STUSS
     MUND

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30.03.19 27.03.19 24.03.19 21.03.19 18.03.19 15.03.19 12.03.19 09.03.19 06.03.19 03.03.19
TANTEN WELT.

Wo der Quatsch mit Soße herkommt, wissen wirr seit dem Marathon der Wirrnis aus schäm Mackerland der Dämokrakie. Dort ist der Zweck der Rede nur die Rede und Redezeit gibt es omscheinend im Trüberfluss, laber petzendlich hilft lalles Reden nicht, flenn das dicke Ende kommt bähstimmt. Wer sich entscheidet, bevor es entschieden ist, hat selber Schuld und muss um sein Lesen reden, oder die Würfel entscheiden lassen. Die Schuld ist auch nicht blöd und wandert schon mal aus, bähvor sie ausgewandert wirrt, wie lalles was nicht gefällt. Trotzdem bleibt das Wandern des Knüllers Lust und der Frühling lässt unverdrossen blaue Bänder im Wind flattern. Aus Zwiebeln werden schöne Blumen, die giftig sind und aus hässlichen Entchen stolze Schwäne, die gar nicht so lieb sind, aber wo die Liebe hinfällt, da kann sie auch Wurzeln schlagen.

Unter Verstehen, verstehen wir ja im allgemeinen, dass wir begriffen haben, wie etwas funktioniert, was eine sehr reduzierte Art des Verständnis ist. Andererseits müssen wir noch lange nicht alles verstehen, wofür wir Verständnis haben und verstehen damit vielleicht viel mehr. Im schamanischen Weltbild wird Verständnis erworben, indem die betreffende Person sich in das Wesen oder den Zustand verwandelt, den es zu verstehen gilt. Nils Holgersson ist ein wenig zart fühlender, ziemlich grober Junge, dem es komplett an Verständnis für die ihn umgebende Tierwelt mangelt. Erst als er auf Däumlingsmaß geschrumpft wird und auf die Hilfe der Tiere, ganz besonders der Gänse angewiesen ist, um zu überleben, beginnt er Verständnis zu entwickeln. Da er nun auch in der Lage ist, die Sprache der Tiere zu verstehen, wird ihm immer mehr klar, wie furchtbar er sich benommen hat. In William Kotzwinkels Roman „Dr. Ratte“, kommuniziert die Hauptfigur, eine dem Wahnsinn nahe, überlebende Laborratte, mit allen anderen Tieren, auf einer ihnen allen verständlichen Frequenz. Das Leiden, das sich auf dieser Frequenz offenbart, ist ziemlich unerträglich. Die Vorstellung eines solchen, artübergreifenden Kommunikationskanals ist faszinierend, aber unsere Art hat den Zugang dazu wahrscheinlich ziemlich verloren. Unter Verstehen, verstehen wir meistens beherrschen, was letztendlich dazu führt, dass wir zerstören, was wir zu verstehen glauben. Die Welt ist mehr als eine unendliche Folge von Reaktionsschemata, die willkürlich voneinander getrennt und neu zusamengeführt werden können, denn letztendlich hängt alles mit allem zusammen, weswegen der Plastiksack, der in China umfiel, mittlerweile im Ozean schwimmt und er blieb nicht allein, denn nichts geht verloren, außer unserem Verständnis für die Welt in der wir leben und von der wir ein Teil sind. Unser Weg die Welt zu verstehen, um sie zu beherrschen, hat uns auf einen Irrweg geführt. Anstatt immer mehr ins Detail vorzudringen, müssen wir wieder das große, Ganze berücksichtigen. Es fängt schon mit der grauenerregenden Wissenschaftssprache an, die jedweder Schönheit und Poesie entkleidet ist und für Laien komplett unverständlich. Die poetischen Höhstleistungen dieser Sprache sind Euphemismen wie Tiermodell, womit keineswegs ein Tier gemeint ist, das gemalt wird, sondern ein Tier, dass als Versuchstier missbraucht wird. Noan Chomskys Anregung, wissenschaftliche Erkenntnisse auch mal in einer Sprache ohne handelnde Subjekte und behandelte Objekte zu formulieren, um möglicherweise zu neuen Schlüssen zu kommen, ist ein durchaus bedenkenswerter Ansatz, denn jeder Übersetzungsprozess ist eben auch ein Transformationsprozess. Warum nicht eine neue Theorie als Gedicht, Gemälde oder Musikstück darstellen, um die Türen zur Welt wieder aufzustoßen und die Isolation der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu beenden. Erste Versuche in diese Richtung sind riesige Modelle von Bakterien und Vieren, oder gestrickte und gehäkelte Strukturen der Chaostheorie. Objektivität ist eine Fiktion und die künstlerische Wahrnehmung der Wirklichkeit genauso berechtigt wie die wissenschaftliche. Kunst und Wissenschaft sind keine Feinde, sie sind Geschwister, die einander brauchen.

Besser einstimmen als abstimmen.

BRÜCKEN ZÖPFE.

Zuviel ist zu viel und mittlerweile ist eigentlich alles zu viel. Zu viele Menschen produzieren zu viele Menschenrechtsverletzungen, Konflikte und kulturelle Missverständnisse und zu viel Geld produziert zu viel Armut und zu viel Armut produziert zu viel Gewalt und hetzwegen ist weniger ist nicht nur mehr, sondern auch mehr Frieden. Jede Monokultur ist zum Flunkergang verdammt und flenn wirr trüberleben wollen, müssen wirr oms reimschränken. Aus Heinz und Heinz wirrt nicht mehr motz ein Heinz, sondern ein Heinz weniger und nur so verheizen wirr nicht den verbleibenden Rest dessen, was von der ganzen Reimheinzerei noch übrig geblieben ist. Hetzschändlich machen wir uns echtzeitig vom Acker und trüberlassen die Reste vom Feste intelligenten Schwärmesystemen. So kommen die Mäuse zum Speck und der Speck in die Pfanne.

