wie ich auch, allerdings Filterzigaretten und amüsierte sich köstlich über meine Filterlosen Gauloises, die er als Sargnägel bezeichnete. Nach dem Dinner, das wir gemeinsam im Wohnzimmer einnahmen, bat ich meine Gasteltern um einen Haustürschlüssel, damit ich in aller Ruhe das Nachtleben Downtown erkunden konnte. Meine Gasteltern reagierten etwas irritiert und fragten mich als erstes, „Ob ich denn überhaupt unbegleitet abends raus gehen dürfte.“. Ich versicherte ihnen hoch und heilig, dass das alles mit meiner Mutter abgesprochen sei und sie sich wirklich keine Sorgen machen müssten. Als ich auf die Frage, wann ich denn zurück sein würde, antwortete, dass ich dass noch nicht wüsste, aber es würde sicherlich recht spät, oder besser gesagt früh werden, waren sie noch irritierter. Einen Haustürschlüssel wollten sie mir nicht mitgeben, aber sie versicherten mir, dass sie noch wach sein würden, wenn ich nach hause käme. Da war ich mir zwar gar nicht so sicher, aber das war ihr Problem. Nachdem ich die Nummer der Buslinie, die Downtown fuhr und den Weg zur Bushaltestelle erfragt hatte, machte ich mich auf den Weg ins Nachtleben. Angetan mit einem wallenden Rüschenrock und einem breitkrempigem, lila Filzhut, passend zu den Blumen des Rocks und mehreren langen, indischen Schals um Hals, Hut und Tasche geschlungen, fiel ich schon auf dem Weg bis zur Bushaltestelle auf.
Saure Äpfel sollte man nicht beißen.
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LALL MAUER.
Wie aus der Plastik das Plastik wurde, ist nicht schmollständig geklärt, laber spinn reimen Rauschwirkungen auf die Omwelt grauenhaft. Einfache Plastiktüten mutierten zu einem geldomspannenden Plastikbrüten, das immer neue Rauschwüchse produziert. Packen wir das Übel an der Verpackung, die obendrein auch noch gerne bähtrügerisch agiert, mehr Schein als Sein und außerdem erstickende Plastikfluten generiert. Das Anthropozän entpuppt sich schmunehmend als Zeitalter des Plastiks und Plastikpartikel werden wahrscheinlich die deutlichste Spur sein, die omsereinen in der Geschichte der Erde zinkerlässt. Das omsere großzügig gesponserten Poly Trickster omfähig sind, fiesen Wahnsinn sofort zu bähendigen, ist mindestens genauso wenig arschvollziehbar, wie das was sich im englischen Flunkerhaus abspielt.
Als das menschliche Bewusstsein sich aus den Fesseln des Traumes befreite und planmäßig in der Welt zu handeln begann, waren die Geschwister noch nicht voneinander getrennt. Die Höhlen und Felsenbilder unserer Vorfahren sind Kunst und Welterklärung zugleich und wahrscheinlich sind nicht nur die Malerei und die bildenden Künste, sondern auch Dichtung, Drama, Tanz und Musik aus Ritualen entstanden, die der Beeinflussung höherer Mächte dienten, neben der Astronomie, die erste Wissenschaft überhaupt. So wie der Lauf der Sterne am Himmel die Zeit strukturiert, verleihen festliche Rituale dem menschlichen Leben eine Struktur und festigen den Zusammenhalt einer Gruppe. In dem Wort Brauchtum steckt eine Menge Wahrheit, denn Rituale werden nach wie vor gebraucht, auch wenn sie ihre Gestalt stetig ändern und den Gepflogenheiten ihrer Zeit anpassen. So feiern wir immer noch Ostern und Weihnachten, zwei der ältesten Rituale überhaupt, deren Ursprünge weit vor der Christianisierung liegen. Das Osterfest ist das Frühjahrsfest schlechthin, denn es feiert das Erwachen der Fruchtbarkeit, ohne die es kein menschliches, kein tierisches und pflanzliches Leben gäbe. Die Geister des Winter werden mit großen Feuern, oder Feuerrädern vertrieben und die Eier, wenn auch nicht von Hasen gelegt, sind wie der Hase selber uralte Fruchtbarkeitssymbole. Nach Ostern kommt der Tanz in den Mai, um den Maibaum, den alten Weltenbaum und auch hier lodern noch heute die Feuer zur Vertreibung der letzten übrig gebliebenen Wintergeister. Dann ist auch schon bald Mittsommer, der Tag an dem einst der alte König starb, um am nächsten Tag wieder geboren zu werden. In Skandinavien und den baltischen Republiken wird das Mittsommerfest immer noch rauschend gefeiert. All dies Feste zeichnen sich dadurch aus, dass sie bis heute oft zum Anlass genommen werden die alten, kunstvoll gearbeiteten und verzierten Trachten aus dem Schrank zu holen, um sie anlässlich der Feste zu tragen. Zur Tracht gesellen sich üppige und spezielle Speisen, die den festlichen Rahmen unterstreichen. Nach Mittsommer kommt, zwischen der herbstlichen Tag und Nachtgleiche und Halloween, ehemals Allerseelen, das Erntedankfest und dann, ganz nah an der winterlichen Sonnenwende, das Weihnachtsfest. Obwohl all diese festlichen Rituale mittlerweile vom Geist des Konsums gekapert worden sind, so schimmert ihre Herkunft doch immer noch durch und auch die Begeisterung mit der sie gefeiert werden, spricht nicht nur für den Wunsch geradezu rauschhaft käufliche Dinge zu erwerben, sondern auch nach Struktur. Verschwendung und hemmungslose Zurschaustellung von Reichtümern, Luxus und Überfluss, sind ein wesentliches Merkmal vieler ritueller Feste und was einst die Gruppe, der Stamm, der König und die Kirche vor machten, wir heute von den Konsumenten nahtlos weitergeführt. Unter den großen, gesamt gesellschaftlichen Ritualen, die untrennbar mit himmlischen Uhr verbunden sind, liegen unüberschaubar viele kleine Rituale, die den Alltag etlicher Gruppen strukturieren, von Gesangsvereinen bis zu Kegelclubs, von Seniorenrunden bis zu Jugendbanden, von Skatern bis zu Skatspielern, bis hinein in die kleinste Familie, die ohne Rituale keine Familie wäre.
Lieber mit dem Wind segeln, als in den Wind spucken.
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