Nun liegt das nächste Universum oft gar nicht so weit entfernt, manchmal braucht man nur über die Straße oder ein paar Häuser weiter zu gehen. Es beginnt schon mit der Sprache, jede Profession ist eifrig darauf bedacht ihre eigene Fachterminologie zu entwickeln, um sich abzugrenzen von allen Berufsfremden und natürlich zum Zweck des Machterhalts. Wer versteht schon das Fachchinesisch von Juristen, Medizinern, Finanzbeamten, Versicherungsagenten oder Bankmenschen und auch jede Subkultur erfindet ihre eigene Sprache und wer sich nicht auskennt, gehört nicht dazu. Obwohl die Wörter der Stoff des Denkens sind, führen sie selbst in den Grenzen einer Sprache nicht unbedingt zu übereinstimmenden Gedanken und Gefühlen, denn Wahrnehmung ist etwas sehr individuelles. Unsere Welt wird strukturiert durch unsere Sinnesorgane und wer sich wie die Fledermäuse mit Ultraschall oder manche Schlangen mit Infrarot in der Welt orientiert, nimmt seine Umgebung ebenfalls völlig andres wahr. Trotzdem leben Fledermäuse, Schlangen und Menschen und eine Unzahl von Lebewesen, die wir höchstens unter dem Mikroskop sehen können, aber durchaus spüren, auf einem Planeten. Die Annahme das sich Daseinsformen im Hier und Jetzt befinden, die wir weder sehen noch spüren können, weil uns die Organe fehlen, mit denen wir sie wahrnehmen könnten, ist daher durchaus erlaubt, außerdem gibt es ja noch genug Dinge zwischen Himmel und Erde, die unerklärlich sind. Auf der Ebene der Quanten wird das Stoffliche ziemlich unfassbar, aber die Quanten sind trotzdem nachweisbar, wenn auch nicht eindeutig festnagelbar. Vielleicht würden wir mit einem Sinnesorgan zur Wahrnehmung der Quanten ja tatsächlich das Reich der Elfen, der Feen und Geister sehen. Alle Techniken der spirituellen Wahrnehmungsveränderung, seien sie nun mechanischer Art, oder durch die Zufuhr geeigneter Substanzen ausgelöst, dienen auf jeden Fall dem Zweck Unstoffliches wahrnehmbar zu machen, ein Sinnesorgan für die Geister zu öffnen, ein Fenster in die andere Welt, in das Universum nebenan. Direkt nebenan liegt auch das Universum der Pflanzen, die durchaus miteinander kommunizieren, über das was sie wahrnehmen. So konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass Pflanzen auf chemischem Wege allerhand Botschaften austauschen und im „Spektrum der Wissenschaft“ las ich die Äußerung eines auf dem Gebiet forschenden Wissenschaftlers, der sagte, „Es sei ja nicht erlaubt bei Pflanzen von Bewusstsein zu sprechen“. Trotzdem sprechen etliche Blumenfreunde mit ihren Gewächsen, die das anscheinend auch zur Kenntnis nehmen und mehr noch als das, sie sind in der Lage, wohlmeinende oder aggressive Intentionen der Personen zu erkennen, die sich ihnen nähern. Bäume helfen einander über ihre Wurzeln und versorgen sogar die Stümpfe gefällter Artgenossen, die dann immer noch weiter leben, mit. Nordamerikanische Mammutbäume können über zweitausend Jahre alt werden und noch stehen ein paar kleine Reste mehrtausendjähriger Wälder, wenn wir sie vernichten, radieren wir ein mit unserem Universum verschränktes Universum uralter Bewusstseinsformen aus, denn das Multiversum ist allgegenwärtig und wahrscheinlich kommunizieren auch die Himmelskörper als Teile des Kosmos miteinander, nur wir verstehen sie noch lange nicht.

Wer das Internet schützen will, schützt es vor sich selbst.

QUOTEN KLAU.

Spielleicht hätten sie ja keinen Tunnel bauen sollen, um die Insel mit dem Festland zu verbinden, denn seit die Insel keine Insel mehr ist, wirrt sie spinner quer zur Inselzelle. Um selig schmu bleiben, bähdarf ätz nun mal einer Insel und wer keine Insel mehr hat, ist auch nicht mehr selig. Wirr schließen den Tunnel der Wirrkraft und kehren schmurück schmu den wuten, schalken Zeiten, die es hohn bange nicht mehr gibt. Reif für die Insel sind sowieso nur Reimgeister und Querköpfe und solche die sich ihre eigene Insel kaufen können. Wer sich keine eigene Insel leisten kann, hilft sich mit Inselspringen, oder nimmt die Rettungsinsel zum rettenden Festland und vermeidet jedweden Inselkoller, denn nicht jede Insel ist eine Oase im Ozean. Echte Inselparadiese gibt es sowieso nur im Prospekt und sie werden von einen Inselmanager und nicht von einen Inselminister regiert.

Obwohl die Sprache auf der anderen Seite der Grenze, oft eine der auffälligsten Veränderungen beim Grenzübertritt ist, heißt es nicht Sprachgrenze sondern Sprachbarriere. Barrieren gilt es denn auch zu überwinden, Grenzen sollten dagegen respektiert werden, obwohl sie nicht selten komplett willkürlich sind. So gelten Grenzen denn auch als schützenswert, wozu es Grenzschützer gibt, aber Barrieren werden nicht geschützt, sondern gestürmt. Die Schwester der Grenze ist das Gesetz, von Menschen oder von der Natur gemacht. Gerne werden natürliche Grenzen wie Flüsse oder Gebirgsketten, für die territoriale Grenzziehung übernommen und meistens funktioniert das besser, als territoriale Grenzen mit dem Lineal zu ziehen. Einer der berühmtesten Grenzflüsse des amerikanischen Western ist der Rio Grande, bis zu dessen Ufern das Gesetz des Sheriff galt und deswegen liegt im Western die Freiheit der Outlaws auf der südlichen Seite des Rio Grande, dort wo der Sheriffstern nichts mehr bedeutet. Was auf der einen Seite der Grenze erlaubt ist, kann auf der anderen Seite bei Strafe verboten sein und so gleicht manche Grenze denn einer roten Linie. Zwischen mein und dein wird ein Strich im Sand gezogen, dessen Botschaft lautet, bis hier hin und nicht weiter. Obwohl Grenzschützer sich durchaus an der Grenze bewegen, sind sie doch keine Grenzgänger, die über die Grenze gehen. Wer über die Grenze geht tut das legal oder illegal oder bricht auf in unbekannte Regionen und Grenzgänger sind nur die, die sich auf die Reise in unerforschte Regionen begeben, dahin wovon es noch keine Kunde, oder nur sehr spärliche Nachrichten gibt. So werden Grenzen verschoben, um letztendlich wieder neu Erforschtes oder Erobertes einzugrenzen. Wirklich flexibel sind die Grenzen des guten Geschmacks und des guten Benehmens und schlechtes Benehmen oder ungewöhnliche Kleidungsstücke werden gerne grenzwertig genannt. Was die unendlichen Weiten des Universums angeht, so sind sie derzeit wohl noch ziemlich grenzenlos, denn eine wirkliche Grenze wurde, zumindest von unsereinen, noch nicht ausgemacht. Die Grenze des Alls ist das bisher Erforschte oder theoretisch Erfassbare und andres als die nur grob kartierten und größtenteils unerforschten Regionen unseres Unterbewusstseins, befindet sich das All wohl nicht in den Grenzen eines Schädels, aber sicher ist das auch nicht, zumal die Grenzen zwischen belebter und unbelebter Materie fließend sind. Damit die Gedanken von einem Bewusstsein zum andern wandern können, wie die Teilchenströme durch das All, bedarf es meistens der Sprache. Das beweist zwar noch nicht, dass das Wort am Anfang war, aber es war von Anfang an nützlich für die Erforschung und Entgrenzung der Welt. Bleibt noch die Zeitgrenze, ein eher läppischer Versuch die Zeit einzugrenzen, denn mit einem Zeitmesser begeht man eine Grenzverletzung und auch wenn man keine Zeit hat, setzt das der Zeit keine Grenzen, denn die Zeit ist die letzte Grenze. Wer in der Zeit reisen will, setzt sich in ein Boot und folgt dem Fluss, gegen den man nicht schwimmen kann, bis zum Wurmloch ins nächste Universum.

Im Fluss muss man nicht bleiben.

SCHERZ GRENZE.

Bis an die Grenze zu gehen, heißt ja noch lange nicht über die Grenze zu gehen und Grenzgänger müssen auch nicht zwangsläufig auf beiden Seiten einer Grenze unterwegs sein. Abgrenzen ist die Schwester von Ausgrenzen und Grenzen können zwar gezogen werden, aber sie müssen deswegen noch lange nicht respektiert werden. Trotzdem werden Grenzen gesetzt, von Flüssen und Gebirgen, undurchdringlichen Wäldern und Wasserlosen Wüsten. Hinter der Grenze des Machbaren lauert das Undenkbare, mit Neuland hat das wenig zu tun, mehr schon mit Niemandsland und ob die Freiheit im luftleeren Raum über den Wolken wirklich grenzenlos ist, wissen wahrscheinlich nur die Wolken. Grenzenlos ist das Chaos, aus dem alles entstand, aber dann trennte das Licht sich von der Dunkelheit und die Erde vom Wasser, denn ohne Grenzziehung gäbe es nur das Chaos.

Ich war gerade zwölf Jahre alt, als wir das erste Mal nach Österreich reisten. Inklusive einer Übernachtung in der Nähe von Nürnberg, waren wir fast anderthalb Tage mit einem völlig überladenen Mercedes unterwegs, bis wir die Grenze zwischen Deutschland und Österreich erreichten. Dort war dann das obliogatorische Warten angesagt, eingereiht in eine stattliche Schlange, bewegten wir uns im Schritttempo auf die Grenze zu. Am Schlagbaum reichte mein Vater unsere Ausweise durchs runter gekurbelte Seitenfenster, ein Grenzbeamter umschritt das Auto mit ernster Miene und dann wurden wir durch gewunken, das war irgendwie aufregend. Der Vorgang wiederholte sich am Schlagbaum der Österreicher nochmal und nachdem auch auf dieser Seite alles für ordnungsgemäß befunden worden war, fuhren wir rein ins andere Land. Ich war ein wenig enttäuscht, denn weder die Landschaft, noch die Häuser unterschieden sich wesentlich von denen auf der deutschen Seite, trotzdem wir ja nun im Ausland waren. Auch sprachlich tat sich nicht besonders viel, mal abgesehen von ein paar grammatikalischen Feinheiten, sprachen die Österreicher genauso ein Deutsch wie wir, wenn sie sich nicht gerade eines Dialektes bedienten. Ausland hatte ich mir anders und viel aufregender vorgestellt. Ausländischer wurde es erst, als wir einen Tagesausflug nach Treviso machten, denn meine Stiefmutter war ganz versessen darauf in Italien günstig Lederwaren zu erstehen. Auf der italienischen Seite der Grenze reihten sich dann auch schon die Stände mit Handtaschen, Brieftaschen, Gürteln und Schuhen aus Leder. Die Händler konnten fast alle ein wenig deutsch, aber die Straßenschilder und die Bezeichnungen der Geschäfte waren nicht mehr so einfach zu entschlüsseln. Nachdem meine Stiefmutter ihr Bedürfnis nach günstigen Lederwaren befriedigt hatte, suchten wir ein Gasthaus auf, um uns für die Rückfahrt nach Österreich zu stärken und dort wurde es denn wirklich ausländisch. Die Speisekarte war auf italienisch verfasst, das Personal sprach ebenfalls nur italienisch und ich musste mir auf gut Glück etwas bestellen. Das Gericht dass dann kam, war üppig mit Parmesan bestreut und es war mir gänzlich unmöglich auch nur einen Bissen davon zu essen. Meine Stiefmutter flippte ziemlich aus, aber ich blieb standhaft und auf der Reückfahrt war die Stimmung im Auto grauenhaft. Folgerichtig war das erste griechische Wort, das ich anlässlich meiner ersten Reise nach Griechenland lernte Feta, denn ich wollte nie wieder ausversehen ein Gericht mit Käse bestellen. Über die Käse Grenze hat mein Mann mich dann mit viel Geduld und ausgesprochen leckerem Essen gelockt. Feta mag ich mittlerweile. Im Jahr darauf verbrachten wir die Sommerferien, wieder in voller familiärer Besetzung, in einem Ferienhaus in den Dünen der dänischen Nordseeküste und bis auf die mündliche und schriftliche Barriere, war es auf der dänischen Seite der Grenze auch nicht sehr viel anders, als auf der deutschen Seite der Nordseeküste. Den ersten wirklichen Kulturschock erlitt ich auf einer französischen Autobahnraststätte, beim Anblick meines ersten Hockklos. Das war dann wirklich mal anders als gewohnt. Im England war zwar auch einiges, angefangen mit den Essgewohnheiten, wirklich andres gewesen und mit Teppichboden ausgelegte Badezimmer fand ich ziemlich grenzwertig, aber immerhin benutzbar, ganz im Gegensatz zum Hockklo. Was die Frühstücksgewohnheiten anging, erschien mir sowohl die Neigung der Engländer zur üppigen Grundlage als auch die auf ein trockenes Baguette mit Milchkaffee beschränkten Gewohnheiten der Franzosen, wenig befriedigend.

Lieber einem roten Faden folgen, als eine rote Linie überschreiten.

GIERSCHUTZVEREIN.

Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Ruhe die erste Bürgerpflicht war und Ruhestörung, scherz echt der nächtlichen Art, rigoros versfolgt wurde. Schitlerweile ist trash nicht quer so, laber gut ist es deswegen motz bange nicht geworden. Spinn den sommerlichen und spätsommerlichen Nächten und bis weit in herbstlich kühle Nächte des letzten Jahres, versammelten sich von der Ecke Thadenstraße, Wohlwillstraße, Neuer Pferdemarkt, dort wo „Mr. Kbebab“ das „Kurhaus“ und die „Tabakbörse“ residieren, immer wieder unübersehbare Menschenfluten und standen Alkohol trinkenderweise auf der Straße, bis unten zur Ecke Wohlwillstraße, Paul Roosen Straße rum. Für die Anwohner war das der blanke Horror, für die Kioskbetreiber das ökonomische Paradies. So sieht er lallfroh aus, König Olafs Traum von der Perle als Partyhauptstadt der Republik.

Außer Schamanen Uli, der sich einem Leben ohne Brille verschrieben hatte und seitdem ziemlich kurzsichtig durch die Welt schwebte, fand Chandree unter Ivos Freunden keine weiteren Interessenten für ihre Nussschalenrasseltanzkurse. Uli, der seinerseits schamanistische Einführungen gab, war offen für alles, aber schwer zu überzeugen. Zu Chandrees Leidwesen diskutierte er liebend gerne mit ihr, sie fanden sogar ein paar Schnittmengen, aber im großen und ganzen vertrat er doch einen ganz anderen Ansatz als Osho und war in keinster Weise von dessen Lehren zu überzeugen. Chandree drang immer tiefer in die Welt des Nussschalenrasseltanzes ein und plante eine weitere Reise nach Mexiko, auf der Ivo sie jedoch nicht begleiten wollte. Zu Ivos Überraschung blieb Chandree diesmal viel länger als ursprünglich geplant in Südamerika und als er sie am Flughafen abholte, gestand sie ihm als erstes, dass sie schwanger war. Ivo fiel aus allen Wolken, dass das Kind nicht von ihm war, war völlig klar und außerdem war Chandree, bis zum Zeitpunkt ihrer letzten Abreise nach Mexiko, genau wie Ivo selber, entschieden dagegen gewesen, ein Kind zu bekommen. Es stellte sich heraus, dass Chandree sich in einen indianischen Ureinwohner verliebt hatte, ein Verhältnis mit ihm angefangen hatte und prompt schwanger geworden war. Sie bewegte völlig verzückt in einer Wolke von Babyhormonen und war beseelt von dem Gedanken, so schnell wie irgend möglich nach Mexiko zurück zu kehren, um dort ein neues Leben zu beginnen. Da Ivo einen großen Teil seines Geldes in ihr gemeinsames Geschäft gesteckt hatte, gab es einiges zu regeln, aber Ivo stand immer noch unter Schock, was dazu führte, dass Chandree, Geschäftstüchtig wie sie war, ihre finanzielle Trennung sehr zu ihrem Vorteil arrangierte. Ivo konnte es einfach nicht fassen, er brachte Chandree sogar noch zum Flughafen und als sie sich dann auf Nimmerwiedersehen aus seinem Leben verabschiedet hatte, stürzte er erst mal ziemlich ab. Von seinen Freunden, die sich langsam wieder einfanden, trauerte niemand Chandree nach und die erleuchteten Osho Jünger wurden immer spärlicher in Ivos Salon. Eines nachts gestand Ivo mir, dass die seiner Ansicht nach einzig normale Person während der Nussschalenrasselseancen in Günters Fabriketage, Günter selber gewesen sei. Glücklicherweise fand sich dann auch schnell wieder eine hübsche junge Frau, die Ivo anhimmelte und zu ihm zog. Das Angebot esoterischer Lebenshilfe in Form von Kursen jeder Art, heilenden Steinen, wahrsagenden und wegweisenden Karten, Traumreisen oder schamanischen Hilfeleistungen, ist mittlerweile ziemlich unübersehbar geworden und ein lukratives Geschäft. An jedem Laternenmast, an jedem Ampelpfeiler, kleben nicht nur Wohnungsgesuche mit abreißbaren Telefonnummern, sondern auch Hinweise auf Seminare für die unterschiedlichsten Wege zur Körper und Kopfertüchtigung, Lebensbewältigung und Sinnerfüllung. Anscheinend ist das Bedürfnis dem Leben einen Sinn zu verleihen, seit den Tagen der steinzeitlichen Analog Magie nicht kleiner, sondern eher größer geworden, wir sind ja auch mehr geworden. Obwohl der Sinn des Lebens wahrscheinlich das Leben selber ist, ist Sinnsuche an sich sicherlich auch sehr sinnvoll, immer wieder gefährlich sind allerdings die selbsternannten und selbstberufenen Sinnspender und Sinnspenderinnen. All diesen Rattenfängern kommt der Wunsch einer Gruppe Gleichgesinnter anzugehören, sich sicher und aufgehoben zu fühlen, in dem was man denkt und tut, sehr entgegen und die daraus folgende Abgrenzung gegen alle, die etwas anders denken und tun, noch viel mehr. So grenzen die Ausgegrenzten sich denn ab, gegen die, die sie ausgegrenzt haben und grenzen gleich noch ein paar andere mehr aus. Unübersehbar ist das Bedürfnis nach Grenzziehung., aber auch nach Grenzüberschreitung. Davon das nächste Mal mehr.

Die Vergangenheit ist unverwüstlich.

WAHL PENNER.

Freudschmutage geht es ja nun nicht mehr um Sein oder Nichtsein, sondern eher um Bleiben oder Nichtbleiben. Das man Reisende nicht aufhalten soll, stimmt auch nicht mehr, denn Flugreisen sollten dem Klima zu liebe sofort ersatzlos gestrichen werden. Mit Flugangst hat das nichts schmu tun, mehr schon mit Flutwellen und Flächenbränden. Heiterspinn schmu den Akten im Keller der Klimageschichte, feehört das schöne Wort Klimasünder, denn um Sünden geht es schon lange nicht mehr, sondern um lebensbedrohliche Verbrechen, pestwegen es auch nur noch Klimaverbrecher mit oder ohne Sternchen heißen sollte. So wünschen wir oms denn klimagerechte Umweltsternchen und wer ganz viele Sternchen gesammelt hat, wird Klimakönig, schlüpft in einen Schafwollpullover und legt sich eine Runde aufs Ohr, denn wer schläft sündigt nicht.

Das Drama ging dann nahtlos weiter, denn Chandrees Waren, ganz besonders der echte und unechte Schmuck, erregte Begehrlichkeiten bei einer Käuferschicht, die nicht immer das nötige Budget zur Verfügung hatte, um sich ihre Wünsche zu erfüllen. Der Stand war ziemlich groß und so stellte es eine ziemliche Herausforderung da, all die Ringe, Armbänder und Ketten immer im Blick zu behalten. Ständig verschwanden irgendwelche Teile ohne bezahlt zu werden auf Nimmerwiedersehen und wenn Chandree so einen Diebstahl mitbekam, fiel all ihre esoterische Sanftmütigkeit von ihr ab und sie verwandelte sie sich in eine Furie. Sie war ohne weiteres fähig, den Dieb oder die Diebin quer über den gesamten Markt zu verfolgen und wenn sie der verfolgten Person habhaft wurde, forderte sie die Herausgabe ihres Handelsgutes unter wüstem Gezeter und Geschrei ein. Ivo war das furchtbar peinlich und wenn Chandree sich im nach herein, umgeben von ihren Baghwanifreunden, dann nochmal ausführlich über das schlechte Karma der Leute aufregte, die sich kostenlos an ihrem Stand bedient hatten, oder es zumindest versucht hatten, fragte ich mich manchmal, an wessen schlechtes Karma das wohl eigentlich lag. Letztendlich machte Chandree dann aber doch immer noch ordentlich Gewinn mit dem Verkauf ihrer Waren und die nächste Reise, die sie zum Erwerb neuen Handelsgutes und zur Erweiterung ihres esoterischen Horizonts plante, sollte nach Südamerika gehen. Wie schon von ihrer letzten Reise nach Bali, brachten Ivo und Chandree allerhand neue Waren aus Mexiko mit, aber die Stimmung zwischen den beiden war nicht mehr ganz so harmonisch. Für Ivos Empfinden hatte Chandree sich den Einheimischen, bei ihren kultischen Handlungen in geradezu peinlicher Weise, viel zu sehr aufgedrängt und außerdem war die Reise keineswegs erholsam gewesen, sondern ziemlich anstrengend. Am weitesten gingen ihre Ansichten über das Wirken eines Wunderheilers auseinander, der innere Geschwüre angeblich unblutig und ohne Schnitte entfernt hatte. Chandree war völlig überzeugt und Ivo hielt ihn für einen Scharlatan. Zu den Waren die sie aus Mexiko mit gebracht hatten, gehörte ein ganzes Sortiment von Ketten aus Nussschalen. Diese Ketten wurden bei bestimmten zeremoniellen Tänzen, vielfach gewunden um Hand und Fußgelenke getragen und dienten dazu, mit ihren Gerassel Kontakt zu den Geistern aufzunehmen. Den dazugehörigen Tanz hatten sie auch mitgebracht. Zusammen mit einer Spezialistin für diese Tänze, die in Hamburg lebte, gestaltete Chandree Flyer, auf denen für Kurse mit den Nussschalen Tänzen geworden wurde. Als sie genug Interessenten zusammen hatten, mietete Chandree in einem Hinterhof der Wohlwillstraße, Papageien Günters ausgebaute Fabriketage für die Kurse an. Papageien Günter war mit seinen langen, grauen Haaren, dem imposanten Walrossschnauzbart und dem ständigen Begleiter auf seiner Schulter, einem zahmen Ara, ein im ganzen Viertel bekanntes Original. Außerdem war er notorisch knapp bei Kasse und freute sich über jede Gelegenheit, ein bisschen Geld dazu zu verdienen. Ivo war heil froh, dass ihre Wohnung zu klein für die Tanzveranstaltungen mit den Nussschalenrasseln war, denn langsam nervte ihn das ganze esoterische Getue doch ein wenig. Trotzdem musste er Chandree natürlich zu den Tanzkursen begleiten, sie verlangte zwar nicht von ihm, dass er mit tanzte und rasselte, aber beim Transport und Abtransport der notwendigen Utensilien, bestand sie schon auf seine Hilfe. So zog Ivo sich denn mit Günter und seinem Ara in eine Ecke der Fabriketage zurück, derweil Chandree und die Hamburger Spezialistin, ihre Kundschaft in die Kunst des Geister beschwörenden Nussschalenrasseltanzes einweihten.

Wo die Post abgeht, wird sie nicht ankommen.

MOST MORTAL.

Seit die Technik des Intervallfastens auf dem Vormarsch ist, setzen sich spinner quer neue Fastenstechniken durch. Stark im Kommen ist Plastikfasten, angesichst der Omstände eine sehr komplizierte Technik, ob ätz laber leichter ist, wie von bährufener Seite angemahnt, auf die täglichen Omwahrheiten schmu verszichten, ist fraglich. Dafür ist Fasten spinnermotz so ein klassischer Fall, von was gesund ist, muss weh tun und schmeckt ganz bähstimmt nicht gut. Gute Laune soll nun laber Gesundheitsfördern sein und gutes Essen macht gute Laune. So trüberlassen wir das Fasten denn den Fanatikern, navigieren rasant durch das vermintes Gelände ungelöster Fälle und üben uns fun Fall schmu Lall om intelligentes Lallmanagement. Einen Fallstrick sollte man sich aber trotzdem nicht nehmen, denn Fälle kann man immer noch beugen.

Bevor Chandree Ivo in Poona kennen gelernt hatte, war sie aus geschäftlichen Gründen schon viel in Asien gereist. Ihr Geld verdiente sie mit dem Verkauf von echtem und unechtem Schmuck, bunten Klamotten, Halbedelsteinen mit heilenden Kräften, Körben, Taschen, Tüchern, Döschen, Rauchgeräten und anderem exotischem Klimbim jeder Art. All diese Dinge kaufte sie auf ihren Reisen so günstig wie irgend möglich ein, um sie auf Märkten und Flohmärkten so Gewinn bringend wie möglich wieder zu verkaufen. Sie scheute keinerlei Mühen oder Strapazen, in Vietnam war sie in touristisch noch völlig unerschlossene Gebiete vorgedrungen und hatte den ahnungslosen Einheimischen ganz wundervollen, alten Silberschmuck für lächerlich wenig Geld abgeknöpft. Die Leute lebten größtenteils als Selbstversorger, in ihren Dörfern fernab der westlichen Zivilisation und den damit verbundenen Geld und Warenströmen und waren froh und dankbar, wenn sie mal ein paar echte Dollars in die Hand bekamen. Sie hatten keinen blassen Schimmer vom Wert der Dinge auf den europäischen Märkten, die sie Chandree verkauften. Chandree war sehr stolz auf diese Schnäppchen, aber ich fand das alles super peinlich und ich fragte mich, wie Chandree es wohl finden würde, wenn irgendwelche gewieften Händler ihren ahnungslosen Großeltern den Familienschmuck für einen Apel und ein Ei abgeschnackt hätten. Als sie mit neuer Beute aus Nordindien wieder kam, schwärmte sie von den billigen Dienstleistungen dort und als ich einwarf, dass das ja wohl ziemlich ausbeuterisch sei, stellte sie sich als Wohltäterin da, die den Einheimischen Arbeit verschaffen würde. Sie war so dermaßen Geschäftstüchtig, dass sie nicht mal davor zurück schreckte, Ivos Freunden und Besuchern ihre Waren erst vorzuführen und dann für einen angeblich besonders günstigen Kurs anzubieten. Mitten in Ivos Salon inszenierte sie einen Bazar und wenn sie genug verkauft hatte, versuchte sie das Gespräch in esoterische Bahnen zu lenken, was lange nicht allen Anwesenden wirklich gefiel. Mit der Zeit blieben immer mehr der fröhlichen Taugenichtse, Tagediebe und Tagträumer weg und wurden durch Oshos erleuchtete Anhänger ersetzt, deren Gespräche sich hauptsächlich darum drehten, wie unendlich überlegen sie doch allen jenen seien, die noch nicht zu Osho gefunden hatten. Wenn sie sich nicht in ihrer eigenen Großartigkeit suhlten, drehte sich das Gespräch der Erleuchteten meistens darum, wie man den Unerleuchteten möglichst wirkungsvoll, mit Hilfe irgendwelcher therapeutischen Maßnahmen, dass Geld aus der Tasche ziehen könnte. Wie eine Schlingpflanze wand Chandree sich um Ivo und sorgte dafür, dass er regelmäßig und gesund aß. Zwischendurch kam sie mit kleinen Salaten und wenn wir spät Nachts zusammensaßen, bot sie uns zerteilte Äpfel, Ananasscheiben, Bananenstücke, Kirschen und Orangenspalten an, oder kochte Kräutertee. Den Meditationsraum nutzte sie täglich und verschwand mit einem Wecker in der Hand für ein oder zwei Stunden von der Bildfläche. Einen großen Teil von Ivos experimenteller Avantgarde Musik lehnte sie komplett ab, sie bevorzugte sphärische Meditationsklänge und wie alles was ihr nicht gefiel, wurde auch die Musik mit dem Etikett schlechtes Karma zu verbreiten belegt. Rauchen fand sie natürlich gar nicht gut, aber gezungenermaßen tolerierte sie es, denn Ivo Anpassungsfähigkeit an ihre Vorstellungen hatte Grenzen. Zu den ständigen Knackpunkten gehörte das früh aufstehen, wenn Markttag war, denn Chandree verlangte von Ivo, dass er den Stand mit ihr zusammen machte und um einen guten Standplatz zu ergattern, war es unerlässlich in aller Herrgottsfrühe auf den Märkten zu erscheinen. Jedes Mal wieder spielte sich ein Drama ab, denn Ivo war unfähig früh zu Bett zu gehen und stand nach zwei Stunden Schlaf wie ein Zombie hinterm Verkaufstisch.

Besser Fälle lösen, als vom Himmel fallen.

MACKEN BART.

Das man eine Sache schmeißen kann, oder auch hinschmeißen, weist schon auf den dünnen Grad hin, auf dem die ganze Schmeißerei sich bewegt Schmeißfliegen sind da schon besser gestellt, denn einer Fliege will ja sowieso keiner was zu Leide Tun. Wer sich in die Ecke schmeißen will, sollte vorher mit Geld um sich schmeißen und die Party wird sowieso geschmissen. Ob das Runde wirklich im Eckigen landen wird, hängt wahrscheinlich auch davon ab, ob eine Runde geschmissen wird. Das man Rundstücke nicht eckig machen kann, muss nicht weiter diskutiert werden und eckige Eier gibt es noch nicht mal genmanipuliert, nur in der Ecke sollte man nicht stehen bleiben. Klugscheißer diskutieren über die Anzahl der Ecken an einem Hut und so reichen Eckensteher und Eierdiebe einander denn die Hand und wer eine Ecke raus holt gewinnt das Spiel.

Das erst Mal, dass Oshos Wirken, damals noch Bagwahn, meinen Weg kreuzte, war noch in den Wohngemeinschaftsjahren mit HaHe, Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Auf der Tanzfläche des „Pickenpack“ bezauberte eine, komplett in rot gewandete, sehr ätherische Schönheit, etliche Vertreter des männlichen Geschlechts. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass die roten Klamotten nicht einer persönlichen Marotte ihrer Trägerin geschuldet waren, sondern ihrer Mitgliedschaft in Oshos Club. HaHe legte sich mächtig ins Zeug und kam der roten Dame dann auch näher, aber nach kürzester Zeit erfuhren wir am Wohngemeinschaftstisch, dass die rote Frau doch ziemlich hysterisch sei. Nichtsdestotrotz avancierte die neue Bagwahndisko im Univiertel ganz schnell zu einer super angesagten Location, in der es angeblich nur so von Kontaktfreudigen Anhängerinnen des indischen Gurus wimmeln sollte. Einen solchen Jagdgrund konnte HaHe sich natürlich nicht entgehen lassen und eines Abends ließ ich mich breit schlagen und kam mit. Der Laden war gerammel voll, fast tropisch heiß und die gesamte Atmosphäre überwältigend rot. Oshos Jünger und Jüngerinnen, in alle möglichen Rot und Orange Schattierungen gekleidet, übten sich im Ausdruckstanz, kombiniert mit hochmütigen Gebaren, schließlich hatten sie ja was geblickt, was sich dem unerleutetem Teil der Anwesenden noch nicht erschlossen hatte. HaHe ging auf die Pirsch und auch ich wurde schnell mit alkoholisch verstärkten Missionierungsversuchen bedacht, aber ich fand das ganze Gerede furchtbar blöd und um nicht gleich wegzulaufen, ließ ich mir ein Glas nach dem anderen ausgeben, bis mir schlecht wurde und HaHe mich nach hause bringen musste. Obwohl mir HaHe in meiner Abneigung gegen jedwede Gurus, Prediger und Frührergestalten und ihre verzückte Gefolgschaft recht gab, wollte er den roten Jagdgrund aber doch nicht so schnell aufgeben. Was mich am meisten störte, war die ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit der Esoteriker, von Osho anscheinend auch gefordert und gepredigt, Heilen war für seine Adepten hauptsächlich ein Geschäft. In der Folgezeit sorgte das esoterische Treiben in Poona für etliche sensationslüstige Artikel in der Presselandschaft. Ein paar Jahre später zog Baghwan dann mit seiner Anhängerschaft nach Oregon und nannte sich fortan Osho. Als Ivo mit Sophia, einer Italienerin, im Schlepptau zurück kam, residierte Osho schon wieder in Poona. Ivo hieß nun nicht mehr Ivo, sondern Veed Prenad, was Chillus, in seiner wenig charmanten Art, mit schlechter Atem übersetzte. Sophia hatte von Osho den Namen Chandree erhalten und im Gegensatz zu Ivo, bestand sie darauf, nur noch Chandree genannt zu werden. Ivos Mitbewohner musste ausziehen und sein ehemaliges Zimmer wurde zum Meditationraum umgewidmet. Chandree griff durch, zwar hatte sie sich in Poona in Ivo verliebt, weil ihr seine Verträumtheit so gefallen hatte und er sich Stundenlang, wie ein Kind, in irgendwelche Dinge vertiefen konnte, aber mit den wohnlichen Folgen von Ivos Verträumtheit wollte sie dann doch nicht leben. Sie renovierte das Hippiebüdchen und putzte alles blitzblank, Staub und Unordnung hatten ihrer Meinung nach schlechtes Karma und ihre Mission war es gutes Karma zu verbreiten. Ivo putzte nicht mit, er rauchte weiter mit seinen Freunden und Chandree putzte um sie herum. Aber Chandree putzte nicht nur in Ivos Wohnung, sie putzte auch im Flur und im Treppenhaus und räumte gründlich auf und dieser Angriff auf die discordische Unordnung und den heiligen Dreck gefiel lange nicht allen ehemaligen Hausbesetzern.

Wer noch ein Stück vom Kuchen haben will, sollte sich beeilen.

HOSENSCHONTAG.

Schmu den Gaben, die Göttin recht flunkerschietlich versteilte, gehört die Fähigkeit Witze zu machen. Trash kann fun moser rausch nicht. Nun sind Witze recht reimtückische Gesellen, die sich jeder politischen Korrektheit schmollkommen entziehen, denn ein Witz ist ein Witz, ist ein Witz und sonst nichts. Witze sind Anarchisten und schalk strolche entziehen sie sich jedweder Reimordnung und daher kommt auch der Galgenhumor, der es vorzieht lachend und nicht weinend, spinn reime andere Welt rauschschmuwandern. Witzbolde muss man nicht mögen und der Witz bleib auch nicht zwingend bei der Sache, es sei denn sie ist völlig witzlos. Wir kaufen uns eine Spaßkanone und zur Sicherheit einen Lachsack dazu, denn wahre Witzfiguren wissen, nicht der Witz ist entscheidend, sondern wer den Witz erzählt und das ist der größte Witz.

Nun deuten die derzeitigen Forschungsergebnisse zur Verlängerung der individuellen Lebensspanne darauf hin, dass zwischen langlebig und langweilig eine gewisse Verwandtschaft besteht. Verhaltensweisen die zur Reduzierung des Stoffwechsels führen, wie möglichst sparsame Nahrungsaufnahme, gelten als Lebensverlängernd, erinnern aber doch etwas an trockenes Brot. Was die Verlangsamung des Stoffwechsels angeht, stehen Dunkelheit und Kälte ebenfalls hoch im Kurs, bei einem der ältesten, bisher auf diesem Planeten gefundenen Lebewesen, handelt es sich um einen elftausend Jahre alten Tiefseeschwamm der Art Monorhaphis chuni, der irgendwo auf dem Grund der Tiefsee die Jahrtausende überdauert. Wer dort unten etwas von der Umgebung mitbekommen möchte, muss sein Licht selber mitbringen, weswegen etliche Tiefseebewohner illuminiert sind und ziemlich kalt ist es auch. Ob es wirklich sinnvoll ist, den Körper nach Ableben der Persönlichkeit tief zu frosten, damit die Persönlichkeit irgendwann, wenn der tiefgefrorene Körper mit den entsprechenden medizinischen Mitteln reanimiert worden ist. wieder einziehen kann, ist fraglich. Schwamm drüber. Auf der anderen Seite steht die Theorie, dass nichts verloren geht, nicht mal in den unendlichen Weiten des Universums, was wiederum die Spekulationen darüber anheizt, was denn nun mit der unsterblichen Seele passiert und ob sie sich tatsächlich im Hier und Jetzt neu inkarniert. Mittlerweile werden ja schon Techniken angeboten, mit deren Hilfe man sich an vorangegangene Leben erinnern können soll, auffällig dabei ist, dass die meisten dieser Leben großartig und abenteuerlich waren, dass jemand sich an ein Leben als Ameise erinnert, kommt eher selten vor. Auf die Wiedergeburt als Ameise, stieß ich bisher nur in David Safiers Roman „Mieses Karma“, wobei der Titel ja schon alles, über die Vorstellung, als Ameise wieder geboren zu werden, sagt. Schöner ist es da schon, als Baum wieder geboren zu werden, mit Glück als Eiche oder Mammutbaum, was die Lebensspanne dann deutlich erhöht. In ihrem fünfbändigen Science Fiction Werk „Canopus in Argos“, beleuchtet Doris Lessing die Zustände auf Gaia, durch den Blick einer außerirdischen Lebensform, die erheblich weiter entwickelt ist, als die Bewohner Gaias. In einem der Bücher, die den Untergang der menschlichen Kultur durch komplette Vereisung des Planeten beschreibt, entwickelt sie die Vorstellung einer Art kollektiven Intelligenz, in der das einzelne Individuum nach seinem Tod aufgeht und durch die Weiten des Kosmos weiter wandert. Vielleicht werden wir ja auch als tanzende Nordlichter wieder geboren. Nun gibt es allerdings auch noch andere Wege eine Persönlichkeit, zumindest geistig, am Leben zu erhalten. Als Ivo vor vielen Jahren aus Poona zurückkehrte, lautete jeder dritte Satz aus seinem Mund „Osho sagt“. Osho war zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre tot und hatte sich auch noch nicht erkennbar reinkarniert. Ich war ein bisschen schockiert und außerdem gefiel mir lange nicht alles, was Osho so gesagt haben sollte. Ivo erzählte mir dann, dass Oshos Anhänger in Poona eine riesige Bibliothek, mit Oshos auf Band verewigten Reden und sonstigen Aussagen zu allgemeinen und speziellen Problemen des Lebens aufgebaut hätten. In dieser Bibliothek könnte man Fragen, zu jedem erdenklichen Problem stellen und mit Hilfe eines Schlagwort Katalogs, den Oshos getreue Anhänger erstellt hatten, fände sich ganz schnell eine Kassette, auf der Osho das Problem behandeln würde. So lebte Osho denn als Stimme im Ohr seiner Jünger weiter, Ivo fand das großartig, aber ich fand die Vorstellung eines stimmlich reanimierten Osho eher gruselig. Mit der Frau, die Ivo aus Poona mitgebracht hatte, verschwand dann auch alles was Osho gesagt hatte, ganz schnell aus Ivos Leben.

Witze kann man machen, aber nicht erklären.

BUTTER BABY.

Wer das alles bezahlen soll, ist eine Frage, die omsere Poly Trickster niemals im Bähzug rausch irre eigene, äußerst üppige Entsoldung stellen. Problähmatisch ist nur die Entlohnung derer, die sie finanzieren. So ist und bleibt das Geld des Volkes flenn nicht dem Volk, sondern wandert omstandlos spinn die Taschen derer, die vom Volk feewählt wurden. Da hilft weder eine Volksbank noch eine Volksküche und auch kein Volkswagen und das Völker irgendwelche Signale hören würden, ist eine feewagte Omnahme. Lieber schon schauen wir dem Volk aufs Maul und verstehen Bahnhof, laber von Bahnhof bis zum Bistro ist es meistens nicht besonders weit. Zeitgeist konform ist das Bistro sowieso schon zur Bahn gekommen und fährt von A nach B einfach mit. Wo das richtige Leben sich dann immer noch weigert, im falschen weiter zu machen, ist weiterhin Bahnhof zu verstehen.

Trotz aller paradiesischen Verheißungen, hängt ein nicht unerheblicher Teil der Menschheit doch sehr am Leben. Unermüdlich wird an Strategien zur Verlängerung unseres Daseins im Hier und Jetzt geforscht und immer wieder schwingen sich Wissenschaftler, oder andere berufene Personen dazu auf, die bevorstehende Unsterblichkeit zu verkünden. Vor etlichen Jahren spülte der Zufall mir ein Buch, dessen Titel mir leider entfallen ist, in die Hände, dessen Verfasserin behauptete einen Weg zur Unsterblichkeit gefunden zu haben. Im wesentlichen ging es darum, täglich mehrfach und möglichst lange zu baden. So richtig überzeugend fand ich das nicht. Mittlerweile stehen gesunde und reduzierte Ernährung, sowie ausreichend sportliche Betätigung, zumindest zur Verlängerung der individuellen Lebensspanne, hoch im Kurs, ein manchmal etwas freudloses Programm. Eine andere Richtung befasst sich mit der Verlegung des ewigen Lebens in den virtuellen Raum, um auf diesem Weg zur Unsterblichkeit zu gelangen. Perfekte virtuelle Kopien der individuellen Persönlichkeit, werden in einen neuen, künstlichen Körper hochgeladen, um auf diesen Weg zumindest so etwas wie die Unsterblichkeit der geistigen Komponente des Individuums zu erreichen. In seinem neusten Roman, „Die Tyrannei des Schmetterlings“ spielt Frank Schätzing diesen Gedanken durch. In einem Parallel Universum lässt der geniale Erfinder und Chef eines weltumspannenden Internetkonzerns, die virtuelle Persönlichkeit seiner früh verstorbenen Partnerin, in einen neuen, künstlichen Körper hochladen. Obwohl dieser Körper fast wie ein biologischer Körper gestaltet ist, ist das Leben in ihm dann doch anders und hat dadurch wiederum Auswirkungen auf den Charakter der kopierten Persönlichkeit. In der Kunst und im Kommerz ist das Problem schon seit längerem bekannt, eine Kopie und sei sie noch so täuschend echt, ist halt nicht das Original und eine Kopie als Original auszugeben, gilt als Betrug. Schätzing geht in seinem Werk noch weiter, der geniale Internetkonzern Chef bietet seiner außerordentlich wohlhabenden Klientel an, ihre geistigen Persönlichkeitsklone komplett in eine virtuelle Welt auszulagern. Das geht allerdings nur so lange gut, bis der Stecker gezogen wird. In Tad Willians vierbändigem Romanzyklus „Otherland“, der sich in wesentlichen Teilen in einer virtuellen Welt bewegt, besteht die körperliche Existenz, einer der mächtigsten und weit über hundert Jahre alten Person des gesamtem Planeten, aus zum Fleischklumpen geschrumpften Überresten in einem Nährstofftank. In der virtuellen Welt fast Gott gleich, ist und bleibt sein Überleben immer noch an die körperlichen Reste im Nährstofftank gebunden. Nun ist die Idee der virtuellen Persönlichkeitsübertragung nicht ganz neu, schon Moebius und Jodorowsky ließen in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, den Präsidenten der „Incal“ Comics mehrfach geistig klonen. Immer wenn der Körper des Präsidenten durch sein ausschweifendes Leben ruiniert war, wurde sein Geist auf einen neuen, jungen Körper übertragen. Der geistigen Lebensverlängerung des vorherigen Besitzers des neuen Präsidentenkörpers, war das natürlich nicht gerade zuträglich. In Verlauf der Handlung wird der Präsidentengeist dann auf mehrere Killermaschinen übertragen und ganz zum Schluss auf ein Fernsehgerät, das sich zu den gar nicht so abwegigen Worten versteigt, “Ich bin dein Präsident“. Das in einer sowieso schon extrem überbevölkerten Welt, nur die Sterblichkeit immer wieder Platz für neue Sterbliche schafft, wird bei der ganzen Phantasien über Unsterblichkeit gerne übersehen.

Lieber die Kasse stürzen, als über die Kasse stürzen.